Название | TITANROT |
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Автор произведения | S. C. Menzel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957658388 |
»Die Sicherheitsmänner bemerken uns nicht«, krächzte Kroll. Er sah sich um, als erwarte er, seine Worte könnten besagte Sicherheitsmänner direkt hinter ihm aus der Luft materialisieren. »Ich habe ein Wartungsprogramm gestartet. Falschmeldungen gehören zum Testverfahren. Die Überwachungssysteme sind beschäftigt und die Bewohner sind fast alle in den Freizeitmodulen und genießen den frühen Feierabend. Wir haben eine ganze Stunde Zeit.«
Er pausierte, um die Uhrzeit in einer Anzeige neben der Tür abzulesen. »Jetzt sind es nur noch fünfundvierzig Minuten. Ihr seid zu spät.«
»Wir wären nicht zu spät, wenn wir eine bessere Beschreibung oder ein Bild vom Eingang gehabt hätten«, sagte Tian und zog ebenfalls den Helm ab. Seine Glatze mit den grünen Tätowierungen glänzte vor Schweiß. Er betrachtete Kroll wie einen Wurm, den er im Trinkwassertank gefunden hatte. »Wir haben zugesagt, Sie auf der Asteroidenoberfläche abzuholen und nach Amarok zu bringen. Mehr nicht. Wir werden weder Schiff noch Mannschaft für eine Million zusätzlicher Kuben riskieren. Wir sollten gehen, Käpt’n.«
»Wir können uns ja mal anhören, was er zu sagen hat.« Glenn kratzte sich mit seiner freien Hand die Nase und seufzte erleichtert. Eine Million zusätzlicher Kuben reichte aus, um nicht nur der Sonnenwind, sondern auch dem Dingi eine Generalüberholung zu verpassen. Und wenn sie jetzt ohne Kroll abdampften, fehlte ihnen sogar das Geld, um im nächsten Hafen die Luftfilter austauschen zu lassen.
»Ihr versteht nicht, worum es hier geht«, stammelte der Wissenschaftler. Tian nahm seinen Helm hoch, um ihn aufzusetzen. Doch Kroll klammerte sich an den Arm des Mechanikers. »Ihr müsst mich mitnehmen.«
Mit lautem Scheppern knallte der Helm auf den Boden.
»Lass los, Konglo.« Tian versuchte, den Mann von sich abzuschütteln.
»Nein«, rief Kroll. Etwas blitzte in seiner Hand und ein Reißgeräusch hallte durch den Vorraum.
»Bist du lebensmüde?«
Tians Faust traf den Wissenschaftler am Kopf. Der Mann hing immer noch am Arm des Mechanikers. Auch wenn Blut aus seiner Nase auf den silbrigen Anzug sprudelte. Er schielte und wieder riss etwas hörbar auf. Tian holte aus, um den Wissenschaftler von seinem Arm abzuschlagen. Sein Anzug klaffte an zwei Stellen weit auseinander. Normalerweise begann der Reparaturmechanismus sofort, um den Luftverlust zu begrenzen. Doch die Löcher vergrößerten sich mit jeder Bewegung des Mechanikers. Der sich erstaunlich schwer damit tat, den Wissenschaftler von seinem Arm zu pflücken.
»Dein Anzug ist kaputt«, rief Glenn. »Die Autoreparatur ist hin.«
Tian sah ungläubig auf seinen Ärmel. Der Wissenschaftler nutzte die Gelegenheit und hüpfte einige Meter zurück, in Sicherheit vor dem riesigen Mechaniker. Das dunkel schimmernde Messer hielt der immer noch fest umklammert.
»Jetzt müsst ihr ins Lager gehen. Sonst kommt ihr nicht mehr weg«, sagte Kroll mit blutigem Grinsen und schiefer Nase. Er hielt sein Messer hoch. »Molekularschneide mit elektromagnetischem Impulsgeber. Der Anzug ist hin.«
Tians Nasenflügel bebten vor Wut. »Bist du lebensmüde, Konglo?«
Glenn sprang zwischen die beiden, damit der Mechaniker den Wissenschaftler nicht einfach ins Jenseits prügelte.
»Aus dem Weg«, sagte Tian. »Der Drecksack hat meinen Anzug zerstört.«
»Du kannst dich rächen, wenn wir den Kerl verschnürt und an Bord verstaut haben.« Glenn starrte Kroll wütend an. »Jetzt besorgen wir erst einmal zwei funktionierende Raumanzüge.«
»Verschnürt?«, fragte der Wissenschaftler und der Triumph wurde aus seinem Gesicht gewischt.
»Du glaubst doch nicht, dass ich dich nach der Aktion auf meinem Schiff frei rumscharwenzeln lasse?« Glenn lächelte. »Ich bin sicher, Tian wird sich einiges einfallen lassen, wie er es dir heimzahlen kann. Ihr beide habt auf dem Weg nach Amarok genügend Zeit zum beschnuppern.«
»Ihr könnt mir nix tun«, sagte der Wissenschaftler. »Ihr dürft nicht.«
»Wir dürfen auf meinem Schiff, was ich erlaube«, sagte Glenn. »Wenn dir das nicht passt, kannst du hierbleiben.«
Ob er es damit übertrieb, dem Kerl ein wenig Respekt beizubringen? Aber sie konnten sich keine weiteren bösen Überraschungen erlauben, wenn er die Sonnenwind wiedersehen wollte.
»Aye, Käpt’n.« Tian streckte seinen Rücken durch. »Dem werd ich beibringen, noch mal die Raumanzüge ehrenhafter Nomaden anzufassen.«
Glenn setzte seinen Helm wieder auf. »Du sagst, wir haben noch eine Dreiviertelstunde? Lasst uns keine Zeit mehr vertrödeln. Führ uns zum Lager. Du gehst vor.«
»Ich? Ich dachte, ich kann hier warten.« Der Mann blickte auf Tians Miene, schluckte seine Widerworte und nickte.
Anscheinend funktionierte das Alarmsystem tatsächlich nicht. Denn Kroll führte sie ohne Probleme mithilfe seiner Dienstmarke durch etliche Türen und Flure, bis sie tief im Innern der Station vor einer letzten Tür hielten. Auch Menschen hatten sie keine getroffen.
»Dahinter liegt der Flur zum Lager«, sagte der Wissenschaftler. »Da stehen zwei Sicherheitsmänner. Ich habe versucht, deren Drohnen abzuschalten, aber ich kann nicht garantieren, dass das funktioniert hat.«
»Drohnen?« Glenn seufzte und zückte seine Waffe. Das wurde ja immer besser.
»Damit werde ich fertig, Käpt’n.« Tian zog ein schwarzes Kästchen aus seinem Rucksack und hielt es ins Licht.
»Beschreibe uns genau, wo die Wachen und Drohnen stehen«, forderte Glenn vom Wissenschaftler. »Und lass nichts aus. Dich erschieß ich zuerst, falls deine Angaben nicht stimmen.«
Der Flur hinter der Tür strahlte reinweiß. Glenn schirmte seine Augen mit der linken Hand ab, während er mit rechts zielte. Eine Frau mit schwarzem Pferdeschwanz stand auf einer Seite des Flurs. Auf der anderen hielt ein bulliger Mann mit krausem Haar Wache. Drohnen auf Rädern warteten neben ihnen. Glenn tauschte einen Blick mit den Wachleuten und ihren mechanischen Helfern. Alarm heulte auf.
Tian warf sein schwarzes Kästchen nach den Blechdosen. Die wandten sich um und feuerten. Ein Lichtblitz explodierte. Der Raum erstrahlte in gleißendem Weiß. Glenn kniff die Augen zusammen und duckte sich zur Seite. Etwas schlug gegen seinen Oberschenkel. Er hörte die Rufe der Konglos und das Schrillen einer Sirene wie durch einen Schleier. Die Wachmänner gingen unter Tians Beschuss zu Boden und blieben neben ihren Drohnen liegen.
Schatten schluckten Glenns Sichtfeld von den Rändern her.
»Soll der Träumer sie holen«, fluchte Tian und packte Glenn an der Schulter, bevor er umfallen konnte. Aber der Schwächeanfall dauerte nur einen Augenblick. Die Welt tauchte wieder auf und er stand, durch Tian gestützt, vor einer der Türen im Flur. Doktor Kroll zeigte einem weiteren Scanner seinen Dienstausweis und verschaffte ihnen Einlass. Die Alarmsirenen schrillten noch immer.
»Scheint, als bräuchten wir drei Anzüge«, erklärte Tian und ging durch die Tür, die sich gerade öffnete. Er hatte seinen Arm um Glenns Schultern gelegt und schliff ihn geradezu in den Raum. Es fiel ihm trotzdem schwer, sich aufrecht zu halten. Wieso funktionierten seine Füße nicht richtig? Er sah runter. Ein roter Fleck breitete sich an seinem Bein aus. Blut rann den Stoff entlang und tropfte auf den Boden. »Die haben mich getroffen.«
»Aye«, brummte Tian. »Drecksäcke.«
Im Lager stapelten sich Kisten in langen Regalreihen bis zur Decke.
»Hol die verdammten Anzüge raus. Wir müssen hier weg«, befahl Tian dem Wissenschaftler.
»Gleich«,