Название | Kommunikationswissenschaft |
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Автор произведения | Roland Burkart |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846357132 |
40Treinen hat das Symbolphänomen am Beispiel der Bedeutung von Ortsnamen untersucht und dabei nachgewiesen, dass sie „für verschiedene Kategorien und Gruppen von Menschen verschiedene Bedeutung haben“ (Treinen 1965: 81).
41Auch ein Vorname symbolisiert Verschiedenes: Profile auf Online-Dating-Plattformen von Personen mit als unvorteilhaft eingestuften Vornamen werden z. B. deutlich seltener besucht (Gebauer et al. 2011). Außerdem wurde (anhand historischer bzw. kultursoziologischer Analysen) gezeigt, dass Vornamen politische Entwicklungen sowie die Bedeutung von Religion und Kirche in sich tragen (Gerhards 2003).
42Da die posthum veröffentlichten Vorlesungen von G.H. Mead (1968) einer gewissen Unsystematik nicht entbehren, sei als Ergänzung auf die übersichtliche Darstellung des Ansatzes bei Blumer 2015 verwiesen. Siehe auch: Bude/Dellwing 2013, Helle 1977, Richter 2016: 169 ff., Rose 1967. Auf den Symbolischen Interaktionismus wird im vorl. Buch auch noch weiter unten (insb. Kap. 4.2.3 und 8.3.2.1) eingegangen.
43Erwähnenswert scheint in diesem Zusammenhang die Unterscheidung von „Ding“ und „Gegenstand“: Nach Plessner (zit. n. Zdarzil 1978: 43) nimmt das Tier nur „Dinge“ wahr, der Mensch dagegen erkennt „Gegenstände“, d. h. er ist in der Lage, die Brauchbarkeit, den Stellenwert u. ä. – eben: die Bedeutung der „Dinge“ gedanklich zu fassen.
44An dieser Stelle ahnen wir erstmals, wie komplex Verständigungsprozesse ablaufen und dass man den (vermeintlichen) Idealzustand der völligen Deckungsgleichheit von Bedeutungsvorräten wohl nur annäherungsweise erreichen und daher niemals voraussetzen kann (vgl. auch Burkart 2013a).
45Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Reziprozität aus soziologischer Perspektive hat Stegbauer (2011) vorgelegt.
46Man kann ja zum Kommunikationserfolg – wie bereits weiter oben (Kap. 2.3) erwähnt – auch das Eintreten der beabsichtigten Wirkung zählen, die aus einer angemessen verstandenen Mitteilung resultiert.
47Zum systemtheoretischen Denken in der Kommunikationswissenschaft vgl. stellvertretend und einführend Saxer (2015).
48Als Beispiel für einen typischen Regelkreis (mit Feedbackschleife) wird gern auf den Thermostaten als Wärmeregler in einem Heizungssystem verwiesen (vgl. z. B. Merten 1999: 87).
49Neben dieser gegenseitigen und einseitigen Kommunikation unterscheidet Maletzke (1963: ebd.) auch noch zwischen direkter (= die Partner·innen begegnen einander leibhaftig von Angesicht zu Angesicht), indirekter (= die Partner·innen sind räumlich oder zeitlich oder raum-zeitlich voneinander getrennt), privater (= der·die Aussagende richtet sich an eine begrenzte Anzahl von eindeutig definierten Personen) und öffentlicher Kommunikation (= der Empfänger·innenkreis ist weder eng begrenzt noch klar definiert). – Auf diese Differenzierung sowie auf Kombinationsmöglichkeiten zwischen diesen Merkmalen wird noch weiter unten (Kap. 5) im Rahmen der Auseinandersetzung mit Massenkommunikation näher eingegangen.
50Luhmann (1970: 121 ff.) unterscheidet außerdem Reflexivität in sachlicher (Kommunikation über Kommunikation) und in zeitlicher (Feedback – die Folgen von Kommunikation wirken auf ebendiese zurück) Hinsicht (vgl. auch Merten 1977: 86 ff. sowie 1999: 107 ff.).
3Das Kommunikationsmedium Sprache
Zwischenmenschliche Kommunikation ist in der Regel sprachliche Kommunikation. Üblicherweise sind es Wörter, die wir zur Bedeutungsvermittlung heranziehen, obwohl Kommunikation freilich keineswegs nur verbaler Natur ist. Allein der weite Bereich an Ausdrucksmöglichkeiten (wie Mimik, Gestik, Körperhaltung, Kleidung u. Ä.) verweist bereits auf die Existenz einer nonverbalen oder „extralinguistischen“ Dimension1 menschlicher Kommunikation. Es überrascht daher nicht, dass „alle sprachliche Kommunikation an nichtsprachliche Kommunikation gebunden ist“ (Merten 1977: 133).
Wenn in der Folge dennoch die verbale Kommunikation im Mittelpunkt steht, so deshalb, weil Sprache „als das für den Menschen allein typische und bei weitem am höchsten entwickelte Kommunikationsmittel“ (Griese 1976: 28) angesehen werden kann. Der Mensch gilt außerdem als die einzige Spezies, die im Laufe der Evolution die Fähigkeit zu verbaler Kommunikation entwickelt hat (vgl. Soritsch 1975, Bouissac 1993). Man sollte deshalb auch nicht oder nur metaphorisch von „Tiersprache“ reden (Kainz 1961: 20 f.), denn der animalischen Kommunikation fehlt die Bezeichnungsleistung: „Die Lautäußerungen der Tiere sind keine nennenden und darstellenden Zeichen, sondern Ausdruckslaute“ (Kainz 1943: 215). So können z. B. Bienen zuverlässig „informieren über das ‚dass’, das ‚wieviel’ und das ‚wo’ (in Bezug auf Entfernung und Richtung), nicht hingegen über das ‚was’. Hier versagt die motorische Symbolik und muss den Stoffproben Platz machen“ (Kainz 1961: 21). Wir Menschen können dagegen mit sprachlichen Symbolen nicht nur Bedeutungen, sondern auch Bezeichnungen vermitteln (vgl. Schaff 1968a: 26 ff., Tomasello 2011: 112 ff.). Ohne diese Bezeichnungsleistung könnten wir uns „nur auf Gegenstände beziehen, die im Augenblick der Mitteilung im Wahrnehmungsraum von Sprecher und Hörer konkret anwesend sind“, jede Mitteilung „wäre gebunden an das Hier und Jetzt; die Dimensionen der Vergangenheit und der Zukunft wären ausgeschlossen“ (Pelz 2013: 18).
Was schließlich den Entwicklungsstand der uns Menschen zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel betrifft, so ist Sprache nicht nur die phylogenetisch jüngere Stufe2, sie erweist sich außerdem „allen anderen Medien der Kommunikation gegenüber unendlich überlegen“ (Döhn 1979: 206). Diese Überlegenheit kommt u. a. darin zum Ausdruck, dass sie uns ermöglicht, „aus einer begrenzten Anzahl von Lauten eine praktisch unbegrenzte Anzahl von Sätzen hervorzubringen“ (ebd.). Erst dadurch können wir „verschiedenartige Informationen übermitteln und miteinander verknüpfen“ (ebd.).
Das Interesse an Sprache konzentriert sich im vorliegenden Kapitel auf ihre kommunikative Leistung. Es geht also weniger um Sprache „an sich“, sondern um die Sprachlichkeit menschlicher Kommunikation. In ihrer Eigenschaft als Medium symbolisch vermittelter Interaktion kann Sprache als eine Instanz gesehen werden, mit deren Hilfe wir Inhalte (Gegenstände, Gedanken, Ideen, Gefühle etc.) anderen Menschen zugänglich machen können. Diese „dialogische Funktion“ (Kainz 1954: 172) gilt als die Hauptfunktion der Sprache.3 Damit steht Sprache als ein Instrument zur zwischenmenschlichen Verständigung im Mittelpunkt. Es gilt daher zunächst klarzustellen, wie sich Verständigung über den Weg sprachlicher Kommunikation überhaupt vollzieht.
Verständigung liegt (wie im Kap. 2 ausführlich diskutiert wurde) dann vor, wenn die Kommunikationspartner im Rahmen ihrer kommunikativen Interaktionen die zu vermittelnden Bedeutungen (wenigstens annäherungsweise) „miteinander teilen“. Mit Blick auf Sprache bzw. die sprachlichen Zeichen bedarf dieses Verständigungsereignis allerdings einer Präzisierung mit Hilfe der Semiotik4, der Lehre von den sprachlichen Zeichen.
Im Anschluss an Charles S. Peirce (1839–1914) kann man mit Morris (1938) bei sprachlichen Zeichen folgende drei Dimensionen unterscheiden: