Название | Die Sterne in uns |
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Автор произведения | Jan Corvin Schneyder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783968140131 |
Etwas in mir schrie laut, ich solle nicht hineingehen.
Musste ich aber.
Irgendwie.
Außerdem war es albern, sich vor der Dunkelheit zu fürchten, wenn man mehr oder weniger aus dem Weltraum kam.
Wenn ich jemals ein Stern war, dann war ich niedergegangen. Aber ein Stern fürchtet doch die Weite nicht, die Kälte oder die Stille.
Ich würde nun einfach selbst die Nachtschicht übernehmen, als wäre ich ohnehin damit dran. Ich würde mich endlich detailliert darüber informieren, was von allen Geschützen in meinem Zuständigkeitsbereich übriggeblieben war. Dazu waren keine Meldungen in meinen Account im Gleiter angekommen.
Merkwürdig.
Der konnte doch nicht schon wieder gehackt worden sein. In Galway hatte ich ihn neu codiert, außerdem war Jensen sicher weit weg und hatte wohl kaum noch Interesse an der Anlage hier.
Oder daran meinen Zorn zu spüren!
Eigentlich hätten mir allerhand Leute schreiben sollen.
Die Kommunikation muss zwischenzeitlich abgeriegelt worden sein. Durch das Command oder den Geheimdienst. Hoffentlich sind die Nachrichten an Flink und Noona rausgegangen.
Ich passierte die Rampe und ließ mich von meiner Pflicht verschlucken.
Den Gleiter in der Halle abzustellen, fühlte sich okay an. Die Lampen an der Decke schalteten sich, Reihe für Reihe mit leichter Verzögerung, klackend ein. Ihr Licht fiel auf Container, Kanister, Räder und Fahrzeuge.
Eigentlich wie immer.
Nicht eigentlich.
Wie immer.
Alles ist wie immer!
Ich ging über den lieblosen Betonboden, der mich bis heute nie gestört hatte. An diesem Abend jedoch sah ich jeden Ölspritzer, jedes Quantum verschmierten Hydraulikgels, jeden Krümel und jeden Fussel.
Es roch nach Öl und Desinfektionsmitteln.
Ich hörte nur meine Schritte, besser gesagt: ein knautschiges Quietschen.
Lederstiefel ohne Absätze sind ziemlich leise.
Es erklang weder ein Piepen noch ein Summen irgendwelcher Relais oder Displays.
Nur die Schritte und ihr Quietschen.
Ich blieb mitten in der Halle stehen und ging nicht weiter. Zu meiner Linken lag der Aufgang zum Korridor. Davor war der Glaskasten im Weg, der Lennox Torgans Büro gewesen war.
Ich drehte mich drei Mal komplett um die eigene Achse, doch jede Ecke blieb still und es war auch alles recht gut ausgeleuchtet.
Wer konnte noch hier herein? Jensens Codes mussten längst gelöscht worden sein, oder? Durch wen?
Die drei Dewies aus Donegal fielen mir wieder ein.
Sie hatten Codes.
Ich ging noch nicht in den Korridor. Mir machten die beiden Etagen mit ihren langen Fluren aktuell ein wenig Sorge.
Ich hatte auf Raumschiffen furchtbare Dinge in schrecklichen Korridoren erlebt, aber hier in diesem verschissenen Gebäude war ich der Chef und verdammt einsam. Mit Fünfundsiebzig wäre ich vielleicht abgezockter gewesen, aber in meinem Alter trotz allem eben noch nicht.
Angst gehört zum Menschsein dazu.
Solange sie nicht bestimmt, was für ein Mensch wir sind, ist das okay.
IV
EINGELOGGT
Ich nutzte erst einmal das Terminal in Lennox´ Glaskasten-Büro. Es gab darin zum Glück keine Spuren von Gewalt.
Aber er hat doch hier gesessen, als ich ihn angerufen habe. Naja, vielleicht nicht mehr bei der Tat. Jill und der Doc könnten wissen, wo … Mensch, der Doc!
Der Arzt, der die wenigen übers Jahr verteilten medizinischen Fälle in der Station betreute, hatte ebenfalls Zugangs-Codes und wohnte in der Nähe. Er war zwar inzwischen Zivilist, aber früher im aktiven Squadronica-Dienst gewesen. Ein ziemlich erfahrener Veteran, inzwischen über Sechzig. Gut, das war kein Alter mehr, aber er hatte rechtzeitig auf eigenen Wunsch den Hut genommen.
Ich rief ihn mit dem stationären Kom an. Ich wollte mein mobiles Kom im Moment lieber nicht mehr benutzen. Dass es unsicher war, war nur eine Empfindung, das war mir klar, und man konnte auch stationäre Koms hacken, aber Empfindungen darf man nachgeben. Manchmal.
Mach das öfter! Nicht immer alles unterdrücken, Woodi!
Ich erreichte den Doc.
Er lehnte dankend ab, noch vorbeizukommen, teilte aber meine Einschätzung, dass Jill Lennox wohl kaum erschlagen hatte. Immerhin war der Doc noch kurz zuvor bei ihnen gewesen, um Jill nach Jensens Niederschlag zu untersuchen.
Sie habe sich mehrfach bei Torgan bedankt, dass er sich um sie gekümmert hatte, sagte der Doc.
Er war allerdings auch gebeten worden, Torgans Leiche rasch zu untersuchen.
»Jill Bekker würde nicht auf diese Weise töten!«, sagte er.
Ich fragte, welche offizielle Info man ihm hinterher hatte zukommen lassen. Er war als Arzt zuständig für diese Einheit. Er musste doch eine Info erhalten haben.
Ich ging von Totschlag oder einem Searerschuss aus.
Die Information, die der Doc dann preisgab, kam unerwartet.
Sie veranlasste mich dazu, erneut rasche, prüfende Blicke in alle Winkel der Halle zu werfen.
Ich sitze in einem Glaskasten! Das Ding ist überhaupt nicht sicher! Eine denkbar schwache Position!
Lennox Torgan war mit einer Axt getötet worden.
Welcher der insgesamt acht Volltreffer zum Tod geführt hatte, konnte der Bericht nicht klären, aber achtmal einen großen, schweren Mann mit einer Axt zu schlagen, passte noch weniger zu meiner Jill mit den wirren blonden Haaren und den meistens zu kurzen Hosenbeinen. Sie war nicht klein oder schwach, aber sie tötete ganz sicher anders, wenn sie töten musste. Doch nicht mit einer Axt! Achtmal!
»Wer immer das war … das ist eine ganz kranke Sau«, sagte der Doc trocken und beendete das Gespräch.
Ich wusste genau, was er meinte.
Allein im Angesicht dieser großen, massiven Halle starrte ich in halbwegs ausgeleuchtete Ecken.
Ich hatte vergessen, den Doc zu fragen, wo der Mord stattgefunden hatte. Das Wie hatte zu sehr dominiert.
Ich rief ihn erneut an, aber er aktivierte die Leitung nicht. Entweder wollte er mir heute keine Fragen mehr zu Todgehackten beantworten oder war schlafen gegangen.
Oder man zensiert oder überwacht ihn, blockiert die Leitung oder … Ich muss damit aufhören, das ständig bei allem und jedem zu denken!
Ich würde es einfach später herausfinden müssen.
Als nächstes checkte ich die drei Dewies aus Donegal.
Kathy Hussaria saß mit Freundinnen Zuhause und diskutierte die Ereignisse auf Basis von Infos aus dem GlobalCom. Sagen wir besser: Sie fiel auf die Halbwahrheiten herein, die von der Regierung verbreitet wurden. Kathy war nett. Ich war froh, dass sie offensichtlich nichts damit zu tun hatte. Alles, was ich von ihr und ihren Freundinnen hörte, deutete auf einen kompletten, gemeinsamen Tag weit weg von hier hin. Ich sah davon ab, sie als Wache anzufordern. Selbst mit Gleiter dauerte es, wenn man nicht wie besessen fuhr, noch eine Stunde von Donegal runter zum Standort unserer Einrichtung am Lough Mask.
Maryja Snoozi erreichte