Название | Pine Ridge statt Pina Colada |
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Автор произведения | Katja Etzkorn |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948878122 |
Tyler hatte ein Einsehen und riss die Graszöpfe von Joshs Handgelenken, ohne zu bemerken, dass Josh die losen Enden festhielt. Josh machte einen Satz auf die Kinder zu und brüllte wie ein Stier. Die Kinder rannten lachend und kreischend davon und kümmerten sich dann um die Pferde.
Josh begann mit Tyler und einem anderen Jungen Feuer zu machen. Er hatte den Grillplatz schon am Vorabend vorbereitet, und so fehlte nur ein Feuerzeug und ein bisschen Papier, um das aufgestapelte Holz in Brand zu setzten. Er klopfte vorher noch auf den Stapel, um sicher zu gehen, dass sich in der Zwischenzeit keine Schlange darunter verkrochen hatte. Niemand wollte sich beißen lassen, aber eine Schlange verletzen wollte er auch nicht. Sannah kümmerte sich indessen um das Essen. Sie lud Würstchen, Brotteig, Getränke und die Stöcke in einen großen Wäschekorb und trug alles zum Grillplatz.
Nach und nach trudelten die Kinder wieder ein und setzten sich auf die Stämme, die im Quadrat um das Feuer herum lagen. Ihre Augen blitzten vor Neugier, was als Nächstes geschehen würde. Sannah verteilte die Stöcke, erklärte, wie man am besten die Würstchen aufspießt, und half den Jüngeren dabei, den Teig um die Stöcke zu wickeln. Die Kinder strahlten, plapperten fröhlich durcheinander und freuten sich auf das ungewöhnliche Essen. Bald saßen alle gespannt am Feuer und drehten sorgfältig ihre Spieße, damit die Würstchen nicht verbrannten.
Josh hatte sich in einer Ecke auf den Boden gesetzt, lehnte entspannt an einem der Stämme, die als Sitzbank dienten, und beobachtete das Treiben mit großer Zufriedenheit. Sannah hatte einen einfachen Ausritt in ein großes Abenteuerspiel verwandelt und ganz nebenbei auch noch dafür gesorgt, dass sich ein Sinn für Gemeinschaft und Zusammenhalt entwickelt hatte. Er liebte es zu sehen, wie herzlich sie mit den Kindern umging. Kinder ließen sich nicht so leicht hinters Licht führen, sie hatten ein natürliches Gespür dafür, ob es jemand ehrlich mit ihnen meinte oder seine Freundlichkeit nur vortäuschte. Sannah schenkte ihnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, und dafür hatten die Kinder sie in ihr Herz geschlossen. Er hatte bemerkte, dass Tyler ihre Nähe suchte, und lächelte. Hatte Tyler versucht, Amor zu spielen, weil er wollte, dass sie dablieb?
„Was geschieht jetzt mit dem Gefangenen?“, fragte Sannah in die Runde und zwinkerte Josh zu. Der erwachte aus seinen Gedanken und bemühte sich, ein ängstliches Gesicht zu machen.
„Er wollte Sannah entführen, zur Strafe muss er sie jetzt heiraten, um ihre Ehre wiederherzustellen“, schlug Tyler vor und konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
Die Kinder kicherten, und Sannah warf Tyler einen empörten Blick zu.
„Das ist doch keine Strafe, sondern eine Belohnung!“, stellte eins der älteren Mädchen kopfschüttelnd fest. Die anderen nickten zustimmend, und Josh griente still vor sich hin.
„Josh muss etwas für uns tun“, sagte der andere Junge, der beim Feuermachen geholfen hatte.
„Und was soll ich tun, damit Sannahs Ehre wiederhergestellt wird?“, fragte Josh grinsend.
„Olówan wanji unkáhiyayapi ye!“, bat das ältere Mädchen.
„Ich soll singen?“, fragte Josh ungläubig.
„Ja, so wie früher auf den Powwows“, riefen die anderen begeistert.
Josh erhob sich. „Na schön! Olówan wan cicáhiyayapi kte lo“ – Ich werde ein Lied für euch singen. Er drückte der verblüfften Sannah, die nur Bahnhof verstanden hatte, seinen Spieß in die Hand und ging zum Haus. Kurze Zeit später kam er mit einer Handtrommel und einem kleinen Schläger zurück. Josh legte die Trommel vorsichtig neben sich auf den Stamm und setzte sich neben Sannah. „Jetzt essen wir aber erst mal“, meinte er und nahm ihr den Spieß wieder ab.
Sannah machte noch ein paar Fotos, bevor auch sie sich mit Genuss über Würstchen und Brot hermachte. Alle aßen mit großem Appetit, und die Stöcke wurden ein zweites Mal mit Würstchen und Brotteig bestückt. Sannah hielt wieder den Spieß für Josh, während er sich die Finger an der Hose sauberwischte und nach seiner Trommel griff.
„Cicilowan kte lo“ – Ich werde für dich singen, sagte er ernst zu ihr.
Sie verstand die Worte nicht, aber die Art, wie er es sagte, ließ sie ahnen, was er meinte. Josh schlug einen langsamen Takt, der sich wie ein Herzschlag anhörte und begann zu singen. In Sannahs Ohren klang es wunderschön und auch ein bisschen traurig. Die Kinder verstummten und lauschten andächtig dem alten Lied aus längst vergangenen Tagen. Der Takt der Trommel und Joshs dunkle, sanfte Stimme legten sich wie ein Zauber über die Feuerstelle. Es ergriff ihre Herzen, und bald blickten alle entrückt in die Flammen. Als ob die Schatten der Vergangenheit sich erhoben und langsam, gemessenen Schrittes, um das Feuer tanzten.
Den Abend ließen sie am Feuer ausklingen. Josh hatte noch ein wenig Holz nachgelegt. Die Kinder waren abgeholt worden oder mit ihren eigenen Pferden nach Hause geritten; er hatte die Herde zur Tränke gebracht, während Sannah aufgeräumt und Tee gekocht hatte. Nun saßen sie am Feuer und hielten die Reste des Abendessens am Spieß über die Flammen. Mit kindlicher Begeisterung wickelte Josh den Teig um den Holzstock und aß das fertige Brot mit ein bisschen Erdnussbutter. Von den Würstchen war nichts übrig geblieben.
Sannah trank ihren Tee und blickte versonnen in die Flammen. Die Sonne war im Begriff, unterzugehen, und das Feuer kam erst jetzt richtig zur Geltung. Sie saß neben Josh auf dem Boden, lehnte sich entspannt mit dem Rücken gegen den Stamm und ließ den Tag Revue passieren. So glücklich und losgelöst hatte sie sich schon seit langer Zeit nicht mehr gefühlt. Sie hatte sogar von ihrem Vater erzählt, ohne dass es wehgetan hatte. Zum ersten Mal konnte sie sich einfach nur an die schönen Zeiten erinnern und dabei lächeln. Es war, als wäre eine Zentnerlast von ihr abgefallen, und sie atmete erleichtert durch.
Josh bemerkte ihre geistige Abwesenheit, aber er fragte nicht, was los war, sondern strich ihr nur zärtlich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und legte seinen Arm um sie.
Sannah kehrte gedanklich zurück in die Wirklichkeit und kuschelte sich wie selbstverständlich an seine Schulter. „Was für ein schöner Tag“, seufzte sie glücklich und strahlte ihn an.
Die Reflexion des Feuers tanzte in ihren Augen, und das warme Licht ließ ihr Gesicht leuchten, ihre ernsten Züge wirkten weicher. Er versank in ihren Augen und drohte zu ertrinken. Sein Herz schlug schneller, und wieder wurde ihm bewusst, wie sehr er diese Abende mit ihr liebte. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass er in absehbarer Zeit wieder allein sein würde. Er drückte sie fester an sich und riss sich nur schwer von dem Bedürfnis los, sie zu küssen. Noch nicht, mahnte eine Stimme in seinem Kopf. Er schluckte trocken und widmete sich wieder dem Brot über dem Feuer.
Sannah hatte das Raubtier erwachen sehen, aber sie hatte auch bemerkt, dass er es mühsam zurückhielt. Fast ein bisschen enttäuscht darüber, goss sie ein klein wenig Öl ins Feuer. „Mir wurde heute dazu geraten, mal ein schönes Kleid anzuziehen, weil dir das gefallen könnte“, verriet sie ihm und lächelte verschwörerisch.
Josh fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. „Der Rat kam nicht zufällig von demselben jungen Mann, der mir heute geraten hat, mich ranzuhalten, bevor dich ein anderer wegschnappt?“, erwiderte er.
Sie kicherte ausgelassen. „Dieser kleine Schwerenöter hat es mit seinen vierzehn Jahren aber faustdick hinter den Ohren“, stellte sie amüsiert fest.
„Dreizehn“, korrigierte Josh unwillkürlich. Sannah horchte erstaunt auf, sie war sich ziemlich sicher, dass Josh nicht wusste,wie alt die anderen Kinder genau waren. Bei Tyler wusste er es. „In der Schule laufen ihm alle Mädchen hinterher“, ergänzte er grinsend.
„Das glaube ich gern. In drei Jahren werden sie ihm die Tür einrennen.“
„Werden sie nicht, denn das gehört sich für Mädchen nicht“, widersprach Josh. „Aber es gibt andere Wege. Heimliche.“ Dann wurde er ernst. „Ich hoffe nur, das er dann so vernünftig ist und dem aus dem Weg geht. Wir haben