Название | Einführung in die Publizistikwissenschaft |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846321706 |
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Abbildung 1: Lehr- und Forschungsfeld der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Quelle: modifiziert nach Pürer 2003: 20
Wurzeln deutschsprachiger Publizistikwissenschaft
Die Wurzeln der deutschsprachigen Publizistikwissenschaft (vgl. Saxer 1980; Rühl 1985; Glotz 1990; Bentele 1999) liegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der historisch-biografischen und praxisorientierten „Zeitungskunde“: In Deutschland wurde 1916 der erste Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft in Leipzig eingerichtet (vgl. Pürer 2003: 15). In der Schweiz erfolgte die Institutionalisierung später, wenngleich bereits 1903 in Zürich die Habilitation von Oscar Wettstein erfolgte und in der Folgezeit mit einem (kleinen) Lehr- und Forschungsbetrieb an der damaligen Staatswissenschaftlichen Fakultät begonnen wurde. Auch in Bern gab es bereits ab 1903 Lehrveranstaltungen. In Zürich wie in Bern bezog sich die Lehre zunächst auf die akademische Vorbildung von Journalisten (vgl. Schade 2005: 13 ff.).
Entgrenzung des Gegenstands
Der Wandel des Mediensystems hatte aber notwendigerweise eine ständige Ausweitung und Entgrenzung des Gegenstands der Publizistikwissenschaft zur Folge, beispielsweise in Richtung Massenkommunikationswissenschaft mit dem Aufkommen der Medien Radio und Fernsehen in den 1930er- und 1960er-Jahren sowie der Online-Kommunikation in den 1990er-Jahren. Neben der Integration kam
Spezialisierungen
und kommt es zugleich auch zu Spezialisierungen in eigenständigen Disziplinen, z. B. als Buch- (Universität Leipzig) oder Filmwissenschaft (Universität Zürich).
Ab den 1960er-Jahren rückte als Folge der Rezeption des amerikanischen „communication research“ (vgl. Kivikuru 1998) die sozialwissenschaftliche|6◄ ►7| Perspektive ins Zentrum der deutschsprachigen Publizistikwissenschaft. Sie brachte eine deutlichere empirische Ausrichtung der Disziplin mit sich. Und Mitte der 1970er-Jahre wurden in Deutschland erste berufsorientierte Diplomstudiengänge für das anwendungsorientierte Fach „Journalistik“ an den Universitäten eingerichtet. In den 1990er-Jahren kamen weitere spezialisierte Ausbildungsangebote (z. B. Public Relations [PR] oder Medienmanagement) hinzu. Seitdem professionalisiert sich das Fach meist unter schwierigen Rahmenbedingungen und differenziert sich zunehmend in Teilgebiete aus.
Medienwissenschaft
Etwa zur selben Zeit entdeckte die Germanistik die Massenmedien als Forschungsgegenstand, zusammen mit der Rezeption der sog. Cultural Studies (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.), und es etablierten sich seit den 1980er-Jahren vermehrt unter der Bezeichnung Medienwissenschaft (vgl. Faulstich 1994:9; ders. 2002: 74 ff.; Hickethier 2003: 5 ff.) neue sprach- und geistes- bzw. kulturwissenschaftlich orientierte Forschungsbereiche und Studienangebote an verschiedenen deutschen Universitäten (z. B. Universität-GH Siegen). Auch in der Schweiz finden sich geistes- bzw. kulturwissenschaftlich orientierte Institute (z. B. Institut für Medienwissenschaften an der Universität Basel oder Institut für Populäre Kulturen an der Universität Zürich). Neben universitären Angeboten treten heute verstärkt auch Lehrangebote an Fachhochschulen (z. B. an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur oder an Künstlerischen Hochschulen (z. B. Kunsthochschule für Medien in Köln) auf.
2 Facetten des Gegenstands und Fachverständnisse
2.1 Material- vs. Formalobjekt
Eine Bestimmung des Gegenstands des Fachs allein über ihr Materialobjekt, also durch Aufzählung von einzelnen (Massen-)Medien wie Presse, Buch, Radio, Fernsehen, Film oder Online-Medien, genügt also nicht, können doch an diese Medien aus verschiedenen Blickrichtungen heraus ganz unterschiedliche Fragen — z. B. ökonomische vs. soziologische vs. psychologische — gerichtet werden (vgl. Abb. 1). Jede dieser Perspektiven führt zu einem je anderen Formalobjekt. Inter- oder transdiziplinäre|7◄ ►8| Forschung (vgl. Faulstich 2002: 70 ff.) ist dem Gegenstand vielfach angemessen, findet jedoch aufgrund von Fakultätsgrenzen und Fachinteressen selten statt.
Abbildung 2: Facetten der (Massen-)Kommunikations-, Medien- und Publizistikwissenschaft
Quelle: eigene Darstellung
2.2 Perspektivenvielfalt
Unterschiedliche Fachverständnisse
Kommunikation als soziales Totalphänomen kann aus unterschiedlichsten Perspektiven heraus thematisiert werden, was sich in der je anderen Namensgebung und der je unterschiedlichen theoretischen wie auch empirisch-methodologischen Ausrichtung des Fachs spiegelt. Kritisiert wird, dass der Theorieimport aus anderen Disziplinen wie z. B. der Psychologie dominiere und es an eigenständiger Theorieentwicklung mangle.
• Die Bestimmung des Fachs kann über die interpersonale (unvermittelte) Kommunikation als allgemeine Kommunikationswissenschaft erfolgen oder über die technisch vermittelte Kommunikation als Massenkommunikationswissenschaft.
• Im Unterschied zur Massenkommunikationswissenschaft, bei der sich die Bezeichnung am technischen Medium orientiert, liegt der
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Fokus bei der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vor allem, aber nicht nur, auf der durch Medien hergestellten Öffentlichkeit. Fragen der interpersonalen bzw. der privaten Kommunikation (z. B. Mobilkommunikation) wurden bislang eher am Rande thematisiert, haben aber im Zusammenhang mit der verstärkten Medienkonvergenz an Bedeutung gewonnen.
• Die Journalistik, erst im geringen Umfang universitär institutionalisiert, orientiert sich am Handlungssystem Journalismus, das Inhalte für die Öffentlichkeit her- und bereitstellt.
Praxis- und Wissenschaftsorientierung
Journalistik (vgl. Weischenberg 1995) wie auch PR beziehen sich auf Institutionalisierungen des Fachs, die praxisorientiert sind und in denen die Journalisten- oder PR-Leistungen für die Gesellschaft im Zentrum stehen, im Gegensatz zu den stärker wissenschaftlich orientierten Disziplinen bzw. Ausbildungsgängen wie Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft: Hier steht die Reflexion öffentlicher Kommunikation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive im Mittelpunkt.
2.3 Verschiedene Analyseebenen
Analysen auf Mikro—, Meso— und Makroebene
Kommunikationsphänomene können aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven, wie z. B. Psychologie oder Soziologie, und auf verschiedenen Ebenen untersucht werden: auf der Mikroebene von Personen bzw. Medienakteuren und Medienaussagen, auf der Mesoebene von Medienorganisationen und -institutionen und auf der Makroebene der Mediensysteme. In der Praxis ist zumeist eine disziplinäre Spezialisierung erkennbar (z. B. historische, linguistische, technologische, psychologische, pädagogische, soziologische, ökonomische, juristische Zugriffe), denn die unterschiedlichen Sichtweisen sind nicht ohne Weiteres integrierbar. Zudem ist es vielfach aus erkenntnistheoretischen Problemen nicht möglich, Analysen sowohl auf der Mikro- (Handlungsebene) wie auf der Makro-Ebene (gesellschaftliche Ebene) durchzuführen.
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2.4 Unterschiedliche methodische Zugriffe
Quantitative und qualitative Methoden
Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft versteht sich heute