Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten. Dietmar Halbhuber

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Название Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten
Автор произведения Dietmar Halbhuber
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783969405512



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       Die!

       Fahne!

       Hoch!

      Und so hatte unser Hans dann auch gleich weiter berichtet: Nach dem Appell ab durch den Wald zum Strand hin, da hinein in die Wellen, Burgen bauen, sich mit Sand beschmeißen …

      - Wie das an der Ostsee eben so ist …

      Das hatte der Interviewer beim Interviewen gedacht, hatte weiter scheinbar interessiert zugehört, notiert und dann aber immer mal wieder auch bissel gegähnt.

      Und der Hans, wie er das sah, hatte sich da das gefragt:

      - Verrückteres (…oder, wie es heute wohl heißen würde, Spannenderes …) berichten???

      Das zum Beispiel: Was in den früheren Armee-Zelten, die hier im Kiefernwald im Kreis als Ferien-Lager aufgestellt sind, was da abends immer so abgeht!?! Wie da zum Beispiel gestern einer von ihnen das ins Dunkel des Zeltes hinein gefragt hatte:

      - Warum gehen die ABV’er 32 immer zu zweit auf Streife?

      Nee, das ging nicht! Müsste da doch diese Antwort gegeben werden:

      - Na, weil sie dann zusammen die 8. Klasse haben!

      Und den anderen Witz, der dann auch gleich noch hinterdrein kam, den konnte er dem Dieter doch gleich gar nicht erzählen!

      Nicht nur politisch, sondern ja auch noch schweinisch, wie der war!

      Also: Wie da wieder mal zwei ABV’er die Straße lang gehen und drüben auf der anderen Seite kommt eine Frau den Fußweg lang. Und wie da der eine Polizeier aufgeregt zum anderen spricht:

      - Meine Bio-Lehrerin! Die blöde Kuh! Hat mir immer bloß Vier’n und Fünfen gegeben! Aber der geben wir’s jetzt zurück!

      Und wie er dem Genossen neben sich dann befohlen hatte, dass sie beide jetzt ganz schnell mal die Straßenseite wechseln sollten. Und dann das:

      - Du gehst von hinten an die blöde Kuh ran, ich komme von vorne!

       Erst mal so, als wäre nischt. Einfach so … Dann aber! Dann!

       Gehst

       Du ganz nahe an von hinten an die Olle ran und reißt ihr den Rock hoch!

      Erstaunt fragt der Genosse seinen Genossen:

      - Den Rock hoch???

      - Ja, den Rock …

      Woraufhin der ABVer seinen Genossen weiter aufklärt:

      - Ich komme von vorne und?!?

      Sein Genosse weiß es nicht. Bis dass er das hört:

      - Und trete der ollen Kuh von vorne in die Eier!

      Na, da! Hatte es aber geprustet und gebrüllt vor Lachen im dunklen Zelt!

      Und wie! Das aber konnte der Hans dem Zeitungsmann doch jetzt nicht erzählen … Aber ach:

       Eier!

      Plötzlich nämlich war dem Hans bei diesem Stichwort die Hühner-Fang-Geschichte eingefallen. Hatte zwar nichts mit den Ferien hier auf der Insel zu tun, vielleicht aber war das ja doch interessanter, als das, was da hier im Sommer wie immer so abging … Und:

       Tatsache!

      Flott war das Gähnen aus des Presse-Manns Gesicht verflogen, wie der Interviewte vor ihm das zu berichten anfing, hurtig hatte er zum Stift gegriffen, immer wieder den Kopf geschüttelt und dann aber fleißigst notiert, was er da zu hören bekam:

       Hühner fangen!

       Als Maurer!

       Decke-Putzen!

       Als Erstes!

       Und Ziegel schmeißen!

       Den Tag lang ganz!

      Der Hans natürlich hatte, wie er dies Erwachen des Journalisten vor sich bemerkte, nicht schlecht gestaunt. Wollte der das wirklich in die Zeitung setzen??? Steht doch da sonst nie nicht drin, wie es wirklich zugeht im Kleinen Land – vor allem nicht, was da Mist ist …

      Immer nur bloß:

       Gute Taten!

       Große Erfolge!

      In allen Zeitungen des ganzen Landes!

       Und nun das???

      Will dieser Presse-Mann wirklich wissen, wie es wirklich ist?!?

      Offenbar doch!

       Nicht zu fassen!!!

      Hatte der Hans seinem Gegenüber dann also ausführlichst berichtet, was da in Sachen Berufs-Ausbildung wie gewesen war. Der Mann von der sozialistischen Zeitung hatte gestaunt, geguckt, geschrieben. Und hatte zwischendurch immer wieder nur das gesprochen:

      - Aha!

      - Aha!!

      - Aha!!!

      Irgendwann dann war das Interview ja beendet gewesen und der Interviewer hatte den Interviewten baden gehen lassen.

      Der Hans ging baden, kam zurück, ging essen, lag abends im Zelt, hörte Witze– na, und so weiter fort. Dass davon aber, was er dem Presse-Mann heute berichtet hatte, dass davon irgendwann irgendwas in der Zeitung stehen würde, das glaubte er nie und nimmer nicht.

       Irrtum!

       Gewaltiger!

      Wie unser Hans nämlich wenige Tage später an den Kiosk geht, sich eine „Junge Welt“ zu kaufen, was muss, was darf, was kann er da lesen???

      Alles, was er berichtet hatte! Hühner fangen, Decke putzen, Ziegel schmeißen –

      Alles! Und zwar: Wahr, wie es war! Und gleich ruft es in ihm da das:

       – Warwara hilf!

      Ja: Nicht aus dem Staunen kommt er raus:

       Eine ganze Seite!

       Lang und breit!!

       Seite 3 – die Aufschlag-Seite!!!

      Warum das so war, das freilich konnte der Hans da noch nicht wissen. Politische Wetter-Berichte hat es ja nicht gegeben im ehemaligen Land. Hätte es sie nämlich gegeben, dann hätten er und alle anderen Bürger sehen und hören und lesen können, warum die Zeitungen des Landes die Welt kurzzeitig doch mal nicht immer nur so darzustellen hatte, wie sie nicht war, sondern Tatsache so, wie sie Tatsache war.

      Tauwetter hatte geherrscht. Irgendein Partei-Plenum hatte es gegeben, das diesen Versuch beschlossen hatte.

      Hans Huber liest, staunt und fragt sich aber dann doch das:

      - Ob das was bringt?

      Um sich diese Frage dann gleich selbst so zu beantworten:

      - Ja, mir vielleicht! Eine auf die Mütze werde ich kriegen!

      Dafür, dass er das Alles, was da in seinem Alltag so böse