Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten. Dietmar Halbhuber

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Название Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten
Автор произведения Dietmar Halbhuber
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783969405512



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Dem auf die Nase???

      Das fragt unser Hans sich und den Meister da natürlich gleich.

      - Der Ziegel fliegt doch im Bogen! Erst hoch in die Luft, dann wieder runter. Und da fängst Du ihn auf!

      Das spricht der Meister zurück und macht es seinen Jungs dann auch gleich vor. Lässt sich einen der Lernlinge paar Meter vor sich aufstellen, greift einen Stein, zielt auf die Nase des Lernlings und schmeißt.

      Der Getroffene brüllt laut auf.

      War ihm der Ziegel zwar nicht auf die Nase, doch aber auch nicht in die ausgestreckten Hände geflogen. Die nämlich hatten den Stein, ungeübt, wie sie noch waren, doch nicht fassen können und war der Ziegel-Batzen dem Jungling dann also wuchtig auf den Bauch geballert.

      - Ja, das will geübt sein!

      So kommentiert das der Meister und schmeißt dann auch gleich den nächsten Batzen. Der Angezielte schreit wieder auf. Ist das Wurf-Geschoss diesmal zwar nicht auf dem Bauch, dafür aber an seinem Schienbein gelandet. Na, irgendwann dann schafft er es doch, die angeflogen kommenden Batzen aufzufangen.

      - Seht Ihr: So geht das!

      Das ruft da zufrieden der Meister aus. Um dann gleich so fortzufahren:

      - Dann drehst Du Dich um und schmeißt das Ding zum nächsten hin!

      Haben sie sich also alle in einer Reihe aufzustellen, die Jungs – mit gebührenden Lücken dazwischen – und nun zu üben, wie das geht:

       Schwung holen!

       Auf des Nachbars Nase zielen!!

       In hohem Bogen schmeißen!!!

      Und wie die dann fliegen, die Stein-Ziegel! Zum Nachbarn hin, auch dem aber zunächst nicht in die Hände rein. Nein! Auf die Füße oder ans Schienbein oder einfach auf den Boden runter.

      Bücken also, aufheben, das Ding, weiter schmeißen!

      Eine ganze lange Stunde lang geht das so.

      Bis dass der Ziegel-Haufen endlich auf die andere Hof-Seite umgezogen ist und es in ihnen Allen gleich auch diesen Rufe rufen will:

      - Uff!

      - Geschafft!

      Was aber müssen die Jungs da dann ihren Meister sprechen hören?

      - Zurück!

      Die Jungs gucken komisch:

      - Wohin denn zurück?

      - Ihr seid doch gar nicht gemeint!

      - Wer denn sonst?

      - Die Ziegel …

      Aha, der Haufen! Hat der nun also jetzt dahin zurück zu kehren, von wo er eben angeflogen gekommen war. Und machen sich die Jungs, geübt, wie sie nun schon bissel sind, gleich hurtig wieder ans Werk. Um dann aber, wie das vollbracht ist, ihren Meister gleich wieder das rufen zu hören:

      - Zurück!

      Den Jungs wird rot im Kopf. Und auch ihre Hände fangen ja langsam an, sich zu röten.

       (Hatte ihr Meister beim letzten Mal doch „vergessen“, ihnen zu sagen, was diesmal mitzubringen sei: Lederne Handschuhe!)

      Und so geht das dann den Tag lang ganz mit dem Haufen weiter:

       Hin!

       Her!!

       Her!!!

       Hin!!!!

      Wieder und wieder:

       Her und hin!!!!!!!!

       Hin und her!!!!!!!!!!!

      Und da fliegen dann ja nicht nur die Ziegel durch die Luft, sondern ziemlich oft auch dieses Wort in die Luft hinein:

      - Aua!!!

      Irgendwann dann nämlich sind ihre, wie sie in Sachsen heißen, „Pfoten“, unbehandschuht, wie sie sind, nicht nur rot, sondern auch heftigst beschädigt. Bei manchem gar blutig!

      Und wie sie am anderen Tag in der Schule dann eine Klassen-Arbeit zu schreiben haben und das da noch „Füller“ geheißene Schreib-Gerät in die Hand nehmen und schreiben wollen, da gelingt das weder dem Hans noch manch anderem der Jungs ohne Schmerzen. So blutig besudelt, wie ihre Hände da noch sind …

      Zur gleichen Zeit aber auch das noch:

       LACH!

       LACH!!

       LACH!!!

      Das freilich nicht in Hansens Klasse, sondern von einer ganz anderen Klasse her. Sitzen deren Angehörige doch gerade beim Frühstück und hat ihnen ihr Kollege, der Meister dieser komischen jungen Intelligenzler, eben erzählt, wie nahe seine Jungs gestern wieder ihrer Klasse zu stehen hatten …

       Hii!

       Hiii!!

       Hiiiiii!!!!

       Umbruch

      - Hühner habt ihr gefangen???

      Ungläubig schaut der Journalist Dieter drein, wie er hört, was er da eben von seinem Gegenüber berichtet bekam. Es ist Sommer, die Schüler der Marx-Schule der Marx-Stadt sind, wie jedes Jahr, in ihrem Schul-Ferien-Lager an der Ostsee. Der Dieter, der heute von Berlin her nach hier angekutscht gekommen ist, um in seiner Zeitung, der „Jungen Welt“, darüber zu berichten, und unser Hans hocken auf einer Klapp-Bank unterm freien Himmel der Insel Rügen und der Hans darf heute erstmals in seinem Leben ein Interview geben.

       Der zweigrößten Zeitung des ganzen Landes!

      Und eben hatte der Journalist, wie unser Hans ihm berichtete, was da in seiner Schule wie abgeht, das gefragt:

      - Wie noch mal hieß der Beruf, den ihr zu erlernen habt?

      Und hatte dann dieses komische Wort in seinen Notizblock zu notieren gehabt:

       Roh …

       Bau …

       Monteur …

      - Nie gehört, den Namen!

      Klärte der Hans den Dieter also auf:

      - Wird doch nicht mehr so viel gemauert bei uns im Land. Plattenbauweise! Neubauten und so … Und die dann montieren …

      - Ah! Deshalb …

      Wir hier kehren nun aber erst mal zum Anfang des Interviews zurück.

      Da nämlich hatte der Dieter eben das gefragt, was man als Journalist so fragt:

      - Und? Was treibt Ihr hier so?

      Hatte der Hans also berichtet:

      - Gleich früh am Morgen: Fahnen-Appell ….

      - Aha …