Название | Das letzte Echo des Krieges. Der Versailler Vertrag |
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Автор произведения | Susanne Brandt |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783159614168 |
Mit der Note war der Weg zum Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens frei. Sieger und Besiegte hatten sich auf eine Art Vorvertrag für den Frieden verständigt, der den Rahmen einhielt, der mit den 14 Punkten gegeben war. Wie dieser Rahmen im Einzelnen zu interpretieren war, blieb jedoch offen, wie die Diskussion in ParisParis zeigen sollte.31 Die USAUSA gelangten in dieser Phase in eine Schlüsselstellung: Weder FrankreichFrankreich noch GroßbritannienGroßbritannien konnten es sich leisten, ihren wichtigsten Bündnispartner vor den Kopf zu stoßen. Deutschland boten die 14 Punkte einen gewissen Schutz vor der Verwirklichung sehr viel härterer alliierter Kriegsziele.32
Die Forderungen, die der amerikanische Präsident am 8. Januar 1918 vor dem Kongress formuliert hatte und die unter dem Namen 14 Punkte eine zentrale Bedeutung erlangten, umfassten die Schaffung eines Völkerbundes zur Friedenssicherung und Konfliktlösung. WilsonWilson, Woodrow forderte unter anderem die Wiederherstellung BelgiensBelgien, die Wiedergutmachung für begangenes Unrecht, den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, die Wiederherstellung des polnischen Staates mit Zugang zum Meer, die Räumung RusslandsRussland von deutschen Truppen, die Schlichtung kolonialer Ansprüche und Autonomie für die im Habsburger Reich lebenden Völker. Das Mittel seiner Wahl war der Bruch mit Geheimdiplomatie; WilsonWilson, Woodrow bevorzugte eine offene Außenpolitik. Im Krieg hatten die 14 Punkte freilich auch eine Propagandafunktion. Sie sollten die Linke von LeninsLenin, Wladimir Iljitsch Idee abbringen und zurück zu den Idealen eines maßvollen demokratischen Friedens holen.33
Während die Alliierten in ParisParis verhandelten, überschlugen sich in Deutschland die Ereignisse. Am 29. Oktober reiste Kaiser Wilhelm II.Wilhelm II. nach SpaSpa, denn dort befand sich seit März 1918 das Große Hauptquartier der Obersten Heeresleitung. In den folgenden Tagen kam es überall in Deutschland zu Aufständen, denn die lange aufgestaute Unzufriedenheit und die Friedenssehnsucht angesichts der bevorstehenden Niederlage trieben die Menschen auf die Straße. Viele Matrosen der Hochseeflotte weigerten sich, den Plänen der Seekriegsleitung zu folgen und in ein letztes großes Gefecht gegen die britische Royal Navy auszulaufen. Die Meuterer wurden in den Hafenstädten von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, Arbeiter- und Soldatenräten unterstützt, fast überall konnten Polizei und Militär den Revolutionären nichts entgegensetzen. Am 9. November versuchte Kanzler Max von BadenMax von Baden Kaiser Wilhelm II.Wilhelm II., der sich noch immer in SpaSpa aufhielt, zum Rücktritt zu bewegen. Der deutsche Kanzler hegte die Hoffnung, mit der Abdankung ließe sich die Monarchie als Staatsform retten. Ohne vom Kaiser autorisiert zu sein, veröffentlichte Max von BadenMax von Baden die Abdankungserklärung. Er übergab seinerseits die Amtsgeschäfte an Friederich EbertEbert, Friedrich, den Führer der MSPD und verließ BerlinBerlin. Wilhelm II.Wilhelm II. floh am 9. November nach HollandNiederlande und bat Königin WilhelminaWilhelmina (Niederlande) um Schutz. Bis zu seinem Tod im Jahr 1941 lebte er im Exil.
Bereits drei Tage zuvor, am 6. November, hatte Max von BadenMax von Baden Staatsekretär Matthias ErzbergerErzberger, Matthias als Vorsitzenden der Waffenstillstandskommission vorgeschlagen. Der Zentrumspolitiker nahm auf Drängen aller Kabinettsmitglieder die Aufgabe an und begab sich an die Westfront. ErzbergerErzberger, Matthias war schon während der Gefechte überzeugt gewesen, dass Deutschland den Krieg nicht gewinnen könne. Er gehörte zu den Befürwortern eines Verständigungsfriedens, was ihm schon während des Krieges den Hass rechtsgerichteter Gegner eingetragen hatte.
Waffenstillstand
Am Vormittag des 6. November traf die Lansing-NoteLansing, Robert ein und bot einen Anknüpfungspunkt für die Waffenstillstandsverhandlungen. Am Morgen des 8. November erreichte ErzbergerErzberger, Matthias den Wald von CompiègneCompiègne. Dort, in der Gemeinde RethondesRethondes, hatte bis zum Frühjahr 1918 das Alliierte Oberkommando seinen Sitz gehabt. Für die Alliierten waren Marschall FochFoch, Ferdinand, seit April 1918 Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, und Generalstabschef General WeygandWeygand, Maxime anwesend, außerdem zwei britische Admiräle. Die deutschen Delegierten sagten, sie seien gekommen, um den Vorschlägen für einen Waffenstillstand entgegenzusehen. FochFoch, Ferdinand entgegnete: »Ich habe keine Vorschläge zu machen.« Dann forderte er seinen Generalstabschef auf, die Bedingungen des Waffenstillstandes zu verlesen.34 Vom ersten Augenblick an zeichnete sich ab, dass die Deutschen nur wenig würden verändern können. Diese Haltung der Alliierten war nachvollziehbar, denn für sie stand fest, dass die Mittelmächte besiegt waren; auch die Rechtmäßigkeit der eigenen Forderungen stellten sie nicht infrage. Aus diesem Grund waren auch die zentralen Kriegsziele, nämlich die Rückgabe Elsass-LothringensElsass-Lothringen an FrankreichFrankreich und die Wiederherstellung BelgiensBelgien, nicht verhandelbar.
ErzbergerErzberger, Matthias, der bei seiner Ankunft im Wald von CompiègneCompiègne nicht wusste, ob er noch für die Monarchie oder schon für die Republik verhandelte, kabelte die zentralen Bedingungen für einen Waffenstillstand an die Regierung und erkundigte sich, ob er die Vollmacht habe, zu unterschreiben. Aus BerlinBerlin erhielt ErzbergerErzberger, Matthias ein Telegramm, ohne Namensnennung unterzeichnet vom »Reichskanzler«, in dem er ermächtigt wurde, zu unterzeichnen.35 Auch HindenburgHindenburg, Paul von schickte ein Telegramm an ErzbergerErzberger, Matthias und legte dar, in welchen Punkten nachverhandelt werden solle: Eine neutrale Zone wollte HindenburgHindenburg, Paul von unbedingt vermeiden; auch bei den Räumungsfristen sowie der Anzahl der zu übergebenden Lastwagen und Eisenbahnwaggons versuchte er Änderungen zu erwirken. Zumindest für Lebensmittel sollte die Blockade geöffnet werden. »Gelingt Durchsetzung dieser Punkte nicht, so wäre trotzdem abzuschließen«, hieß es in dem Telegramm. Sollte sich FochFoch, Ferdinand nicht darauf einlassen, den genannten Erleichterungen zuzustimmen, wäre »flammender Protest unter Berufung auf WilsonWilson, Woodrow zu erheben«.36 Das stützt die These des deutschen Historikers Eberhard KolbKolb, Eberhard, dass die OHL sich in die Verhandlungen einmischte, obwohl sie politisch nicht legitimiert war und die Verantwortung für die militärische Niederlage nicht übernehmen wollte.37 Die deutschen Delegierten konnten in der Tat einige kleine Änderungen erreichen:38
1 Inkrafttreten sechs Stunden nach Unterzeichnung.
2 Sofortige Räumung von BelgienBelgien, FrankreichFrankreich, Elsass-LothringenElsass-Lothringen innerhalb von 14 Tagen. Was an Truppen übrigbleibt, interniert oder kriegsgefangen. [LuxemburgLuxemburg: 15 Tage.]
3 Abzugeben 5000 Kanonen, zunächst schwere, 30 000 Maschinengewehre, 3000 Minenwerfer, 2000 Flugzeuge. [25 000 Maschinengewehre, 1700 Flugzeuge.]
4 Räumung des linken RheinufersRhein, MainzMainz, KoblenzKoblenz, KölnKöln besetzt vom Feind auf Radius von 30 Kilometern.
5 Auf rechtem RheinuferRhein 30 bis 40 Kilometer tiefe neutrale Zone. Räumung in 11 Tagen. [10 Kilometer Breite.]
6 Aus linkem RheinuferRhein nichts wegführen, alle Fabriken, Eisenbahnen usw. intakt belassen.
7 5000 Lokomotiven, 10 000 Waggons [muss heißen 150 000 Waggons], 10 000 Kraftwagen abzugeben. [5000 Lastkraftwagen.]
8 Unterhalt der feindlichen Besatzungstruppen durch Deutschland.
9 Im Osten alle Truppen hinter Grenze vom 1. August 1914 zurückzunehmen; Termin dafür nicht angegeben.
10 Verzicht auf Verträge von Brest-LitowskBrest-Litowsk und BukarestBukarest.
11 Bedingungslose Kapitulation von Ost-Afrika. [Abzug aller deutschen, in OstafrikaOstafrika kämpfenden Truppen.]
12 Rückgabe des Standes der belgischen Bank, des russischen und rumänischen Goldes.
13 Rückgabe der Kriegsgefangenen ohne Gegenseitigkeit.
14 Abgabe von 100 U-Booten, 8 leichten Kreuzern, 6 Dreadnoughts; die übrigen Schiffe desarmiert und überwacht von Alliierten in neutralen oder alliierten Häfen. [Alle zur Zeit vorhandenen Unterseeboote mit vollständiger Bewaffnung und Ausrüstung.]
15 Alle