Religion und Geschichte stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion bietet in der römischen Antike die Möglichkeit, die eigene Identität auszudrücken. Geschichte stellt diese Identitäten in einen größeren Zusammenhang. Die moderne Gedächtnisforschung hat das Bewusstsein dafür geschärft, dass historische Erinnerung weit über bloße Geschichtserzählungen hinausgeht. Sie greift im antiken Rom zurück auf religiös motivierte priesterliche Aufzeichnungen, auf Festkalender und Beamtenlisten. Daraus entwickeln sich schließlich Formen ›weltlicher‹ Geschichtsschreibung wie etwa Annalen oder ›Commentarii‹. Religiöse Institutionen von Erinnerung stehen somit am Beginn jeder Historiographie, und zugleich wird Religion auf diese Weise selbst Geschichte. Jörg Rüpke untersucht in seinem Buch dieses spannungsreiche Wechselspiel zwischen religiösen Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung.
Herodes der Große verdankt seinen festen Platz in der europäischen Erinnerungskultur einer Verleumdung: Er ist nicht der ›Kindermörder von Bethlehem‹ – das Neue Testament hat ihm diese Rolle des ersten Schurken in der Heilsgeschichte angedichtet. Er ließ auch nicht Johannes den Täufer töten, weil die schöne Salome zum Lohn für ihren Tanz beim Gastmahl den Kopf des Propheten gefordert hatte – dafür war vielmehr sein Sohn Herodes Antipas verantwortlich. Wer aber war Herodes der Große? Er entstammte einer einflussreichen idumäischen Familie, begann seine ›Karriere‹ am Hof des hasmonäischen Königs und wurde schließlich vom römischen Senat zum König von Judäa ernannt. Es ist eindrucksvoll, wie es Herodes gelang, sich in jenen turbulenten Jahren des römischen Bürgerkrieges in Jerusalem an der Macht zu halten. Als ›Realpolitiker‹ war er ein flexibler Machthaber in der Tradition hellenistischer Monarchen, der seinem Land wirtschaftliche Blüte und eine erfolgreiche Außenpolitik brachte.
Der knappe Zeitraum zwischen 1945 und 1963 erlebt einen fundamentalen Richtungswandel in der deutsch-französischen Geschichte. Am Anfang steht das besiegte und besetzte Deutschland, das seine staatliche Verfassung erst wiederfinden und vor allem auch das Vertrauen seines westlichen Nachbarn Frankreich wiedergewinnen muss. Am Ende der Periode steht der Élysée-Vertrag, den de Gaulle und Adenauer am 22. Januar 1963 unterschrieben. Dieser Freundschaftsvertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit hat die beiden Nachbarn in Europa nach langer „Erbfeindschaft“ und verlustreichen Kriegen seitdem immer mehr zusammengeführt. Welche Kraftanstrengung diese Aussöhnung bedeutete, welche inneren Verarbeitungs- und Aufbauleistungen auf beiden Seiten notwendig waren und welche Rolle der DDR in den deutsch-französischen Beziehungen zukommt – dies sind die Kernthemen, um die der zehnte Band der Deutsch-französischen Geschichte kreist.
Was ist die Natur? Seit der Antike gehört diese Frage zu den Hauptthemen der Philosophie. Eine philosophische Gesamtsicht der Natur muss zunächst von den Ergebnissen der Naturwissenschaften ausgehen. Allgemeine und spezielle Relativitätstheorie sowie Quantenphysik werfen vor allem die Frage nach dem Zusammenhang von Raum, Zeit und Materie auf. Die Philosophie der Physik bildet den Schwerpunkt dieser Einführung. Der Autor widmet sich dann den Hauptproblemen einer Philosophie der Biologie (Teleonomie, Evolution …), der es um das Verständnis des Lebendigen geht, und spannt den Bogen hin zum Menschen, seiner Stellung innerhalb der Natur. Eingegangen wird auf den Zusammenhang von Naturwissenschaft, Technik und Lebenswelt sowie auf die Frage nach moralischen Normen im Umgang mit der Natur. Zusammenfassende Hinführungen am Anfang und Diskussionsfragen am Ende eines jeden Kapitels erleichtern die gemeinsame und individuelle Erarbeitung des Stoffes. Michael Esfelds Einführung, die für die vorliegende zweite Auflage umfassend überarbeitet und aktualisiert wurde, in die Naturphilosophie gehört zur Basisliteratur für Studierende.
Auch im Theologiestudium ist ein Verständnis der wichtigsten philosophischen Grundfragen unabdingbar. Dieser Band bietet eine allgemeine Einführung in die Themengebiete und grundlegenden Fragestellungen der Philosophie für Studierende der theologischen Fächer beider Konfessionen. Er vermittelt die Grundlagen der Philosophie und ihrer Methodik auf allgemeinverständliche Weise und verweist dabei stets auf ihre Relevanz für theologische Themen. Hierzu wird eine Mischung aus historischer und systematischer Darstellung gewählt, die auch die Historizität philosophischer Positionen – sowie ihrer theologischen Implikationen – verdeutlicht. Grundfragen der philosophischen Hauptdisziplinen werden daher immer auch in ihrer historischen Genese erläutert. Ein unverzichtbares Grundlagenwerk – speziell auf die Bedürfnisse von Theologen zugeschnitten!
Eine der einflussreichsten Literaturbewegungen der Zeit um 1900 war die so genannte Wiener Moderne, die auch unter dem Namen ›Jung-Wien‹ Einzug in die Literaturgeschichte gehalten hat. Autoren wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Leopold von Andrian oder Peter Altenberg prägten diese Strömung. Der Band definiert die literatur- und gesellschaftshistorischen Kennzeichen der Epoche und zeichnet ihren Einfluss auf die literarische Moderne insgesamt nach. Zentrale Probleme wie Subjektentwürfe, Geschlechterrollen oder das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft werden ausführlich erörtert. Einzelanalysen behandeln Andrians ›Garten der Erkenntnis‹, Beer-Hofmanns ›Tod Georgs‹, von Hofmannsthal die ›Reitergeschichte‹ und den ›Jedermann‹ und von Schnitzler das ›Fräulein Else‹ und die ›Liebelei‹.
Die Einführung konzeptualisiert, historisiert und reflektiert den Gegenstand interkultureller Literaturwissenschaft und macht deutlich, dass die interkulturelle Literatur im deutschsprachigen Raum über eine lange Geschichte verfügt. Aktuell steht sie ganz unter den Vorzeichen von Migration und Internationalisierung. Zweisprachigkeit sowie mehrkulturelle Erfahrungen und Kenntnisse sind für die Autorinnen und Autoren jüngster Neuerscheinungen von zentraler Bedeutung. Vor dem Hintergrund eines diskurs- und literaturgeschichtlichen Überblicks widmet sich der Band schwerpunktmäßig der interkulturellen Literatur der Gegenwart. Intensive Analysen stellen Texte von Emine Sevgi Özdamar, Rafik Schami, Herta Müller, Vladimir Kaminer, Yoko Tawada und Ilija Trojanow vor.
Um 1300 vollzog sich in der italienischen Kunst ein tief greifender Wandel der Bildauffassung, der sich in den Gemälden Giottos am deutlichsten manifestiert. Frank Büttner legt mit dieser profunden Studie eine überzeugende Erklärung für die seit langem diskutierte »Revolution des Bildes« vor. Voraussetzung für den Wandel der Bildauffassung war demnach ein neues Verständnis des Sehvorgangs, das auf der Grundlage der aristotelischen Psychologie und der antiken und arabischen Texte zur Optik entwickelt und in umfangreichen Traktaten kodifiziert wurde. Das elementare Modell des Sehens war fortan die Sehpyramide. Die Traktate lehrten auch, unter welchen Bedingungen ein Betrachter Körper, ihre Größe und Formen, ihre Entfernung und Abstände irrtumsfrei erkennen kann. Büttner zeigt anschaulich, wie auf dieser Basis das perspektivische Bild entstand, das die Entwicklung der neuzeitlichen Malerei in Europa entscheidend prägen sollte.
Dieses Lehrbuch macht mit allen Bereichen der Wirtschaftsgeographie vertraut. Der Erläuterung des Verhältnisses zwischen Geographie und Wirtschaftswissenschaften folgt die Vorstellung von methodischen Grundlagen, Forschungsansätzen und zentralen Begriffen des Faches. Zur Einführung in die Analyse und Erklärung räumlicher Strukturen werden die wichtigsten Standort-, Wachstums- und Entwicklungstheorien vorgestellt. Im abschließenden Kapitel über Raumentwicklung und Organisation stehen der wirtschaftliche Strukturwandel sowie regionale Raumsysteme vor dem Hintergrund der Clusterbildung und internationale Raumsysteme im Kontext der Globalisierung wirtschaftlicher Prozesse im Vordergrund. Studierende der Sozial-, Wirtschafts- und Geowissenschaften, aber auch Schüler der Sekundarstufe sowie des Leistungskursfaches Erdkunde erhalten mit dieser illustrierten Einführung eine wichtige Grundlage zur Ausbildung und Prüfungsvorbereitung im Bereich Wirtschaftsgeographie.
Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831), Spross eines alten, nassauischen Adelsgeschlechtes, gehörte zu den bedeutendsten preußischen Reformern, als nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon bei Jena und Auerstedt Preußen dem Untergang geweiht zu sein schien. Der begnadete Organisator wurde durch sein politisches Wirken, seine Bedeutung für die Entwicklung des deutschen Nationalgefühls und seine wissenschaftspolitischen Initiativen zu einer der bedeutenden Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Nach dem Sturz Napoleons begründete er die Monumenta Germaniae Historica (MGH), die die Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert entscheidend prägte – bis heute. Hans Fenske schreibt einen bestens formulierten, gut lesbaren und intelligenten biographischen Essay, der den widersprüchlichen Charakter Steins differenziert analysiert.