Die letzten beiden Jahrhunderte der römischen Republik sind geprägt von einer Gesellschaft, die sich mit einem massiven institutionellen wie kulturellen Wandel bei gleichzeitiger Auflösung von Traditionen konfrontiert sieht. Von solch tiefgreifenden sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen bleibt auch der Bereich der Religion nicht unberührt. Die Entwicklung der religiösen Praxis und der Reflexion über Religion analysiert und interpretiert Jörg Rüpke hier erstmals anhand von Max Webers Konzept der Rationalisierung. Dabei nimmt er sowohl die Veränderung öffentlicher Rituale, den Kalender als ersten Regelungsversuch für öffentliche Religion wie auch die schriftlichen Quellen in den Blick seiner Untersuchung. Mithilfe eines (auch grafischen) Modells werden die Begriffe Öffentlichkeit, Hellenisierung, Ritualisierung, Schriftlichkeit, Selbstreflexion, Professionalisierung und Rationalisierung aufeinander bezogen.
Religion und Geschichte stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion bietet in der römischen Antike die Möglichkeit, die eigene Identität auszudrücken. Geschichte stellt diese Identitäten in einen größeren Zusammenhang. Die moderne Gedächtnisforschung hat das Bewusstsein dafür geschärft, dass historische Erinnerung weit über bloße Geschichtserzählungen hinausgeht. Sie greift im antiken Rom zurück auf religiös motivierte priesterliche Aufzeichnungen, auf Festkalender und Beamtenlisten. Daraus entwickeln sich schließlich Formen ›weltlicher‹ Geschichtsschreibung wie etwa Annalen oder ›Commentarii‹. Religiöse Institutionen von Erinnerung stehen somit am Beginn jeder Historiographie, und zugleich wird Religion auf diese Weise selbst Geschichte. Jörg Rüpke untersucht in seinem Buch dieses spannungsreiche Wechselspiel zwischen religiösen Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung.
Die Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit ist von grundlegender Bedeutung für die Religionsgeschichte Europas. Es ist die Epoche der Entstehung eines umfassenden, administrativ und ökonomisch eng vernetzten mediterranen Kulturraumes, der die schnelle Verbreitung von Ideen ermöglichte. In diesem Raum und in dieser Epoche vollzieht sich die Ausbreitung des Christentums. Während sich aber bisherige Darstellungen der Religionsgeschichte auf additive Beschreibungen einzelner Kulte und Religionen beschränken, sieht Jörg Rüpke in der Veränderung des gesellschaftlichen Stellenwertes von Religion überhaupt das entscheidende Kriterium dieser Epoche. Religion ist jetzt nicht mehr nur Antwort auf individuelle menschliche Kontingenz (Krankheit, Unsicherheit, Tod), sondern wird zu einem umfassenden Zusammenhang menschlicher Lebensführung und zur Formulierung von Gruppenidentitäten und politischer Legitimation.
La intención de este libro es relatar la historia de una convulsión cuyo impacto marcó una época. Esta es la historia de cómo, a partir de un mundo en el que se practicaban ritos, surgió un mundo de religiones a las que se podía pertenecer. No es una historia en línea recta. Los cambios que se narran no fueron inevitables, nadie podría haberlos previsto; tampoco fueron irreversibles, más bien al contrario. Es una historia viva, dinámica, colectiva e individual.
En este monumental texto, Jörg Rüpke nos entrega una narración histórica, sorprendente y original, de la religión antigua romana y mediterránea desde la Edad del Bronce hasta la Antigüedad Tardía pasando por la Roma imperial. Tomando como punto de partida la religión vivida, una perspectiva que destaca cómo las prácticas y las experiencias individuales transforman la religión en algo muy diferente de su aspecto oficial, el autor construye un cuadro radicalmente novedoso tanto de la religión romana como de un periodo crucial de la religión occidental, un momento decisivo que influyó en el judaísmo, el cristianismo, el islam e incluso en el concepto moderno de religión. Por su enfoque innovador y su dimensión sin precedentes, estamos ante un relato inigualable de la cultura romana y mediterránea."
Religion und Geschichte stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion bietet in der römischen Antike die Möglichkeit, die eigene Identität auszudrücken. Geschichte stellt diese Identitäten in einen größeren Zusammenhang. Die moderne Gedächtnisforschung hat das Bewusstsein dafür geschärft, dass historische Erinnerung weit über bloße Geschichtserzählungen hinausgeht. Sie greift im antiken Rom zurück auf religiös motivierte priesterliche Aufzeichnungen, auf Festkalender und Beamtenlisten. Daraus entwickeln sich schließlich Formen ›weltlicher‹ Geschichtsschreibung wie etwa Annalen oder ›Commentarii‹. Religiöse Institutionen von Erinnerung stehen somit am Beginn jeder Historiographie, und zugleich wird Religion auf diese Weise selbst Geschichte. Jörg Rüpke untersucht in seinem Buch dieses spannungsreiche Wechselspiel zwischen religiösen Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung.
Die letzten beiden Jahrhunderte der römischen Republik sind geprägt von einer Gesellschaft, die sich mit einem massiven institutionellen wie kulturellen Wandel bei gleichzeitiger Auflösung von Traditionen konfrontiert sieht. Von solch tiefgreifenden sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen bleibt auch der Bereich der Religion nicht unberührt. Die Entwicklung der religiösen Praxis und der Reflexion über Religion analysiert und interpretiert Jörg Rüpke hier erstmals anhand von Max Webers Konzept der Rationalisierung. Dabei nimmt er sowohl die Veränderung öffentlicher Rituale, den Kalender als ersten Regelungsversuch für öffentliche Religion wie auch die schriftlichen Quellen in den Blick seiner Untersuchung. Mithilfe eines (auch grafischen) Modells werden die Begriffe Öffentlichkeit, Hellenisierung, Ritualisierung, Schriftlichkeit, Selbstreflexion, Professionalisierung und Rationalisierung aufeinander bezogen.
Die Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit ist von grundlegender Bedeutung für die Religionsgeschichte Europas. Es ist die Epoche der Entstehung eines umfassenden, administrativ und ökonomisch eng vernetzten mediterranen Kulturraumes, der die schnelle Verbreitung von Ideen ermöglichte. In diesem Raum und in dieser Epoche vollzieht sich die Ausbreitung des Christentums. Während sich aber bisherige Darstellungen der Religionsgeschichte auf additive Beschreibungen einzelner Kulte und Religionen beschränken, sieht Jörg Rüpke in der Veränderung des gesellschaftlichen Stellenwertes von Religion überhaupt das entscheidende Kriterium dieser Epoche. Religion ist jetzt nicht mehr nur Antwort auf individuelle menschliche Kontingenz (Krankheit, Unsicherheit, Tod), sondern wird zu einem umfassenden Zusammenhang menschlicher Lebensführung und zur Formulierung von Gruppenidentitäten und politischer Legitimation.
Roman religion as we know it is largely the product of the middle and late republic, the period falling roughly between the victory of Rome over its Latin allies in 338 B.C.E. and the attempt of the Italian peoples in the Social War to stop Roman domination, resulting in the victory of Rome over all of Italy in 89 B.C.E. This period witnessed the expansion and elaboration of large public rituals such as the games and the triumph as well as significant changes to Roman intellectual life, including the emergence of new media like the written calendar and new genres such as law, antiquarian writing, and philosophical discourse. In Religion in Republican Rome Jörg Rüpke argues that religious change in the period is best understood as a process of rationalization: rules and principles were abstracted from practice, then made the object of a specialized discourse with its own rules of argument and institutional loci. Thus codified and elaborated, these then guided future conduct and elaboration. Rüpke concentrates on figures both famous and less well known, including Gnaeus Flavius, Ennius, Accius, Varro, Cicero, and Julius Caesar. He contextualizes the development of rational argument about religion and antiquarian systematization of religious practices with respect to two complex processes: Roman expansion in its manifold dimensions on the one hand and cultural exchange between Greece and Rome on the other.