Philosophische Diskussionen über die Natur des freien Willens werden seit Jahrhunderten geführt. Derzeit gibt es die starke Tendenz, die Existenz eines freien Willens zu negieren: Wenn physikalische und neurologische Gesetzmäßigkeiten unsere Handlungen bestimmen, scheint die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Handlungsalternativen auszuwählen, nicht gegeben. Christian List, Philosoph an der Ludwigs-Maximilian-Universität München, führt die Leugnung der Existenz eines freien Willens auf ein reduktionistisches Weltbild zurück: Betrachtet man die Welt durch die Brille der Fundamentalphysik, sieht man nur Partikel, Felder und Kräfte und keinen Raum für menschliches Handeln und freien Willen. Aber freier Wille und seine Voraussetzungen sind keine physikalischen Eigenschaften der natürlichen Welt. Der freie Wille ist ein Phänomen einer höheren Ebene: der Ebene der Psychologie. Betrachten wir den freien Willen im richtigen Kontext, zeigt sich, dass er unabdingbar ist, um unsere Welt zu erklären.
Jahr für Jahr feiert die Christenheit die Geburt ihres Erlösers. Jahr für Jahr zieht es Tausende von Pilgern nach Bethlehem. Nur: Jesus ist nicht in Bethlehem geboren. Höchstwahrscheinlich hat Jesus das Städtchen Bethlehem in seinem ganzen Leben nie betreten. In diesem Band wird – ohne theologische Spezialistensprache – ein kritischer Blick auf die Weihnachtsgeschichte geworfen. Dabei stellen sich folgende Fragen: Wie kam die Krippe nach Bethlehem? War Jesus wirklich ein Nachfahre des legendären Königs David? Hielt er selbst sich für Gottes Sohn? Historisch war manches anders, als die Weihnachtsgeschichte es berichtet. So kann man an diesen Erzählungen Anstoß nehmen – oder Anstöße bekommen. Martin Koschorke will nicht einfach nur einen Mythos zerstören, sondern im Gegenteil verdeutlichen, dass die offizielle Version der der Geschehnisse in Bethlehem historisch zwar falsch, aber menschlich und religiös verständlich, ja sogar notwendig war.
Haben liberale Staaten das Recht, unerwünschte Außenstehende auszuschließen, oder sollten alle Grenzen offen sein? Falls Staaten das Recht haben, auszuschließen, nach welchen ethischen Prinzipien wird bestimmt, wer Aufnahme findet? Das Buch bietet Orientierung für eine politische Moral der Migration. Michael Blake vertritt eine plausible neue Darstellung des Rechts auszuschließen und stellt die gegenwärtigen globalen Realitäten der Freizügigkeit infrage: offene Grenzen für wenige Auserwählte und geschlossene Grenzen für die Mehrheit, bei der es sich oft um die am stärksten marginalisierten Glieder einer Gesellschaft handelt. Über die Fragen von Recht und liberaler Justiz hinaus bedenkt er, als welche Art von Gemeinschaft wir uns verstehen wollen. Dabei kann Barmherzigkeit eine zentrale Kategorie der moralischen Analyse des Migrationsthema sein: Gnade und Recht sollten bei der Migrationspolitik sowie in der öffentlichen Debatte gleichermaßen bedacht werden.
Im Großraum Syrien liegt die Wiege der drei großen monotheistischen Religionen: eine Region voller spannender Begegnungen und wechselseitiger Beeinflussungen, die im Westen fast ganz vergessen ist. Dort hat sich das Christentum aus dem Judentum entwickelt und der Islam als ›arabische Religion‹ seinen Anfang genommen. Andreas Goetze nimmt den Leser auf eine interessante Spurensuche mit, in der archäologische, numismatische, religions- und sprachwissenschaftliche Untersuchungen und ein quellen- und textkritischer Umgang mit den Urkunden des Glaubens die Chance eröffnen, das Verbindende eher als das Trennende zwischen den Religionen zu sehen. Mit einem Begriffslexikon, einer Übersicht zum arabischen Alphabet, Karten und Abbildungen sowie einer vergleichenden Chronologie.
Der Mensch kann jagen und töten – und bedarf deshalb zur Bändigung der Politik. Der Mensch kann sprechen – und hat daher ein Bedürfnis nach Kommunikation. Der Mensch kann seine Hände gebrauchen – und entwickelt so Technik und Fortschritt. Der Mensch hat ein Bewusstsein von der Zukunft und ihren Gefahren –und verlangt somit nach einer sicheren Gesellschaft. Aus der Vernetzung dieser vier Komponenten entsteht Kultur, also das, was den Menschen vom Tier unterscheidet und ihn als Menschen konstituiert. Kultur aber hat immer eine begrenzte Dauer und ist wandelbar. Die Erinnerung an ihre jeweils unterschiedlichen Ausprägungen und Gewichtungen nennen wir Geschichte. Metz nimmt diese vier Kräfte in den Blick und entfaltet sie am Beispiel der europ. Geschichte chronologisch und im strukturellen Zusammenhang. So gelingt ihm in einem großen Wurf eine universale Theorie der Geschichte, die in der Frage nach dem Ort in der Zeit mündet, an dem wir stehen – in einer zukunftsoffenen Gegenwart.
Sprachenvielfalt und Vielzahl der Völker – die Bibel verlegt den Ursprung beider nach Babylon, der uralten Metropole zwischen Euphrat und Tigris. Die dreitausendjährige Geschichte des Alten Mesopotamiens und seiner Nachbarn wurde durch eine Vielzahl von Völkern geformt – Babylonier, Assyrer, Sumerer, Hurriter, Urartäer, Hethiter und Aramäer – von denen eine nicht mehr überschaubare Zahl von Texten in ihren jeweiligen Sprachen überliefert ist. Studenten, Nachbarwissenschaftler und auch Fachwissenschaftler erhalten in »Sprachen des Alten Orients« einen Überblick über die Vielfalt er altorientalischen Sprachen. Die Konzeption des Buches erlaubt einen einfachen Einstieg in das Thema, bietet aber auch darüber hinaus eine grundlegende Orientierungshilfe.
Ekkehard IV. schildert die Geschichte des Klosters St. Gallen aus der Zeit von ca. 883 bis 972. Er verfasste dieses Werk etwa um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Seine Erzählungen, die meist auf der mündlichen Überlieferung der Mönchsgemeinschaft beruhen, sind außerordentlich lebendig und einprägsam und vermitteln einen vorzüglichen Einblick in das Klosterleben und die allgemeinen Lebensverhältnisse des 10. Jahrhunderts. Die Ausgabe bietet einen verbesserten Text in der hervorragenden Übersetzung durch Hans Haefele.
Rechtsextremismus begleitet die Geschichte der Bundesrepublik seit ihrer Gründung. Gerade die Auseinandersetzungen mit den fundamentaloppositionellen Bewegungen des radikalen Nationalismus hat die junge deutsche Demokratie gestärkt. Die Darstellung verortet die politisch organisierte extreme Rechte in den Traditionen von Kaiserreich und Nationalsozialismus und analysiert ihre Strukturmerkmale und die Bedin-gungen der Neuformierung unter alliierter Besatzung. Die chronologischen Kapitel zeichnen die historische Entwicklung der ›Nationalen Opposition‹ von 1949 bis zur Bundestagswahl 2009 nach, für die Zeit nach 1990 für Gesamtdeutschland. Somit liegt die erste moderne Übersicht über Grundlagen und Entwicklungen rechtsextremer, antidemokratischer Bewegungen vor.
Die ›Lateinischen Stilübungen‹ sind als Arbeitsbuch zur Erlangung von Sprachkompetenz im Selbststudium konzipiert. Sie dienen der Einsicht in die Unterschiede zwischen deutscher und lateinischer Sprache und damit zugleich dem Verständnis für die Andersartigkeit römischen Denkens wie auch dem besseren Verstehen der eigenen Sprache. Ebenfalls erhellt werden die Unterschiede zwischen Prosa und Dichtersprache, zwischen Klassik und früh- oder nachklassischem Latein. Alle Übungen sind systematisch aufgebaut und beginnen mit der Einübung von Phrasen. Es folgt ein deutscher Mustertext, der mit Hilfe der gelernten Wendungen übersetzt werden kann. Die Schwierigkeiten und Besonderheiten werden nach einer Übersetzung des Autors besprochen, besondere Erscheinungen durch zusätzliche Übersetzungsaufgaben geübt. Die Übungen schärfen den Blick für die großen Ausdrucksmöglichkeiten der lateinischen Sprache und liefern zugleich das Rüstzeug für lateinische Klausuren an der Universität.
Die Abgeschlossenheit des Themas und die weitgehende Öffnung der Archive haben nach dem Untergang der DDR eine intensive Forschungstätigkeit ausgelöst, die bis heute ungebro-chen ist. Die Gründung der DDR, der Juniaufstand 1953, der Mauerbau 1961, der Macht-wechsel von Ulbricht zu Honecker 1971, der Untergang der DDR 1989 – diese markanten innenpolitischen Einschnitte wirkten sich in einer ›durchherrschten‹ Gesellschaft wie der ostdeutschen auf alle Lebensbereiche entscheidend aus. Beate Ihme-Tuchel analysiert die zentralen Forschungsprobleme zu diesen Zäsuren und fasst die Forschungskontroversen systematisch zusammen. Abschließend skizziert die Autorin offene Fragen und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten auf. Gerade vor dem Hintergrund reger, gegenwärtiger Forschungstätigkeit bietet Ihme-Tuchel mit dieser ausgezeichneten Darstellung eine unent-behrliche Orientierungshilfe zur Geschichte der DDR.