Dieser Essay der nicht-normative Ethik handelt von solchen guten Taten, die sich nicht durch Normen, Gesetze und Gebote regeln lassen. «Gutes Fehlverhalten» zeigt sich in der Parabel von den Arbeitern im Weinberg als Paradoxon: Das kulante Zahlen gleichen Lohns auch für zu spät gekommene Arbeiter ist für den Betrieb ruinös – und ruft zudem den Protest der regulären Arbeiter hervor. Das Phänomen der nicht-normativen Ethik war schon in der antiken griechischen Tragödie bekannt und ist von zentraler Bedeutung in der jesuanischen Ethik. Moderne nicht-normative Ethik ist z. B. die Gewährung von Gnade und Kulanz. Die Aktualität und Brisanz des Themas zeigt sich angesichts des politischen Protests gegen «falsche» Wohltaten, wenn es etwa um die humanitäre Rettung und Versorgung von Migranten geht. Daher will dieser Essay über das Paradox des guten Fehlverhalten nachdenken und Hinweise zur Lebenspraxis der nicht-normativen Ethik geben.
Ob Laienpredigt, die Feier von ökumenischen Gottesdiensten oder die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion – der Alltag in der katholischen Kirche wird durch das Kirchenrecht bestimmt. Doch das katholische Kirchenrecht ist nicht bloß weltliches Recht, das sich auf die Kirche bezieht und ihr Gemeinschaftsleben regelt. Es ist ein eigenständiges Recht, dass aus der Verbindung des Rechts mit der Theologie entsteht. Somit wird die Theologie durch das Recht spezifiziert und das Recht durch die Theologie modifiziert. Wie sich das auswirkt, zeigt die renommierte Kirchenrechtlerin Sabine Demel in dieser Einführung. Das Kirchenrecht wird theoretisch reflektiert und an konkreten Regelungen und deren Auswirkungen in der Praxis aufgezeigt. Darüber hinaus zeigt sie die Grundlagen und Quellen des kirchlichen Rechts in Abgrenzung zum weltlichen Recht.
Die Literatur des Fin de Siècle reflektiert die fundamentalen gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen der Zeit um 1900, indem sie aktuelle Themen künstlerisch verarbeitet und neue ästhetische Ausdrucksformen entwickelt. Die Beiträge dieses Bandes beschreiben die heterogenen Strömungen der literarischen Jahrhundertwende und entfalten ihre wesentlichen Aspekte. Die Literatur von und über Frauen, die Psychoanalyse, die Zentren der Bohème, die technischen Medien und die Unterhaltungskultur werden gleichermaßen behandelt. Ausgewählte Autoren, die auch heute noch präsent sind, finden sich ausführlich porträtiert, so Stefan George, Heinrich und Thomas Mann, Robert Musil, Arthur Schnitzler, Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind. Die Verbindung von Biographie und Werkanalyse ermöglicht Einsichten in die zentralen Themen und Schreibformen der Jahrhundertwende.
Gedenk- und Feiertage sind ein Geschichtsbuch mit einem Sitz im Leben. Dies zeigt ein Überblick über die staatlichen Feier- und Gedenktage in Deutschland seit 1871 bis zur Gegenwart. Im Einzelnen werden Hintergründe, Verbindungslinien und Tendenzen zur Veränderung der Feiertagskultur dargestellt. Welche Ereignisse wurden im Kaiserreich gefeiert, welche in der Weimarer Republik? Wie sind die Feier- und Gedenktage des Dritten Reichs einzuordnen? Gibt es Verbindungslinien zum Gedenken in der alten Bundespublik und in der DDR? Wie wurde bei der Wiedervereinigung das Thema Gedenk- und Feiertage diskutiert? Was war der Beitrag der Feiertagskultur bei der Stiftung von Identität in der jeweiligen Gesellschaft? Auf solche Fragen antwortet das Buch aus historischer Sicht, mit anschaulichen Quellen und zahlreichen Abbildungen und führt weiter: welche Ereignisse sind für unser Selbstverständnis so wichtig, dass sie heute noch des Gedenkens wert sind?
Dieses einzige umfassende Nachschlagewerk zu Platon und der platonischen Tradition bietet nicht nur Begriffserklärungen, sondern zugleich eine Einführung in Platons Leben und Werk von 29 namhaften Fachgelehrten. Durch die Darstellung in über 140 Schlagwörtern, eine umfangreiche Bibliographie und viele historische Erläuterungen ist ein außergewöhnliches Arbeitsinstrument entstanden.
Was ist eigentlich ›der Westen‹? Was bestimmt unsere westliche Kultur und warum fühlen wir uns als Mitglieder einer ganz bestimmten Zivilisation? Georg Römpp beschreibt den Geist des Westens als Kette von moralischen Entscheidungen. Damit wird nicht nur eine Ideengeschichte der westlichen Zivilisation anhand 12 großer Denker (von Platon und Aristoteles zu Habermas und Levinas) geliefert, sondern auch verdeutlicht, dass der Geist des Westens sich im Laufe der Jahrhunderte anhand von Entscheidungen darüber gebildet hat, was richtig und was falsch ist. Der Leser erhält dadurch nicht nur eine Idee von ›westlicher Identität‹, sondern auch von einem komplizierten Geflecht sich teilweise widersprechender argumentativer Auseinandersetzungen. In seinem lebendig und verständlich geschriebenen Essay bietet der Autor eine Alternative zu den inflationären Wertediskussionen der Gegenwart.
Die Kirchengeschichte gehört traditionell zu den Zentralgebieten des theologischen und religionswissenschaftlichen Studiums. Auch für Historiker sind die Inhalte und die Methoden der kirchengeschichtlichen Arbeit von Bedeutung, da sich die kirchengeschichtlichen und ›profangeschichtlichen‹ Probleme vielfach durchdringen. Hans Ammerich und Lenelotte Möller arbeiten in bewährter didaktischer Weise die Grundfragen auf, die sich mit dem Studium der Kirchengeschichte verbinden. Das betrifft sowohl die wichtigen Themen und Epochen als auch die Methodik sowie Probleme der didaktischen Umsetzung. Auf Zeittafeln werden zur optimalen Orientierung die wichtigsten behandelten Daten und Ereignisse festgehalten. Eine ausführliche Bibliographie rundet den Band ab und macht ihn zu einem wichtigen Arbeitsinstrument sowohl für Studierende als auch für Lehrende.
Ohne Kenntnis der Literatur der Aufklärung ist kein angemessenes Verständnis der Literaturgeschichte möglich. Diese Einführung verbleibt aber in der Argumentation nicht innerhalb der Epoche der Aufklärung, sondern bemüht sich um Abgrenzungen und Weiterführungen zum Barock, Sturm und Drang und zur Klassik. Die ausführliche kulturwissenschaftliche Darstellung stützt sich auf historische Hintergründe zum gesellschaftlichen Leben, zum Schulunterricht, zum Wissensbetrieb und zu Geschlechterfragen. Baasner führt auch in die Mediengeschichte der Aufklärung ein. Medienhistorische Grundlagen für die Entwicklung der Literatur werden dargestellt, statistische Daten zur Lektüreentwicklung gegeben, Gebrauchsformen der Literatur (Brief, Lexika, Journale) als Medienformate beschrieben. Am Beispiel wichtiger Autoren wird die Vielfalt der Standpunkte und Lebensentwürfe dokumentiert. Musterinterpretationen u.a. zu Lessings ›Emilia Galotti‹, Hallers ›Die Alpen‹ oder Gellerts ›Leben der schwedischen Gräfin von G***‹ runden den Überblick ab.
Lange hatte es den Anschein, dass der Atheismus, der öffentlichkeitswirksam für eine Abkehr von jeglicher Form des Gottesglaubens wirbt, eine Sache der Vergangenheit sei. Auch für den Bedeutungs- und Mitgliederschwund, den die Kirchen in Deutschland seit Jahrzehnten erleben, sind eher andere Ursachen als offensive Fundamentalkritik an der Religion verantwortlich. Seit einiger Zeit hat der kämpferische Atheismus in der westlichen Welt aber wieder Konjunktur. Für diesen ›neuen Atheismus‹, der selbst bekenntnishafte Züge trägt und als ›Quasi-Religion‹ auftritt, stehen Namen wie Richard Dawkins Daniel Dennett, Sam Harris und Christopher Hitchens sowie in Deutschland Michael Schmidt-Salomon. Der vorliegende, gut lesbare und nicht nur für Fachwissenschaftler interessante Band bietet eine breit angelegte, fundierte Auseinandersetzung mit dem neuen Atheismus aus theologischer und philosophischer Sicht.
"Kann man nach Auschwitz noch beten oder überhaupt noch verantwortlich von Gott reden?" Das war die Herausforderung, der sich seit den sechziger Jahren Theologen stellten. Jüdische und christliche Autoren der jüngeren Generation untersuchen gemeinsam die theologische und gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung des Holocausts im deutschsprachigen Raum. Was es heißt, im 'Land der Täter' heute von Gott zu reden, wird theologisch, feministisch und kulturwissenschaftlich reflektiert.