Licht aus!. André Storm

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Название Licht aus!
Автор произведения André Storm
Жанр Языкознание
Серия Ben Pruss
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954415694



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gutmütig, ohne seine Augen mit ins Lächeln einzubeziehen, und sagte dann: »Ich will schon wissen, was der Kerl zu erzählen hat, Isi. Könnte ein wichtiger Zeuge sein.«

      »Aber Sie wollen doch auf die Forderungen der Erpresser eingehen«, warf Ben ein.

      »Richtig. Allerdings nur, weil ich meine Mitchell unversehrt wiederhaben will. Das heißt nicht, dass ich nicht will, dass die Kerle im Nachhinein den Arsch aufgerissen kriegen.«

      »Klar«, sagte Ben, der sich bestens vorstellen konnte, dass Richard von Dauss eine Koryphäe im Ärsche-Aufreißen war. »Das war Job Nummer eins. Job Nummer zwei soll dann wohl sein, die Erpresser zu finden. Was das angeht, Herr von Dauss, muss ich Ihnen …«

      »Darum geht es nicht.« Von Dauss schüttelte den Kopf. »Ich brauche jemanden, der das Geld abliefert und das Bild von den Erpressern holt. Dafür hätte ich mir ohnehin einen Privatdetektiv engagiert.«

      »Deshalb habe ich euch ja gleich reingelassen. Weil ich dachte, Daddy hätte schon jemanden angerufen.«

      Ben spürte, wie sein Puls an die Decke ging. Er sollte sich mit Schwerkriminellen an einem höchstwahrscheinlich ziemlich abgelegenen Ort treffen und regen Handel mit denen betreiben? Ihm war klar, dass Privatdetektive häufig für solche Jobs engagiert wurden – seinen Eingeweiden war jedoch alles andere als wohl dabei. Von Dauss schien sein Zögern zu bemerken und sagte: »Ich zahle Ihnen 5000 sofort und 5000, sobald das Bild wieder in meinem Arbeitszimmer hängt. Die Suche nach Sunstein rechnen Sie bitte nach Ihrem Tagessatz ab.«

      »Machen wir!«, gellte es von Bens rechter Seite. Kai hatte offensichtlich eine Entscheidung getroffen. Feierlich streckte er Richard von Dauss quer über den Couchtisch die Hand entgegen, der sie mit einem skeptischen Blick in Richtung Ben einschlug. »Prächtig«, sagte er etwas zaghaft.

      »Ja … prächtig!«, sagte auch Ben und gab sich Mühe zu lächeln. Dann bot er ebenfalls seine Hand zum Handschlag an. Darüber reden wir noch, Kollege, dachte er, und malte sich gleichzeitig aus, was er mit dem Geld anstellen würde – hauptsächlich offene Rechnungen bezahlen und damit das Sorgengefühl in seiner Magengegend für ein paar Wochen lang verkaufen. Dann sagte er: »Wir sollten einmal einen Rundgang machen, damit wir uns ein besseres Bild von dem Einbruch machen können.«

      »Sehr gut«, sagte von Dauss. »So mag ich das! Nicht auf dem Arsch sitzen bleiben, bis die Anzahlung im Portemonnaie ist, sondern loslegen. Kommen Sie, wir starten im Keller.«

      »Macht ihr mal alleine«, sagte Isana, und ihr Vater nickte.

      »Och, kommen Sie doch mit«, schlug Kai mit einer Miene vor, die vor bitterer Enttäuschung zu zerfließen drohte, doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf. Ben spürte eine gehässige Schadenfreude in sich aufkeimen. Wenn die so scharf auf dich wäre, Siebert, dann wäre sie mitgekommen, dachte er und kam sich ein wenig schäbig dabei vor.

      »Sie geht nie in den Keller. Hat sich auch früher schon immer geweigert«, sagte Richard von Dauss zu Ben und Kai, als sie die Kellertreppe hinabstiegen. Er sprach in jenem leisen Flüsterton, der Eltern zu eigen ist, die intime Geheimnisse ihrer Kinder ausplaudern.

      »Aha«, sagte Ben und dachte, dass ihr womöglich seine Rescuetropfen helfen könnten, die er gegen sein krankhaftes Lampenfieber schluckte.

      »So ein Glück«, meinte Kai mit einem Kichern. »Dann musste sie bestimmt als Kind nie Bier aus dem Keller holen.«

      »Sie leidet darunter«, gab von Dauss knapp zur Antwort, ohne Kai dabei anzusehen.

      Für den strafenden Blick sorgte Ben.

      Richard von Dauss drückte einen Schalter am Fuß der Treppe, und ein seidig gelbes Licht erhellte ein schlauchartiges Gewölbe, von dem rechts und links einige sehr massiv wirkende Türen abzweigten. Die Kellerwände waren geziegelt, und Ben kam sich vor wie in der Kulisse einer kitschigen Mittelalterschmonzette. Bens Gehirn erwartete den Geruch von Erde und Feuchtigkeit, doch das Raumklima fühlte sich hier genauso angenehm an wie eine Etage höher. In der Wand eingelassene Leuchten sorgten für eine sanfte, indirekte Beleuchtung, die den Eindruck vermittelte, das Licht käme direkt aus der Wand.

      »Geil, oder?«, fragte von Dauss und griente Ben und Kai an.

      »Ich habe mir damals einen Weinkeller hinten links in dieser Art mauern lassen.« Er deutete mit dem Finger auf die letzte Tür im Gang. »Von einer meiner Baustellen hatten wir noch Ziegel übrig, da hab ich die Jungs hier gleich weitermachen lassen.« Er ließ ein satt krächzendes Lachen hören.

      Ben und Kai zogen pflichtschuldig die Mundwinkel nach unten und die Augenbrauen nach oben und nickten anerkennend. Von Dauss drehte sich um und öffnete die erste Tür auf der linken Seite.

      »Weinkeller?«, flüsterte Kai Ben zu. »Garantiert hat der eine SM-Höhle da hinten!«

      Ben nickte konspirativ.

      »Die Polizei meint, dass das eindeutig Profis waren«, sagte von Dauss, als sie den kleinen Keller betreten hatten. Das Licht war hier, im Gegensatz zum Gewölbekeller, so grell, dass Ben einen Moment die Augen zusammenkneifen musste, als von Dauss den Lichtschalter betätigte und eine wuchtige Hängeleuchte mit vier nackten Neonröhren den Raum förmlich erstrahlen ließ. Hier befanden sich zweckmäßige Metallregale, prall gefüllt mit Konserven, Waschmitteln und Getränken, mit denen man einige Wochen wohlgenährt – und mit sauberen Unterhosen – überleben konnte.

      »Die haben mir erklärt, dass solche Funkalarmanlagen, wie ich eine hab, relativ leicht auszuhebeln sind.« Er zuckte mit den Achseln. »So’n Scheiß weiß man doch nicht. Hab dem Typen, der mir die angedreht hat, ordentlich den Marsch geblasen.« Er krächzte wieder, und Ben dachte, von Dauss hätte lieber mal seinen Kumpel Uwe fragen sollen. Bei dem hätte er Qualitätsware bekommen.

      »Die Einbrecher haben wohl mit so einem Funkstörsender das Teil außer Kraft gesetzt. Dann haben sie das Tor zum Garten geknackt, und als Nächstes das Gitter vor dem Kellerfenster hier verbogen.« Er deutete auf das einzige Fenster im Raum. Das Gitter war an einer Ecke weit nach außen gebogen. »Ganz auf haben sie es nicht bekommen. Trotzdem hat es gereicht, dass sie ein Loch in die Fensterscheibe schneiden und durchgreifen konnten. Säcke!«

      »Aber der Fensteröffner hat doch auch ein Schloss«, sagte Ben und deutete darauf.

      »Richtig«, entgegnete von Dauss. »Der war auch abgeschlossen.« Er zog verdrossen die Schultern nach oben. »Wenn man unbedingt reinwill, ist der kein Hindernis.«

      Ben nickte, und von Dauss berichtete weiter: »Einer der Ganoven ist dann in den Keller geklettert und nach oben gelaufen. In mein Arbeitszimmer.« Er presste die Lippen aufeinander und blies die Backen auf. »Bis nach oben hin war keine Tür mehr abgeschlossen. Wäre ja noch schöner, wenn ich in meiner eigenen Bude alle Türen abschließen muss, oder?« Er wartete die Antwort nicht ab und sagte: »Der hat das Bild einfach von der Wand genommen, ist seelenruhig durch die Verandatür in den Garten marschiert und hat seinem Komplizen das Bild durch so einen kleinen Schlitz zwischen Hecke und Mauer durchgeschoben. Passte gerade da durch, zeige ich euch gleich.«

      »Nicht nötig«, sagte Kai feierlich. »Das haben wir schon gesehen.«

      »Tja, Jungs. Wie es aussieht, seid ihr dann erst mal im Bilde.« Er machte eine Geste, die eher wie ein Scheuchen als ein Fingerzeig in Richtung Treppe wirkte. »Passt mir gut. Hab gleich den nächsten Termin.«

      Zurück im Wohnzimmer, tauschten Ben und von Dauss Visitenkarten und Kai und Isana, die nach wie vor auf dem Sessel saß und ihr Glas in beiden Händen hielt, zuckersüße Blicke. Von Dauss versprach, dass er sich melden würde, sobald sich die Entführer näher zur Übergabe geäußert hätten, zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar zu sein. Er hoffte dabei inständig, dass es eine Tages- und keine Nachtzeit sein würde. Danach verabschiedete sich von Dauss mit Ich-quetsch-dir-die-Hand-zu-Mus-Teil-2 und verschwand mit federnden Schritten über die Treppe ins Obergeschoss.

      Keine Minute später stand er wieder oben am Geländer der Galerie. In der Hand ein Bündel Geld. »Mann, Jungs! Fast hätte ich die Anzahlung vergessen. Hier, wie versprochen, 5000. Aber dafür erwarte