Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
„Da rauscht was“, sagte der Kutscher plötzlich erregt. Und dann lief er auch schon los.
Zehn Minuten später hatten sie das heiß ersehnte Trinkwasser endlich gefunden. Es drang als Quelle aus den Bergen und floß in einem Tal zusammen. Dort bildete das Quellwasser einen Bach, der über bemooste Platten stürzte, einen winzigen See bildete und später wieder unterirdisch verschwand.
Jetzt hatte sogar der Seewolf leuchtende Augen.
Der Zustand der Ergriffenheit hielt allerdings nicht lange an – dazu war der Durst zu übermächtig. Jetzt, folgte das, was sie später als „Wasserschlacht“ bezeichneten. Voller Freude und mit lautem Gebrüll stürzten sich alle Mann der Länge nach in den Bach, dessen Wasser kalt, herrlich, köstlich und frisch war. Die wüste Planscherei dauerte eine gute halbe Stunde. Dann hatten sie alle ansehnliche Bäuche und konnten kaum noch laufen.
Hasard schickte eine Gruppe zu dem Schiff zurück. Sie sollten gleich mit dem Einsammeln von Früchten beginnen und Wasserfässer an Land schaffen.
„Wir werden ein paar Tage hierbleiben, Wasser fassen, Früchte sammeln, fischen und die Insel erkunden“, sagte Hasard. „Nach den Strapazen dieser Reise haben wir es verdient.“
Die Arwenacks stimmten erfreut zu. Es war wirklich ein langer Törn durch den Pazifik gewesen. Ein paar Tage Ruhe und Erholung würden allen guttun, denn diese Insel bot alles, was sie zum Leben brauchten.
Jetzt noch weiter in die Täler und Regenwälder vorzudringen, hielt Hasard für wenig sinnvoll. Sie hatten alles das fast auf Anhieb gefunden, was sie so sehr entbehrt hatten. Die Exkursion in Richtung der Berge würde sich auch recht schwierig gestalten und kaum neue Erkenntnisse bringen.
„Wir sehen uns mal weiter unten am Wasser um“, schlug Hasard vor. „Da wir ohnehin Zeit genug haben, können wir später immer noch zu einer kleinen Erkundung ins Innere aufbrechen. Möglicherweise ist diese Insel sogar bewohnt.“
Als sie umkehrten, kam ihnen schon der andere Trupp entgegen. Sie hatten Wasserfässer und Jutesäcke dabei. Einige waren mit dem Einsammeln von Früchten beschäftigt, die anderen füllten frisches Wasser in die mitgebrachten Fässer.
„Wir gehen etwa eine Meile weiter“, sagte Hasard zu Shane. „Danach kehren wir zurück und wechseln die Mannschaften, damit sich jeder in Ruhe umsehen kann.“
Big Old Shane nickte. Auch er sah sich immer wieder staunend um.
„Ben, Will und Donegal waren mächtig überrascht, als wir gleich wieder aufkreuzten. Sie konnten es kaum glauben, daß wir offenbar das Paradies gefunden haben“, berichtete Shane.
„Sie können nachher ja auch an Land und sich alles ansehen.“
Sie zogen weiter, winkten den Zurückgebliebenen zu und marschierten am Strand entlang.
Bis auf das Donnern der Brandung war es auffallend still und ruhig. Sie sahen auch keine Seevögel. Der Strand lag vor ihnen, als sei er noch nie von einem Menschen betreten worden.
Dennoch sahen sie sich immer wieder nach allen Seiten um und blickten auch in die Wildnis, die gleich hinter den Palmen begann. Das Rauschen der Brandung wurde leiser, je weiter sie sich entfernten. Hinter einer Landzunge war es nur noch als leises Murmeln zu hören. Offenbar war es das einzige Riff weit und breit.
Wieder bot sich ihren Blicken ein einzigartiges Bild von tropischer Schönheit.
Ein weißer, unberührter und jungfräulicher Strand lag vor ihnen, der etwa achtzig Yards breit war. Kokospalmen, in deren Gipfeln leise der Wind raunte, standen dicht an dicht. Dahinter begann fast übergangslos Wildnis und Regenwald, der von dem hohen, nebelumhüllten Berg überragt wurde.
„Das ist die reinste Erholung“, meinte der Kutscher. „Das habe ich mir wochenlang vorgestellt und gewünscht.“
Er lief ans Wasser hinunter und sah hinein. Dann schlug er verzückt die Hände zusammen.
„Seht mal her!“ rief er, ins seichte Wasser deutend. „Da tummelt sich alles, was Abwechslung in unseren Speisezettel bringt!“
Sie sahen ins Wasser, auf dem sich die Sonne spiegelte.
In einer Tiefe von nicht mehr als einem Yard tummelten sich riesige Langusten und Krebse, bei deren Anblick den Arwenacks das Wasser im Munde zusammenlief.
„Und Seegurken gibt es!“ schrie der Kutscher freudig. Soviel Glück auf einmal konnte er gar nicht fassen.
Der Profos warf einen Blick auf die Seegurken und rümpfte die Nase.
„Was willst du denn damit?“ fragte er mißtrauisch. „Soll einer den Kram vielleicht essen? Aber ohne mich! Da sind mir die Langusten und Krebse viel lieber.“
„Was der Bauernlümmel nicht kennt und so weiter“, sagte der Kutscher tadelnd. „Von den Seegurken nehmen wir mit, was wir erwischen können. Das wird unser Notproviant.“
„Willst du die vielleicht in Essig einlegen und uns später verklaren, daß es richtige Gurken seien?“ fragte Carberry. „Das kannst du mir aber nicht unterjubeln. Außerdem sehen die Dinger aus wie der reinste Alptraum.“
Der Kutscher, immer um das Wohl der Mannschaft besorgt und ein Mann, der improvisieren konnte, schüttelte den Kopf. Etwas vorwurfsvoll sah er den Profos an.
„Diese Seegurken werden an der Luft getrocknet, in dicke Scheiben geschnitten und dann geräuchert. Auf diese Weise halten sie sich sehr lange und schmecken auch gut. Wenn wir auf dem weiteren Törn mal nichts mehr zu beißen haben, greifen wir auf die Notreserve zurück und müssen nicht verhungern.“
„Dann verhungere ich lieber“, sagte Carberry prompt.
„Eine sehr gute Idee, Kutscher“, meinte Hasard. „Du läßt dir wirklich immer wieder etwas Neues einfallen. Ich stelle mir vor, daß sie ganz gut schmecken. Vor allem garantiert uns ein derartiger Notproviant das Überleben in einer ausweglosen Situation. Oder denkst du darüber anders, Mister Carberry?“
„Ich, Sir?“ Der Profos gab sich sehr erstaunt. „Aber ich doch nicht. Seegurken sind was Feines – äh – geräuchert natürlich. Davon kann man gar nicht genug kriegen. Sie sehen zwar ein bißchen komisch aus – so wie ’ne Nudelrolle mit Borsten, aber sonst sind sie gut. Nur roh mag ich sie nicht.“
„Brauchst du auch nicht“, tröstete ihn der Kutscher. „Und weil du sagtest, davon könne man gar nicht genug kriegen, werden wir für dich noch ein paar mehr mitnehmen. Vielleicht magst du auch lieber Seegurken in Himbeersoße oder mit Apfelmus.“
Aber mit Himbeersoße und Apfelmus mochte sie der Profos auch nicht, wie er glaubhaft versicherte. Dann lieber doch geräuchert.
Eine halbe Stunde lang gingen sie weiter, und dann entdeckten sie auch die ersten Seevögel, die hoch über dem Wasser ihre Runden drehten.
Hasard blieb stehen und deutete voraus, wo eine dicht mit Palmen bewachsene Landzunge ins Meer ragte.
„Bis dorthin gehen wir noch, dann kehren wir um. Später können wir mit dem Schiff die Insel erkunden oder zumindest einen Teil, denn sie scheint wesentlich größer zu sein, als ich angenommen hatte. Hinter der Landzunge werden wir vermutlich auf eine weitere Bucht stoßen, die so ähnlich aussieht wie diese hier.“
Sie gingen weiter, immer noch mit der nötigen Vorsicht, denn die Insel konnte bewohnt sein, auch wenn sie keine Hütten sahen. Auf vielen Inseln hatten sich Eingeborene ins Landesinnere verzogen.
Aber etwas später fanden sie etwas anderes.
9.
Sie erreichten den Punkt, wo sie umkehren wollten. Die Palmen wuchsen bis dicht ans Wasser, und vor ihnen lag die dichtbewachsene Landzunge, die einen Halbkreis bildete.
Aber da war die Neugier des Profos’, und die war so ausgeprägt, daß er es sich nicht verkneifen konnte,