Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
Rotbenny nutzte die Gunst der Stunde und segelte total abgeschlafft an Land. Sein rotes Segel sah wie ein winziger zerfranster Pinsel aus.
Gary Andrews riß die Arme hoch und brüllte los.
„Geschafft! Ich bin Sieger! Ar-we-nack!“
Carberry ärgerte sich grün und blau, als Yellowmacs Segel wie ein nasser Lappen zusammenfiel. Es killte noch einmal, dann ging Yellowmac übergangslos auf Tiefe, als hätte ihn eine Breitseite erwischt.
Edwin Carberry hieb voller Ärger mit der Faust in die Waschbalje. Das aktivierte Yellowmac noch einmal. Mit dem Tempo einer Kanonenkugel flog er aus dem Wasser, segelte über den Rand der Balje und landete auf den Planken.
„Ha!“ rief Carberry. „Der Sieger bin ich! Yellowmac ist wesentlich weiter ins Landesinnere vorgedrungen als Rotbenny.“
„Das gilt nicht“, sagte Gary. „Du hast ihm geholfen.“
„Hättest du ja auch tun können. In den Spielregeln ist es nicht ausdrücklich verboten.“
„Aber abgesprochen war es nicht.“
„Meiner ist jedenfalls weiter gesegelt, oder willst du das abstreiten?“
„Der ist nicht gesegelt, der ist geflogen.“
Fast hätte es noch Streit über den Sieger gegeben, aber dann beruhigten sich die Gemüter, als Carberry vorschlug, man werde sich den Sieg eben teilen.
Smoky ging diesmal leer aus und ärgerte sich über Grünjonny, der verbiestert auf den Planken hockte und langsam trocknete. Dann sammelte er die drei heldenhaften Kakerlaken ein und brachte sie in einer kleinen Holzschachtel unter, damit sie ihre Angst vor der Helligkeit verloren.
„Das war wirklich ein feines Spielchen“, sagte der Profos. „Wir werden das in den nächsten Tagen natürlich noch verfeinern und ausbauen. Wir könnten eine ganze Armada durch die Waschbalje scheuchen. Ich stelle mir etliche als Zweimaster, Karavellen, Karacken oder ein paar größere auch als Galeonen vor. Man muß ihnen eben nur ein paar größere Federn auf den Rücken kleben.“
„Dann will ich aber auch meine eigene Karavelle!“ rief Blacky, der von dem neuen Spiel begeistert war. Die anderen wollten natürlich ebenfalls, und so wurde beschlossen, sich noch ein paar besonders kräftige Exemplare zu „besorgen“, die auch als Galeonen oder Kriegsschiffe geeignet waren.
Der einzige, der nicht mitspielte, war Mac Pellew.
„Eine Sauerei ist das“, schimpfte er, „diese mistigen Triefaugen durch die Waschbalje segeln zu lassen! Vielleicht füttert ihr die Mistviecher auch noch.“
„Die fressen sowieso nur Abfälle“, beruhigte ihn der Profos. „An den Proviant lassen wir sie nicht mehr heran. Aber richtige Seeleute müssen auch gut im Futter stehen, sonst sind sie saft- und kraftlos, Mister Seltenfroh.“
„Ich spiel da jedenfalls nicht mit. Das ist mir zu dämlich, Mister Großmaul. Wenn ihr an den Kakerlaken keinen Spaß mehr habt, fangt ihr noch mit Ratten an, was?“
„Du bringst mich da auf eine verdammt gute Idee“, sagte Carberry anerkennend. „Das ist auch mal was anderes.“
Sie waren so in ihre Unterhaltung vertieft, daß sie gar nicht merkten, als der Seewolf plötzlich hinter ihnen stand.
„Ist euch Kakerlaken-Seglern eigentlich schon aufgefallen, daß wir keinen Wind mehr haben?“ fragte er sanft.
7.
Köpfe führen erstaunt herum. Auf einigen Gesichtern lag verblüfftes Staunen. Smoky starrte entgeistert zu den Segeln, die schlaff und faltig von den Rahen hingen.
Die anderen sahen sich ebenfalls um. Die See war ruhig, fast spiegelglatt. Nur hin und wieder bewegte sich das Wasser ganz leicht. Es gab kein Kielwasser mehr, keine Bugwelle schäumte. Der Himmel war samtig-blau, und die Sonne stand wie ein Riesenrad über ihnen. Es war erdrückend schwül und still.
Das Spiel hatte alle in ihren Bann geschlagen, und darüber hatten sie Gott und die Welt vergessen.
„Himmel, Arsch und Flaute“, murmelte der Profos. „Seit wann sind wir denn bekalmt? Ist mir aufrichtig peinlich, Sir, aber ich habe das nicht bemerkt.“
„Seit einer guten halben Stunde rührt sich nichts mehr“, erwiderte Hasard. „Aber das braucht dir nicht peinlich zu sein. Wir haben um uns her nur die Weite der See, und da kann nichts passieren. Immerhin sind die Ausgucks alle besetzt.“
„Hm, daß man sich so in ein Spiel vertiefen kann“, murmelte Carberry.
„War offenbar sehr interessant, das Wettsegeln“, meinte Hasard lächelnd. „Wer hat denn gewonnen?“
„Gary und ich. Was sollen wir jetzt tun, Sir?“
„Warten, bis der Wind wieder bläst. Und beten, daß er es möglichst bald tut, sonst wird es sehr eng werden.“
Das Flammenrad der Sonne hatte seinen höchsten Punkt überschritten und neigte sich jetzt seiner westlichen Bahn entgegen. Meer und Himmel unterschieden sich an der Kimm nur durch eine feine gekrümmte Linie. Die Hitze nahm noch zu, und nach einer weiteren halben Stunde rührte sich kein Lüftchen mehr.
Sie waren in einem Meer der Ruhe und Stille gefangen, das scheinbar keinen Anfang und kein Ende hatte. Sie fühlten sich wie auf dem Boden einer riesigen gläsernen Kugel eingeschlossen.
Der Zustand war bedrückend, zumal das Gesicht des Kutschers immer besorgter und länger wurde. Er dachte an den Proviant und das Trinkwasser. Beides begann knapp zu werden. Wenn diese Flaute noch längere Zeit anhielt, dann …
Er mochte den Gedanken nicht zu Ende denken, denn er war sehr beunruhigend.
Alle halbe Stunde wechselten die Ausgucks. Doch sie sahen immer und ewig das gleiche Bild. Eine spiegelglatte See und einen zeitlosen Himmel, der sich über ihnen wölbte. In diesem Himmel war die Sonne der einzige Punkt, der sich bewegte. Gnadenlos herabbrennend, zog dieser helle Punkt seine Bahn und bewegte sich auf die Kimm zu.
Die Sonne ging unter. Nicht in einem farbenprächtigen Schauspiel wie sonst, sondern lichtarm und unauffällig. Als sie hinter der Kimm versank, brach die Dunkelheit herein. Am Himmel funkelten Sterne, und etwas später stand der Mond als Sichel über dem Pazifik.
In den Räumen war es heiß, stickig, brühwarm und drückend. Die Luft legte sich beklemmend auf die Lungen, das Atmen fiel schwer.
Daher zogen es alle vor, an Deck zu schlafen.
Am folgenden Morgen begann die Langeweile erneut. Im Osten erschien aus dem Meer ein tastender Lichtstrahl, grellen Fingern gleich, die sich nach dem Himmel streckten. Dann tauchte der obere Rand einer hellen Scheibe auf, und gleich darauf wurde es wieder schwül-warm.
Der Stille Ozean peinigte sie mit einem neuen Tag voller einschläfernder Monotonie.
Da half es auch nicht, daß Old O’Flynn sämtliche Meermänner, Geister und Götter beschwor, und auch die Schutzheiligen ließen nichts von sich hören.
So langsam breitete sich Niedergeschlagenheit aus. Sie waren hilflos und konnten nichts tun als warten und nochmals warten. Doch das ewige Warten war nicht ihre Sache.
Ein paar Arwenacks wanderten ruhelos über die Decks. Andere hockten unter den überall gespannten Sonnensegeln und dösten.
Der Tag verging, ohne daß etwas geschah.
Am darauffolgenden Tag, der genauso wie der andere verlief, ließ Hasard die Rationen für Trinkwasser kürzen.
„Ein Entschluß, der mir schwerfällt“, sagte er. „Aber wir müssen uns von nun an einschränken. Ich weiß, daß ihr die Entscheidung akzeptieren werdet.“
Sie akzeptierten