Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 27
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399956



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mit Gebeinen übersät.

      Dem Profos stand immer noch der Schrecken im Gesicht. Er fühlte sich in seiner Haut nicht mehr wohl, und auf diesem Wrack erst recht nicht, weil er die Knochenmänner nahe wußte.

      „Offenbar sind die armen Kerle ertrunken“, sagte der Kutscher. „Oder sie haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft, nach oben zu gelangen.“

      Hasard schüttelte ernst den Kopf.

      „Ich weiß nicht, was sich hier abgespielt hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die Männer im Laderaum ertrunken sind. Was hat eine ganze Mannschaft ausgerechnet im Laderaum zu suchen? Nein, Kutscher, daran glaube ich nicht. Das paßt nicht zusammen.“

      „Hast du eine andere Erklärung, Sir?“

      „Leider nicht. Ich weiß nur, daß dies eine geheimnisvolle und reichlich mysteriöse Angelegenheit ist. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir das Rätsel lösen werden. Ich habe gezählt und bin dabei auf fast zwanzig Totenschädel gekommen, folglich zwanzig Männer.“

      „Es kann sich um Gefangene gehandelt haben“, erwiderte der Kutscher.

      „Das wäre möglich, obgleich es auch dafür keine Anzeichen gibt. Wenn man zwanzig Gefangene an Bord hat, dann schließt man sie in Ketten, wie die Dons das grundsätzlich tun, um kein Risiko einzugehen. Aber da unten liegen keine Ketten, da liegen nur die Gerippe.“

      „Dann weiß ich nicht mehr weiter.“

      Er blickte noch einmal hinunter und sah auf die Gebeine. Dann trat er kopfschüttelnd zurück.

      „Sehr, sehr merkwürdig“, hörten sie ihn murmeln.

      Hasard ging weiter nach achtern und grübelte über die Toten nach. Aber auf alle seine Fragen fand er keine vernünftige Antwort.

      Sie öffneten ein weiteres Schott und blickten in den Raum. Es gab keinerlei Einrichtungsgegenstände, keinen Fetzen Kleidung, keine leeren Flaschen, nichts. Alles schien sorgfältig ausgeräumt worden zu sein. Dazu brauchte man aber wiederum Zeit, und die hatten sie bei einem plötzlichen Schiffbruch ganz sicher nicht gehabt.

      Die anderen Kammern waren ebenfalls leer und total ausgeräumt bis auf die eingebauten Schapps.

      Die Kapitänskammer hatte sich der Seewolf bis zum Schluß aufgehoben, in der Hoffnung, daß sich hier ein Hinweis finden würde.

      Carberry ging nicht mit hinein. Ihn plagte die Vorstellung, daß der Kapitän als Skelett und in einer vermoderten Uniform auf der Koje liegen würde, und so hielt er sich lieber neben dem Schott auf.

      Hasard erlebte allerdings gleich wieder eine Enttäuschung.

      In der Kapitänskammer waren die Bleiglasfenster zerbrochen. Auf den Dielen lag feiner Sand, den der Wind hereingetrieben hatte. Es gab noch ein in den Boden verankertes Schreibpult, eine Koje und zwei eingebaute ebenfalls leere Schapps.

      Auch hier fand sich absolut nichts – weder der Fetzen einer Seekarte noch eine Flagge oder irgendein anderer Hinweis.

      Kopfschüttelnd sahen die Männer sich an. Hasard zuckte mit den Schultern.

      „Auch nichts, keinerlei Hinweise. Es kann aber sein, daß diese Insel bewohnt ist und Eingeborene alles ausgeräumt haben. Die Mannschaft hat man umgebracht und in den Laderaum geworfen. Das ist die einzige Erklärung, die ich habe. Seitdem haben sich die Eingeborenen nicht mehr um das Wrack mit den Leichen gekümmert.“

      „Das ist durchaus annehmbar“, stimmte der Kutscher zu. „Das bedeutet für uns also größte Vorsicht. Kann ja sein, daß diese Leutchen in den fruchtbaren Seitentälern des Berges hausen und besonders aggressiv sind.“

      „Ja, mit der Möglichkeit müssen wir rechnen. Möglicherweise hat man uns längst entdeckt und wartet auf eine günstige Gelegenheit.“

      Dan O’Flynn ging noch einmal nach oben auf das Achterdeck. Dann schlug er sich auf die Schenkel, daß der Profos verstört herumfuhr.

      „Was ist los?“

      „Ein Kompaß, ich habe einen Kompaß gefunden“, sagte Dan. „Was sagt ihr dazu?“

      Der Seewolf war mit einem Satz auf dem Achterdeck.

      Dort stand ein Kompaßgehäuse samt funkelndem Inhalt. Es war mit Nägeln in den Planken befestigt und mit Kupferblech verkleidet.

      „Das ist besser als jeder Schatz“, sagte Hasard. „Und er funktioniert prächtig. Damit haben die Kerle wohl nichts anfangen können.“

      Er rüttelte an dem Gehäuse, erst schwach, dann stärker. Als Dan und der Profos auch noch mithalfen, konnten sie das Kompaßgehäuse aus den lockeren Planken reißen.

      „Dann haben wir doch noch einen Schatz gefunden“, sagte Hasard.

      „Den nehmen wir gleich mit.“

      „Haben wir alles meiner Neugier zu verdanken“, erklärte Carberry stolz.

      „Er nun wieder“, sagte der Kutscher, „aber es stimmt.“

      Der „Schatz“ wurde vorsichtig über die Decks gebracht und mit einem Tampen nach unten gefiert. Der Kompaß funktionierte tatsächlich, und damit waren sie eine weitere Sorge los, denn jetzt hatten sie mit der Navigation keine Probleme mehr.

      „Die anderen werden staunen, wenn sie das hören“, sagte der Kutscher. „Aber vielleicht glauben sie es gar nicht.“

      „Der Kompaß ist Beweis genug. Kehren wir wieder zurück.“

      Carberry lud sich das Monstrum auf den Rücken, warf noch einen schaudernden Blick auf das Wrack mit den Knochenmännern und marschierte los. Er hatte es ziemlich eilig.

      Die anderen folgten und suchten wieder die Waldzone ab. Aber sie gelangten unbehelligt weiter und sahen niemanden.

      Hasard vermutete, daß es in der Nähe noch weitere Inseln gab. Es bestand ja auch die Möglichkeit, daß Eingeborene von einer anderen Insel gelandet waren und das Schiff entdeckt hatten. Dann hatten sie die Mannschaft umgebracht und das Schiff geplündert.

      „Das kann schon ein Jahr oder noch länger her sein“, sagte er. „Aber wir werden uns trotzdem vorsehen und doppelte Wachen aufstellen, um nicht nachts überrascht zu werden. Wir bleiben noch ein oder zwei Tage, versorgen uns mit Proviant und segeln dann weiter. Wenn die Insel nicht zu groß ist, können wir sie vielleicht noch runden.“

      Nach einer knappen Stunde Fußmarsch waren sie wieder zurück. Die anderen staunten sehr, als sie den Profos sahen, und ihre Augen wurden noch größer, als sich das Gebilde als Kompaß entpuppte.

      Jetzt stand der Weiterfahrt ins Land des Großen Chans nichts mehr entgegen. Sie hatten fast alles, was sie brauchten …

      ENDE

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       1.

      Philip Hasard Killigrew war mit dem jetzigen Stand der Dinge ganz zufrieden. Nach wochenlanger Irrfahrt über den Pazifik hatten sie endlich eine paradiesische Insel gefunden, die sie mit Trinkwasser und frischen Früchten versorgte.

      Sie hatten auch das Wrack einer spanischen Galeone entdeckt, mit fast zwanzig Skeletten, die sich im Laderaum befunden und ihnen etliche Rätsel aufgegeben hatten. Die Krönung der Entdeckung war jedoch ein Kompaß gewesen, der jetzt als wichtigstes Navigationsinstrument auf dem Achterdeck der „Santa Barbara“ von Ferris Tucker eingebaut wurde. Dieser Kompaß war für die Arwenacks mehr wert als alle Schätze der Welt.

      Sehr besorgt sahen sie zu, wie der rothaarige Schiffszimmermann das Kompaßgehäuse auf dem Achterdeck installierte. Da dieser Kompaß fast ein Heiligtum war, wurde auch nicht mit guten und besorgten Ratschlägen gespart. Anfangs ließ Ferris Tucker sie noch geduldig über sich ergehen, aber so langsam gingen