Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
8.
Juan de Faleiro kochte vor Wut. Am liebsten hätte er befohlen, die Riemen wieder auszulegen und weiterzupullen, aber er wußte, daß der Seegang die meisten Riemen zerstören konnte, und dann konnten sie die französische Galeone endgültig abschreiben.
Die Nacht über hatte er beim Licht der Kerzen in seiner Kammer gehockt und die Karten studiert. Es war für ihn klar gewesen, daß die Galeone unter vollen Segeln nach Westen laufen würde. Die Gelegenheit, der Galeasse zu entwischen, die bei diesen Wetterverhältnissen nur mit gekürzten Segeln laufen konnte, war zu günstig.
Aber der Sturm würde auch mal wieder nachlassen, und dann war er mit der Galeasse wieder im Vorteil.
Juan de Faleiro wurde grün im Gesicht, als er daran dachte, wie nahe er den Engländern auf der „Mercure“ schon gewesen war. Verdammt, wenn die Stückmeister der beiden Vierundzwanzigpfünder nur besser gezielt hätten! Sie würden seine Wut schon noch zu spüren kriegen. Er würde ihnen zeigen, was es hieß, in seiner Gegenwart eine solch stümperhafte Leistung zu vollbringen!
Fast sehnsüchtig wartete er auf das Morgengrauen. Unter seinen stechenden, dunklen Augen hatten sich Ringe gebildet, das Geiergesicht war bleich und sah übernächtigt aus. Immer wieder wurde er von einer Art Fieberschauern geschüttelt. Er kannte das. Er hatte oft versucht, seiner Wutausbrüche Herr zu werden, aber es war wie eine Krankheit. Er wußte, daß er sich erst wieder wohler fühlen würde, wenn er die Schuldigen an dem Debakel bestraft hatte.
Dann schlief er doch noch ein, mit dem Gesicht auf den verschränkten Armen. Er erschrak regelrecht, als er erwachte und sah, daß es draußen bereits hell war. Die Kerzen waren heruntergebrannt.
Er sprang abrupt auf. Der Stuhl polterte hinter ihm zu Boden. Wieder begann sein ganzer Körper zu zittern. Sie hatten ihn schlafen lassen! Als sei er auf der Galeasse überflüssig!
Er tobte den Aufgang zur achteren Plattform hinauf und sah sich wild um. Fast hatte er gehofft, Jesus Valencia als ersten zu Gesicht zu kriegen, aber der Erste Offizier hielt sich in der Nähe des Vormastes auf und beriet mit dem Lotsen Santiago, ob sie die Segel wieder vergrößern konnten.
Juan de Faleiro spürte die Blicke der Ruderknechte auf sich ruhen. Er sah Angst, Haß und Mordlust in ihren Augen, und das belebte ihn. Es zeigte ihm, welche Macht er über diese Menschen ausübte.
Teniente Ribera hielt sich auf der vorderen Plattform auf. Er wich dem Blick des Kapitäns aus.
„Ihr Hurensöhne!“ flüsterte Juan de Faleiro. „Irgendwann werde ich mir jeden von euch vornehmen. Und dann gnade euch Gott!“
Er dachte wieder an die beiden lächerlichen Schüsse am gestrigen Abend, die die Galeone verfehlt hatten, und plötzlich wußte er, an wem er seine Wut, die ihn fast auffraß, auslassen konnte.
„Die beiden Stückmeister der Jager zu mir auf die achtere Plattform!“ brüllte er.
Seine schrille Stimme schien die Atmosphäre auf der Galeasse von einem Moment zum anderen zu verändern. Alle Köpfe hatten sich nach dem Kapitän auf dem Tabernakel umgedreht. Jeder an Bord schien zu wissen, was folgen würde.
Zwei Männer schoben sich unter der vorderen Plattform hervor und marschierten über den Laufgang nach achtern. Teniente Ribera folgte ihnen und blieb neben Jesus Valencia stehen, der sein Gespräch mit dem Lotsen unterbrochen hatte.
„Was will er von ihnen?“ fragte Ribera leise. „Sie können doch nichts dafür, daß gestern abend ein Sturm aufzog und die Franzosen uns entwischen konnten.“
Jesus Valencia zuckte mit den Schultern.
„Sie haben ihn doch schon zur Genüge kennengelernt“, gab er leise zurück, daß es nur Ribera hören konnte. „An irgend jemandem muß er seine Wut ablassen.“
„Aber nicht an meinen Leuten!“ stieß Ribera wütend hervor. „Er sollte sich lieber um seine brutalen Aufseher kümmern, die die Atmosphäre an Bord vergiften. Wenn auch ein Haufen Verbrecher unter den Ruderern sind, im Falle eines Falles würden meine Männer mit ihnen zusammen gegen die Aufseher vorgehen.“
„Lassen Sie das nicht de Faleiro hören“, warnte Jesus Valencia. „Für diese Worte würde er Sie glatt hängen lassen.“
Teniente Ribera preßte die Lippen zusammen. Er verfluchte den Tag, an dem er den Befehl erhalten hatte, mit seinen Männern an Bord der Galeasse „San Antonio“ zu gehen. Einige Kameraden hatten ihn vor Juan de Faleiro gewarnt, aber er hatte nicht gedacht, daß ihre Schilderungen noch untertrieben waren.
Zusammen mit Jesus Valencia folgte der Teniente den beiden Stückmeistern, die vor dem Tabernakel stehenblieben und zu Juan de Faleiro aufschauen mußten.
Die stechenden Augen des Kapitäns zeigten deutlich, wie voll er mit Gift und Galle war. In seinen Mundwinkeln bildete sich Schaum, der zu einer klebrigen weißen Masse trocknete.
„Wozu sind Sie eigentlich ausgebildet worden?“ brüllte Juan de Faleiro die beiden Männer an. „Die Schüsse auf die Galeone waren das Stümperhafteste, das ich in meiner bisherigen Laufbahn gesehen habe!“
Einer der beiden Stückmeister atmete tief durch, bevor er erwiderte: „Es war unmöglich, die Galeone zu treffen, Señor Capitán. Das Schiff war schon zu weit entfernt, als wir von Ihnen den Befehl zum Feuern erhielten.“
Ein Anfall schüttelte Juan de Faleiro. Dieser freche Kerl wagte es, zu widersprechen!
„Dann hätten Sie eben die Rohre erhöhen müssen!“ brüllte er.
„Das hätte keinen Sinn gehabt, Señor Capitán“, widersprach der Stückmeister mit gepreßter Stimme. „Eine weitere Erhöhung hätte nichts gebracht, nur einen Steilschuß, und der wäre noch kürzer ausgefallen.“
Juan de Faleiro sah die beiden Männer, die unter ihm auf dem Laufgang standen, plötzlich nur noch wie durch einen roten Schleier. Ohne daß er sich dessen bewußt wurde, sprang er vor, auf einen seiner Aufseher zu. Er riß dem Mann die Peitsche aus der Hand, wirbelte herum und zog das Leder dem Stückmeister, der ihm widersprochen hatte, brutal durchs Gesicht.
Einen kurzen Moment stand der Stückmeister wie erstarrt da. Blut lief aus der Platzwunde auf seiner Wange. Dann übermannte auch ihn der Zorn. Ehe sein Kamerad ihn zurückhalten konnte, schoß seine Faust vor, traf Juan de Faleiro am Schlüsselbein und schleuderte ihn auf die Planke des Laufganges.
Für Augenblicke waren alle Männer an Bord der „San Antonio“ wie erstarrt. Jeder war sich bewußt, was diese Reaktion des Stückmeisters nach sich ziehen würde.
Juan de Faleiro hatte Mühe, sich wieder zu erheben. Hinter dem Schlag des Stückmeisters hatte eine ziemliche Wucht gesessen, und außerdem war er beim Sturz mit der Schläfe auf die Planken geschlagen.
Er torkelte, als er sich endlich wieder auf den Beinen befand. Der Zuchtmeister sprang an seine Seite und griff nach seinem Arm. Aber de Faleiro schüttelte seine Hand ab. Sein Geiergesicht war krebsrot vor Erregung. Wild schaute er sich um. Seine stechenden dunklen Augen blieben auf dem Gesicht von Jesus Valencia hängen, als suche er darin einen Ausdruck des Triumphes oder Hohnes.
Aber das Gesicht des Ersten Offiziers zeigte nichts als Erschrecken, denn er wußte, daß sich der Stückmeister in seinem Jähzorn einen schlechten Dienst erwiesen hatte. Ein Untergebener, der seinen Offizier niederschlug, mußte mit der schwersten Strafe rechnen.
Juan de Faleiro fing sich nur langsam. Für einen Moment sah es so aus, als würde er ruhig bleiben, doch von einer Sekunde zur anderen schoß eine unbändige Wut in ihm hoch, und er begann zu toben wie ein Berserker.
„Legt dieses Schwein in Ketten!“ kreischte er. „Wo ist die Peitsche? Gebt mir die Peitsche!“
Der Zuchtmeister, ein Baum von einem Kerl, stieß den anderen Stückmeister zur Seite und wollte sich nach der Peitsche bücken, die der Kapitän bei seinem Sturz