Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Название Die Geschichte von KISS
Автор произведения Gene Simmons
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854454441



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Vorschläge bezüglich der Feinabstimmung ihrer Looks.

      EDDIE SOLAN: Eines Abends waren wir im Büro, und sie legten ihr Make-up auf. Gene sagte: „Gib mir den Bass, ich will ihn stimmen.“ Allerdings hatte Paul am Vorabend die Instrumente mit zu sich genommen, wo er Genes Bass unter dem Bett verstaute und vergaß, ihn wieder mitzubringen [lacht]. Also musste ich im Club fragen, ob wer Bass spielte. Die Band war bereit und schon ein wenig zu spät dran. Wir trafen dieses Mädchen, Roni, und sie sagte, sie würde jemanden kennen, der einen Bass hätte. Der Typ holte das Instrument, einen blauen Hagstrom-Bass mit Nylonsaiten. Gene wurde bleich [lacht]. Aber er schaffte es durch das erste Set. Dann fanden wir noch jemanden mit einem besseren Bass. Gene benutzte dann diesen für das zweite Set. Wir waren ja hundert Meilen von zu Hause entfernt.

      PAUL STANLEY: Im Daisy gab es einen riesigen Rausschmeißer, der uns vom ersten Auftritt an umbringen wollte.

      PATTY BENJAMIN: Sein Name war Brian, ein massiger Kerl mit langen Haaren, Vollbart und Schnauzer. Er sah wie der furchteinflößendste Hell’s Angel aus, den man sich ausmalen konnte.

      RICHARD BENJAMIN: Mit dem wolltest du keinen Trouble haben. Er ließ sich nichts gefallen – von niemandem. Er hätte dich zerlegt. Viele Male sah ich ihn Leute vom Grundstück begleiten, indem er ihnen um den Hals fasste – in Popeye-Manier – und sie wie Zeichentrickfiguren auf den Parkplatz warf.

      PATTY BENJAMIN: Brian hatte echt was gegen KISS [lacht]. Bevor sie für ihren ersten Gig im Daisy auftauchten, sah ich ihn, wie er ein Foto der Band in die Hand nahm, es ansah und es angeekelt wieder auf den Tisch fallen ließ.

      PAUL STANLEY: Ihm stank der gesamte Vibe der Band. Man konnte ihn an der Hintertür schreien hören: „Ich werde sie umbringen!“ Wir hatten Schiss.

      GENE SIMMONS: Wir sperrten uns im Büro ein und kamen nur als Gruppe vor die Tür.

      PATTY BENJAMIN: Brian hielt KISS für eine Transen-Band. Paul hatte damals diesen androgynen Look, der nicht gut bei Brian ankam.

      PAUL STANLEY: Aber als wir schließlich groß rauskamen, wurde er zu einem großen, großen Fan. Egal wie negativ uns jemand anfangs gegenüberstand – sobald wir spielten, konnten wir die Leute für uns einnehmen.

      Da ihr Budget äußerst limitiert war, fungierte die Band bei den frühen Gigs im Coventry und im Daisy als ihre eigene Road-Crew.

      PAUL STANLEY: Wir trugen unser Equipment schon am Nachmittag in die Clubs, damit niemand sah, dass wir keine Road-Crew hatten.

      BOBBY MCADAMS: Einmal mieteten wir einen alten rechteckigen, kastenförmigen Milchwagen, um den Kram zu transportieren. Paul fuhr in vollem Make-up, und wir verfuhren uns auf Long Island auf dem Weg ins Daisy. Paul ging mit seinem Make-up, seinem Kostüm und seinen Plateauschuhen in eine Tankstelle, um sich nach dem Weg nach Amityville zu erkundigen. Wir dachten, er würde bestimmt umgebracht [lacht]. Wir waren startklar, um ihn zu retten. Wir hatten unsere Baseball-Schläger dabei, aber es lief ohne Probleme ab. Nicht viele Bands hatten die Eier, sich so abgefahren zu kleiden.

      KISS waren sich stets bewusst, dass die Wahrnehmung oft für die Wirklichkeit gehalten wurde. Dieses Wissen führte auch dazu, dass ihre Auftritte in örtlichen Clubs nicht zu zahlreich wurden.

      PAUL STANLEY: Sobald KISS anfingen, in Clubs zu spielen, passten wir auf, nicht zu viele Konzerte zu geben. Wir wollten nicht, dass die Leute dachten, wir würden uns nur in der City aufhalten, sondern sie sollten annehmen, dass wir gerade außerhalb des New Yorker Raums spielten. Wir saßen also buchstäblich in unserem Loft die Tage ab, bevor wir wieder auf die Bühne gehen konnten. Wir hatten eine Regel, die lautete, nur so und so oft in New York und Umgebung aufzutreten. Wenn wir auf die Bühne gingen, log ich und sagte: „Wir kommen gerade zurück aus …“ und ließ mir irgendwas einfallen.

      Zur Zeit ihrer ersten Club-Auftritte befand sich die Bühnenshow von KISS noch absolut in der Entwicklungsphase. Die Band experimentierte noch mit dem dramaturgischen Aufbau, Ansagen und der Auswahl der Songs. Ein Dilemma bestand darin, einen passenden Song für den Abschluss der Show zu finden.

      GENE SIMMONS: Wir hatten keine Ahnung, wie wir unser Set beenden sollten. Wir versuchten etwas zu schreiben, das so richtig nach „Danke für’s Kommen, gute Nacht“ geklungen hätte. [Der Produzent] Bob Ezrin hatte sich all solche Sachen für Alice Cooper einfallen lassen [singt einen Teil von „Hello Hooray“].

      EDDIE SOLAN: „Go Now“ von den Moody Blues war das einzige Cover, das sie als Club-Band im Repertoire hatten. Sie benutzten den Song als Rausschmeißer.

      GENE SIMMONS: Paul sang die erste Stimme, und wir unterstützten ihn bei den Harmonien. Es klang wie eine Kreuzung aus dem Moody-Blues-Original und einer Version von den Allman Brothers – der Mittelteil war nun ein doppelter Gitarren-Angriff.

      EDDIE SOLAN: Es war ein echt starker Riff. Sie setzten den Song ein, um das Konzert abzuschließen. „Go Now“ kam gut an, blieb aber nur ein paar Konzerte lang im Set.

      GENE SIMMONS: Wir nahmen das Stück nie im Studio auf. Wir überlegten uns das für unser erstes Album, es kam dann aber nicht zustande. Immerhin, unsere Version war richtig gut.

      Anders als die meisten örtlichen Bands, die im Daisy auf die Bühne stiegen, gingen KISS mit einer besonderen Professionalität sowohl an ihre Bühnen-Performance als auch an ihre optische Präsentation heran, was die Bargäste unweigerlich polarisierte.

      RICHARD BENJAMIN: Viele der coolen lokalen Musiker sahen auf KISS herab, weil sie vielleicht nicht die größten Virtuosen waren. Die Power und das Potenzial der Band war ihnen dann zu viel des Guten.

      BILLY LOURIE (KONZERTBESUCHER, THE DAISY): Sie waren ausgeklügelter und geschliffener als die Bands, die üblicherweise im Daisy auftraten. Es war nicht schwer vorherzusagen, dass sie den Durchbruch schaffen würden.

      RICHARD BENJAMIN: KISS hatten eine Einstellung auf der Bühne, so in der Art: „Lasst uns eine gute Zeit miteinander haben und eine Party feiern – wer dagegen ist, soll sich verpissen“ [lacht]. Wenn du emotionslos dagesessen hast, kam Gene an deinen Tisch, um dich aufzufordern, an den Festlichkeiten teilzunehmen, um es mal vorsichtig auszudrücken.

      GENE SIMMONS: Um das Publikum zum Mitklatschen zu motivieren, musst du sie dazu zwingen. Da saß einmal ein schwangeres Mädchen vor der Bühne, und während unseres Songs „Life in the Woods“ stiegen wir herunter, um die Leute zum Mitklatschen aufzufordern. Diese arme Frau hielt sich den Bauch, um das Baby vor dem Lärm abzuschirmen. Ich erinnere mich, dass ich ihr den Drink aus der Hand nahm, ihn abstellte und sie zwang, in die Hände zu klatschen. Als ich zur Bühne zurückrannte, hoffte ich nur, dass sie nicht einen Herzinfarkt oder eine Fehlgeburt erleiden würde, weil wir so laut spielten. Hoffentlich war mit dem Baby alles in Ordnung und es würde nicht mit zwei Köpfen zur Welt kommen.

      PATTY BENJAMIN: Ich erinnere mich an eine Polonaise, die während ihrer Show stattfand. Gene sprang in die Menge, und die Leute folgten ihm quer durch die Bar und klatschten. Dann sprang er wieder auf die Bühne.

      CAROL GULOTTA SOTTILI: Keine Ahnung, wer die Polonaise anzettelte, aber es wurde zumindest für ein paar Auftritte ein Bestandteil der Show. Und das war noch bevor Polonaisen auf jeder Bar Mizwa und jeder kitschigen Hochzeit stattfanden.

      RONI ASHTON: KISS waren so anders als die Bands, die sonst im Club spielten. Sie wurden sehr schnell sehr populär. Dem Publikum im Daisy gefielen KISS, weil sie hier im Vergleich zu den anderen Bands so fremdartig wirkten. Es sprach sich herum, dass man diese Band sehen musste. Sie hörten schließlich auf, hier zu spielen, weil sie zu groß für den Club wurden.

      CAROL GULOTTA SOTTILI: Als wir für ihren letzten Gig dort raus fuhren, ging ordentlich die Post ab. Der Club rockte. Es war gerammelt voll, und eine Menschenschlange reichte um das Gebäude herum. Weil wir Stammgäste waren, durften wir vor – ich erinnere mich noch gut an das Gezeter der Leute.

      GENE SIMMONS: Das Daisy war wichtig, nicht nur für die Leute, die KISS dort sahen, sondern besonders für die Einstellung, die wir dort entwickelten. Wir schminkten uns im Büro und Peter sagte: „Lasst uns rausgehen und reinhauen, als ob es der Madison Square Garden wäre.“ Damit hatte