Nur der See sah zu. Herbert Dutzler

Читать онлайн.
Название Nur der See sah zu
Автор произведения Herbert Dutzler
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783709939499



Скачать книгу

Kurzkrimi

       Lena Avanzini – notburgastoechter.com

       Eins. Vorstellung

       Zwei. Der Startschuss

       Drei. Champagnerfrühstück und erste Challenge

       Vier. Die zweite Challenge

       Fünf. Das Finale

       Sechs. Ihr Auftrag

       Herbert Dutzler – Stocks Hunger – Kurzkrimi

       Impressum

      Liebe Leserin, lieber Leser! Liebe Krimifans!

      Wir freuen uns „mörderisch“, dass ihr nunmehr diese Krimi-Anthologie in Händen haltet. Das Buch ist eine Selektion aus 10 Jahren achensee.literatour – unserem mittlerweile schon traditionellen Literaturfestival, das alljährlich am und rund um den Achensee über die Bühne geht.

      Einmal im Jahr treffen sich handverlesene Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum hier am „Meer der Tirolerinnen und Tiroler“, um uns an besonderen Plätzen und in historischen Räumen einen Einblick in ihr Werk zu gewähren. Fixer Bestandteil der Literaturtage ist die bereits traditionelle „Krimiwanderung“ entlang dem schönen, besinnlichen Dien-Mut-Weg. Im Laufe der Jahre haben acht Schriftstellerinnen und Schriftsteller je einen Kurzkrimi verfasst, den sie im Rahmen der achensee.literatour „erlesen“ und auch „erwandert“ haben.

      All diese Krimis sind nun in unserem Jubiläumsband zusammengefasst und wir hoffen, dass euch diese kurzweiligen, spannenden und durchaus erheiternden Krimi-Geschichten ein wenig (Lese-)Freude bereiten. Lesen, genießen und Literatur erleben – das alles lässt sich in der wunderbaren Umgebung von Tirols größtem See wunderbar verbinden. Überzeugt euch selbst!

      Bis dahin wünschen wir euch spannende Unterhaltung mit dem Band „Nur der See sah zu. Acht Achensee-Krimis“ und freuen uns auf ein Wiedersehen.

      Herzlichst

tschoner_unterschrift_vektor.png

      Euer Martin Tschoner

      GF Achensee Tourismus

      #achenseeliteratour #achensee #bergundsee

       SINNEN, SCHAUEN, STERBEN – TOT!

       Ein Besinnungsweg-Kurzkrimi

      Lasst, die ihr antretet, alle Hoffnung fahren …

      (frei nach Dante)

      „Meine Damen und Herren, ich darf Sie sehr herzlich be…“

      „Lauter!“, ruft eine Seniorin in altmodischen Kniehosen.

      Ich hole tief Luft und brülle: „Ich darf Sie sehr herzlich auf unserer heutigen Führung über den Besinnungs-Dien-Mut-Weg begrüßen. Der Weg will Sie einladen, zu sehen, zu hören und zu sinnen.“

      Sinnen, kein sehr gängiges Verb mehr. Von allein wär ich auch nicht drauf gekommen, aber es steht im Faltblatt, also lese ich es einfach ab. Um ehrlich zu sein, ist das meine allererste Führung. Überhaupt. Die will ich natürlich mit Bravour bewältigen. Aber das wissen die rund zwanzig Menschen nicht, die sich eingefunden haben. Ein bunt gemischter Haufen, der sich untereinander nicht kennt, was mir nur recht ist, einen Kegelverein hätte ich hier und heute nicht haben wollen. Sie schauen mich alle erwartungsvoll an. Erwartungsvoll und – im Fall der Seniorin – jetzt schon skeptisch.

      Dennoch unerschrocken ziehe ich mein Programm durch. „Für die Gestaltung dieses Besinnungsweges hat sich der alte Bärenbadweg als sehr geeignet erwiesen. Er wurde im Ersten Weltkrieg von italienischen Kriegsgefangenen angelegt. Sind Italiener unter uns?“

      Einer streckt die Hand hoch und erklärt, seine Großmutter mütterlicherseits sei Achtelsitalienerin gewesen. Ich entschuldige mich im Namen der Täter bei seiner Großmutter und will jetzt von der Notburga erzählen, zu deren Ehren der Besinnungsweg angelegt wurde, aber die Gruppe hört sichtlich nicht zu, sondern rechnet aus, wie viel südländisches Blut man mit einer achtelsitalienischen Großmutter noch in den Adern hat. Ein Hunderttausendstel? Es würde helfen, wenn wir einen Mathematiker bei uns hätten, der uns das rasch mal eben ausrechnet, haben wir aber nicht.

      „Hm“, räuspere ich mich lautstark und fahre – Aufmerksamkeit einfordernd – fort. „Die heilige Notburga ist die beliebteste Heilige Westösterreichs und lebte im 13. Jahrhundert an den Gestaden des wunderschönen Achensees“, lese ich von meinem Faltblatt ab. Auswendig kann ich das natürlich nicht. Ich höre heute, ehrlich gesagt, auch zum ersten Mal davon. Mit Heiligen kenne ich mich nicht so aus … „Notburga war im besten Sinne eine emanzipierte Frau und ließ sich von ihrem hartherzigen Dienstherrn nicht von ihrer sozialen Arbeit für Geringverdiener und chronisch Kranke abbringen. Mutig verteidigte sie Feierabend und Sonntag, das allein muss sie einem doch schon sympathisch machen.“ Letzteres lese ich nicht ab, das ist meine ehrliche Meinung.

      Die Gruppe knipst die Stellwand, von der ich das ablese, mehrheitlich mit der Handykamera, nur ein älterer Mann mit Bommelmütze hat eine japanische Hochleistungskamera dabei.

      Gott belohnte sie mit dem Wunder der Sichel, steht noch daneben, aber keiner achtet darauf.

      Ein Fehler, wie im Nachhinein gesagt werden muss.

      „Notburga …“, fahre ich fort und werde unterbrochen.

      „Geht das nicht lauter?“, ruft die Kniehosenseniorin. „Man versteht ja gar nichts!“

      Ich zähle innerlich auf zehn.

      „Notburga wurde als einfache mittelalterliche Bauernmagd zu einer Heiligen, zu der vor allem Dienstmägde und Knechte andachtsvoll aufblickten. Sie war eine von ihnen. Daher übrigens auch der Name dieses Weges, dienmuot, das ist mittelhochdeutsch und steht für Mut zum Dienen.“

      „Mut zu was?“, ruft die schwerhörige Seniorin. „Jetzt sprechen Sie doch mal lauter!“

      Zugegeben, der Verkehr rauscht relativ laut am Parkplatz unten vorbei, aber so leise rede ich nun auch wieder nicht. Soll sie sich halt ein Hörgerät zulegen!

      Dennoch drehe ich etwas auf. „Notburgas letzter Wunsch war es, dass man ihren Leichnam auf einen Karren mit zwei Ochsen legen und sie dort begraben möge, wo der Karren stehen bleibt. Die Ochsen zogen den Karren bis vor die Kirche in Eben am Achensee, also dort hinten.“ Ich strecke den Arm ungefähr in die Richtung, wo ich Eben vermute, und alle Köpfe folgen ihm.

      Eine hagere Frau, sicher Lehrerin, widerspricht. „Laut meiner Karte liegt Eben in der anderen Richtung.“

      Ich werde muffig. „Wollen Sie die Führung übernehmen?“, frage ich spitz. „Dann los!“

      Sie schüttelt den Kopf.

      „Was? Geht’s jetzt los?“, ruft die Seniorin. „Wird ja auch Zeit.“

      Das kann ja noch heiter werden, denke ich, sammle mich – OM! – und erläutere: „Unser Besinnungsweg erstreckt sich