Das Erbe des Professors Pirello. Arno Alexander

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Название Das Erbe des Professors Pirello
Автор произведения Arno Alexander
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711626085



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und vor besonders zur Geheimhaltung verpflichteten Personen offenbaren würden.

      In einem anliegenden Brief an die Staatsanwaltschaft legten sie dar, daß der Ministerialrat den Stoff Aminyl nach menschlichem Ermessen nicht zufällig aufgenommen haben könne. Man müsse befürchten, daß er ihm in böswilliger Absicht gegeben worden sei. Die Substanz könnte recht unauffällig dem Essen zugesetzt werden. Eine zwei- bis dreimalige Gabe würde genügen. Die Eröffnung einer Untersuchung müsse der Staatsanwaltschaft nahegelegt werden.

      Das Schreiben schloß mit dem schicksalsschweren Satz: „Die krebserregende Wirkung des Stoffes Aminyl wurde durch Professor Pirello entdeckt und niemals veröffentlicht. Sie ist nach unserer Kenntnis nur den unterzeichneten Ärzten Professor Riquet und Doktor Fauve bekannt.“

      Die Untersuchung war von den beiden Ärzten in vollkommen sachlicher, unpersönlicher und reibungsloser Zusammenarbeit durchgeführt worden.

      Aber schon am Tage, bevor dieses Gutachten einging, meldete sich Kommissar Siloque bei seinem Vorgesetzten, dem Chefinspektor Daubree, und erstattete ihm einen ausführlichen Bericht. Der Chefinspektor, ein gepflegter Herr von fünfundfünfzig Jahren mit graumelierten Schläfen, wurde blaß. „Wollen wir hoffen, daß sich die Geschichte in Rauch auflöst“, sagte er.

      Siloque schüttelte melancholisch den Kopf. „Da können wir auch gleich hoffen, daß der ewige Weltfriede ausbricht. Glauben Sie, Chef, daß Leute wie Riquet und Fauve überhaupt davon anfangen, wenn sie im Grunde ihrer Sache nicht längst sicher sind? Die blamieren sich auch nicht gern.“

      „Aber warum beschäftigen Sie sich jetzt schon damit?“

      „Mein Pech ist zuverlässig. Seit zwei Jahren sind sämtliche hoffnungslosen Fälle mir übertragen worden. Zweifellos werde ich auch diesen bekommen.“

      Daubree schneuzte sich. Er kannte Siloques respektlose Art und schätzte ihn, aber es ging ihm doch immer wieder auf die Nerven. „Warten Sie ab!“

      „Ich muß rasch anfangen, wenn ich noch zu Lebzeiten mit der Voruntersuchung fertig werden will. Der betroffene Personenkreis umfaßt halb Paris, und zwar die schwierige Hälfte. Erstens: Nicole de Saint-Roch, die Erbin, und alle, die noch von ihrem Erbe profitieren könnten. Das ist zunächst Riquet, aber wer weiß! Zweitens —“

      „Mon Dieu!“ erschrak der Inspektor.

      „Zweitens Riquet und Fauve als angeblich einzige Kenner dieser Teufels-Substanz. Drittens alle früheren Mitarbeiter des Professors Pirello, — vielleicht gibt es da doch noch mehr Mitwisser.“

      „Siloque, ich meine —“

      „Viertens die acht Patienten, die am 21. Januar bei Doktor Fauve waren, dazu seine Sprechstundenhilfe. Fünftens sämtliche Personen, die am 21. Januar abends die Opera besuchten.“

      „Kommissar, jetzt hören Sie mal!“

      „Sechstens alle Gegner und Feinde des Toten, im Privatleben, in der Wirtschaft und in der Ministerialbürokratie. Mehr sind mir noch nicht eingefallen.“

      „Entsetzlich!“ schrie Daubree und hielt sich die Ohren zu. „Ich verreise! Ich lasse mich sofort krank schreiben und fahre zur Kur auf die Molukken!“

      „Ja, Chefinspektor müßte man sein“, brummelte Siloque. Sein Vorgesetzter überhörte das und stöhnte: „Uns kann nur noch retten, daß das Gutachten der Ärzte negativ ausfällt.“

      „Ab morgen wird es jede beliebige Möglichkeit geben, außer dieser einen“, prophezeite Siloque unerbittlich.

      „Kommissar, Sie können einem den schönsten Tag vergällen.“

      „Ja, ja, die Welt ist schlecht“, sagte Siloque bekümmert, „sonst brauchte man ja auch keine Sûreté.“ —

      48 Stunden später, als Paris bereits seine Sensation hatte, fand das Gespräch eine unvermutete Fortsetzung. „Ich werde Ihnen helfen“, sagte Daubree. Der Chefinspektor war am frühen Nachmittag in das Dienstzimmer des Kommissars getreten. Siloque saß nachdenklich auf seinem Schreibtisch und drehte seinen grauen Hut zwischen den Händen. Die Kollegen sagten von diesem Hut, er stamme aus dem Silur, einer frühen Epoche der Erdgeschichte, in der noch Saurier und ähnliche Tiere herumkrochen.

      „Bitte, was?“ sagte Siloque und verzog sein nicht sehr hübsches Gesicht zu einer Fratze der Fassungslosigkeit.

      „Helfen. Allein werden Sie mit diesem Riesenfall tatsächlich in Jahren nicht fertig.“

      „Sie hätten doch auf die Molukken fahren sollen, Chef.“

      „Siloque, jetzt seien Sie ein guter Junge. Sie behalten den Fall in eigener Regie. Aber ich will auch einmal wieder Menschen sehen. Ich komme um am Schreibtisch. Es ist ein Elend, Vorgesetzter zu sein.“

      „Ich bin gerührt“, verkündete Siloque. Er war tatsächlich gerührt. Es sagte: „Es ist trotzdem unmöglich, alle in Frage kommenden Personen zu untersuchen. Wir müssen nach Schnittpunkten suchen. Nach Schnittpunkten zwischen den Personenkreisen. Einen haben wir schon, Riquet. Er ist Kenner des Aminyl und gleichzeitig Verlobter der Erbin.“

      „Prächtig“, sagte Daubree. „Ich habe eine Pistole und eine Erbtante. Trotzdem habe ich sie nicht umgebracht, sondern sie ist von selbst gestorben. Etwas mager, nicht?“

      „Wie fett ein Fall wird, hängt davon ab, wie man ihn ernährt“, orakelte Siloque und zog etwas hervor, was einmal ein Notizbuch gewesen war. „Acht Patienten suchten am 21. Januar Doktor Fauve auf. Einer davon soll ihm in seiner eigenen Schrift das Wort ‚Pirello‘ auf den Block geschrieben und die Opernkarte dazugelegt haben. Fünf habe ich besucht. Eine Dame, bei der ich von ihrem eingemachten Pflaumenkompott essen mußte, während ihr braves Kind mir mit Büroklammern gegen den Hals schoß. Eine weitere Dame, die das Zipperlein hat. Eine dritte Dame, die mich zum Abendessen eingeladen hat, weil ihr Mann verreist ist.“

      „Werden Sie hingehen?“

      „Eine vierte Dame, die meistens Schmerzen im Kopf hat, es unerhört findet und sich über mich beschweren wird. Und ein pensionierter Professor, der darüber empört war, daß er nicht die Managerkrankheit bekommt. Mir reicht’s.“

      „Armer Kommissar!“

      „Das Dumme ist, daß bereits alle Leute Bescheid wissen, sobald man den Namen Fauve auch nur erwähnt. Infolge dieser intelligenten Pressenotizen.“

      „Danke für das Kompliment! Was wollen Sie machen? Wir sind nun mal eine Demokratie.“

      „Und was für eine!“ sagte Siloque. „Wollen Sie die restlichen drei Adressen nehmen, Chef? Anschließend werden Sie genug Menschen gesehen haben für ebensoviel Jahre.“

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