Название | Im Schattenkasten |
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Автор произведения | Arno Alexander |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711626016 |
„Sehr unangenehm“, bestätigte Bath.
„Wenn das Kind stirbt, wird man Sie anklagen“, äußerte Strong.
„Und umbringen“, vollendete Bath.
„Es muß etwas getan werden“, fuhr Strong fort.
„Gewiß“, meinte Bath ernst.
Eine Zeitlang schwiegen beide. Dann nahm Bath das Wort zu einer längeren Auseinandersetzung:
„Die Sache sieht folgendermaßen aus“, erklärte er und blieb vor seinem Besucher stehen. „Ich weiß, die Polizei wartet nur auf einen besonders wichtigen Fall, bei dem ich ihr nicht helfe. Hier ist dieser Fall. Die Geschichte droht, dem Hauptquartier zu einem Riesenskandal zu werden. Daher haben sie beschlossen, mich zu opfern: Entweder ich helfe ihnen oder — ich werde umgebracht. Erweise ich mich als nutzlos, so hat das Katz- und Mausspiel für die Polizei keinen Wert mehr.“
„So ist es“, bestätigte Strong bedächtig.
Wieder herrschte eine geraume Weile Schweigen. Bath hatte seine Wanderung durchs Zimmer erneut aufgenommen, und seine Schritte waren noch kürzer, noch hastiger geworden.
„Vielleicht läßt McGregor mit sich sprechen“, äußerte er plötzlich obenhin. Es war ein achtlos hingeworfener Satz, aber Strong erriet sofort, daß Bath jetzt das ausgesprochen hatte, um dessentwillen er ihn hierher bestellt hatte.
„Nein“, antwortete er ernst. „McGregor ist fest entschlossen.“
„Ich dachte es mir.“ Baths Züge waren unverändert geblieben. „Es war wirklich vorauszusehen.“
„Sie haben doch einige Gelder in England, wenn ich nicht irre“, mutmaßte Strong.
„Es reicht nicht. Leider habe ich das meiste noch hier, und schon seit einem Jahr werde ich überwacht. Hebe ich die Gelder hier ab, so weiß die Polizei sofort, es sei Zeit sich meiner zu versichern.“
„Das Geld in England reicht also nicht?“
Bath zuckte die Achseln.
„Es reicht für ein gut bürgerliches Dasein, mit Kummer und Sorgen um Schulbücher und Wintermäntel für die Kinder. Das ist nichts für mich.“
Strong schnippte die Asche von seiner Zigarre, und so ungeschickt, daß sie auf den Teppich fiel. Er bückte sich, um sie aufzusammeln, und dabei sprach er, ohne von seinen Händen aufzusehen:
„Es ist für die Wiederbeschaffung des Kindes eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar ausgesetzt. Wenn man so bedenkt, für einen Menschen, der nicht mit voller Überzeugung bei unserer Sache ist, eine große Versuchung. Man sollte so etwas verbieten.“
Strong lachte etwas krampfhaft über seinen Witz, und auch Bath lächelte freundlich. Er hatte Strong sehr gut verstanden.
„Nun“, meinte er leichthin. „Es ist ja eigentlich nur für wenige eine Versuchung. Ich zum Beispiel könnte das Kind gar nicht wiederbeschaffen, da ich nicht weiß, wo es sich befindet.“
„Sehr richtig bemerkt“, antwortete Strong lachend. „Was für ein merkwürdiges Gespräch wir doch führen! Aber ich liebe es, theoretische Betrachtungen anzustellen, auch wenn sie nicht den geringsten praktischen Wert haben. Das schult den Geist, finden Sie nicht ebenfalls?“
„Ganz meine Meinung.“
„Sehen Sie — um in unseren theoretischen Betrachtungen fortzufahren — es ist dennoch auch für Sie eine Versuchung. Sie könnten doch die Belohnung teilen, mit einem Menschen teilen, der den Aufenthaltsort des Kindes kennt.“
Bath schüttelte den Kopf.
„Ich möchte wissen, warum dieser andere wohl mit mir teilen sollte, wenn er doch das Ganze verdienen kann“, äußerte er zweifelnd, obwohl ihm dieser Grund sehr gut bekannt war.
„Nun, zum Beispiel, weil der andere annehmen müßte, McGregor hätte ihn sofort in Verdacht, und weil dieser andere Wert darauf legt, auch der Polizei gegenüber unbekannt zu bleiben.“
„Stimmt!“ rief Bath aus, als begreife er das alles erst jetzt. „Wenn dieser andere zum Beispiel einen oder mehrere Morde auf dem Gewissen hat, so kann er nicht darauf hoffen, freies Geleit zu bekommen.“
„Das ist sehr richtig, sehr richtig“, sagte Strong und erhob sich. „Ich werde heute abend vor dem Schlafengehen noch über diesen theoretischen Teil unseres Gespräches nachdenken. Vielleicht können wir es morgen fortsetzen, vielleicht ist es auch besser, wenn ich darüber mit McGregor selbst spreche.“
„Ich will Sie nicht länger aufhalten“, erwiderte Bath sehr freundlich. Er hatte die Drohung, die in den letzten Worten lag, sehr gut verstanden. „Schade“, ergänzte er. „Schade, daß Sie alles, was Sie von mir hören, auch mit anderen Menschen besprechen müssen. Ich liebe das nicht. Wie leicht kann solch ein theoretisches Gespräch mißverstanden werden.“
Strong lachte.
„McGregor ist ein sehr kluger Mensch. Er wird es schon nicht falsch verstehen. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen, Mr. Strong.“
IV.
Nachdem Bath seinen Gast hinausgeleitet hatte, schloß er sich in seinem Zimmer ein und ging rasch, mit sehr kurzen Schritten, vom Schreibtisch zum Kamin, vom Kamin zum Schreibtisch, hin und her, hin und her. Er hielt den Kopf gesenkt und dachte angestrengt nach. Er dachte nach, obwohl er wußte: Es gab hier nichts zu denken. Der Fall war von vornherein ganz klar, und es war hieran nichts zu ändern, nichts mehr zu ändern.
Bath wußte, Strong würde von ihm ohne Verzug zu McGregor fahren. Strong würde ihn anzeigen. Warum, war eine Frage von untergeordneter Bedeutung. Vielleicht fürchtete sich Strong zu sehr vor einer Anzeige seinerseits vielleicht hatte er tatsächlich dieses Gespräch nur geführt, um ihn, Bath, auszuhorchen. Das war ganz unwichtig. Wesentlich war nur die Frage, was McGregor tun würde.
Eine Stunde war vergangen, als Bath lächelnd aus seinem Arbeitsraum in das sonnendurchflutete Eßzimmer trat. Am Boden spielten seine drei Kinder. Sie bauten Häuser und Gärten, sie bauten sie mit ernsten, feierlichen Mienen. Sie zankten sich nicht und schrien nicht, denn sie waren zu eiserner Selbstzucht erzogen.
Bath kniete sich nieder und baute ebenfalls Häuser und Gärten. Auch er machte dabei ein ernstes Gesicht, und es schien wirklich, als sei das Haus, das er baute, und der Garten dazu jetzt seine einzige Sorge.
Mrs. Bath trat ein und setzte sich mit einer Handarbeit ans Fenster. Ab und zu sah sie lächelnd auf die Kinder und ihren Vater, und einmal lachte sie laut auf, als das Haus — grade des Vaters Haus — durch seine Ungeschicklichkeit zusammenstürzte.
„Ein schlechtes Vorzeichen“, sagte er und stand auf.
„Mr. Strong hat dich geärgert?“ fragte sie.
Er setzte sich neben sie, und es war ihm angenehm, als sie mit der kühlen Hand über seine faltenlose, glatte Stirn strich.
„Es war ein Fehler, ihn einzuladen“, bestätigte er. „Aber sprechen wir nicht mehr davon.“
Sie stellte keine Fragen mehr. Sie wußte, sie hätte auch nichts mehr erfahren. Ihr Mann wäre mit einem leisen Lächeln über ihre amerikanische Ungezogenheit aufgestanden, hätte ihr einen verzeihenden Blick zugeworfen und wäre für lange, lange Zeit in seinem Zimmer verschwunden.
„Mir ist ein Bild angeboten worden“, erzählte Mrs. Bath heiter. „Ein wundervolles, großes Bild von Barley. Es kostet dreißig Dollar. Das soll spottbillig sein.“
Er nickte.
„Das ist möglich. Du möchtest es kaufen?“
„Nur, wenn das auch dein Wunsch ist.“
„Nun, ich …“ Er schwieg einen