Название | Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht |
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Автор произведения | Marie Brennan |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966583220 |
Sie nickte und war nicht überrascht. »Als die Tafeln angekommen sind, hat er gesagt, dass sie alles verändern würden.«
Tagebuch, ich sage dir: Lord Gleinleigh hat eine sehr hohe Meinung über die Wichtigkeit seines Fundes, und ich fange an, mich zu fragen, warum. Er hat einen langen Erzähltext entdeckt, und das ist sehr aufregend, wenn man sich viel aus der antiken drakoneischen Zivilisation macht. Wir haben zuvor einige Gedichte entdeckt, wenige, kurze mythische Legenden oder Auszüge aus der Geschichte, jedoch nichts, was diesem Maßstab nahekommt. Aber zu sagen, dass es alles verändern wird? Das scheint mir unangebracht, wenn wir noch nicht einmal wissen, was da steht.
Was mich dazu bringt, mich zu fragen, ob er es irgendwoher doch weiß. Nur dass ich mir nicht vorstellen kann, wie er das überhaupt könnte! Es ist leicht genug, den Sinn einer Steuerliste auf den ersten Blick zu erkennen, aber eine Erzählung ist viel schwieriger, und selbst einige Minuten des Betrachtens sagen mir, dass diese hier wirklich kompliziert ist. Die Sprache ist so archaisch, dass mir nicht viele Leute einfallen, die überhaupt wüssten, was sie damit anfangen sollten, und die Besten von ihnen könnten sie nicht einfach überfliegen und einem erklären, was da steht, nicht im Detail. Ich habe Lord Gleinleigh erzählt, dass ich zwei Tafeln pro Monat durcharbeiten kann. Ich hoffe nur, dass ich mein Wort halten kann. Wie also könnte er – ein Mann, der wahrscheinlich nicht einmal weiß, was ein Determinativ ist – auch nur anfangen vorauszusagen, welche Wirkung das hier haben wird?
Pah. Ich zäume den Drachen vom Schwanz auf. Lord Gleinleigh hat nur eine übersteigerte Meinung von sich selbst, also muss natürlich alles, was er findet, gewaltig wichtig sein.
Natürlich habe ich nichts davon zu Cora gesagt. Ich bin nicht so hirnrissig. Ich sagte nur: »Gut, wir werden sehen. Es wird viele Arbeitsstunden dauern, ehe wir irgendeine echte Ahnung haben, was hier steht.«
Dasselbe sagte ich erneut beim Abendessen heute Abend, um zu sehen, ob Lord Gleinleigh reagieren würde, aber das tat er nicht. Wir haben alleine gegessen, ohne Cora. Als ich fragte, warum, antwortete er nur, dass »sie nicht gerne in Gesellschaft speist«. Dann, während ihm Missbilligung aus jeder Pore strömte, sagte er: »Ich habe gehört, dass Sie den ganzen Nachmittag im Garten waren.«
Er dachte, ich drücke mich! Ich sagte: »Ja, weil ich heute mit dem Kopieren angefangen habe. Ich weiß nicht, warum, aber ich finde, dass natürliches Licht am besten dafür ist, mich die Inschrift deutlich sehen zu lassen – Lampen sind einfach nicht dasselbe.«
»Kopieren?«, wiederholte er.
Er versuchte nicht einmal, nicht misstrauisch zu klingen. Ich seufzte und erklärte in meinem diplomatischsten Tonfall: »Die Tafeln sind zwar zum größten Teil in einem guten Zustand, aber das werden sie nicht lange bleiben, wenn ich sie ständig anfasse. Es ist viel besser, mit einer Kopie zu arbeiten – einer exakten Zeichnung der Symbole, wie der Schreiber sie geschrieben hat – und das Original nur zu konsultieren, wenn ich denke, dass da vielleicht ein Fehler ist. Sobald das erledigt ist, werde ich den Text transkribieren …« Ich sah, dass ich ihn verloren hatte. »Die Laute in unserem Alphabet aufschreiben«, sagte ich. »Das sind notwendige Schritte, mein Lord, das versichere ich Ihnen. Fragen Sie jeden Übersetzer, und er wird Ihnen dasselbe erzählen.«
Lord Gleinleigh verwarf das mit einem kurzen Wink. »Nein, nein, ganz richtig. Ich stelle Ihre Methoden nicht infrage, Miss Camherst.« (Doch, das tat er … aber das stellte ich nicht heraus.)
Der Hausdiener servierte den Suppengang. Etwas muss ich Lord Gleinleigh zugutehalten: Er tischt ein gutes Festmahl auf. Allerdings habe ich bei Suppe immer Angst, dass ich schlürfe und mich blamiere. Der Graf widmete sich ganz ruhig seiner eigenen Schüssel und richtete sich dann genug auf, um zu fragen: »Wie kommen Sie voran?«
»Bis jetzt gut. Ich habe heute gute Fortschritte mit dem Kopieren der ersten Tafel gemacht.« Ich lachte. »Jedoch wäre ich weiter gekommen, wenn Ihre Gärtner und Bediensteten mich nicht ständig unterbrochen hätten, um mir einen Sonnenschirm anzubieten. Ich habe ihnen gesagt, dass ich das direkte Licht für meine Arbeit brauche, aber sie haben es immer weiter versucht!«
»Sie sorgen sich nur um Ihre Gesundheit«, sagte er.
Und um meinen Teint, da bin ich sicher – als sei der nach scirländischen Standards nicht bereits auf verlorenem Posten. Aber meine Güte, das hier ist nicht Eriga oder die akhische Wüste. Ich glaube nicht, dass mich die Sonne hier verbrennen könnte, wenn sie es den ganzen Sommer lang versuchen würde – noch viel weniger mitten im Winter.
Dann räusperte Lord Gleinleigh sich und fragte: »Und was ist mit dem Text selbst? Ich weiß, dass Sie gesagt haben, dass diese anderen Schritte zuerst kommen, das Kopieren und so weiter, aber …?«
Wenn ich ihn lasse, wird er mich dazu drängen, das hier völlig halbgar zu machen, statt den richtigen Standards zu folgen. Tja, ich werde ihn nicht lassen – und ich habe gute Gründe dafür. »Das ist schwer zu sagen. Wissen Sie«, (ich bezweifle, dass er irgendetwas Derartiges weiß), »dass es in der drakoneischen Schrift ein Zeichen gibt, das genutzt wird, um Wörter zu trennen, gerade so, wie wir ein Leerzeichen nutzen? Das ist eine spätere Innovation in ihrer Schrift. Frühere Texte haben es nicht, und das hier ist definitiv ein früherer Text. Während ich also hier und da ein Wort herauslesen kann, sind wesentlich mehr so gut wie miteinander verschwommen, sodass ich nicht sicher bin, ob da zašu kīberra oder zašukī berra steht. Ich fürchte, es wird einige Zeit dauern, bevor ich etwas habe, das klar genug ist, um es mit Ihnen zu teilen.«
»Kann Cora nicht helfen? Sie arbeitet schon an den Tafeln, seit diese angekommen sind.«
Offensichtlich hat er sich nichts von ihrer Arbeit angesehen, sonst wüsste er die Antwort darauf. Nun, ich hatte nicht vor, ihm zu erklären, dass ihre Mühen uns beide zum Lachen gebracht hatten. Ich sagte bloß: »Wir werden sehen«, und beließ es dabei.
(Wenn ich zurück auf das blicke, was ich geschrieben habe, kann ich Großmama hören, wie sie über mich mit der Zunge schnalzt. »Ihr jungen Leute und eure Duzerei! Ihr kanntet einander kaum drei Minuten, bevor ihr miteinander gesprochen habt wie beste Freundinnen.« Tja, ich habe nicht vor, jedes Mal »Miss Fitzarthur« zu schreiben, wenn ich mich auf Cora beziehe, und ich glaube nicht, dass es sie stört. Das ist ihr Familienname – sie muss die Tochter von Lord Gleinleighs Bruder sein, weil sie ihn »Onkel« nennt. Mir war jedoch nicht bewusst, dass er einen Bruder hat. Es ist wirklich schockierend, wie wenig ich über den scirländischen Hochadel weiß, obwohl ich eines Tages Großmamas Baronie erben werde.)
Aus dem Tagebuch von Audrey Camherst
6. Pluvis
Verdammte scirländische Winter! Es hat den ganzen Tag genieselt, und auch wenn es mich nicht stört, nass zu werden, ist das Licht nicht gut dafür, mir die Tafeln anzusehen. Ich frage mich, ob ich Lord Gleinleigh dazu überreden könnte, mich nach Trinque-Liranz oder Qurrat oder an irgendeinen sonnigeren Ort umziehen zu lassen, während ich an dem Text arbeite? Nein, ich habe Lotte versprochen, dass ich in der Nähe bleibe, falls sie mich braucht – obwohl ich nicht weiß, was ich tun könnte, um ihre Debüt-Saison zu verbessern, wenn man das völlige Desaster betrachtet, das ich aus meiner gemacht habe.
Nein, ich werde einfach mit den Lampen arbeiten oder etwas anderes finden müssen, was ich bei schlechtem Wetter mit mir anfangen kann. Ich schätze, ich kann meine Transkription dessen anfangen, was ich bereits kopiert habe.
Später
Das