Название | Sieh mich jetzt |
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Автор произведения | Sandra Schwartz L. |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711337301 |
Kapitel 4
Frühstückspause. Wir sitzen auf den schwarzen Sofas in unserer kleinen Ecke der Aula, fast neben unserem Klassenzimmer. The Voice kommt aus einem alten Ghettoblaster und das Personal ist nett. Vormittagsspaß und Erfrischung. Wie immer.
Ich starre vor mich hin, während die anderen lachen.
Wir sitzen nicht so, wie sonst, Maja und ich, nebeneinander. Oder das stimmt nicht. Faktisch sitzen wir nebeneinander, es fühlt sich nur nicht so an, weil Katrine auch da ist. Genau auf der anderen Seite von Maja. Sie isst sonst immer mit Tine und Yasmin aus der 9. Sie holen sie normalerweise ab und setzen sich an den Tisch in der Mitte der Aula. Der Tussentisch, wie er in den Ecken genannt wird.
Der Tisch der Coolen, der Tisch der Beliebten. Sie pflegt dort zu thronen, den Tisch mit ihren frühlingsblauen Augen und seidenweichen, blonden Locken zu erhellen. Frisch und kühl und genau so unwiderstehlich und unnahbar, wie der Rest der beliebten Clique.
Heute kamen sie einfach nicht. Obwohl sie hier sind und genau jetzt wie immer am Tussentisch sitzen. Stattdessen ist Katrine hier bei uns und alle tanzen und schawänzeln um sie herum. Erinnert mich an Fliegen um einen Hundehaufen.
Nikolaj und Jonas sind die schlimmsten, ständig dabei sich gegenseitig zu übertreffen. Das ist wirklich anstrengend. Aber da ist niemand, der das bemerkt. Abgesehen von mir. Aber das ist nicht das schlimmste. Am schlimmsten ist, dass Katrine ihr Licht auf Maja geworfen hat. Meine Maja.
„Glaubst du, sie haben sich gestritten?“, flüstere ich, als Katrine zur Toilette gegangen ist.
„Nee, das glaube ich nicht,“ antwortet Maja. „Ich denke, sie hätte was gesagt.“
„Warum sollte sie uns was sagen?“
„Wir sind doch ihre Freundinnen. So etwas sagt man doch.“
Ich starre Maja an. Freundinnen? Freundinnen wird man doch nicht in einer Woche. Das braucht Zeit, Wochen, Monate, ja Jahre. Das ist nichts, was aus heiterem Himmel passiert. Ich würde gerne lachen, reiße mich aber zusammen. Maja sieht nicht aus, als ob das ein Joke gewesen wäre.
„Glaubst du das wirklich?“, frage ich.
„Was meinst du?“ Maja sieht mich an.
„Ich meine nur, wir kennen sie ja kaum.“
„Hör doch auf, wir gehen doch seit Ewigkeiten mit ihr in eine Klasse.“
„Ich glaube aber nicht, dass sie es mir erzählen würde,“ sage ich dann. „Warum sollte sie? Wir haben nie zusammen rumgehangen.“
„Nja, aber ich bin mir sicher, sie würde es mir sagen.“ Maja ist jetzt genervt, aber ich kann das Thema nicht fallen lassen.
„Ganz ehrlich, Maja, glaubst du das wirklich? Man wird doch nicht einfach so plötzlich Freundinnen. Sie nützt dich …“
„Ausnützen! Was bist du streng. Du kennst sie einfach nicht. Sie hat es genau genommen nicht so einfach, nur dass du’s weißt“, unterbricht mich Maja.
Ich starre sie an, absolut nicht im Stande, irgendwas zu sagen. Maja starrt mit gekreuzten Armen zurück.
Ich senke meinen Blick. Ihre Worte nagen an mir. Vielleicht ist Katrine doch nicht so, wie wir dachten, und ich bin zu erbärmlich, das sehen zu können.
Ich will mich gerade entschuldigen und es erklären, aber da ist Katrine schon zurück. Sie hat in der Kantine ein Päckchen Kaugummi gekauft und bietet erst Maja und dann mir einen an. Ich lehne ab und gucke weg, während ich meine Arme unter meinem schwarzen Rollkragensweater reibe.
„Was ziehst du zum Tanzen an?“, fragt Maja Katrine und dreht mir den Rücken zu.
„Das weiß ich noch nicht …“, antwortet Katrine mit einem Schulterzucken und einem Lächeln. Einem 500-Watt-Lächeln.
„Du hast in dem Outfit, das du anhattest, einfach verdammt gut ausgesehen“, seufzt Maja, wickelt eine Korkenzieherlocke um den Zeigefinger und lässt sie fallen, wieder und wieder.
„Du kannst es gerne leihen, ich werde es nicht anziehen. Wir haben bestimmt die gleiche Größe.“ Katrine sieht Maja bewertend an. „Du hast zwar etwas größere Brüste, aber das macht nichts, es ist aus Stretch.“
„Ja aber, das ist doch ganz neu! Bist du sicher …?“ Maja sieht aus, als ob es bereits Weihnachten wäre und ein lange gewünschtes Geschenk gerade in ihren Schoß geplumpst sei.
Ich begreife Maja nicht. Das sind doch bloß Klamotten. What the fuzz. Begreife nicht, was mit Katrine los ist. Kann sie dieselben Sachen nicht nochmal anziehen? Offensichtlich nicht. Selbst wenn sie ganz neu sind? Geht wohl gar nicht. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mürrischer werde ich. Und es wird nicht besser davon, dass Katrine und Maja natürlich dieselben Klamotten passen. Natürlich ist es klar, dass es so ist! Groß, wie die beiden sind, mit Beinen von hier bis zum Nordpol und weichen, kurvigen Formen. Auf jeden Fall verglichen mit mir.
„Wie toll, das ist einfach zu cool!“ Maja dreht sich zu mir. „Ist das nicht einfach meganett von Katrine?“, fragt sie und spießt mich mit ihrem Blick auf.
„Ja, natürlich, supernett“, sage ich, lächele und nicke, so gut ich kann. Katrine lehnt sich an Maja vorbei und sieht mich an. Und genau in einem Millionstel einer Sekunde glaube ich, ein Aufblitzen von Triumph zu sehen, ja fast von etwas Trotz in ihrem Blick. Aber ein Blinzeln später ist es weg und sie wirft mir nur ein strahlendes Megawatt-Lächeln zu, so dass ich Lust bekomme, zu knurren, ob sie die Beleuchtung nicht lieber etwas runter drehen sollte, damit die Birnen nicht durchschmoren.
Sie sieht mich weiter an, kramt einen Moment in ihrer Tasche und reicht mir dann eine Packung Ga-Jol – Mintlakritz, mein Favorit. „Hier. Sind das nicht die, die du gerne magst?“
Ich nicke und nehme eins, fühle mich plötzlich wirklich erbärmlich. Ich lächele sie an und meine es auch.
Katrine lächelt zurück und wirft mir das Päckchen in den Schoß, bevor sie sich in die Kissen zurücklehnt. „Du kannst sie gerne haben. Ich mache mir nichts aus ihnen.“
Das Lakritz wächst in meinem Mund und ich würde es furchtbar gerne ausspucken. Ich sitze und krümme mich im Sofa. Dann stehe ich auf und gehe.
„Wo gehst du hin?“, ruft Maja mir nach. Ich antworte nicht, gehe einfach weiter.
Ich sehe wirklich furchtbar aus, als ich meinen Blick im Spiegel auf der Mädchentoilette treffe.
Blass und mit schwarzen Rändern unter den Augen. Und selbst ich kann heute sehen, dass meine Augen groß sind. Sie füllen mein ganzes Gesicht aus, so dass meine Nase und mein Mund seltsam klein aussehen. Seufz. Nicht wirklich seltsam, dass mein Vater mich Bambi nennt. Bambi! Wer, verdammt nochmal, will schon Bambi ähneln? Wie ein zu groß geratenes Baby. Ich wäre lieber sexy und smart wie Katrine … oder mystisch und geheimnisvoll wie Maja. Stattdessen habe ich schlammbraune Haare und große, dumme Kuhaugen – und ja, Kühe sind süß und niedlich – aber auf absolut keine Weise frech.
Ich senke den Blick, beuge mich über das Waschbecken und stelle das kalte Wasser an. Das Wasser prickelt auf meiner Haut und schickt kalte Schauer über mich, die es schwer machen, zu atmen. Die Tür zur Toilette geht auf. Ich erkenne die Stimmen sofort, selbst wenn sie leise sprechen. Tine und Yasmin. Ich spitze die Ohren. Da stimmt was nicht. Yasmins Stimme ist total unklar.
Sie bemerken mich nicht, stellen sich bloß vor die Spiegel am anderen Ende der hintersten Toiletten. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass Tine einen Arm um Yasmin hat, während sie mit der anderen Hand Wasser aus einem Hahn auf ein Papiertuch träufelt. Ich spritze mir weiterhin Wasser ins Gesicht, aber ihre Unterhaltung erreicht mich trotzdem. Ich kann es nicht lassen, zuzuhören.
„Ich weiß