Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach

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Название Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman
Автор произведения Viola Maybach
Жанр Языкознание
Серия Der kleine Fürst Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975685



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beschloss, das Gespräch an dieser Stelle zu beenden. Dieses Thema hatte er mit Annabelle zur Genüge besprochen, und er vertraute ihr. Was aber nicht hieß, dass er gern mit anderen über sie und den Mann sprach, mit dem sie angeblich zusammen war. Auch Toleranz hatte Grenzen.

      »Von mir aus«, sagte er betont gleichgültig, bevor er sich wieder seiner Akte zuwandte.

      »Im Innenteil sind noch mehr Fotos«, sagte Bernd, in der Hoffnung, das Interesse seines Kollegen doch noch wecken zu können, aber der Versuch misslang.

      »Wozu soll ich mir die ansehen, Bernd? Sag mal, hast du nichts zu tun?«

      »Zu tun schon, aber keine Lust«, maulte Bernd, und damit war das Thema dann endlich erledigt.

      René war erleichtert, aber er begann zu ahnen, was auf ihn zukam, wenn seine Beziehung zu Anna­belle bekannt wurde. Er würde sich wohl auf eine Menge spöttischer Bemerkungen seiner Kollegen einrichten müssen.

      Vielleicht wäre es besser, wenn sie ihre Beziehung noch eine Weile geheim hielten. Er fand, dass das eine ziemlich gute Idee war. Wenn er Annabelle anrief, würde er sie fragen, was sie davon hielt.

      *

      Mittlerweile hatte sich auch Baron Friedrich zu seiner Frau und Gabriela gesellt. Er fand die junge Frau sehr sympathisch, wenn auch unübersehbar nervös. Sie bemühte sich zwar sehr, sich das nicht anmerken zu lassen, doch es gelang ihr nicht besonders gut. Schon die Blässe ihres Gesichts verriet sie, aber auch ihre rastlosen Finger und der rechte Fuß, der immer wieder nervös auf und ab wippte, sprachen eine deutliche Sprache.

      »Es ist so schön, Gaby, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte die Baronin gerade. »Und noch viel schöner ist, dass Sie unsere ehrenamtliche Arbeit auch weiterhin unterstützen wollen.«

      Sie hörten Stimmen, gleich darauf rief Anna: »Hier seid ihr! Wir haben euch schon überall gesucht.«

      Er sah, dass sich die Blässe auf Gabrielas Gesicht vertiefte, als sich Annabelle und Felix näherten, Hand in Hand, während die Teenager ihnen folgten.

      »Das Wetter ist so schön, deshalb haben wir die Bibliothek verlassen und uns auf die Terrasse gesetzt«, erklärte die Baronin. »Nun lernen Sie also auch noch meine Familie kennen, Gaby – und unsere Gäste.«

      »Wir kennen uns schon«, sagte Florian hastig und ließ Annabelles Hand los. »Hallo, Gaby, schön dich hier zu sehen.«

      Er begrüßte sie mit einer fast förmlichen, ziemlich steifen Umarmung, die nichts von seinen Gefühlen ahnen ließ, woraufhin sie, wie Friedrich bemerkte, feuchte Augen bekam. Sie hielt sich aber tapfer, während Sofia sie mit Annabelle und den Teenagern bekannt machte.

      »Können wir dich duzen?«, fragte Anna sofort.

      »Aber, Anna …«, begann Sofia, doch Gabriela kam ihr zuvor, bevor sie ihre Mahnung auch nur aussprechen konnte.

      »Natürlich könnt ihr das, Anna. Das wäre mir sowieso lieber.«

      Anna strahlte sie an. »Und du bleibst bis morgen?«, fragte sie.

      »Ich …, ja, deine Mutter hat mich eingeladen, und ich habe die Einladung angenommen.«

      Annabelle lehnte sich zu Florian hinüber und legte ihm in einer Geste, die sehr vertraulich wirkte, die Hand auf den Arm. »Und ihr kennt euch also von früher, Flo, Gabriela und du?«, fragte sie.

      Florian war mittlerweile fast so blass wie Gabriela, die beiden konnten einem richtig leidtun. Eigentlich, fand Friedrich, hätte man den Versuch an dieser Stelle abbrechen können, denn es konnte doch keinerlei Zweifel mehr daran bestehen, dass Florian dieser jungen Frau nicht gleichgültig war! Aber außer ihm sah das offenbar niemand so.

      Florian nickte nur. Er sah weder Annabelle noch Gabriela an, ihm war anzumerken, dass er sich meilenweit weg wünschte. Der Baron war nicht bereit, sich diese Quälerei noch länger anzusehen. »Dann zeig du unserem Gast doch das Gelände, Flo«, schlug er vor. »Natürlich nur, wenn es Sie interessiert, Gabriela.«

      Jetzt schoss ihr mit einem Schlag das Blut ins Gesicht, während sich ringsum empörte Blicke auf Baron Friedrich richteten, weil er versucht hatte, den sorgsam ausgeklügelten Plan zu durchkreuzen.

      »Natürlich, sehr sogar«, erwiderte Gabriela mit zitternder Stimme, »aber ich …, ich bin ein bisschen müde. Ich habe ziemlich anstrengende Tage hinter mir. Vielleicht könnten wir den Rundgang noch ein bisschen verschieben.«

      Annabelle griff nach Florians Hand. »Wenn das so ist, dann laufen wir beide noch ein bisschen durch den Park, ja? Zu unserem Lieblingsplatz.« Wer es nicht besser wusste, der hätte das Lächeln, mit dem sie ihn jetzt ansah, für das Lächeln einer Verliebten halten müssen.

      Er nickte und widerstand der Versuchung, seine Hand zu befreien, wie Baron Friedrich amüsiert bemerkte. Gabriela freilich bekam davon nichts mit. Sie hatte nur den Klang von Annabelles Stimme gehört, ihr Lächeln gesehen und die ineinander verschränkten Hände des angeblichen Liebespaars. Jetzt war sie wieder leichenblass.

      Kurz nachdem Annabelle und Florian gegangen waren, bat Gabriela darum, sich zurückziehen zu dürfen. Sofia und Friedrich blieben mit den Teenagern allein zurück.

      »Also wirklich, Papa!«, sagte Anna. »Was sollte das denn? Es ist doch noch viel zu früh für eine Begegnung der beiden unter vier Augen.«

      »Und wieso?«, wollte der Baron wissen. »Für mich ist die Sache völlig klar: Sie liebt ihn. Also kann man der Quälerei doch auch gleich ein Ende bereiten.«

      »Du bist sicher, aber Flo ist es nicht«, sagte Christian. »Er zweifelt immer noch, und deshalb braucht er noch ein bisschen Zeit.«

      Konrad fing leise an zu lachen. »Ist das nicht verrückt? Wir alle sehen, dass die beiden sich lieben, nur sie selbst sehen es nicht. Also stimmt das Sprichwort wohl: Liebe macht blind.«

      »Jedenfalls manchmal«, stimmte die Baronin zu. »Ach, Kinder, ich wünschte, die beiden hätten sich schon gefunden. Es ist schrecklich, wenn Menschen, die man gernhat, unglücklich sind.«

      Niemand mochte ihr widersprechen, in dem Punkt waren sie sich vollkommen einig.

      *

      »Also hast du ihm nichts gesagt?«, fragte Annina.

      »Wie denn?« Gabriela, die ihre Freundin direkt nach der ersten Begegnung mit Florian angerufen hatte, konnte die Tränen nur mit Mühe zurückhalten. »Erstens waren wir ja nicht allein. Und zweitens hättest du ihn und diese Annabelle mal zusammen sehen sollen, Annina. Das war eindeutig. Am liebsten würde ich sofort wieder abreisen. Was für eine blöde Idee, hierherzufahren und zu glauben, ich könnte …« Sie brach ab. »Und wie er mich begrüßt hat! Als wären wir allerhöchstens flüchtige Bekannte gewesen, mehr nicht. Danach hat er mich kaum noch angesehen. Niemand, der uns zusammen erlebt hat, wäre auf die Idee gekommen, dass wir mal gut befreundet waren, Annina.«

      »Das sieht ihm aber nicht ähnlich«, sagte ihre Freundin nachdenklich. »Warum habe ich nur den Eindruck, dass etwas an dieser Geschichte komisch ist? Der Flo, den ich kenne, würde sich nicht so verhalten. Auch wenn er in diese Annabelle verliebt sein sollte, hätte er sich gefreut, dich zu sehen, und er hätte mit dir geredet und dich angesehen und gefragt, wie zu Hause alles läuft …«

      »Aber das tut er ja schon seit Wochen nicht mehr, er ruft mich doch auch nie an! Und du kannst sicher sein, dass er in Annabelle verliebt ist, das konnte ich sehen. Es war ihm zwar etwas peinlich, das zu zeigen, aber sie sind ein Liebespaar, glaub mir.« Nun weinte Gabriela doch. Die letzte halbe Stunde war einfach zu viel für sie gewesen.

      »Jetzt wein doch nicht, Gaby!«, rief Annina. »Es tut mir leid, dass ich dir zugeredet habe, diese Reise zu unternehmen, wahrscheinlich war das wirklich falsch. Bitte, hör auf zu weinen.«

      »Ich versuch’s ja, aber so einfach ist das nicht«, schluchzte Gabriela. »Und jetzt muss ich noch das Abendessen durchstehen, ich weiß überhaupt nicht, wie ich das machen soll. Das Schlimmste ist, dass ich mir alles selbst zuzuschreiben habe. Vielleicht