Название | Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman |
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Автор произведения | Viola Maybach |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der kleine Fürst Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975685 |
Mit wenigen Griffen hatte sie die Flasche geöffnet und füllte die Gläser.
»Danke für die Einladung«, sagte er.
»Danke für den Champagner«, erwiderte sie. »Wenn wir die Flasche austrinken, muss ich danach auf Wein verzichten. So viel vertrage ich nicht.«
»Wir können uns ja Zeit lassen«, schlug er vor. »Und wenn wir diese lecker aussehenden Törtchen dazu essen, bleiben wir bestimmt nüchtern.«
Sie ließen es sich schmecken, während sie den Champagner tranken, und dabei kamen sie ganz unangestrengt ins Gespräch. René wusste spannende Geschichten aus seinem Arbeitsleben zu erzählen, Annabelle hielt mit Geschichten aus ihren Schulpraktika dagegen. Sie war ja gerade erst fertig geworden mit dem Studium, der Alltag an einer Schule stand ihr noch bevor, aber sie freute sich darauf.
Die Steaks aßen sie erst viel später, und noch immer ging ihnen der Gesprächsstoff nicht aus.
»Sehen wir uns wieder, wenn Sie aus Sternberg zurück sind?«, fragte René, als sie nach dem Essen gemeinsam den Tisch abräumten.
»Das hoffe ich doch«, antwortete Annabelle mit einem Lächeln.
Es war dieses Lächeln, das ihn ermutigte, sie an sich zu ziehen und ihr den ersten Kuss zu geben.
»Bist du immer so schnell?«, fragte sie danach.
»Dieses war das erste Mal«, antwortete er, bevor er sie erneut küsste.
»Aber ich werfe dich jetzt trotzdem hinaus«, sagte sie eine Viertelstunde später, in der jeder Kuss länger und leidenschaftlicher geworden war als der vorige. »Bei mir geht das nämlich normalerweise auch nicht so schnell.«
»Ich weiß«, erwiderte er. »Wirst du mich auch nicht vergessen, während du weg bist?«
Sie lachte leise. »Mal sehen. Vielleicht läuft mir in Sternberg ja ein super attraktiver Typ über den Weg, dem ich nicht widerstehen kann.«
»Dann soll er sich vor mir in Acht nehmen!«, sagte René und zog sie wieder in seine Arme.
Es dauerte dann doch noch ziemlich lange, bis er sich tatsächlich verabschiedete. Danach trödelte Annabelle noch herum, denn müde war sie überhaupt nicht, im Gegenteil. Ins Bett ging sie trotzdem, aber sie ließ ihre Nachttischlampe an, lag nur da und sah lächelnd an die Zimmerdecke.
Sie hatte sich in einen Kommissar verliebt, ausgerechnet.
*
»Wie – er ist weg?«, fragte Annina verständnislos.
Gabriela schluckte. Zwei Tage waren seit jenem Telefongespräch mit Florian vergangen, aber es war ihr unmöglich gewesen, Annina davon zu erzählen. Schließlich wollte sie nicht gleich in Tränen ausbrechen, was sie seitdem sehr häufig getan hatte.
»Er hat seinen Job gekündigt und ist nach Sternberg gezogen, wo er jetzt im Schloss-Gestüt arbeitet«, antwortete sie.
Annina ließ sich wie in Zeitlupe auf einen Stuhl sinken. »Das kannst du deiner Großmutter erzählen, Gaby. Flo verschwindet doch nicht einfach, ohne das vorher genauestens mit dir zu besprechen.«
»Vor dem Gespräch hätte ich das auch so gesehen. Aber er ist weg, glaub mir. Seine Wohnung hat er untervermietet, ich bin da gewesen und habe mich vergewissert, dass er mich nicht irgendwie veralbert hat.«
»Aber warum?«, fragte Annina. »Und so plötzlich? Ich dachte immer, er ist mit seinem Job glücklich.«
»Das dachte ich auch, jetzt weiß ich es besser.« Gabriela drängte mühsam die aufsteigenden Tränen zurück. »Du hattest ganz Recht neulich: Er war mein Freund, aber ich war nicht seine Freundin. Mir ist das jetzt erst klar geworden, Annina, dass ich eigentlich überhaupt nichts von ihm weiß. Er hat immer mir zugehört, nicht ich ihm. Und jetzt ist er weg. Er meinte, in der nächsten Zeit würde er wohl kaum herkommen, er hätte sehr viel zu tun.«
»Komisch ist das aber doch«, murmelte Annina. »Ich meine, ihr habt euch so oft gesehen, und da zieht er um, ohne dir vorher etwas zu sagen? Bist du sicher, dass das nichts mit dir zu tun hat?«
»Wieso denn mit mir?«, fragte Gabriela.
»Was weiß ich. Wenn sich ein Mensch so merkwürdig verhält, hat er in der Regel ja einen Grund. Über einen neuen Job oder den Wunsch nach Veränderung kann man doch reden, das muss man ja nicht verschweigen.«
»Er fehlt mir«, sagte Gabriela kläglich. »Nicht erst jetzt, wo er weg ist. Er hat sich ja vorher schon rar gemacht und hatte plötzlich überhaupt keine Zeit mehr für mich. Manchmal habe ich gedacht, er weicht mir aus, er will mich nicht sehen. Vielleicht bin ich ihm auch auf die Nerven gegangen, so wie dir …«
»Übertreib nicht«, entgegnete Annina. »Ich habe dir nur gesagt, dass du aufhören sollst, ständig um dich selbst zu kreisen, und es hat ja genützt, Gaby. Die meisten Menschen machen mal so eine Phase durch, das ist doch nichts, was man jemandem für immer und ewig vorwirft.«
Sie unterbrach sich. »Was ist jetzt eigentlich mit Robert und Philipp? Siehst du, ich bin nicht einmal mehr auf dem Laufenden, weil du mir vor lauter Angst, egoistisch zu sein, gar nichts mehr erzählst.«
»Ich muss mit ihnen reden. Eigentlich wollte ich das längst hinter mir haben, aber ich schiebe es immer noch vor mir her.« Gabriela sah ihre Freundin unglücklich an. »Feige bin ich nämlich auch noch.«
»Ich kann mich nur wiederholen: Übertreib nicht. Was willst du ihnen denn sagen?«
»Ich bin in keinen von beiden verliebt«, gestand Gabriela. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe, sie so lange hinzuhalten. Im Grunde wusste ich das wohl schon länger. Ich glaube, es hat mir einfach geschmeichelt, dass sich zwei Männer so stark um mich bemüht haben.« Nachdenklich setzte sie nach einer Weile hinzu: »Und es hat mir auch gefallen, Flo davon zu erzählen. Das war natürlich kindisch und egoistisch, Annina. Ich wollte angeben, glaube ich.«
»Kenne ich«, bemerkte Annina verständnisvoll. »Man hat manchmal solche kindischen Phasen. Weißt du was? Wenn Flo dich nicht anruft, dann rufst du eben ihn an. Sag ihm erstens, dass er dir fehlt und zweitens, dass du sein Verhalten unmöglich findest. So behandelt man gute Freunde nicht, man redet mit ihnen, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.«
»Das kann ich ihm nicht sagen.«
»Natürlich kannst du das. Und ich finde, du solltest es auch tun.«
Als Annina gegangen war, dachte Gabriela noch lange über den Rat ihrer Freundin nach. Doch wie sie es auch drehte und wendete, sie kam immer zum selben Ergebnis: Sie würde es nicht fertigbringen, Florian anzurufen und ihm zu gestehen, wie sehr er ihr fehlte.
*
»Wir könnten meine Mama unauffällig nach ihr ausfragen«, schlug Anna vor. »Sie kennt Gabriela von Szanten.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte der kleine Fürst. Er hatte Anna ausführlich von seinem Gespräch mit Florian Bericht erstattet. »Ich glaube, ich bin ihr auch schon mal begegnet. Wenn sie so egoistisch ist, wie ich sie im Moment einschätze, Anna, dann kann man Flo eigentlich nur wünschen, dass er sie so bald wie möglich vergisst. Was er von ihr erzählt hat, fand ich jedenfalls nicht so nett.«
»Mama hat aber von ihr geschwärmt«, entgegnete Anna mit gerunzelter Stirn. »Daran erinnere ich mich genau, sie haben bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung zusammengearbeitet.«
»Geschwärmt?«
»Jedenfalls hat es sich für mich so angehört. Komm, wir fragen sie.«
Sie fanden Baronin Sofia in ihrem Privatgarten hinter dem Schloss. Er lag unterhalb der Terrasse, hier durfte nur sie arbeiten, die Gärtner hatten hier keinen Zutritt. Sie hatte sich auf seltene