Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



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Transmitter versiegen – dann fiel auch das einzige Gerät aus, mit dem eine Rückkehr nach Nimboid und in ihre Zeit möglich war!

      »Alle zuhören!«, rief der Kommandant. »Wenn wir hierbleiben, werden wir mit Sicherheit sterben, beim Durchgang durch das Feld nur vielleicht. Eine kleine Chance ist besser als gar keine, also gebt euren Widerstand auf!«

      Seine Mahnung wäre aber kaum noch nötig gewesen, denn angesichts der rapiden allgemeinen Auflösung hatten die anderen bereits begriffen, dass ihnen keine Wahl mehr blieb. Als erster verschwand Alexandros Demosthenes im Transmitter, die übrigen folgten ihm innerhalb weniger Sekunden. Nur Taff zögerte noch einen Augenblick und sah sich noch einmal um.

      Das Chaos war vollkommen. Von dem Prismatoid waren nur noch matt schimmernde Energieschleier übriggeblieben, so dass er praktisch im Nichts zu schweben schien. Die ersten Windböen fegten zu ihm herein und brachten den schwarzen Staub der zerfallenen Pflanzen mit sich, und die Amazonen waren nur noch durchsichtige Schemen. Das Erbe der früheren Bewohner des Mondes verging und riss Hades mit in seinen Untergang.

      Und das alles nur eines einzigen verrückten und machtgierigen Menschen wegen! Dachte Caine mit einem Gefühl dumpfer Traurigkeit. Dann sprang er hastig die Stufen des Podests empor, die nun auch schon erste Auflösungserscheinungen zu zeigen begannen. Es war höchste Zeit für ihn.

      Übergangslos fand er sich in einem kleinen, leeren Raum wieder und sah die vertrauten Gestalten seiner Gefährten. Sofort fühlte er die merklich höhere Schwerkraft und wusste, dass sie tatsächlich wohlbehalten nach Nimboid gekommen waren. Nach Nimboid – und in ihre Zeit, denn vor Jahrtausenden hatte es auf dem Vulkanplaneten noch keine von Menschen errichteten Gebäude gegeben.

      Das Gefühl der Erleichterung hielt jedoch nur kurze Zeit an, denn Lars winkte ihm erregt zu. »Schnell, wir müssen hier raus, Taff!«, rief er aus. »Der Transmitter geht durch, das Gehäuse fängt bereits an zu glühen. Die ganze Anlage wird explodieren, und wir fliegen mit in die Luft!«

      »Es geht doch nichts über einen freundlichen Empfang«, murmelte Taff und setzte sich in Bewegung.

      Es gab zwar eine Tür, aber keinen sichtbaren Öffnungsmechanismus dafür, folglich schien dieser Raum eine Geheimkammer Nobu Tonagas zu sein. Sie hatten auch keine Zeit mehr, nach dem verborgenen Kontakt zu suchen, denn die aufglühende Transmitteranlage verbreitete eine mörderische Hitze. Luca schnitt kurzerhand eine Öffnung in die Tür, die zum Glück nur aus Plastikmaterial bestand. Hinter ihr lag ein langer, schwach beleuchteter Korridor, sie hasteten ihn entlang und erreichten eine Treppe, die nach unten führte.

      Sie kamen in eine weitere leere Kammer, brannten nochmals eine Tür auf und gelangten in einen größeren Raum. Hier standen prunkvolle Möbelstücke, aber alles war dick mit Staub bedeckt, durch den nur eine von vielen Füßen getretene Trampelspur führte. Sie folgten ihr durch mehrere Räume und zwei weitere Treppen hinab durch das offenbar verlassene Gebäude, atemlos und schwitzend; das Gespenst einer verheerenden Explosion saß drohend in ihrem Nacken.

      Die Spuren endeten vor einer kleinen Pforte, neben der es einen Kontaktknopf gab. Mitani betätigte ihn, die Tür schwang auf, und sie sahen auf eine der typischen Untergrundstraßen von Nimboid hinaus. Passanten gingen vorbei und starrten sie verblüfft an, und Luca grinste etwas mühsam.

      »Das war’s, Freunde – Vulcanus hat uns wieder.«

      »Irrtum!«, berichtigte Caine sofort. »Dies kann nicht die Hauptstadt sein, denn hier gibt es keinerlei Spuren von Zerstörungen durch das Beben. Wir müssen demnach ...«

      Der Donner einer brüllenden Explosion riss ihm das Wort vom Munde. Hoch über ihnen barsten die Mauern des Gebäudes, und Sekunden später krachte ein Hagel von Trümmern auf die Straße herab.

      *

      »Terraner!«, sagte der Polizeioffizier, und es klang wie ein übles Schimpfwort. »Spione und Saboteure mitten unter uns, es ist eine Schande für jeden aufrechten Nimboiden. Wirklich bedauerlich, dass Ninigi-Chan nicht mehr an der Regierung ist, unter ihm wären Sie jetzt kurzerhand erschossen worden.«

      Polizei, Feuerwehr und ein Nothilfekommando waren innerhalb kürzester Zeit zur Stelle gewesen. Sieben ahnungslose Passanten waren von den Trümmerbrocken erschlagen worden, etwa ein Dutzend weitere verletzt. Während Feuerwehr und Ambulanzen an ihre Arbeit gingen, hatten die Polizisten die sieben Terraner festgenommen und entwaffnet. Man hatte ihnen keine Zeit gelassen, irgendwelche Erklärungen abzugeben, sondern sie grob in die Kabine eines Transportfahrzeugs gedrängt. Nun befanden sie sich in einer Polizeiwache, und der Offizier begann mit ihrer Vernehmung.

      Taff ignorierte seine Auslassung und fragte: »Würden Sie die große Freundlichkeit besitzen, uns zu sagen, in welcher Stadt wir uns hier befinden, Hüter der Gesetze?«

      Der Beamte sah ihn verblüfft und ärgerlich zugleich an. »Wollen Sie im Ernst behaupten, nicht zu wissen, dass Sie sich hier in Meliai befinden, der zweitgrößten Stadt Nimboids? So dumm können doch nicht einmal Terraner sein.«

      Der Commander nickte ruhig.

      »Sie sagen es überdeutlich, Mann der Ordnung, wir sind wirklich einigermaßen intelligent. Trotzdem wissen wir erst jetzt durch Sie, wo wir hier herausgekommen sind. Unser unfreiwilliges Transportmittel war ein uralter Transmitter, dem wir uns notgedrungen anvertrauen mussten, ohne zu ahnen, wohin er uns bringen würde.«

      »Billige Ausreden!«, schnaubte der Nimboide. »Wir werden Sie schon noch dazu bringen, die Wahrheit zu sagen, mein Wort darauf. Legal hält sich kein einziger Terraner auf Nimboid auf, folglich müssen Sie einfach Spione sein. Es war im Grunde nicht dumm von Ihnen, sich den Verbotenen Palast Tonaga-Chans als Schlupfwinkel auszusuchen, andererseits waren Sie aber wieder nicht klug genug, um mit Ihren Sprengstoffen richtig umzugehen. Siebenfacher Mord an ahnungslosen Leuten, dazu noch eine endlose Liste anderer Verbrechen – Sie sind schon jetzt so gut wie tot!«

      Mitani lächelte schmelzend und erkundigte sich: »Sehen Sie sich eigentlich ab und zu auch die Videoprogramme an, gestrenger Ordnungshüter? Sie sind vermutlich hier auch nicht viel besser als auf Terra, aber zumindest die Nachrichtensendungen sollten doch einiges Wahre enthalten. In dieser war aber kürzlich der Bericht von der Ankunft einer terrestrischen Regierungsdelegation, einige Stunden vor dem großen Beben in Vulcanus. Erinnern Sie sich?«

      »Was hat das mit ...«, begann der Offizier, unterbrach sich dann aber verblüfft. »Wollen Sie im Ernst behaupten, Sie hätten zu dieser Delegation gehört?«

      »Wir sind die Delegation«, bestätigte Taff ruhig. »Dies hier ist Alexandros Demosthenes, Minister für außenpolitische Angelegenheiten, er wurde kurz vor dem Beben aus dem Palast der Kriegsgötter in Vulcanus entführt. Wir verfolgten seine Entführer, fanden ihn wieder und gelangten schließlich nach gefahrvollen Umwegen hierher. Es dürfte nicht schwer sein, die Bestätigung für unsere Angaben zu erhalten, ein Videogespräch mit der Regierung genügt.«

      Der Nimboide sah ihn unsicher an und beriet sich dann leise mit zwei anderen Offizieren, die neben ihm saßen.

      »An Ihren Worten könnte tatsächlich etwas Wahres sein«, gab er anschließend widerwillig zu. »Ich selbst habe die Übertragung nicht gesehen, aber Kitai Okura glaubt, Sie danach zu erkennen. Gut, wir werden Vulcanus verständigen, um sicherzugehen. Sie werden solange in eine Zelle gebracht, denn noch ist nichts erwiesen.«

      »Danke, General«, sagte Caine lächelnd. Er erntete einen wenig freundlichen Blick, aber das machte ihm jetzt nichts mehr aus.

      Die Sammelzelle, in die sie nun gebracht wurden, besaß keinerlei Komfort, wurde dafür aber von vier schwerbewaffneten Polizisten bewacht. Es gab aber immerhin eine Dusche, so dass sie sich endlich wieder richtig säubern konnten. Später brachte man ihnen auch Essen. Es war zwar nur simpler Synthobrei, aber er sättigte ungemein.

      Inzwischen setzte sich das Räderwerk der Polizei in Bewegung. Der Offizier unterrichtete den Polizeipräfekten, es gab eine kurze Beratung und dann ein Videogespräch mit der Polizei in Vulcanus. Diese verständigte wiederum das Sekretariat des Shoguns, von dem dieser über das Geschehen in Meliai