Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



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Geräuschen brandete von allen Seiten her auf. Dann wurde der bereits transparente Körper Nobu Tonagas wieder voll sichtbar und schien sich in grauenhaften Schmerzen zu winden. So stand er sekundenlang da, und Mitani krallte ihre Finger unwillkürlich in den Arm ihres Gefährten.

      »Was geschieht da, Taff?«, flüsterte sie heiser. »Was kann das nur bedeuten?«

      Caine zuckte nur mit den Schultern, denn er wusste nicht mehr als Mitani. Gebannt starrte er auf die vom zuckenden Licht umwaberte Gestalt, die verzweifelt versuchte, sich aus dem Bereich des Transportfelds zu lösen, ohne dass es ihr gelang. Der Mund Tonagas bewegte sich und schien Schmerzensschreie auszustoßen, von denen aber infolge der vielfältigen Geräusche nichts zu hören war.

      Dann nahm die Intensität des Feldes für einen Moment so weit ab, dass es zusammenzubrechen schien. Im nächsten Augenblick flammte es dafür um so greller auf und überstrahlte selbst die Beleuchtung der Halle. Dann ertönte ein lautes Krachen, zuckende Blitze umgaben den Nimboiden – der Transmitter spie ihn aus wie einen lästigen Fremdkörper und schleuderte ihn auf den Boden vor dem Podest zurück.

      Übergangslos herrschte wieder Stille, und dann waren die grauenvollen Schreie zu hören, die Tonaga ausstieß. Sie verstummten aber schon nach wenigen Augenblicken, sein Körper bäumte sich noch einmal auf, fiel dann in sich zusammen und blieb regungslos liegen.

      »Er ist tot!«, sagte Orvid Bashkiri tonlos und schüttelte sich vor Entsetzen. »Seht ihn euch nur an – ein solches Ende hätte ich auch ihm trotz allem nicht gewünscht.«

      Das Transmissionsfeld, sonst ein vollkommen harmloses Medium, solange es keine Schaltfehler gab, hatte den Nimboiden schrecklich zugerichtet. Seine Phantasieuniform war vollkommen verkohlt, auch sein Gesicht und seine Hände wiesen schwere Brandspuren auf. Dorit und Mitani wandten sich erschüttert ab, Alexandros Demosthenes hielt die Hand vor den Mund und schluckte hörbar.

      Auch Taff und die anderen Männer brauchten einige Zeit, um sich von dem unvermuteten Schock zu erholen. Dann sah Lars Gunnarsson den Commander an.

      »Kannst du dir das erklären, Taff?«, fragte er kopfschüttelnd. »Es sah doch so aus, als würde Tonaga die Technik dieses Gebäudes mühelos beherrschen. Woraus mag es dann zurückzuführen sein, dass das Transportfeld ihn nicht befördert, sondern zuerst festgehalten, dann verbrannt und zurückgeschleudert hat?«

      Der Kommandant der PROKYON X wiegte überlegend den Kopf.

      »Das lässt sich nur schwer beurteilen, wenn man von der Technik dieser uralten Relikte so wenig kennt. Rein intuitiv hatte ich den Eindruck, als verhielte sich das Feld wie ein lebendes, intelligentes Wesen, das mit der Person dieses Mannes nicht oder nicht mehr einverstanden war. Vielleicht gibt es hier Sensoren, die imstande sind, den Geistesinhalt eines Menschen zu erfassen und irgendwie auszuwerten. Dieser vorgebliche Erbe der Kriegsgötter aber war nicht mehr normal und außerdem voller Hass, und das könnte der Grund für seinen Tod gewesen sein.«

      »Ich hatte ein ähnliches Gefühl«, gestand Dorit Grenelle. »Das alles erinnerte mich irgendwie an die schwarzen Spiegel der Letho-Dimonds und ihre Reaktionen auf die Psyche der Menschen. Könnte es vielleicht irgendwie eine Verbindung zwischen den Ereignissen auf Mokan und Thorga und hier geben?«

      »Das wäre wohl etwas zu weit hergeholt«, sagte Taff. »Zwischen dem Alderamin-System und dem NGC 188 liegen immerhin siebentausend Lichtjahre, und bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass die sagenhaften Dimonids jemals unsere Raumkugel aufgesucht hätten. Das Prismatoid, in dem wir uns jetzt befinden, gleicht außerdem in keiner Hinsicht den Relikten, auf die wir im NGC 188 gestoßen sind. Nein, ich glaube, dass sich dieses Geschehen hier trotz der vagen Parallelen ganz anders erklären lässt.«

      »Wie aber, geschätzter Kommandant?«, erkundigte sich Luca mit skeptischem Gesicht. »Wir sollten uns tunlichst beeilen, um eine brauchbare Erklärung zu finden, denn unsere schlimme Lage hat sich durch Tonagas Tod in keiner Weise verbessert. Wir sitzen nach wie vor zwischen den Energiewänden fest und werden hier umkommen, wenn sich nichts weiter tut!«

      Caine öffnete den Mund zu einer Entgegnung, aber er brachte sie nicht mehr heraus. Gleichsam als Antwort auf Lucas Feststellung geschahen gleichzeitig mehrere unerwartete Dinge.

      10

      Eine Anzahl von Kontrolllampen an den vielen Schalttafeln und Pulten, die bisher geleuchtet hatten, erloschen nach und nach. Synchron damit wurden auch die beiden Energiebarrieren abgebaut, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Die sieben Menschen verfolgten dieses Geschehen in atemloser Spannung, denn es gab ihnen wieder Hoffnung, nachdem sie sich bereits verloren geglaubt hatten.

      Als nächstes begannen die mattblauen Wände des Raumes, sich allmählich aufzulösen. Sie verloren ihre feste Konsistenz, wurden durchscheinend, und mit ihnen zusammen verfielen auch die vielen technischen Anlagen. Sie alle bestanden aus dem gleichen Material, von dem Taff bereits am Anfang vermutet hatte, es könnte eine Art von »erstarrter Energie« sein. Diese Annahme schien nun hier ihre Bestätigung zu finden.

      »Das ganze Prismatoid löst sich auf!«, stellte Mitani N’Kasaa erschrocken fest. »Seht nur einmal nach draußen, dort geschehen wirklich unheimliche Dinge.«

      Taff folgte ihrem Wink und blickte durch die nur noch schemenhaft wahrnehmbare Wand zu seiner Linken. Er konnte ungehindert die umliegende Landschaft des Mondes Hades sehen, die immer noch von blauem Licht überstrahlt war, das aber zusehends schwächer wurde.

      Im gleichen Ausmaß, in dem das Gebäude verging, breiteten sich dort dichte gelbliche Gasschwaden aus. Sie bewegten sich in alle Richtungen davon, und ihre Auswirkungen auf die Landschaft waren buchstäblich verheerend. Die Vegetation ringsum sank in sich zusammen, wurde schwarz und zerfiel zu Asche, die von einem plötzlich aufkommenden starken Wind davon geweht wurde.

      Löste dieser Vorgang den Untergang des Rheamondes als blühende Welt der Vergangenheit aus? War er die Einleitung dazu, dass der Trabant in der Realzeit der Menschen nur noch ein öder schwarzer Felsklumpen war?

      Diese Vermutung lag nahe, aber die Crew kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken darüber zu machen.

      Die Menschen bemerkten entsetzt, dass auch der Boden unter ihnen seine Festigkeit verlor. Er wurde ebenfalls durchscheinend und nachgiebig wie ein Schwamm – nur noch kurze Zeit, und sie mussten haltlos in die Tiefe stürzen und auf dem Mondboden zerschmettert werden, der etwa fünfzig Meter unter ihnen lag!

      Sie sahen sich gehetzt um und suchten nach einem Weg aus diesem Raum, der noch gangbar war.

      Sie wollten fliehen, um ihr Leben zu retten, aber plötzlich kamen die fast vergessenen Amazonen zielstrebig, doch mit wieder vollkommen ausdruckslosen Gesichtern, auf sie zu.

      Sie hatten ihre Waffen weggeworfen und schienen einem unhörbaren Befehl zu gehorchen. Sie drangen auf die sieben Menschen ein, packten sie und schoben sie auf den Transmitter zu, der als einzige Einrichtung in diesem Raum noch stabil geblieben war.

      Sein Transportfeld leuchtete ruhig, aber die Terraner schreckten trotzdem davor zurück. Sie mussten befürchten, in ihm das gleiche Schicksal zu erleiden, das den Nimboiden ereilt hatte – einen grauenhaften und schmerzvollen Tod!

      »Ich kann nicht mehr!«, keuchte Mitani. »So hilf mir doch, Taff ...«

      Caine sah sich jedoch außerstande, etwas für das Mädchen zu tun. Er war selbst hilflos, denn zwei der Androidinnen hielten ihn so fest, dass er sich nicht bewegen konnte. Er warf sich in ihren Armen hin und her, und das Gesicht der einen geriet in sein Blickfeld. »Albiro!«, entfuhr es ihm.

      Das Mädchen löste sich aus seinem Starrezustand und nickte.

      »Ja, ich Albiro. Ihr gehen schnell, sonst sterben! Falscher Zauberer viel böse, deshalb groß Unheil über Valholl. Geh, Mann – nicht viel Zeit mehr, geh!«

      Taff sah, dass ihre Züge ebenfalls transparent zu werden begannen, also griff die allgemeine Auflösung auch auf die Kunstkörper über. Nur der Transmitter allein blieb noch stabil, sein Transportfeld war die einzige