Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



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die jedoch nicht sichtbar waren. Dafür zogen die riesigen Gobelins und Fresken an Wänden und Decke die Blicke auf sich. Im Gegensatz zu der sonst üblichen Eintönigkeit waren sie in kräftigen Farben gehalten, die den Augen fast weh taten. Alles im Heldensaal wirkte prunkvoll, aber es war ein aufdringlicher, fast barbarisch anmutender Prunk. So empfanden es wenigstens die Terraner, aber ihre Mienen blieben neutral.

      »Kommen Sie, verehrte Gäste«, sagte der Shogun nach zehn Minuten Konversation jovial. »Diese nun folgenden Stunden sollen der Freude und Entspannung gehören. Ihnen zu Ehren haben wir dafür gesorgt, dass Sie Gerichte erhalten, die Ihnen vertraut sind, aber es gibt auch einige bevorzugte Spezialitäten unserer Welt. Bitte, nehmen Sie an der Tafel Platz.«

      Ein riesiger klobiger Tisch stand in der Mitte des Raumes, mit Intarsien verziert, und auch sie stellten Szenen aus dem Leben oder der Vergangenheit Nimboids dar. Teller und Bestecke bestanden aus Gold oder waren zumindest vergoldet, die Batterien verschiedener Gläser waren aus sorgfältig geschliffenem Kristallglas. Die Oberschicht des Planeten verstand es also auch, ihrem Leben angenehme Seiten abzugewinnen, während die Masse der Nimboiden zu einem ausgesprochen spartanischen Dasein gezwungen war.

      Mitani machte leise eine entsprechende Bemerkung, aber Taff hob nur die Schultern. Er saß links von Toburu-Chan, Demosthenes auf der anderen Seite, die Mitglieder der PROKYON-Crew hatten die danebenliegenden Plätze. Der Regierungschef schlug auf einen Gong, der vor ihm stand, und nun flog eine große Tür an der rechten Seite des Heldensaals auf. Große Antigravplatten voller Speisen wurden in den Raum dirigiert, ebenso eine große Anzahl von Flaschen mit Wein und allen möglichen Sorten anderer Alkoholika. Zugleich erschienen auch junge nimboidanische Mädchen, noch spärlicher bekleidet, als es den Temperaturen angemessen war.

      »Sieh an!«, murmelte Orvid verblüfft, der links von Taff Caine saß. »Diese Dinger sind selbst nach unseren Begriffen wirklich als hübsch zu bezeichnen. Ich hätte nie gedacht, dass Nimboid auch so etwas zu bieten hat.«

      Das Festmahl begann. Toburu hatte nicht zu viel versprochen, es gab tatsächlich terranische Speisen, so vorzüglich zubereitet, dass sie jedem Schlemmerlokal zur Ehre gereicht hätten. Doch auch verschiedene Dinge, die von dem Eisplaneten stammten, sahen durchaus verlockend aus.

      »Greifen Sie nur zu!«, sagte der Shogun aufgeräumt. »Das da kann ich Ihnen besonders empfehlen, Freunde: nimboidanische Eisbärschinken, über Vulkanmagma geräuchert, zart und von ausgezeichnetem Geschmack. Und vergessen Sie auch das Trinken nicht, es ist alles vorhanden, was Ihr Herz nur begehrt.«

      Was dann folgte, nötigte den Terranern ehrliches Erstaunen ab.

      Die Nimboiden, die sich bis dahin ruhig und gesittet gezeigt hatten, streiften plötzlich diese Maske ab. Sie vertilgten Speisen aller Art in solchen Mengen, dass Menschen der Erde mit diesem Quantum leicht drei Tage lang ausgekommen wären. Dazwischen sprachen sie den Getränken in gleichem Ausmaß zu. Ständig wurde nachgereicht und eingeschenkt, die bedienenden Mädchen hatten alle Hände voll zu tun.

      Das war jedoch nicht ihre einzige Aufgabe, wie sich nach einiger Zeit herausstellte. Plötzlich schmiegte sich der Körper einer der Nimboidinnen an Taff, während sie damit beschäftigt war, sein Weinglas nachzufüllen.

      »Schmeckt es dir, Raumfahrer?«, gurrte sie leise. »Falls nicht, äußere deine Wünsche, ich will sie dir gern erfüllen. Aber auch sonst stehe ich voll und ganz zu deiner Verfügung, du brauchst nur über mich zu gebieten!«

      Caine verschluckte sich fast an seinem Bärenschinken, der ihm bis dahin ausgezeichnet gemundet hatte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Demosthenes und den männlichen Mitgliedern der PROKYON-Crew offenbar ähnliche eindeutige Angebote gemacht worden waren. Die Mienen der Männer sprachen Bände, wogegen die ohne weibliche Begleitung erschienenen Nimboiden ungeniert mit den freizügigen Mädchen zu schäkern begannen.

      »Vielleicht später, Mädchen«, murmelte Taff und beugte sich über seinen Teller. Erleichtert sah er, dass auch die anderen ähnlich reagierten. Alexandros Demosthenes warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu, den er mit einer verstohlenen Geste beantwortete, die dieser richtig verstand. Er erhob sich und wandte sich an Toburu-Chan.

      »Erlauben Sie bitte, dass wir uns jetzt zurückziehen, Shogun. Wir danken Ihnen für dieses opulente Mahl, an das wir bestimmt gern zurückdenken werden. Allerdings ...«

      Er unterbrach sich erschrocken und setzte sich rasch wieder, als nun ein lautes Grollen und Rumpeln zu hören war. Der Boden des Heldensaales begann zu schwanken, das Geschirr auf dem Tisch vollführte einen wahren Tanz, einige Gläser stürzten klirrend um und zerbrachen. Auch die Mitglieder der PROKYON-Crew fuhren zusammen und sahen sich verstört um, denn dieses Beben nahm für ihre Begriffe erschreckende Ausmaße an. Toburu-Chan jedoch lachte nur dröhnend auf.

      »Kein Grund zur Besorgnis, meine terranischen Freunde! Das ist nur der Mont Mortus, der uns hier dezent seine Grüße entbietet. Diese Art von schwachen Erdbeben gehören bei uns zur Tagesordnung, sie richten keine nennenswerten Schäden an. Falls es wirklich ernst wird, werden wir rechtzeitig durch unsere seismologischen Stationen gewarnt, aber das kommt nur selten vor.«

      Taff rang sich ein Lächeln ab, als wieder Ruhe eingetreten war.

      »Trotzdem möchten wir – mit Ihrer Erlaubnis – jetzt unsere Betten aufsuchen, Toburu. Besonders der Minister leidet unter der für unsere Begriffe hohen Schwerkraft von Nimboid, und gerade er muss morgen ausgeruht sein, wenn die Verhandlungen beginnen.«

      »Sie sind die Gäste, Sie haben zu bestimmen«, sagte der Shogun verständnisvoll. »Wir werden anschließend noch einige Gläser auf Ihr Wohl leeren und Ihnen damit einen erholsamen Schlaf wünschen. Kommen Sie, ich begleite Sie gern, Taff, damit Sie sich nicht im Palast verlaufen.«

      Er griff freundschaftlich nach dem Arm des Commanders und zog ihn mit sich. Die anderen schlossen sich an, während hinter ihnen wieder Stimmengewirr und Gelächter aufklang. Die Nimboiden dachten offenbar nicht daran, den Abend schon jetzt zu beenden. Vermutlich würde er noch zu einer Orgie ausarten, aber danach stand keinem der Terraner der Sinn.

      »Was sind das hier nur für Leute, Taff!«, seufzte Mitani, als beide in ihrem Apartment allein waren. Caine zog sie sanft an sich, seine Hand streichelte ihr Haar.

      »Andere Planeten, andere Sitten, meine schwarze Perle. Wer stets unter dem Stress einer feindlichen Umgebung steht, sieht das Leben aus ganz anderen Augen an als wir Normalmenschen. Ein paar Tage werden wir es hier schon aushalten, wir haben schließlich schon ganz andere Erlebnisse hinter uns. Dann kehren wir zur Erde zurück, und alles ist vergessen.«

      5

      Irgendwann, spät in der Nacht, erwachte der Commander plötzlich. Ein fremdes Geräusch hatte ihn geweckt, und er dachte instinktiv an ein neues Erdbeben. Er spürte jedoch nichts dergleichen und war bereits dabei, sich beruhigt auf die andere Seite zu drehen, als das Geräusch erneut erklang. Es stammte vom Summer seines Armbandfunkgeräts, das auf dem Nachttisch neben seinem Bett lag.

      »Nanu?«, murmelte Taff schlaftrunken. Im nächsten Moment war er jedoch hellwach, sprang aus dem Bett, und die Nachtbeleuchtung ging automatisch an. Hastig griff er nach dem Funkgerät und schaltete es ein.

      Aus dem kleinen Lautsprecher kamen verworrene Geräusche und dann verzerrt eine Stimme: »Hilfe! Hier ist jemand, der mich ...« Dann brach die Stimme ab, nur noch ein Poltern und Krachen war zu hören, das gleich darauf ebenfalls verstummte.

      Während Caine sich bereits ankleidete, rasten seine Gedanken bei dem Versuch, das Geschehnis zu analysieren. Bei den letzten Geräuschen fiel ihm das nicht sonderlich schwer: Irgend jemand hatte das Funkgerät zerstört, um die Verbindung sehr drastisch zu unterbrechen. Doch wem hatte die Stimme gehört, die da um Hilfe gerufen hatte? Sie war von Kampfgeräuschen überlagert und kaum zu verstehen gewesen.

      Sie hatte aber zu einem Mann gehört, also schied Dorit Grenelle mit Sicherheit aus. Taff ging die Reihe seiner Gefährten durch und kam rasch zu dem Schluss, dass es auch keiner von ihnen gewesen sein konnte. Er hatte ihre Stimmen so oft unter ähnlichen Begleitumständen