Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



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      »Geburtswehen der Demokratie!«, sagte Lars, als die Terraner unter sich waren. »Ob es Toburu auf die Dauer gelingen wird, sich gegen die Konservativen durchzusetzen?«

      Taff zuckte mit den Schultern.

      »Ich denke schon, Alter. Er ist klug genug, seine Gegner nicht mit Gewalt mundtot zu machen, so dass sie in den Untergrund gehen müssen. Er lässt sie offen agieren, und das gibt seinen Leuten die Möglichkeit, sie im Auge zu behalten. Man wird ihm das zwar als Schwäche auslegen, aber so mancher dürfte sich noch wundern, falls es zu einer Revolte kommen sollte.«

      »Außerdem dürfte er seine Anhänger in allen Schlüsselpositionen sitzen haben«, warf Orvid ein. »Eine subplanetare Stadt steht unter ganz besonderen Gesetzen, alles ist vom reibungslosen Funktionieren der Versorgungseinrichtungen abhängig. Sobald es kritisch wird, braucht Toburu nur diesen oder jenen Schalter umlegen zu lassen, um seine Gegner zur Besinnung zu bringen.«

      Ein dumpfes Grollen ertönte, der Wagen schwankte sekundenlang. Draußen flackerte die Beleuchtung für einen Moment, aber dann war wieder alles ruhig. Luca Ladora grinste.

      »Bist du erschrocken, Dorit-Mädchen? Das war der Salut von Vulcanus für die glorreiche PROKYON-Crew, weiter nichts! Wir werden uns an solche Dinge gewöhnen müssen, schätze ich, die für die Nimboiden zum Alltag gehören. Sie leben aber immerhin schon seit vielen Jahrhunderten hier, ohne dass es wirkliche Katastrophen gegeben hat.«

      Nach wenigen Minuten verließen die Wagen den Tunnel, die Hauptstadt des Planeten war erreicht.

      Vulcanus war selbst für die Crew, die auf ihren zahllosen Einsätzen vieles Ungewöhnliche gesehen hatte, ein beeindruckender Anblick.

      Man hatte hier, tief unter der Oberfläche des Planeten, einen gigantischen Hohlraum geschaffen, dessen Grenzen nicht abzusehen waren. Von seiner gewölbten Decke strahlten Kunstsonnen herab und übergossen alles mit hellem Licht. Breite Straßen zogen sich zwischen langen Reihen von Gebäuden dahin, um dann in Tunnels zu verschwinden, die zu tiefer gelegenen Ebenen führten. Überall ragten gewaltige Pfeiler auf, von denen die Decke gestützt wurde. Außerdem gab es in regelmäßigen Abständen Stationen mit Antigravprojektoren, deren Abstrahlkegel nach oben gerichtet waren.

      »Man ist hier auf alle Eventualitäten vorbereitet, wie es scheint«, meinte Lars mit sachverständigem Blick.

      Mitani schüttelte sich. »Trotzdem möchte ich hier nicht begraben sein, und schon gar nicht wohnen. Die Häuser sind nichts weiter als bessere Bunker, roh und unförmig gebaut. Keine Farben, alles nur grauer Beton, keine Spur von Schönheitssinn.«

      Taff lächelte melancholisch.

      »Wo es nur allein um Zweckmäßigkeit geht, wird die Schönheit stets auf der Strecke bleiben, Mädchen. Nimboid ist ein barbarischer Planet, auf dem auf die Dauer niemand seines Lebens sicher ist, vergiss das nicht.«

      Nach kurzer Fahrt erreichten die Wagen einen freien Platz und schwenkten in einen neuen Tunnel ein, der spiralförmig weiter nach unten führte. Durch Blinklichter gekennzeichnete Abfahrten zeigten an, dass sich dahinter weitere Ebenen dieser kilometertief in das Planeteninnere gestaffelten Stadt befanden. Flüchtig kamen die Gestalten von Uniformierten in Sicht, die diese Abfahrten bewachten. Man hatte also offenbar die Strecke, die hier benutzt wurde, für jeden anderen Verkehr gesperrt.

      Dann endlich, nach fast fünf Minuten Fahrt, verließen die Fahrzeuge den Spiraltunnel. Sie bogen in eine breite Straße ein, aber sie kamen nicht weit. Eine unüberschaubare Menschenmenge wogte auf der Fahrbahn hin und her. Soldaten und Polizisten, die sich bemühten, eine Durchfahrt freizuhalten, standen auf verlorenem Posten.

      »Das riecht verdächtig nach einem riesigen Krawall!«, bemerkte Luca gespannt.

      Taff nickte düster. »Toburus Gegenspieler scheinen schnell geschaltet zu haben, als sie von unserer Ankunft erfuhren. Sie haben ihre Anhänger zusammengetrommelt, aber die Regierung anscheinend auch, wie man an den Transparenten sehen kann.«

      Tatsächlich trug eine Anzahl der Demonstranten Tafeln mit sich, die mit gegensätzlichen Parolen bedeckt waren. WIR GRÜSSEN DEN BOTSCHAFTER, FRIEDEN MIT TERRA oder ALLE MENSCHEN SIND BRÜDER stand auf den einen. Die Aufschriften auf anderen lauteten KÄMPFT FÜR NIMBOID, STÜRZT DIE REGIERUNG DER FEIGLINGE, NIEDER MIT TOBURU-CHAN oder ähnlich.

      »Die Anzahl der terrafeindlichen Parolen lässt darauf schließen, dass Toburus Leute in der Minderzahl sind«, bemerkte Orvid Bashkiri.

      Lars lachte humorlos auf. »Es ist immer leichter, Leute für Proteste auf die Beine zu bringen, als Kundschafter des guten Willens! Sie sind Fanatiker, die losrennen, sobald man ihnen das Zeichen dazu gibt, ohne selbst zu denken. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergehen soll.«

      »Ob es einen Sinn hat, wenn ich zu den Leuten rede?«, erkundigte sich Alexandros Demosthenes unbehaglich.

      Caine winkte jedoch entschieden ab. »Das wäre mit Sicherheit verkehrt, Alexandros. Ihr Anblick würde die Emotionen erst hochpeitschen, während es jetzt noch relativ ruhig ist. Überlassen wir es Toburu, das Problem auf seine Weise zu lösen; er wird schon wissen, was hier angebracht ist.«

      Noch war es zu keinerlei Handgreiflichkeiten gekommen. Die Demonstranten hatten sich zu zwei Blöcken formiert, zwischen die sich nun langsam die Ordnungsstreitkräfte schoben. Gedämpft klangen die Ausrufe durch das Kabinendach aus Panzerglas, mit denen die Kontrahenten die Ankömmlinge und ihre Gegner bedachten.

      Taff spähte, an dem Fahrer in der separaten Pilotenkabine vorbei, nach vorn, wo der Wagen mit den Regierungsmitgliedern stand. Dort klappte plötzlich das Wagendach hoch, und die Gestalt Toburu-Chans erschien in der Öffnung. Er war auf den Sitz gestiegen, hob nun die Arme und versuchte, sich Gehör zu verschaffen.

      »Wenn das nur gut abgeht!«, murmelte Mitani verstört.

      Tatsächlich verstärkte sich das Geschrei nun noch mehr. Fäuste und Transparente wurden drohend geschwungen, der »kriegerische« Block geriet in Bewegung und schob sich auf die Wagen zu. Rasch gingen die Soldaten und Polizisten zurück, bildeten einen Kordon um die Fahrzeuge und zogen ihre Waffen. Die »friedliche« Gruppe drängte nun gleichfalls nach vorn, der große Zusammenstoß war nur noch eine Frage von Sekunden.

      Plötzlich klang jedoch eine laute Stimme auf, die Geschrei und Johlen mühelos übertönte. Toburu hielt ein Mikrophon in der Hand und bediente sich der Lautsprecheranlage seines Fahrzeugs. Dieser Mann hatte Mut, denn er bot ein gutes Ziel für etwaige Attentäter.

      »Bürger von Vulcanus!«, rief er aus. »Ich danke allen, die hierher gekommen sind, ob sie nun für oder gegen mich eingestellt sind. Unter meiner Regierung darf jeder offen seine Meinung kundtun, ohne dass ihm daraus Nachteile erwachsen. Das war noch vor Kurzem ganz anders, vergesst das nicht! Denkt aber zugleich auch daran, dass die Erde nicht der Feind Nimboids ist, als der sie bisher immer dargestellt wurde. Sie hat uns ihren Botschafter gesandt, um ihren Friedenswillen zu beweisen. Mit ihm werden wir verhandeln, aber keinesfalls den Planeten an die Erde verschachern, wie es euch bestimmte Leute weismachen wollen. Wenn es ein Abkommen gibt, dann nur auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung, alles andere werde ich strikt ablehnen. Ich bin aber davon überzeugt, dass es ein solches Abkommen geben wird. In den Tiefen des Alls existiert ein Gegner, gegen den sich Nimboid allein nicht behaupten kann. Es ist also notwendig, dass sich die Menschen überall in der Raumkugel zusammenschließen, um als Ganzes überleben zu können! Bedenkt das, ehe ihr etwas tut, das ganz Nimboid ins Chaos stürzen kann. Wenn gekämpft werden muss, dann gegen jenen Feind aus der Vergangenheit, nicht Menschen gegen Menschen.«

      »Verdammt, der Mann hat wirklich Mut!«, sagte Luca begeistert.

      »Außerdem spricht er gut und überzeugend«, ergänzte Taff.

      Die ruhig und sachlich vorgetragenen Argumente wirkten wirklich in verblüffender Weise. Schon nach wenigen Sekunden war das Gros der Schreier verstummt, die Demonstranten hatten Halt gemacht und hörten zu. Als Toburu-Chan geendet hatte, herrschte für eine Weile nachdenkliches Schweigen. Dann kam Applaus auf, zögernd zuerst, dann immer lauter. Einzelne