Название | Die Weltportale (Band 3) |
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Автор произведения | B. E. Pfeiffer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Weltportale |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038961536 |
Eleonora gab sich selbst die Schuld dafür. Sie hätte es sehen müssen. Irgendwie. Und eine Lösung gefunden. Dann wäre Aestus noch bei ihnen und der Schatten hätte nicht mit Ninas Hilfe so viele Lunara töten können, als er gekommen war, um den Mondstein zu stehlen.
Eleonora schluchzte noch einmal. »Großmutter, was soll ich nur tun? Es ist alles schiefgelaufen. Wir haben so viele Lunara verloren. Ich habe Aestus und Nina verloren und mein Vater und Großvater …« Sie schluckte, unfähig, den Gedanken, was mit ihnen geschehen könnte, fortzuführen. »Die Linien versiegen und wir finden das Portal der Lunara nicht, um Hilfe zu holen.«
»Lass mich dir helfen, Lumina!«, erklang eine Stimme, die sie ständig zu missachten versuchte.
Es war die vermeintliche Mondgöttin. Sie hatte während der Prüfungen der Lunara mit Eleonora gesprochen und ihr immer wieder erklärt, dass sie ihr helfen würde. Aber Eleonora grollte ihr. Denn als sie wirklich Hilfe gebraucht hätte, hatte diese Stimme geschwiegen.
»Wir werden dieses Portal finden, mein Kind«, murmelte ihre Großmutter Sarina an ihrem Ohr. »Du wirst es finden. Ich weiß es. Du bist noch geschwächt von dem Aufstieg, aber wenn die Sonne aufgeht, werden wir es gemeinsam versuchen. Dein Amulett wird dir beistehen.«
Eleonora schwieg und blickte auf den runden Anhänger hinab. Die Phasen des Mondes schimmerten selbst in der Dunkelheit des Raumes silbern, vom Neumond zum Vollmond und wieder zurück. Seit ihrer Geburt trug sie es und hatte lange angenommen, es wäre dem Zeitpunkt und der Sternenkonstellation zugeordnet, an dem sie das Licht der Welt erblickt hatte. Aber seit drei Monden wusste sie, dass es ein Symbol war, das vor ihr nur zwei andere Frauen getragen hatten. Es zeigte, dass sie den vier erdfremden Völkern angehörte und dazu bestimmt war, das Licht zu sein, das sich dem Schatten stellen musste.
Sie seufzte schwer und wandte ihren Blick ab. Sie würde mehr Hilfe als die des Amuletts benötigen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
»Ich werde dir helfen, wenn du mich lässt«, flüsterte die Mondgöttin.
»Lass mich zufrieden«, zischte Eleonora.
Sarina sah sie verwirrt an. »Entschuldige, ich …«
»Nein, nicht du, Großmutter. Vergib mir«, raunte Eleonora. »Ich höre diese Stimme in meinem Kopf. Merana meinte, es wäre die Mondgöttin.«
Sie hatte mit niemandem darüber gesprochen, außer mit Merana, der Hohepriesterin der Lunara und Schwester von Sarina, die vom Schatten getötet worden war. Zum einen, weil sie sich fürchtete, für verrückt gehalten zu werden, und zum anderen, weil sie niemanden hatte, den sie einweihen konnte. Aber ihrer Großmutter vertraute sie und deswegen erzählte sie ihr nun davon.
Sarina, die nicht überrascht schien, betrachtete ihre Enkeltochter mit ihren hellen Augen mitfühlend. Anders als die meisten Lunara war Sarina zu richtigen Gefühlen fähig. Eleonora hatte die emotionslose Art, welche die meisten Lunara zeigten, erschreckend gefunden. Selbst Hektor, mit dem sie irgendwie verwandt war und der Gefühle bei anderen wahrnehmen konnte, wirkte gefühlskalt auf sie, obwohl er sie beschützt hatte.
»Was sagt die große Göttin zu dir?«, wollte Sarina schließlich wissen.
»Dass sie mir helfen wird, wenn ich sie lasse.« Ihre Großmutter setzte bereits zu einer Erwiderung an, aber Eleonora fuhr ungerührt fort. »Ich will ihre Hilfe nicht. Als ich sie brauchte, hat sie mich im Stich gelassen. Sie hat zugelassen, dass der Schatten gemeinsam mit Nina die Lunara tötet und meinen Vater verletzt. Und Aestus …«
Sie schluckte. Zu frisch, die Erinnerung war zu frisch, zu schmerzhaft.
Sarina strich ihr über den Rücken. »Er ist nicht tot. Du fühlst ihn doch noch, oder?«
Eleonora schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich kann ihn seit gestern Mittag nicht mehr wahrnehmen. Ich … ich habe ihn vermutlich für immer verloren.« Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, aber keine Träne stahl sich in ihre Augen. Die Kraft, zu weinen, hatte sie längst verloren. »Ich hätte gleich versuchen müssen, ihn aus dieser Welt zu holen.«
»Das konntest du nicht«, beruhigte die Lunara sie. »Du konntest noch nicht einmal richtig heilen, Kind. Denkst du, du hättest ein Portal in die Schattenwelt öffnen und diesem Wesen in seinem Reich gegenübertreten können? Ihr wärt beide verloren gewesen.«
»Aber jetzt ist er für immer verloren!«
»Das weißt du doch nicht, Kind. Unterschätze den Jungen nicht, er ist stark und klug. Er wird dem Schatten entkommen, da bin ich sicher.« Sarina zog Eleonoras Hände von ihrem Gesicht und blickte ihr in die Augen. »Hab doch ein wenig Vertrauen. Wenn die Linien wieder Magie führen, solltest du die Auronen aufsuchen. Sie können dir helfen, in die Welt des Schattens zu gelangen und deinen Vater zu heilen.«
»Die Auronen?«, hauchte Eleonora. »Warum gerade sie?«
»Der Kristall, in dem der Schatten gefangen ist, wurde von ihnen erschaffen.« Die Lunara hob ihre Mundwinkel. »Na ja, sie hatten Hilfe, aber es war ihre Magie, die ihn verschloss. Dieses Volk ist mächtiger als jedes andere, deswegen brauchen wir es an unserer Seite. Sie können dir bestimmt sagen, wie du Aestus befreien kannst. Und Lordor ist zum Teil Aurone. Sie werden nicht zulassen, dass er der Schattenmagie zum Opfer fällt. Aber dazu müssen sie wissen, was geschehen ist, und ich bin nicht sicher, ob sie die Angelegenheiten der sterblichen Welt noch beobachten.« Sie legte eine Hand auf Eleonoras Schulter. »Du bist die Einzige, mit der sie sprechen werden, deswegen musst du zu ihnen.«
Eleonora kniff die Augenbrauen zusammen. »Weil mein Großvater seine Unsterblichkeit aufgegeben hat?«, wollte sie wissen.
»Nein, aus einem anderen Grund. Aber es steht mir nicht zu, darüber zu reden. Das muss Dano tun.« Sarina seufzte und strich Eleonora noch einmal über den Rücken. »Versuch, noch ein wenig zu schlafen. Du brauchst die Ruhe, auch wenn du unsterblich bist. Dein Körper muss den Entzug überwinden und deine Trauer fordert zu viel Kraft. Es ist ein Glück, dass du deine Lunara-Fähigkeiten benötigst, um das Portal zu finden. Denn ich befürchte, deine Auronenkräfte sind noch etwas geschwächt.«
»Wegen der Trauer«, murmelte Eleonora.
Die Auronen verknüpften ihre Kräfte mit ihren Gefühlen. Sie musste daran denken, wie sie Aestus fast umgebracht hätte, als sie ihrer Wut die Oberhand gelassen hatte. Auch das fühlte sich so ewig lange her an.
»Und wegen deiner Schuldgefühle, denn du gibst dir selbst die Schuld an allem, was geschehen ist. Aber du bist nicht schuld. Du hättest das nicht verhindern können.«
»Es ist auch wegen Lucius«, erklärte Eleonora leise.
Sie hatte eine Wahl zwischen Aestus und dem Ritter treffen müssen und sich in dem Moment gegen Lucius entschieden, als sie darum kämpfte, Aestus vor dem Schatten zu retten. Aber nachdem der Schüler mit den eisblauen Augen vom Schatten in seine Welt gezogen worden war, hatte der Ritter sie nicht im Stich gelassen. Eleonora wusste nicht, ob er sich erneut Hoffnungen machte. Sie wusste nur, dass sie ihm nicht wehtun wollte und es doch ständig tat, indem sie ihn von sich stieß. Sie ertrug es nicht, dass er sie zu trösten versuchte, wo er selbst so offensichtlich litt.
»Liebst du ihn?«, wollte Sarina plötzlich wissen.
Eleonora sah auf. »Wie könnte ich ihn nicht lieben? Aber ich hatte mich entschieden … Es wäre heuchlerisch, wenn ich jetzt so tun würde, als wäre das niemals passiert. Denn es würde bedeuten, dass ich Aestus aufgegeben hätte, und das habe ich nicht.«
Sie wusste nicht, woher, aber ihr Kampfgeist kehrte zurück. Sie spürte Aestus vielleicht nicht mehr, aber sie war sich mit einem Mal sicher, dass er noch am Leben war. Und sie würde ihn finden!
Sarina schmunzelte. »Genau das wollte ich hören. Aber … hast du Lucius das auch so erklärt?«
Eleonora nickte und dachte an das Gespräch und wie der Ritter sie dabei angesehen und ihr seine