PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION. Greig Beck

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Название PRIMORDIA 3 - RE-EVOLUTION
Автор произведения Greig Beck
Жанр Языкознание
Серия Primordia
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958354890



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Mündung bestimmt dreißig Meter breit, doch hier hatte sich der Fluss bereits auf die Hälfte davon verengt. Er paddelte etwas weiter ans Ufer, sodass er wieder den Boden sehen konnte, hielt jedoch genug Abstand, damit ihm kein Jäger vom Ufer aus ins Boot springen konnte. Im Falle eines Angriffs aus dem Wasser hätte er aber trotzdem noch die Chance, schnell an Land zu kommen.

      Bei einem erneuten Blick ins Wasser sah er die charakteristischen Schleifspuren von Tintenfischen im Sandboden. Wenn er die Gelegenheit hätte, würde er ein paar von denen fangen, denn sie waren eine großartige Proteinquelle.

      Für einen kurzen Moment sah er auch ein paar Einsiedlerkrebse, doch die machten sich schnell aus dem Staub, als er sich ihnen näherte. Es hatte auch nicht viel Sinn, sie zu jagen, da sie bei einem Angriff das eigene Fleisch durch Gift ungenießbar machten, wie er bereits hatte feststellen müssen.

      Als er vor sich Ringe im Wasser sah, verstärkte er sein Paddeln und entdeckte bald darauf einige etwa dreißig Zentimeter lange Fische, die sich dem Ufer näherten. Andy verpasste dem Boot noch einen letzten, kräftigen Schwung und ließ es dann treiben. Er ergriff sein Netz, schoss nach vorn und ließ es durch das Wasser sausen.

      »Jawoll!« Er hatte einen im Netz und ließ ihn auf das Deck klatschen, wo der muskulöse Körper wild zappelte, was ein trommelndes Geräusch auf dem Holz erzeugte. Andy drückte ihn mit dem Fuß nach unten, um den Lärm zu beenden, und Gluck stürzte sich sofort darauf.

      »Hey, wart mal, Kumpel!« Er schob den Pterosaurier beiseite, der ihn entrüstet anstarrte und seine knorrigen Flügel im Protest spreizte, doch dann ließ er die Schultern wieder sinken und senkte seinen gierigen Blick auf den Fisch.

      Andy nahm seinen Fuß weg und warf nun zum ersten Mal einen genaueren Blick auf das Tier.

      »Wow, irre! Was bist du denn für einer?«

      Er war grau, hatte aber keine Schuppen, und ähnelte einem Kugelfisch. Auf seinem stromlinienförmigen Körper hatte er lauter Borsten, einen flachen Kopf, aber keine sichtbaren Kiemen. Das komischste aber waren die kräftigen Vorderflossen, die in winzigen Zehen endeten.

      »Sind das da etwa rudimentäre Arme? Synapsid? Therapsid?« So hießen die ersten Lebewesen, die die Umwandlung zu Säugetieren begonnen hatten. »Dich kenne ich aber gar nicht als Versteinerung.« Er wusste aber natürlich, dass Tausende und Abertausende von Spezies niemals als Fossilien gefunden wurden, weil sie einfach nicht am richtigen Ort gewesen waren, oder eine ungünstige Zusammensetzung gehabt hatten, oder einfach verdammt selten gewesen waren.

      Das Tier klatschte noch einmal mit seinem Körper auf das Deck und Andy legte erneut seinen Fuß darauf. »Ich frage mich, was in hundert Millionen Jahren wohl mal aus dir wird?« Er kicherte. »Ich meine, was aus dir hätte werden können, wenn ich dich jetzt nicht fressen würde.«

      Gluck watschelte nach vorne und pickte noch einmal nach dem Fisch.

      »Ich weiß, das ist ein faszinierendes Wesen, aber er wird nun wohl aus dem Genpool der Evolution verschwinden, weil er unser Abendessen ist.«

      »Hunger!« Gluck pickte nachdrücklicher.

      »Ich weiß, dass du das nicht wirklich gesagt hast.« Andy schob den kleinen Saurier ein Stück zurück, doch er stürmte gleich wieder nach vorn. »Okay, okay.« Andy machte sich daran, den komischen Fisch in Stücke zu schneiden, von denen er einige sofort seinem Wegbegleiter gab, einige selbst aß und andere zum Trocknen in die Sonne legte.

      Kapitel 2

       Sam Houston Nationalwald, Montgomery, Texas – Gegenwart

      

      Re-Evolution: 002

      Montgomery war bei bestem Willen keine große Ortschaft, ganz im Gegenteil. Hier hatten bei der letzten Zählung nur 621 Menschen gelebt. Es war dünn besiedelt, beschaulich und lag ganz in der Nähe des Nationalparks und dem wunderschönen Conroe-See. Im Sommer war es hier heiß und feucht, die Winter waren mild. Viele waren der Meinung, das Klima hätte eher etwas Subtropisches an sich, wenn man es mit der üblichen trockenen Hitze in Texas verglich.

      Niemand konnte genau sagen, wann die ersten Katzen und Hunde verschwunden waren, aber es schien um die Zeit des merkwürdigen Blackouts herum begonnen zu haben. Dieses ungewöhnliche Ereignis hatte nur ein paar Sekunden gedauert und war von den Menschen gar nicht wahrgenommen worden. Aber direkt danach waren die Haustiere, die über Nacht draußen gewesen waren, am Morgen nicht mehr zurückkehrt, und keiner hatte ihr Verschwinden bemerkt.

      Ein paar Tage später standen drei Jäger um ihre Beute herum. Sie lag genau vor ihnen, und obwohl einige von ihnen schon die Handys in der Hand hatten, machte niemand ein Foto. Verwirrt starrten sie nach unten.

      Es war ein Vogel, zumindest etwas in der Richtung. Vom Schnabel bis zur Schwanzspitze maß er fast drei Meter. Er sah ein bisschen aus wie ein Vogel Strauß, abgesehen davon, dass der Kopf beinahe sechzig Zentimeter lang war, extrem böse wirkte, und die Kanten des Schnabels aussahen wie rasiermesserscharfe Sägen. Die Klauen an den Enden seiner muskulösen Beine hätten eher zu einer prähistorischen Kreatur gepasst, genauso wie die furchterregenden Krallen daran.

      Das Federkleid war rot und braun, die Stummelflügel waren eng an den fassförmigen Körper gedrückt.

      Mitch Connors, der Dorfarzt und der einzige halbwegs wissenschaftlich Gebildete aus der Truppe, lehnte sich nach vorne und grunzte dann.

      »Ein Terror-Truthahn.«

      Die anderen wandten sich ihm zu.

      Er nickte. »Mir fiel gerade wieder die Bezeichnung ein. Das ist ein Phorusrhacid. Selten, aber um diese Jahreszeit kommen sie manchmal aus den Wäldern.« Er schaute von einem zum anderen. »Erinnert ihr euch nicht?«

      Billy Douglas begann langsam zu nicken. »Oh ja, du hast recht. Jetzt erinnere ich mich.«

      Kurz darauf erinnerten sie sich plötzlich alle.

      Kapitel 3

       Waste Knot Steilwand, Süd-Dakota – 400 Höhenmeter.

      

      Re-Evolution: 003

      Ben Cartwright hing an dem Felsen. Er machte gerade eine Pause und atmete tief und bewusst ein und aus. Er drehte sich um und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Die Steilwand, an der Emma und er gerade unterwegs waren, hatte nur einen mittleren Schwierigkeitsgrad, aber sie war wirklich hoch. Dadurch bot sie einen herrlichen Blick über die umgebenden Wälder.

      Ulmen, Fichten, Eschen und andere Bäume kämpften um Platz und Sonnenlicht und schufen ein mehrfarbiges Mosaik, das diese atemberaubende Aussicht prägte. Ben grinste. Alles hier sah so einladend und sicher aus, und es fühlte sich einfach heimisch an.

      Er konnte nicht anders, als in Gedanken zu einer Situation zurückzukehren, wo er aus ähnlicher Höhe über einen anderen riesigen Wald geblickt hatte, und zwar den Dschungel der Kreidezeit, vor hundert Millionen Jahren. Damals hatte jeder einzelne Quadratkilometer mehr Gefahren enthalten als das gesamte Gebiet, das er jetzt vor sich sah. Hier gab es vielleicht mal einen Bären, einen Berglöwen oder einen unterernährten Wolf, doch in diesem anderen Zeitalter hatte es unzählige monströse Bestien gegeben, für die die weichen, rosafarbenen und unbehaarten Affen namens Menschen nichts anderes gewesen waren als kleine Snacks.

      Als er in dieser Zeit gefangen gewesen war, hatte er sich im Schlamm einbuddeln, in Höhlen einmauern und auf Baumwipfeln schlafen müssen. Er hatte Aas essen müssen, Insekten, Gras und alles andere, was er hatte finden können. Sein Körper war in diesen zehn Jahren mit mehr Narben überzogen worden, als er in seiner Karriere als Elitesoldat angesammelt hatte.

      Er wollte sich gerade wegdrehen, als ein merkwürdiges Kribbeln durch seinen Körper lief, dann wurde kurz alles schwarz.

      »Was zum