Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom

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Название Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3
Автор произведения Dirk van den Boom
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783864027529



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hocherhobenem Haupt der kalten Bedrohung begegnen. Ich stehe auf eurer Seite. Ich helfe. Ich weiß Dinge, habe Schlüsse gezogen und bin bereit, meinen Beitrag zur Rettung des Reiches zu leisten. Mich mundtot zu machen, mich zu beseitigen und aus der Erinnerung zu löschen, hilft niemandem. Und es führt dazu, dass gute Offiziere durch schlechte Befehle gezwungen werden, ihren Eid auf meine Familie zu brechen.«

      Er schaltete ab. Er atmete schwerer als gedacht, ein wenig berührt von seinen eigenen Worten, die nicht in allem so ehrlich gewesen waren, wie er sie intoniert hatte.

      »Das war eine schöne Rede«, meinte Sol mit einer gehörigen Portion Vorsicht in der Stimme.

      »Danke. Etwas improvisiert, aber …«

      »Aber ob sie was genützt hat …«

      »Das werden wir sehen. Den Angriff abgebrochen hat immerhin der Leichte Kreuzer Sepultura. Schau selbst.«

      Die Systemkarte mit den Blips der sich bewegenden Raumschiffe hatte sich verändert. Schiffe, die nicht zur Flotte gehörten, stoben aus dem Weg, um nicht in ein Gefecht zu geraten, mit dem sie nichts zu tun haben wollten. Und ein Schiff der Flotte, erkennbar durch das eindeutige Transpondersignal, drehte ebenfalls ab.

      »Der Transponder meldet Maschinenschaden«, sagte Darius lächelnd. »Ich bin mir sicher, den gibt es gar nicht.«

      »Es sind dir persönlich Leute gegenüber loyal?«

      »Es ist alles eine Frage der Ehre, mein Freund.«

      Das Boot beschleunigte weiter, das leise Winseln der Triebwerke hatte sich zu einem hohen Diskant heraufgeschraubt. Die Warnsignale der Ortung wurden ebenfalls langsam lauter, denn keine weiteren Schiffe hatten sich dem Beispiel des einsamen Verweigerers angeschlossen. Ihre taktische Situation hatte sich nur um eine Nuance verbessert, doch Darius empfand keine Angst. Das konnte man von Sol nicht sagen, der etwas blass um die Nase wirkte. So richtig mutig machte ihn der Alkohol offenbar nicht.

      »Ich finde Raumschlachten scheiße«, murmelte sein Freund.

      Darius vermochte ihm nicht zu widersprechen. Daher wollte er auch möglichst eine vermeiden. Doch in dieser Position den Überlichtantrieb zu aktivieren, konnte verheerende Konsequenzen haben. Die Nähe starker Gravitationsquellen machte die Navigation unberechenbar und er wollte genau dort herauskommen, wo er den Sprung programmierte.

      Ein besonderes Ziel – und gleichermaßen ein recht verzweifeltes.

      »Prinz Darius, hier spricht …« Die kraftvolle Stimme brach ab, als Darius den Empfänger deaktivierte.

      »War das weise?«, fragte Sol vorsichtig.

      »Ich weiß, wie sich eine Kapitulationsaufforderung anhört. Achtung!«

      Rote, grelle Punkte erschienen auf dem Schirm.

      »Raketen?«, fragte Sol atemlos.

      »Enterkommandos. Das sind imperiale Dropships. Schnell und beweglich, für Landungen auf Planeten und für Schiff-zu-Schiff-Manöver«, erklärte Darius kalt. »Drei Stück, jedes mit acht Mann und einem Piloten. Etwas Overkill für uns zwei Hanseln.«

      »Können wir …«

      »Sie sind schnell.« Darius grinste. »Wir sind schneller.«

      »Aber wenn …«

      »Sol. Das ist unsere Chance. Sie schießen nicht auf ihre eigenen Leute. Sie wollen uns lebend. Zwei Nachteile, die wir nun für uns ausnutzen werden.«

      Sol schaute verwirrt über die Kontrollkonsole. »Sind wir denn eigentlich bewaffnet?«

      Der Prinz nickte grimmig.

      »Sind wir. Aber ich wiederum schieße nicht auf diese Dropships.«

      »Aber …«

      »Ich habe meine Rede durchaus ernst gemeint«, sagte Darius. »Was für ein Prinz bin ich, der auf seine eigenen Soldaten schießt und sie möglicherweise ernsthaft in Gefahr bringt? Nein. Sol, meine Worte müssen wirken. Sie wirken durch Taten. Und die falschen Taten machen alles zunichte.«

      Sol schüttelte den Kopf. »Das ist doch alles …«

      »… symbolische Politik, die Klaviatur der Macht. Stör mich jetzt nicht. Sie kommen näher.«

      Das Boot änderte den Kurs, das Winseln des Antriebs wurde nun störend, wirkte nicht drängend, sondern verzweifelt. Darius beobachtete die Reaktionen der Flugautomatik, die ihm, fast gegen seinen Willen, so viel von der Steuerung abnahm, dass er sich eher als jemand fühlte, der wohlmeinende Vorschläge machte, und weniger als Pilot. Doch dieser Ableger von Aume mochte nicht über ihr Bewusstsein, ihre Intelligenz und ihr Wissen verfügen, aber er war ganz offenbar ein Kind seiner Mutter. Die zielsichere Leichtigkeit, die gewissenhafte Extrapolation und die Rücksichtslosigkeit in der Umsetzung entsprachen dem Bild, das Darius von der Schiffsintelligenz gewonnen hatte. Er fühlte sich nicht sicher und behütet, aber insofern in guten Händen, als er es, ehrlich gesagt, nicht besser machen konnte.

      »Die kommen jetzt nahe, oder?«, murmelte Sol. Seine Augen waren wie hypnotisiert auf die Darstellungen im Kartentank gerichtet.

      Darius konnte nicht widersprechen. Die ersten beiden Enterkommandos hatten die Triebwerke ihrer Dropships zum Glühen gebracht und die Grabscher aktiviert, lange, tentakelähnliche Flexiglieder, am Ende mit anpassungsfähigen Greifarmen aus intelligentem Material, dafür gedacht, sich an einem Objekt festzuhaken und das Dropship an es heranzuziehen.

      Es blitzte auf, dann torkelte etwas durchs All. Einer der Greiftentakel war sauber durchtrennt worden und trieb ab. Ein weiterer Blitz, und ein zweiter teilte sein Schicksal.

      »Dieses Boot ist bewaffnet«, stellte Sol fest. Er nickte Darius anerkennend zu. »Guter Schuss.«

      »Ich war das nicht«, zerstörte der Prinz die Illusionen seines Freundes und hob beide Hände von den Kontrollen. »Ich mache hier offenbar gar nichts mehr.«

      Die Gegenwehr der Flüchtenden schreckte die Infanterie natürlich nicht ab, sie fühlten sich eher ermutigt, noch weitaus größere Risiken einzugehen. Das lag an ihrer Ausbildung und dem Ehrenkodex, dem sie verpflichtet waren. Darius hatte nichts anderes erwartet.

      Triebwerke flammten auf. Weitere Enterboote schoben sich heran. Das Netz zog sich zu und Aumes Kind schlug Haken, immer den besten Kurs vor Augen, das Schlupfloch, die zusätzliche Sekunde, bis man sich weit genug von den Gravitationsquellen entfernt hatte, um den Sprung zu wagen.

      Es vergingen bange Sekunden, die sich zu Minuten streckten. Drei weitere Grabscher wurden abgewehrt, einem Dropship, das bedrohlich nahe kam, verpasste das Boot einen gezielten Schuss ins Triebwerk, sodass es zu trudeln begann, den Anflug abbrach und abdrehte.

      »Wir signalisieren, dass wir niemanden töten wollen«, sagte Darius. »Aber das hätte auch gründlich schiefgehen können. Es gibt im Raumkampf keine Chirurgie.«

      Sol sagte nichts, war nach dem letzten Schlagabtausch blass um die Nase, sodass sich der Prinz Sorgen um ihn machte. Die Flasche hatte er weggestellt. Darius wollte ihm eine Tablette empfehlen, aber der heftige Ruck, der durch das Boot fuhr, unterbrach diesen Gedanken.

      Ein großes Schiff war nun bedrohlich nahe gekommen, jemand, der sich durch die Rede eines Prinzen nicht von der Ausführung seiner Befehle abbringen ließ, führte dort das Kommando. Vier Grabscher auf einmal waren aus dem mächtigen Leib eines Kreuzers geschnellt und drei waren abgewehrt worden, so schnell, dass Darius es gar nicht bemerkt hatte. Bemerkt hatte er aber den vierten, der das Boot packte und an ihm riss. Der flexible Plaststahl konnte ganz erhebliche Belastungen aushalten und jetzt, wo eine physische Verbindung bestand, musste sich das Boot erst losreißen, ehe es den Sprung vollenden konnte. Die Masse stimmte nicht. Ein Aktivieren des Hyperantriebs konnte beide Schiffe ins Verderben reißen.

      Ein Risiko, das der Kommandant dort drüben bewusst einging.

      Eines, das Darius zu vermeiden trachtete.

      »Du musst das Ding durchtrennen!« Ein leiser Anflug von Panik lag in Sols Stimme.

      »Das