Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom

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Название Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3
Автор произведения Dirk van den Boom
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783864027529



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Beiboote – eine Landeerlaubnis bekommen. Sie werden sich gedulden müssen, Agentin.«

      Trowski machte keinen Aufstand, sie hatte ihr Pulver verschossen. Sie nickte.

      »Dann gehe ich einen saufen«, erklärte sie. »Melden Sie sich, wenn sich was ändert.«

      Sprach’s und wandte sich wieder ab.

      Sie würde wenig Zeit haben, sich richtig zu betrinken. Es dauerte keine zwanzig Minuten, nachdem die Santiago ihre zugewiesene Parkposition erhalten hatte, als sich ein Exoskelett auf dem Hauptschirm abzeichnete, dessen Markierungen Heinrichs gut in Erinnerung geblieben waren. Es musste sich um Ulgan handeln. Als führendes Mitglied des Exokonzils war er so etwas Ähnliches wie ein Außenminister, obgleich die Zuständigkeiten bei den Simmi, genauso wie ihre Körperstruktur, fließend waren. Da sie außerdem vorzugsweise kollektiv handelten, ebenfalls ein Produkt ihrer Evolution und Biologie, gab es zwar Individuen mit mehr Einfluss, aber keines mit einer Machtfülle, wie sie etwa mit der des terranischen Imperators vergleichbar war. Ulgan verhielt sich trotzdem oft so, als habe er allein das Sagen. Ein Grund, warum er als unangenehmer Zeitgenosse in einer durchweg eher höflichen Gesellschaft galt.

      »Captain Heinrichs, wir haben uns lange nicht gesehen.«

      »Das stimmt, Vorsitzender. Einige Jahre ist es her.«

      »Ich hatte die Hoffnung, es würde auch noch einige Jahre länger dauern. Ich entsinne mich Ihrer nur, weil es schlechte Erinnerungen sind, die uns verbinden.«

      Ulgan war dafür bekannt, immer klar und deutlich zu sprechen, zumindest zu denen, die er nicht für gleichwertig hielt. Das war in dieser Galaxis die Mehrheit aller intelligenten Bewohner. Heinrichs ließ sich nicht beirren, er hatte nichts anderes erwartet.

      »Und dennoch möchte ich Sie sprechen. Das sollte bereits ein Hinweis auf die Dringlichkeit meines Anliegens sein. Ich weiß ja, wie Sie über mich denken.«

      »Dringlichkeit? Nun gut. Ich nehme Ihnen das ab, weil ich Sie zwar als nervtötend, aber nicht als Spaßmacher in Erinnerung habe. Was wollen Sie von mir? Sie sind hier ohne Legitimation. Heißt das, Sie gehen Ihrem Kaiser mittlerweile genauso auf die Nerven wie mir damals?«

      »Ich kann mit Sicherheit sagen, dass der Kaiser über meine Anwesenheit hier noch nicht informiert ist.«

      Wie schade, dass Simmi in Ermangelung eines Gesichts auch keine Mimik hatten.

      »Ah. Dann beruhige ich Sie: Ich habe die Anordnung gegeben, die Botschaft vorerst über Ihre Anwesenheit im Dunkeln zu lassen.«

      »Das war sehr weitsichtig.«

      »Kennen Sie Wasdan Klondak?«

      Wo kam das jetzt her? Heinrichs überlegte kurz, um ganz sicherzugehen.

      »Der Name sagt mir nichts.«

      »Hm, hm. Wir sollten dieses Gespräch persönlich fortsetzen. Sie dürfen auf Ilimm landen, mit einem kleinen Boot. Sie und eine Begleitung aus zwei Personen, höchstens. Am besten jemand mit Intelligenz und Taktgefühl, jemand, der Sie unter Kontrolle hält. Ich sorge für die Landeerlaubnis.«

      »Ich bin überrascht und erfreut über Ihr Entgegenkommen, Vorsitzender«, sprach Heinrichs die reine Wahrheit aus.

      »Sind Sie das? Die Kalten haben Sie und Ihren durchgeknallten Imperator an den Eiern, Captain. Ihr Botschafter streitet ab, dass es irgendwelche Probleme gäbe, während im Hyperfunk die blanke Panik regiert. Unser Sondergesandter im Imperium meldet sich seltsamerweise nicht mehr. Sie sind meine größte Hoffnung, etwas Sinnvolles zu erfahren und zu einem Austausch zu kommen. Die Tatsache allein, dass ich das über jemanden wie Sie sage, ist ein guter Hinweis darauf, wie verzweifelt unsere Lage ist.«

      Ulgan brach die Verbindung unvermittelt ab. Heinrichs stieß Luft aus, weniger ein Seufzen, eher ein Zeichen akkumulierter Anspannung.

      »Er hat ›unsere‹ gesagt«, murmelte Korff und sah Heinrichs betont an.

      »Ich habe es mitbekommen«, bestätigte er. Er erwiderte ihren Blick. »Spezialistin Korff, halten Sie sich für einen Menschen mit Intelligenz und Taktgefühl?«

      Shibutani lachte. Korff auch.

      Das half ihm jetzt auch nicht weiter.

      8

      »Ich … muss das nachprüfen!«

      Die Frau wirkte eingeschüchtert und Darius hasste das auf so vielen Ebenen, er vermochte es gar nicht aufzuzählen. Ein Prinz, das war einschüchternd. Er verstand das, rational, weil Macht immer Angst auslöste bei jenen, die an diese gebunden waren, durch Eid, Gewohnheit oder die normative Kraft des Faktischen. Die Macht der imperialen Familie war von einer Art, die darüber hinausging, sie verbot den Gedanken, dass es etwas geben könnte, das ebenbürtig war. Wenn es aber nichts gab, was dem gleichgestellt war, was Darius repräsentierte, dann war es ihm auch nicht möglich, menschliche Beziehungen zu haben, die nicht auf der einer Seite mit Angst zu tun hatten. Auch und gerade nicht mit Frauen.

      Irgendwann hätte sein Vater ihm eine passende Adlige ausgesucht, eine treue Dienerin, Mutter seiner Kinder, Repräsentantin von Status und Ausdruck seines Prestiges. Wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum er davongelaufen war, und nicht einmal der geringste.

      Das wurde ihm besonders in der Gegenwart hübscher Frauen bewusst, jenen, die er attraktiv fand. Wie dieser hier, die seinen direkten Funkruf entgegengenommen hatte, als Spezialistin in der Systemleitstelle von Terra, seiner Heimat. Egal was in seinem Leben geschehen würde, er konnte sie niemals auf völlig harmlose Weise zu einem Drink einladen. Sie würde zusagen, selbstverständlich. Aber eben nur aus Angst oder, im schlechtesten aller Fälle, aus Gier.

      Auf der Canopus Traveller hatte er diese Probleme nicht gehabt. Und deswegen war er froh, dass Sol ihn begleitete. Er erinnerte ihn daran, was es bedeutete, normale menschliche Beziehungen zu haben. Oder an die Reste davon, was er noch so zusammenraffen und festhalten konnte.

      Er lächelte sie an.

      »Tun Sie das. Ich warte.«

      Das kleine Raumboot war keine großartige physische Präsenz in einem System, in dem es vor großen und mächtigen Raumschiffen wimmelte. Darius betrachtete den Ortungsschirm, übersät von blauen Blips, die die Transpondersignale wiedergaben. Die Flotte war aktiv, zumindest insofern, als ihre Schiffe wie aufgeschreckte Hühner durch das System eilten und damit Sicherheit simulierten. Darius wusste, welch Illusion das war, verstand aber auch den Sinn darin, sie aufrechtzuerhalten. Es war besser, sinnlos etwas zu tun, als sich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, untätig zu bleiben.

      Dann beugte er sich nach vorne.

      »Sieh an«, murmelte er.

      »Was ist?«, fragte Sol, für den das meiste hier nur ein Buch mit sieben Siegeln darstellte. Er tat sich an der Bordbar gütlich, die Aume in dieses Raumboot gequetscht hatte, »weil es so in den Spezifikationen steht«, wie sie sagte. Darius hatte dem nicht widersprochen. Irgendwo in der Galaxis gab es gewiss so ein Raumboot mit einer Bar, wenn man lange genug danach suchte. Und Sol war sehr zufrieden mit diesem aufmerksamen Detail gewesen.

      »Ich habe noch sekundären Zugang zum Flottennetz, wenn der Computer mir hilft. Etwas von Aumes Genie muss sich auf ihn übertragen haben. Wie es aussieht, ist man überall sehr aufgeregt. Oh.«

      »Was?«

      »Mattilaa ist tot.«

      »Wer ist das?«

      Wie erklärte man einen Juveniten, wie erklärte man darüber hinaus diesen speziellen?

      »Jemand, der mich nicht sehr geschätzt hat, der aber auf seine Art sehr berechenbar war. Ein Juvenit, extrem langlebig und eine wichtige Person bei Hof. Er war trotz der Behandlung am Ende seiner Tage angekommen und ist nun den Weg alles Irdischen gegangen. Schade!«

      Sol nahm einen Schluck aus einem Glas, eine bernsteinfarbene Flüssigkeit, die im Licht der Schiffskontrollen schimmerte.

      »Warum? Er mochte dich nicht, hast du gesagt.«