Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman. Andrew Hathaway

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Название Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman
Автор произведения Andrew Hathaway
Жанр Языкознание
Серия Der Geisterjäger Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740934934



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      Rick erschrak so heftig, daß er um ein Haar den Kugelschreiber losgelassen hätte. Dann aber hätte die Briefklappe ein lautes Geräusch verursacht.

      Als Patsy Meco mit genau abgezirkelten Bewegungen aufstand und in die Diele kam, fragte sich Rick unwillkürlich, ob sie ahnte, daß er sie beobachtete. Sie stand mit einer bösen Macht im Bund, daran war nicht zu rütteln. Möglicherweise wußte der Magier über Ricks Maßnahmen exakt Bescheid.

      Weiter konnte Rick jedoch nicht mehr überlegen, da ihn das Gespräch am Telefon fesselte. Patsy Meco meldete sich nicht, sondern lauschte darauf, was der Anrufer zu sagen hatte.

      »Ja, Meister, ich erkenne Ihre Stimme«, sagte sie tonlos. »Ich erwarte Ihre Befehle.«

      Rick spannte sich an. Hoffentlich kam jetzt niemand ins Treppenhaus, sonst mußte er sich zurückziehen. Und dieser Anruf versprach, interessant zu werden.

      Patsy Meco beantwortete nur an sie gerichtete Fragen oder bestätigte Befehle.

      »Ich werde Sie treffen, Meister«, versprach sie. »Ich mache mich sofort auf den Weg.«

      »Ja, Meister, ich kenne dieses Haus. Es ist eine Ruine.«

      »Ich bin in spätestens zehn Minuten bei Ihnen, Meister!«

      Danach sagte sie nichts mehr, legte auf und griff mit eckigen Bewegungen nach ihrem Mantel, der an einem Garderobenhaken hing.

      Vorsichtig zog Rick Masters den Kugelschreiber zurück und eilte eine Treppe höher. Hinter der Biegung des Treppenhauses verborgen, wartete er auf das Erscheinen der Sekretärin.

      Sie beeilte sich wirklich, kam schon eine Minute später und verließ das Haus, ohne auch nur einen Blick nach oben zu werfen. Das weckte in Rick die Hoffnung, daß sie nichts von seiner Anwesenheit ahnte.

      Es hatte zu regnen begonnen. Der Abend war trübe und kalt. Die Menschen hasteten auf den Bürgersteigen, um möglichst schnell ein schützendes Dach über dem Kopf zu bekommen. Niemand achtete auf die Frau und den Mann, der ihr in einigem Abstand folgte.

      Den besten Teil bei dieser Verfolgung hatte ohne Zweifel Dracula erwischt. Rick nahm ihn nämlich unter seine Jacke, damit nicht auch noch der Hund naß wurde. Es genügte, daß Rick innerhalb weniger Minuten bis auf die Knochen durchnäßt war.

      Der Himmel über London öffnete seine Schleusen, als wolle er die Stadt sauberwaschen.

      *

      Im City Tower herrschte gedrückte Stimmung. Viele Bewohner waren in Panik geraten und hatten das Hochhaus fluchtartig verlassen. Kaum jemand zeigte sich auf den Fluren oder in der Halle. Nach Einbruch der Dunkelheit wirkte das Gebäude wie ausgestorben.

      Nur die überdurchschnittlich hellerleuchteten Fenster zeigten an, daß noch Menschen in dem Hochhaus wohnten. Die meisten Leute schalteten sämtliche Lampen in ihren Wohnungen ein, um durch die Helligkeit die Angst vor dem Unheimlichen zu vertreiben.

      Auch die Räume der Verwaltungsgesellschaft waren in dieser Aprilnacht beleuchtet und auch besetzt. Generalmanager Ernest Patmore selbst hatte die entsprechende Anweisung gegeben und war in seinem Büro geblieben. Sein Stellvertreter Mort Brinkfield war seinem Beispiel gefolgt.

      »Es kann jeden Moment wieder ein Zwischenfall passieren«, hatte Patmore seinen Mitarbeitern erklärt. »Es ist unsere Pflicht, für unsere Mieter in Notsituationen jederzeit erreichbar zu sein. Es brauchen nicht alle hierzubleiben, aber ich bitte Freiwillige, mit Mr. Brinkfield und mir zusammen die Nachtwache zu übernehmen.«

      Sechs Männer und Frauen hatten sich sofort bereit erklärt, meist alleinstehende Leute, die zu Hause niemand vermißte. Sie hatten sich aus der Kantine mit Sandwiches und Getränken versorgt und warteten nun ab.

      Zusätzlich zu dem Nachtpförtner drehten die Nachtwächter der privaten Schließgesellschaft ihre Runden. Ihre Zahl war verdoppelt worden. Und dann gab es noch die normalen Techniker, die den ungestörten Betrieb der Versorgungsanlagen garantieren sollten.

      Zu den Technikern gehörte auch in dieser Nacht Roddy Benares, der Heizungsfachmann mit dem indischen Vater. Bei den Nachtwächtern arbeitete Frank Bletcher mit.

      Niemand ahnte, daß diese beiden Männer schon längst gestorben waren, von Mörderhand getötet. Nur der Magier war eingeweiht, gehörten sie doch zu seiner Hilfstruppe.

      Der City Tower hatte in dieser Nacht noch einen Bewohner, der aus dem Rahmen fiel. Von seiner Anwesenheit wußte nicht einmal der Magier. Chefinspektor Hempshaw war sehr vorsichtig ans Werk gegangen.

      Er hatte sich während des Tages an eine junge Frau gewandt, die ein Apartment im zwanzigsten Stock bewohnte. Sie war gerade dabei gewesen, mit zwei Koffern ihre Wohnung zu verlassen. Die Angst hatte sie vertrieben.

      Sie war einverstanden gewesen, für die Zeit ihrer Abwesenheit dem Chefinspektor ihre Wohnung zu überlassen. Und nun saß er in diesem Apartment. Im Haus waren mehrere seiner Leute unterwegs und hielten Augen und Ohren offen. Jeder von ihnen trug ein Funkgerät bei sich. Hempshaw saß an der Gegenstation.

      Alles blieb ruhig, für Hempshaws Geschmack zu ruhig. Es war die trügerische Stille vor dem Sturm.

      Seit dem Zwischenfall mit dem Untoten im Aufzugsschacht, dem Brand und der Vernichtung der lebenden Leiche war nichts mehr geschehen. Die Spannung in dem Hochhaus war jedoch fast körperlich spürbar.

      Das Funkgerät in Hempshaws Händen sprach an. Automatisch sah der Chefinspektor auf seine Uhr. Es war sieben Uhr abends. Er war überzeugt gewesen, es wäre schon viel später.

      »Ich höre«, sagte er knapp.

      »Ich bin soeben einem Heizungstechniker begegnet«, gab Sergeant Myers durch. Nicht einmal Hempshaws rechte Hand wußte, wo sich sein Vorgesetzter aufhielt. Die Wohnung war Hempshaws persönliches Geheimnis. Das hatte er so eingerichtet, damit ihn seine Mitarbeiter nicht ungewollt oder unter Zwang verraten konnten.

      »Ein Heizungstechniker, soso«, sagte er bissig. »Ist das ungewöhnlich in einem solchen Gebäude?«

      »Das nicht, Sir.« Sergeant Myers Zögern sprach dafür, daß er sich seiner Sache selbst nicht sicher war. »Aber erstens schleicht der Mann in der fünfzehnten Etage herum, und da hat er wahrscheinlich nichts zu suchen. Und zweitens…«

      »Sprechen Sie weiter, Myers!« rief der Chefinspektor in das Walkie Talkie. »Wir veranstalten hier kein Quiz!«

      »Mir ist sein starrer Blick und sein steifer Gang aufgefallen«, sagte Myers. »Sir, der Mann ist einfach seltsam.«

      »Fünfzehnter Stock, sagten Sie?« vergewisserte sich der Chefinspektor. »Bleiben Sie dem Techniker auf den Fersen. Ich sehe ihn mir einmal selbst an.«

      Myers bestätigte und schaltete ab. Hempshaw schärfte über Funk seinen Leuten noch einmal höchste Aufmerksamkeit ein, ehe er sich auf den Weg machte.

      Er maß dem Hinweis seines Sergeanten zwar keine Bedeutung bei, aber er hielt es nicht mehr in dem Apartment aus. Hier kam er sich wie ein Gefangener vor.

      Noch ahnte der Chefinspektor nicht, wie heiß die Spur war, der er folgte. Wäre doch wenigstens Rick Masters in seiner Nähe gewesen, dachte er, als er sich auf den Weg machte. Er hätte sich in seiner Haut wesentlich wohler gefühlt.

      *

      Der Treffpunkt, den der Magier mit Patsy Meco ausgemacht hatte, konnte nicht weit entfernt sein. Sie werde in zehn Minuten da sein, hatte sie am Telefon gesagt, und nun war sie schon fünf Minuten unterwegs.

      Rick Masters hatte keine Ahnung, wo dieses Treffen stattfinden sollte. Patsy Meco hatte eine Ruine erwähnt. Er konnte jedoch keine entdecken, so sehr er sich auch anstrengte.

      Der starke Regen erschwerte das Unternehmen, da er die Sicht einschränkte. Dennoch war Rick Masters davon überzeugt, daß er es nicht verfehlen konnte. Eine Ruine mußte auffallen.

      Dann wurde er jedoch überrascht, denn die Sekretärin bog in einen normalen Hausflur ein. Rick spannte sich. Es konnte sich um einen Trick handeln. Wenn