Indien denkt anders - eine interkulturelle Begegnung. Richard Lang

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Название Indien denkt anders - eine interkulturelle Begegnung
Автор произведения Richard Lang
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347075986



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in Metallbechern. Doch mit der Zeit nahm die anfängliche Gewohnheit ab, nachzufragen, ob das Wasser gefiltert sei. Vor allem im Mai und Juni, den heißtesten Monaten des Jahres, wenn (bis zum Eintreffen des Monsuns) der Tag oft mit 40°C begann und das Thermometer bis auf 50°C steigen konnte.

      Was für eine großartige Erfindung war da der desert cooler! In unserem rund 60 m2 großen Wohnzimmer mit hohen Decken bedurfte es eines relativ großen Exemplars davon, um die Lufttemperatur herunterzusetzen und vor allem Feuchtigkeit zu spenden und zu verteilen. Ein Kubus von etwa 1 m Seitenlänge bestand aus 5 Grasmatten, die, in Drahtgeflechten zusammengehalten, die Seitenwände und den Deckel bildeten. Auf einem zentralen Sockel auf dem Bodenblech mit handhohen Rändern war ein einfacher Ventilator montiert. Eine kleine Pumpe drückte in einem geschlossenen Kreislauf das Wasser aus dieser Wanne durch dünne Schläuche an das obere Ende der Grasmatten, durch die es wieder in die untere Wanne sickerte und dadurch die Grasmatten ständig feucht hielt. Der sich um seine Achse drehende Ventilator erzeugt den Luftstoß, der von innen durch die Grasmatten einen feinen Wasserdunst rundum in den Raum sprüht. Äußerst billig und preiswert im Betrieb, konnte da keine Klimaanlage mithalten (auch wenn sie gerne zusätzlich eingesetzt wird). Ab und an werden diese Grasmattenwände ausgetauscht und Wasser in der Wanne nachgefüllt.

      Tritt man aus dem Haus, schlägt die Hitze mit tausend feinsten Nadelstichen zu (was zuweilen durch den Wüstenwind potenziert wird). Dabei trocknet der Schweiß, den der Körper sofort zum Selbstschutz ausstößt, schlagartig ein, noch bevor er das anliegende Hemd überhaupt erreichen kann. So ist Schwitzen bei diesen Temperaturen und der extremen Trockenheit der Luft im Freien schlicht nicht möglich. Gegen solch eine Hitzewand kann manchmal selbst das Atmen schwerfallen.

      13 – Ein deutsches Verb mit der Vorsilbe „ver-“ bedeutet grundsätzlich verändern durch den Inhalt des folgenden Verbs, der folgenden Aktion. In diesem Fall wird aus dem Nomen Indien ein Verb geschaffen: indern. Mit „verindern“ ist also eine Veränderung durch indisch werden gemeint. Das ist für mich an und für sich positiv besetzt, denn wer sich länger in der Fremde aufhält, sollte der alten Empfehlung folgen: „In Rome do as Romans do“ (In Rom verhalte dich wie die Römer), passe dich an!

       S. Paul

      Meine tägliche Morgenlektüre war die englischsprachige Tageszeitung „The Indian Express“. Allmählich fiel mir auf, dass ab und an Fotos abgebildet waren, die nicht nur fotografisch herausragten, sondern gleichzeitig das Leben Indiens exemplarisch einfingen (wenngleich meistens ohne Bezug zum Tagesgeschehen, so als ob sie es souverän missachten wollten). Ich ertappte mich dabei, dass ich nach einiger Zeit, noch vor dem Überfliegen der Schlagzeilen die Zeitung durchblätterte, um auf solch ein Foto zu stoßen, das mich dann auch regelrecht „ansprang“. Und immer wieder fand ich im Kleingedruckten den Namen desselben Fotografen: S. Paul. Alle folgenden 4 Fotos erschienen im „Indian Express“. Autor: S. Paul.

      Zeitungsausschnitte aus dem „Indian Express“. Fotos: S. Paul

      Fastenbrechungsfest „Id Mubarak“ – Delhi – Silhouette

      Partielle Sonnenfinsternis über Delhi

      Kinderarbeit und „Id“-Gebet in der „Großen Moschee“

      Was lag näher, als in einer Buchhandlung nach einem Bildband dieses Fotografen zu fragen? Die Überraschung war groß, als es beim ersten, zweiten und wiederholten Male sorry hieß, so einen Bildband gebe es nicht. Schließlich sprach ich mehrere bekannte Journalisten und Fotojournalisten an. Ja, das sei eigenartig, ließ ich mir erzählen. Er sei seit vielen Jahren Leiter der Photothek der Zeitung Indian Express, werde von allen Journalisten als Ausnahmefotograf hoch verehrt, habe sich aber jenseits der Einzelveröffentlichungen in der Zeitung noch nie bereit erklärt, seine Fotos weder in einer Ausstellung noch in einem Bildband einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

      Die Herausforderung, diesen Ausnahmefotografen zur ersten Fotoausstellung seines Lebens zu bewegen, führte – wenn auch nach intensiven Gesprächen – schließlich zu einem Erfolgserlebnis: Er ging auf meinen Vorschlag ein und stellte seine besten Fotos erstmals öffentlich im Goethe-Institut, dem Max-Müller-Bhavan Neu-Delhis aus. Er war damals etwa 60 Jahre alt, hatte bei internationalen Fotowettbewerben wiederholt erste Preise gewonnen, zu denen oft ganze hochprofessionelle Fotoausrüstungen gehörten. Doch blieb ihm seine Leica die Lieblingskamera. Als nun konkret die Auswahl der rund 30 Fotos anstand, die wir in dem Ausstellungsraum zeigen konnten, wurde offenbar, dass sein Archiv etwa 380.000 s/w-Fotos umfasste. Seine rund 80.000 Farbfotos erwähnte er nur nebenbei; er wollte kein Farbfoto in der Ausstellung haben.

      Unerwartet und unvorstellbar groß war die Anzahl der Besucher! Nicht nur, dass sich bei der Eröffnung mehr Menschen im Raum drängten, als je zuvor, sondern vor allem weil sich danach Tag für Tag über die Dauer der gesamten Ausstellungszeit Schlangen von Menschen vor dem Institut bildeten, um in die Fotoausstellung Einlass zu finden.

      Ich vermittelte S. Paul weiter ans IfA (Institut für Auslandsbeziehungen) in Stuttgart, das seine Fotos in 3 Ausstellungen in Deutschland zeigte und dazu einen ansehnlichen Katalog herausbrachte.

      Monsunregen, (Foto: S. Paul)

      S. Paul beteuerte mir wiederholt seinen lebenslangen Dank dafür. Wir sahen uns noch ein paar Mal, nachdem ich längst nicht mehr in Indien arbeitete. Zudem durfte ich mir meine liebsten Fotos in 30 x 40 cm- und 50 X 70 cm-Abzügen auswählen und erhielt das Recht auf ihre Reproduktion, das ich jetzt ger- ne wahrnehme. Die Fotos haben uns viele Jahre lang begleitet, einige hingen durchgehend an der Wand neben den vielen Arbeiten Coras.

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