Weil sie eine schlechte Mutter ist .... Sheila Catz

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Название Weil sie eine schlechte Mutter ist ...
Автор произведения Sheila Catz
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347184718



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       Danksagung :

       Dank an meine kluge Mitarbeiterin Tanja,

       die das Vorlesen geduldig ertragen hat.

       Für meinen geliebten Ehemann, ohne den dieses

       Buch nicht entstanden wäre.

      Sheila Catz

      Weil Sie eine schlechte Mutter ist …

      Drei Generationen - eine Familie - im 20. Jahrhundert

      © 2020 Sheila Catz

      Umschlag: N.N.

      Lektorat: Giorgio Wicklein

      Weitere Mitwirkende:

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN :

      Paperback 978-3-347-18469-5

      Hardcover 978-3-347-18470-1

      e-Book 978-3-347-18471-8

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Der Roman basiert nicht auf realen Geschichten oder Persönlichkeiten. Alle Ähnlichkeiten und Namen mit heutigen oder früheren Personen sind rein zufällig und nicht bewusst verwendet.

      Ein bittersüßer Traum…

      durchflutet diesen Morgen

      legt meine Wünsche bloß

      ist warm in mir,

      behütet,

      durchstrahlt den grauen Mittag

      mit zarter Hoffnung.

      blausamtene Trauer

      durchfließt die Dämmerung

      und lässt die Sehnsucht abends

      nach meinem Traumbild

      schmerzlich wachsen.

      (Sheila Catz)

       Weil sie eine schlechte Mutter ist …

      Drei Mütter - eine Familie - im 20. Jahrhundert

      Die Beobachterin aus allen Zeitzonen erzählt über das Leben von Anna, Betty und Mary, die alle einer mütterlichen Linie entstammen:

      Anna trat vor dem ersten Weltkrieg sehr jung ins Kloster der Niederbronner Schwestern ein, um als Novizin aufgenommen zu werden. Das geschah zur großen Erleichterung der Eltern, denn Anna war im Umgang in der Familie alles andere als einfach. Männern gegenüber verhielt sie sich abweisend, mitunter richtig barsch. Andererseits war sie eine eifrige Kirchgängerin, weit über das Maß hinaus, das von ihr erwartet wurde.

      Betty war zur Zeit des Hitlerregimes Annas Tochter. Sie hatte ältere und jüngere Geschwister. Ihre Mutter führte ein hartes Regiment, verlangte ihren Töchtern bei der Mithilfe im Haushalt viel ab und erwartete große Frömmigkeit.

      Mary war zur Zeit des Wirtschaftswunders Bettys zweite Tochter. Sie hatte noch eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war von Kindheit an sehr schwierig.

      In der folgenden Erzählung sind die drei Frauen- Großmutter, Mutter, Tochter als

      1. oder 2. oder als 3. Generation gekennzeichnet.

      3. Generation :

      Mary im Gespräch mit einem Psychotherapeuten

      Mary, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern, berufstätig. Im Raum hörte man das gelegentliche Knarren eines Lederstuhles von Ihrem Gegenüber.

      »Wann hat dieses Schuldgefühl angefangen?«

      »Beim Betrachten des Fotos von einem Kindergartenfest.«

      Es entstand eine lange Pause. Räuspern.

      »Wollen Sie mir das erklären?«

      »Ich habe Fotos sortiert. Da habe ich mich selbst gesehen. Und sofort kam diese Mutlosigkeit wieder. Ich hatte bei einem Schnappschuss meine Augen nach oben gedreht, die Hände krampfhaft gefaltet zu einer Raute. Vielleicht hatte das meine Tochter geknipst. Und sofort fiel mir wieder ein, wie sehr ich mich fremd fühlte und - na ja - auch langweilte. Ich wollte nicht da sein, nicht das Kindergekreisch und Geplapper ertragen, das hohle Gerede der jeweiligen Mütter. Ich dachte mir dann:

      Du müsstest doch stolz, fröhlich, dankbar sein inmitten dieser Menschen, die sich anscheinend wohl fühlen und Spaß haben. Ich fühlte mich einsam, überdrüssig. All das, das sind doch Scheißgefühle. Und dann dieser Kindergartensound, die hohen affektierten Töne der Frauen, dieser gezwungene Optimismus. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich keinen Nerv dafür. Meine Gedanken kreisten um meinen kranken Mann, um den kritischen Zustand unserer Praxis.«

      Ihr Gegenüber räusperte sich wieder.

      »Und diese Gedanken fanden sie da nicht angebracht? «

      »Ja. Und ich wollte allein sein, nicht Tag und Nacht für die Kinder da sein, die all sorgende immer gütige Mutter geben, das war ich nicht.«

      »Das ist doch schon ziemlich lang her, können Sie diese Gefühle jetzt noch spüren? « Sie atmete laut aus.

      »Ja, ich glaube schon. Ich fühle mich gerade genauso mies wie damals.«

      Durch das zum Garten geöffnete Fenster war ein Rotkehlchen mit seinem süßen schmelzenden Gesang zu hören. Eine Amsel fiel mit lauten Zwitscherlauten ein, es raschelte in der Kletterglyzinie an der Hauswand. Mary bemerkte dies fast automatisch, ihre ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Gesicht des Psychiaters.

      Ihr Gegenüber stand auf.

      »Für heute lassen wir es dabei.«

      Mary blieb reglos sitzen. Wir lassen es dabei? Ohne Kommentar, ohne ein mitfühlendes Wort? Der Therapeut schrieb, ohne sie weiter anzusehen.

      »Dann bis zum nächsten Mal.«

      Sie ging steifbeinig hinaus und zu Fuß nach Hause, es war nicht weit. Normalerweise hätte sie auf jeden Vogelruf geachtet, hätte versucht, die einzelnen Exemplare zu bestimmen. Überall waren die Singvögel im Park, der Duft von frisch gemähtem Gras legte sich wie eine Wolke um Mary. Warum wollte ich gleich noch mal eine Psychotherapie machen? Die Stimme ihrer homöopathischen Ärztin war noch im Ohr, die feststellte: `Wir kommen jetzt nicht weiter, wir müssen hier noch psychotherapeutisch etwas tun, bitte denken Sie darüber nach.´ Am Abend stellte sich dann Erleichterung ein. Es gibt keine falschen Gefühle, das ist Unsinn. Doch die Nacht schickte Träume, die sie mutlos machten und ängstigten. Es waren Träume von gefährlichen Autofahrten, bedrohlichen Personen, die sie nicht kannte, Abwärtsstürzen in die Tiefe.

      Diese Gespräche wühlten sie auf, am Morgen fragte sie sich, wozu überhaupt aufstehen? Dann kam der unerbittliche innere Marschbefehl:

      Für deinen Mann, deine Familie. Du hast einen Haufen Pflichten heute, reiß dich zusammen.

      Der innere Diktator wirkte, sie stand mühsam und traurig auf.

      1. Generation:

      Anna Klosterfrau, nach beendigtem Noviziat, sprach mit dem Beichtvater

      Anna wartete auf den Seelsorger des Klosters. Sie hatte eiskalte Hände und Füße, ihr war schwindlig. Sie fühlte das Herz bis zum Hals hinauf pochen. Dann versuchte sie, sich zu beruhigen. Ich habe doch gar nichts Böses getan, habe ich etwas Schlechtes gedacht?

      In der Kapelle durchzog kalter Wachsgeruch die leicht modrige Luft,