Название | Einführung in die germanistische Linguistik |
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Автор произведения | Karin Pittner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783534741083 |
– Italisch: Hierunter werden verschiedene ab dem 6. Jh. v. Chr. in Nord- und Mittelitalien gesprochene Sprach gefasst, von denen man heute v.a. das Latein kennt. Dieses ist in seiner klassischen Form zwar ausgestorben, hat sich aber in verschiedenen Ländern zu neuen Sprachen weiterentwickelt, die man als Romanische Sprachen (Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Rumänisch, Okzitanisch, Rätoromanisch, Ladinisch, Katalanisch u.a.) bezeichnet.
– Keltisch: Die Kelten waren sehr wahrscheinlich die ersten Indogermanen, die Europa erreichten. Ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. verbreiteten sie sich über fast ganz Europa und Kleinasien. In Ermangelung schriftlicher Belege ist aber kaum etwas über die vielen ausgestorbenen keltischen Sprachen bekannt. Heute noch gesprochen werden Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch, Walisisch und Bretonisch. Manx starb Ende der 40er Jahre des 20. Jhs. aus, Kornisch Anfang des 19. Jhs.
– Slawisch: Zur großen Gruppe der slawischen Sprachen gehören u.a. Russisch, Tschechisch, Polnisch, Bulgarisch, Serbisch und auch das in der Lausitz gesprochene Sorbisch.
– Tocharisch: Um 1890 entdeckte man bei Ausgrabungen in China (in der heutigen uigurischen autonomen Region Xinjiang) handschriftliche Fragmente von miteinander verwandten indogermanischen Sprachen, die sich keiner bis dahin bekannten Sprachfamilie zuordnen ließen und die man daher als eigene Familie klassifizierte. Heute sind die tocharischen Sprachen ausgestorben, die jüngsten schriftlichen Belege dafür stammen etwa aus der Zeit um 1200 n. Chr.
Von den heute in Europa gesprochenen Sprachen gehören nur wenige nicht zu den indogermanischen Sprachen. Dies ist zum einen Türkisch, das mit verschiedenen zentralasiatischen Sprachen die Gruppe der Turksprachen bildet, und die finno-ugrischen Sprachen Finnisch, Estnisch und Ungarisch. Diese sind mit verschiedenen Sprachen verwandt, die am Ural und im Norden Russlands gesprochen werden. Auch im Kaukasus werden einige nicht-indogermanische Sprachen gesprochen (Georgisch, Lasisch u.a.), deren Verwandtschaftsverhältnisse nicht genau geklärt sind. Vom Baskischen dagegen weiß man, dass es mit keiner heute noch existierenden Sprache verwandt ist.
germanische Sprachen
Die meisten der indogermanischen Sprachfamilien lassen sich weiter untergliedern. So zerfällt das Germanische in die drei Gruppen Ostgermanisch, Nordgermanisch und Westgermanisch. Die ostgermanischen Sprachen sind ausgestorben. Nennenswerte Belege gibt es nur für das Gotische. Zu den nordgermanischen Sprachen gehören Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Isländisch und Färöisch. Das Deutsche wird zusammen mit Englisch, Niederländisch, Friesisch, Jiddisch und Afrikaans (die Sprache der holländischstämmigen Bewohner Südafrikas) als westgermanische Sprache klassifiziert.
Westfriesisch wird in den Niederlanden gesprochen, Saterfriesisch und Nordfriesisch dagegen in Deutschland, wenn auch nur noch von wenigen Sprechern. Ersteres im Saterland, einem kleinen Gebiet südlich von Bremen, Letzteres auf den Nordfriesischen Inseln. Manchmal werden bestimmte niederdeutsche Dialekte als „Ostfriesisch“ bezeichnet, was zu Irritationen führen kann. Diese werden zwar in ehemals friesisch besiedelten Gebieten gesprochen, gehören aber zur deutschen und nicht zur friesischen Sprache.
germanische Lautverschiebung
Die germanischen Sprachen unterscheiden sich von den anderen indoeuropäischen Sprachen durch bestimmte Lautverschiebungen, die wegen ihrer Systematik auch als Lautgesetze bezeichnet wurden. Der dänische Sprachwissenschaftler Rasmus K. Rask entdeckte regelmäßige Entsprechungen zwischen Germanisch und anderen indogermanischen Sprachen, die von Jacob Grimm 1822 systematisiert wurden und daher im Englischen als Grimm’s Law bezeichnet werden. Bei dieser ersten oder germanischen Lautverschiebung wurden die Laute /p/, /f/ und /k/ zu Reibelauten und die Konsonanten /b/, /d/, /g/ zu /p/, /t/, /k/ verschoben. Die behauchten Laute /bh/, /dh/, /gh/ verloren ihre Behauchung und wurden zu /b/, /d/, /g/. In der folgenden Übersicht repräsentiert das Lateinische den für das Indogermanische rekonstruierten Lautstand vor der Lautverschiebung:
Tab. 1 Einige Lautveränderungen bei der ersten (germanischen) Lautverschiebung
Lautverschiebung | Latein | germanische Sprachen |
/p/ → /f/ | lat. pater lat. pellis lat. piscis | dt. Vater, engl. father dt. Fell, engl. fell dt. Fisch, engl. fish, schwed. fisk |
/t/ → /θ/ | lat. tres lat. tu | engl. three, dt. drei engl. thou, dt. du |
/k/ → /x/ | lat. canis lat. cornu lat. rectus | dt. Hund dt. Horn dt. recht |
/b/ → /p/ | lat. labium | dt. Lippe |
/d/ → /t/ | lat. decem | engl. ten |
/g/ → /k/ | lat. genu | dt. Knie |
Die erste Lautverschiebung muss stattgefunden haben, bevor die Germanen mit den Römern in Kontakt kamen, da keine Lehnwörter aus dem Lateinischen davon betroffen sind (z.B. Caesar > Kaiser) und lässt sich auf ca. 1200 bis 300 v. Chr. datieren.
Entstehung des Deutschen
Durch eine weitere Lautverschiebung, die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung, die zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden hat, hat sich das Althochdeutsche von den übrigen germanischen Sprachen und Dialekten differenziert. Die Bezeichnung deutsch nimmt nicht Bezug auf einen bestimmten Stamm, sondern ist abgeleitet von einem Substantiv, das ‚Volk‘ bedeutet. Die Sprachbezeichnung ‚deutsch‘ tritt zunächst nur in lateinischen Quellen und in latinisierter Form auf. Der früheste Beleg dafür stammt aus dem Jahr 786, als Papst Hadrian mitteilen lässt, dass er Beschlüsse „tam latine quam theodisce“, d.h. ‚sowohl auf Latein als auch in der Volkssprache’ hat verlesen lassen. Zunächst bezeichnet es den Gegensatz zum Lateinischen und erst im Zuge der Romanisierung der Westfranken ersetzt es die nicht mehr eindeutige Bezeichnung frencisc ‚fränkisch‘, um Althochdeutsch von Altfranzösisch abzugrenzen.
hochdeutsche Lautverschiebung
Auf die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung weisen zahlreiche Entsprechungen zwischen englischen und deutschen Wörtern hin, wie pan – Pfanne, penny – Pfennig, ten – zehn, to – zu, twitter – zwitschern, make – machen. Am besten kann man sich die Auswirkung dieser Lautverschiebung auf den deutschen Sprachraum verdeutlichen, wenn man niederdeutsche, englische und hochdeutsche Wörter vergleicht.
Tab. 2 Einige Lautveränderungen bei der zweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung
Wie im nächsten Abschnitt näher ausgeführt wird, ist die zweite Lautverschiebung nicht im ganzen deutschen Sprachraum einheitlich durchgeführt worden. Im niederdeutschen Raum ist sie gar nicht, im mitteldeutschen Raum in verschiedenen Graden und im oberdeutschen Raum vollständig erfolgt.
1.2.3 Standardsprache, Umgangssprache, Dialekte
Varietät
Die deutsche Sprache ist kein homogenes Gebilde, sondern existiert in ganz verschiedenen Ausprägungen. Wenn ein Bayer seinen Dialekt spricht, so klingt das ganz anders, als wenn jemand Plattdeutsch spricht. Am Arbeitsplatz