Der Tote auf dem Spielesplatz. Anna-Lena Hees

Читать онлайн.
Название Der Tote auf dem Spielesplatz
Автор произведения Anna-Lena Hees
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783967526264



Скачать книгу

junge Mann noch gelebt haben. Ich wäre doch sicher informiert worden. Oder?« Hans-Dieter wurde plötzlich sehr unsicher. Er wusste aber auch nicht, woran das lag. Vielleicht wollten seine vorigen Gäste ihn auch nicht darüber informieren, dass da jemand reglos am Boden lag. Zu wenig Vertrauen in den Inhaber? Hans-Dieter konnte es sich nicht erklären, und so blieb allen dreien nichts anderes übrig, als nur darüber zu mutmaßen, wie es wohl gewesen sein könnte.

      Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen eingeleitet. In diesem Fall ermittelte wieder das Trio um Kommissar Ottfried Braun, Hermann Zinn und Sabrina Fass. Alle Drei konnten sich noch an den damaligen Fall Krausmann erinnern, damit verbunden der Mord an Jan Kruse und die schwerwiegende Körperverletzung an der jungen Hannah Berg. Es war beinahe unglaublich, dass der Fund dieser Leiche, die des jungen Mannes, wieder in Pfalzel stattgefunden hatte. Ottfried und Hermann waren zwar in der Nacht ausgerückt und hatten den Toten gesehen, aber so richtig fassen konnten sie es immer noch nicht. Die drei Ermittler saßen gerade im Büro der Polizeiwache Trier-Kürenz und arbeiteten sich in den neuen Fall ein.

      »Ich find‘s ziemlich komisch, dieser Fall jetzt«, meinte Sabrina. »Ein Toter, von dem man nicht weiß, wie er zu Tode kam. Kein Gewaltverbrechen. Warum ermitteln wir?«

      »Weil wir dafür einfach zuständig sind. Die Kollegen Bruno und Dietfried sind lediglich von der Schutzpolizei. Die kümmern sich um kleinere Delikte wie Diebstahl und ähnliches. Aber wir haben hier einen eventuellen Mord aufzuklären. Wir wissen es nicht. Es kann ja sein, dass er erdrosselt wurde. Da müssen wir jetzt die Ergebnisse der Autopsie abwarten. Irgendwie wird die Untersuchung schon Licht ins Dunkel bringen«, antwortete Ottfried und nickte seiner Kollegin zu.

      Bevor Sabrina etwas sagen konnte, kam ihr Hermann zuvor: »So wie es aussieht, werden wir da wohl in alle Richtungen ermitteln müssen. Entweder war es ein Mord oder der Tod des jungen Mannes hat andere Gründe. Drogen zum Beispiel. Vielleicht ein Blitzschlag? Irgendwas muss es ja gewesen sein. Aber eins sage ich euch jetzt schon: Es kann kein natürlicher Tod gewesen sein. Das schließe ich jetzt schon einmal aus!«

      »Warum?« Sabrina starrte ihren Kollegen fassungslos an.

      »Weil es einfach nicht sein kann. Wie alt war der? Haben wir Fotos? Glauben wir der Staatsanwaltschaft, war er noch sehr jung. Da stirbt man doch nicht auf natürliche Art und Weise. Ich bin der Überzeugung, dass etwas anderes dahintersteckt.« Hermann nickte daraufhin bekräftigend. Von seiner Überzeugung würde ihn so schnell niemand abbringen können. Nicht einmal Ottfried und Sabrina, die das Ganze natürlich anders sahen.

      »Ich denke, da wir so oder so in alle Richtungen ermitteln müssen, wird es das Beste sein, einen Ausflug nach Pfalzel zu wagen, um die Anwohner auf dem Spielesplatz zu befragen. Immerhin wurde dort von diesem Pärchen die Leiche gefunden«, sagte Ottfried. Seine Kollegen waren einverstanden.

      »Wer bleibt dann hier und erledigt die Papierarbeit?«, vergewisserte sich Sabrina vorsichtshalber noch. »Reicht ja, wenn nur zwei Leute hinfahren und nach dem Rechten sehen.«

      »Recht hast du!« Ottfried lächelte. »Würde es dir was ausmachen, wenn du dich durch die Papiere arbeitest und ich mit dem Hermann fahre?«

      »Macht nur. Ich kenne mich mit dem Papierkram ja inzwischen bestens aus.« Sabrina lachte und schickte die Kollegen fort. Ottfried und Hermann machten sich auf den Weg zum Streifenwagen und waren kurz darauf unterwegs nach Pfalzel.

      Eine Viertelstunde später kamen sie an. Das Auto wurde direkt auf dem Spielesplatz geparkt, und die Polizisten stiegen aus. »Wo fangen wir an?«, wollte Hermann wissen und beäugte seinen Kollegen kritisch.

      »Hm, dort. Gelbes Haus. Wir befragen hier jeden«, gab Ottfried zurück und steuerte bereits auf das nächste Haus zu. Hermann folgte ihm eilig, um überhaupt hinterher zu kommen. Nur wenige Minuten später sahen sie einen der Anwohner vor sich. Es handelte sich um einen großen Mann im mittleren Alter. Er hatte strohblondes Haar und trug eine Brille. Seine braunen Augen starrten die Kriminalkommissare fragend an. »Ja? Kann ich helfen?«

      »Bestimmt. Ottfried Braun ist mein Name, von der Kriminalpolizei Trier. Das ist mein Kollege Hermann Zinn. Können wir Ihnen ein paar Fragen stellen?« Ottfried wies mit der Hand auf seinen Kollegen, dann zeigte er dem Anwohner seinen Ausweis. Der Mann nickte. »Nur zu, kommen Sie herein. Herbert Alt heiß‘ ich.« Er ließ die Polizisten eintreten und führte sie in sein Wohnzimmer. Sie setzten sich auf das große Ledersofa. Herbert schaute seine Besucher fragend an. »Was ist nun?«

      »Ja, es geht um Folgendes: Wir haben hier in der Nacht die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Sie lag vor einer Sitzgruppe, gerade gegenüber dem Vereinslokal. Nun wollen wir wissen: Ist Ihnen etwas aufgefallen?«, fragte Ottfried direkt.

      »Hm, ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Ich war zwar zu Hause, aber gesehen habe ich nichts. Tut mir leid.«

      »Gut, dann lässt sich nichts machen.«

      »Ja, aber eine Frage noch, Herr Kommissar. Können Sie ein Zeitfenster angeben?«

      »Also, wir wurden hinzugerufen, da ging es auf ein Uhr zu. Wir wissen allerdings nicht, wie lange der Mann dort schon tot lag. Deswegen befragen wir hier ja auch jeden, der auf dem Spielesplatz wohnt.«

      »Okay, ich verstehe. Zumindest kann ich Ihnen sagen, dass die Person noch nicht da war, als ich kurz vor die Tür getreten bin. Es wird zwischen 21 und 22 Uhr gewesen sein. Ich meine, ich hätte den jungen Mann doch gesehen, wenn er da gelegen hätte.« Herbert dachte noch ein wenig nach, dann nickte er kräftig. Mehr konnte er den Polizisten beim besten Willen nicht sagen.

      »Das ist in Ordnung. Wir werden uns weiter umhören. Besten Dank für Ihre Bereitschaft«, sagte Ottfried und nickte Herbert kurz zu. Dann wandte er sich an seinen Kollegen: »Lass uns gehen, Hermann.«

      »Ja, sofort.«

      Die Polizisten verabschiedeten sich und gingen direkt zum nächsten Haus. Doch auch dessen Bewohner wollten nichts von dem toten, jungen Mann, der vor dem Vereinslokal gelegen hatte, gehört oder gesehen haben. So ging es Haus für Haus weiter. Ottfried und Hermann brauchten für die komplette Befragung knapp drei Stunden; bei manchen Anwohnern hatten sie sich deutlich länger aufgehalten. Nun standen beide am Streifenwagen und beratschlagten die weitere Vorgehensweise.

      »Wir könnten doch auch zunächst eine Pause machen«, schlug Hermann vor. »Die Fragerei kann auf Dauer echt anstrengend sein. Was halten Sie von einem Glas Wein in der Klosterschenke?«

      »Ach, die haben doch noch gar nicht geöffnet, Hermann. Dann lieber ein kühles Getränk im Präsidium. Ich habe ohnehin keine Lust, mich jetzt irgendwo hinzusetzen, wo viele Leute sind und man sich nicht anständig unterhalten kann.« Ottfried schüttelte den Kopf.

      »Meinen Sie? Wir könnten auch hoch zur Dönerbude gehen. Die in der Steinbrückstraße. Auch keine Lust?«

      »Nein, und in der Dönerbude stinkt es so entsetzlich. Ich war schon oft genug dort.«

      »Kann ich Sie wirklich nicht locken? Schade ...« Hermann senkte den Blick und ließ die Augen am Boden entlang kreisen.

      »Du hast keine Chance, Hermann. Lass uns zurückfahren.«

      »Na, gut.« Hermann gab sich geschlagen. Er stieg ins Auto und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Kurz darauf lenkte Kommissar Ottfried Braun den Wagen durch den Pfalzeler Ortskern und zurück nach Trier-Kürenz.

      »Und? Wart ihr erfolgreich?«, fragte Sabrina, als ihre Kollegen das Büro betraten. Sie selbst saß über einen dicken Papierstapel gebeugt.

      »Nicht wirklich«, antwortete Hermann. »Von den Anwohnern will niemand etwas bemerkt haben.«

      »Das ist blöd. Wenn es keine Zeugen gibt, die zumindest beobachtet haben könnten, wie der junge Mann zusammengebrochen ist, dann wird es ein verdammt schwieriger Fall. Irgendwie muss er ja dahin gekommen sein.« Sabrina dachte angestrengt nach. Sie erinnerte sich an den Fall mit dem Selbstmörder, damit zusammenhängend der Mord im Pavillon auf der Wallmauer, und das schwerverletzte junge Mädchen, das ebenfalls auf der Befestigungsanlage aufgefunden worden war. Sie wollte nicht schon