Der Tote auf dem Spielesplatz. Anna-Lena Hees

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Название Der Tote auf dem Spielesplatz
Автор произведения Anna-Lena Hees
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783967526264



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auf!«, sprach Stefan auf den Jungen ein. Doch dieser reagierte nicht.

      »Ich verstehe das nicht.« Isabel schüttelte den Kopf. Sie näherte sich der Eingangstür des Lokals, das nur unweit von der Fundstelle entfernt lag, und rüttelte am Türknauf. »Es ist abgesperrt. Aber es muss doch jemand hier sein«, sagte sie. »Hallo? Ist da jemand?«, rief sie schließlich ein wenig lauter. »Wir brauchen Hilfe. Schnell!« Eine Weile tat sich nichts. Stefan kniete währenddessen immer noch neben dem jungen Mann und versuchte, ihn zu wecken.

      »Er reagiert nicht. Ich glaube, er ist ohnmächtig oder so. Tut sich in dem Lokal mal was?«, rief er seiner Freundin zu. Isabel schüttelte erneut den Kopf. Dann schien sich aber doch etwas zu tun. Ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und Halbglatze öffnete die Tür. In seinem Gesicht war ein wildwüchsiger Bart zu sehen, dazu grüne Augen, die in tiefen Höhlen lagen. Der Mann war etwa 55 Jahre alt. Ihm gehörte das Lokal. »Wir haben geschlossen«, brummte er mit seiner tiefen Bassstimme. »Ist doch schon so spät!«

      »Sorry, es tut mir leid, Sie zu stören. Aber wir brauchen dringend Hilfe!«, versuchte Isabel den Mann milder zu stimmen. »Schauen Sie doch mal! Mein Freund kniet dort neben einer Person, die sich nicht bewegt. Dabei regnet es doch so heftig. Mal davon abgesehen, bräuchten wir dringend ein Dach über dem Kopf.«

      »Hm?« Der Mann blickte sich zaghaft um und sah Stefan, der immer noch neben der am Baum liegenden Person kniete. »Wartet mal«, sagte er und zog sich für einen Moment zurück. Dann kam er wieder. Er hatte einen Anorak angezogen, und die Kapuze rutschte immerzu in sein rundes Gesicht. Der Mann eilte auf Stefan zu und schaute die reglose Person an, die nach wie vor auf dem Boden lag. Rasch fühlte er nach dem Puls, dann nickte er. »Ich hätte es mir denken können. Es ist kein Puls zu spüren. Ich rufe den Krankenwagen.«

      »Ich spüre ihn auch nicht mehr«, erwiderte Stefan daraufhin und beobachtete den kräftigen Mann, wie er zurück ins Lokal marschierte. Es dauerte keine fünf Minuten, dann stand er wieder im Türrahmen und winkte das Pärchen zu sich. »Kommt doch rein! Bis der Rettungsdienst da ist, dauert es noch eine Weile. So lange könnt ihr euch bei mir aufwärmen.«

      »Oh, vielen Dank. Das ist lieb von Ihnen!« Isabel lächelte dankbar und zog ihren Freund hinter sich her ins Lokal. Sie setzten sich an den nächstbesten Tisch und waren einfach froh, wieder im Trockenen zu sein. Der Mann brachte den beiden einen heißen Tee, denn er wusste, dass sich die beiden unbedingt aufwärmen sollten.

      »Vielen Dank, den Tee können wir jetzt gut gebrauchen«, sagte Stefan. Er nahm die Teetassen dankbar an und reichte seiner Freundin eine davon. Isabel lächelte und nippte am Tee. Dabei ging sie aber sehr vorsichtig vor, um sich nicht die Lippen zu verbrennen. Dann rührte sie eine Weile mit dem Löffel in der Tasse herum und ließ die Geschehnisse des Tages noch einmal Revue passieren. Ganz normal hatte der Tag angefangen und bis zum Abend seinen gewohnten Lauf genommen. Dann waren Isabel und Stefan zur Pfalzeler Kirmes aufgebrochen und hatten dort, auf dem Oktoberfest, ewig gefeiert. Freunde der beiden waren ebenfalls gekommen. Gemeinsam hatten sie im Zelt gesessen und sich zugeprostet. Viel Spaß hatten die Freunde gehabt. Als es spät wurde, löste sich die Gruppe auf, und Isabel war mit Stefan allein. Als sie gerade den Heimweg antreten wollten, zog das Gewitter auf. Sie mussten durch den strömenden Regen laufen und waren keine fünf Minuten später klatschnass. Nun waren sie froh, in dem kleinen Lokal zu sitzen und sich bei der Tasse Tee aufzuwärmen.

      »Wieso waren Sie eigentlich so spät noch unterwegs?«, wollte der Mann wissen, dem der Laden gehörte.

      »Wir kamen gerade vom Oktoberfest. Waren mit die Letzten gewesen. Unsere Freunde gingen früher. Wir wollten gerade losgehen, da fing es an zu regnen, und der erste Blitz zuckte auf«, antwortete Stefan und blickte nachdenklich in den Tee.

      »Hm, und kein Auto dabeigehabt? Oder wohnen Sie in Pfalzel?«

      »Nein, wir wohnen hier nicht. Wir sind gerne zu Fuß unterwegs«, erklärte Isabel. »Heute Mittag war es ja noch schön, das Wetter. Wir hatten auch vor, zu Fuß zurückzulaufen. Aber das hat sich ja fürs Erste erledigt. Wir sind nämlich von Schweich gekommen, und bis dahin ist es ja doch ein gutes Stück zu laufen.«

      »Hm.« Der Mann wollte zu einer weiteren Antwort ansetzen, da hörten alle Drei die Sirenen des Krankenwagens. »Da kommen sie ja«, murmelte er nur und lief auf den Platz vor dem Lokal. Mit quietschenden Rädern kamen Rettungsdienst und Notarztwagen auf dem Platz zum Stehen, und dann ging alles ganz schnell. Die Rettungssanitäter und der Notarzt eilten mit dem Notarztkoffer herbei und schauten sich den reglosen Mann ganz genau an.

      »Die zwei, die ihn gefunden haben, sitzen im Lokal«, sagte der Kneipenbesitzer. »Ich glaube, dieser Mann ist tot.«

      »Ja, er ist tot«, antwortete der Notarzt. »Wir können hier nichts mehr machen. Da muss gegebenenfalls die Polizei ermitteln.«

      »Hm, dann werde ich unsere Freunde und Helfer alarmieren«, gab der Kneipenbesitzer zurück und stapfte zurück ins Lokal, wo Isabel und Stefan immer noch an ihren Tees nippten. »Und?«, fragte Stefan.

      »Tot! Mausetot! Ich rufe die Polizei!« Mit diesen Worten griff der Mann zum Telefon und wählte die Notrufnummer der Polizei Trier.

      Stefan schaute seiner Freundin derweil tief in die Augen. »Was glaubst du? Vom Blitz erschlagen? Selbstmord? Oder ging das von Dritten aus?«

      »Keine Ahnung!« Isabel zuckte die Schultern. »Tot ist tot. Egal, wie der umgekommen ist.«

      »Ja, aber … der war doch noch so jung. Was schätzt du? Doch sicher noch keine 30?«

      »Was weiß denn ich? Interessiert mich auch nicht. Ich kann nichts dafür. Ich will mich jetzt nur noch erholen.« Isabel verschränkte die Arme und schaute in die Teetasse. Das Getränk hatte sie inzwischen ausgetrunken.

      »Ja, tut mir leid«, erwiderte Stefan und klopfte seiner Freundin auf die Schulter. »Ich stehe doch auch unter Schock.« Kaum hatte er das gesagt, setzte sich der Mann, dem das Lokal gehörte, an den Tisch. »War der Tee gut? Geht aufs Haus. Ist schon so spät. Hoffe, ihr konntet euch aufwärmen ...«

      »Ja, danke. Uns ist schon viel wärmer. Wie geht es denn jetzt weiter? Mit dem Toten da draußen?« Stefan schaute den Mann an.

      »Na ja, ich hoffe, der Notarzt bleibt noch so lange, bis die Polizei eintrifft. Ihr müsst auch bleiben, weil ich denke, dass die Polizisten euch befragen werden. Immerhin habt ihr den Mann gefunden.«

      »Hm, stimmt. Regnet es noch?«

      »Ähm, ein bisschen.« Der Mann stand auf und wandte sich zum Gehen. »Hans-Dieter heiß‘ ich übrigens. Und ihr?«

      »Stefan. Und das ist Isabel.« Stefan lächelte und deutete auf seine Freundin.

      »Angenehm, Stefan.« Hans-Dieter zwinkerte dem Pärchen zu und verließ die Stube. Draußen warteten der Notarzt und die Sanitäter. Inzwischen hatte der Notarzt den Totenschein ausgestellt.

      »Ich habe die Polizei gerufen.«

      »Sehr gut, aber das hätten wir auch machen können. Dann werden die ja bald eintreffen.« Notarzt Gregor schaute erst Hans-Dieter und dann den toten Mann an.

      »Haben Sie denn schon einen Verdacht, wie der Mann da zu Tode kommen konnte?«, wollte Hans-Dieter wissen. In dem Moment hörten alle Beteiligten das Martinshorn, und rasend schnell bog ein Polizeiwagen um die Ecke.

      »Mein Gott, ham‘ die mich jetzt erschreckt ...« Hans-Dieter fasste sich ans Herz.

      »So schreckhaft?« Rettungssanitäter Hannes war es, der darüber lachte, sogleich aber wieder ernst wurde, als das Polizistenduo Bruno Schmidt und Dietfried Schwartz auf die Männer zusteuerte. Schon von weitem hatten die beiden Polizisten die Leiche sehen können.

      »Nicht einmal ein Blutbad scheint es gegeben zu haben. Hallo, die Herrschaften«, grüßte Bruno, während Dietfried den Sanitätern, Notarzt Gregor und Hans-Dieter einfach nur zunickte.

      Gregor ergriff das Wort: »Ich habe ihn im Beisein meiner Assistenten untersucht. Also, den Toten. Er weist keinerlei Verletzungen auf. Zumindest nicht äußerlich. Ich konnte