Gin - Alles über Spirituosen mit Wacholder. Karsten Sgominsky

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Название Gin - Alles über Spirituosen mit Wacholder
Автор произведения Karsten Sgominsky
Жанр Кулинария
Серия
Издательство Кулинария
Год выпуска 0
isbn 9783905834406



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Union hatte im Februar 2008 Richtlinien zum Gin geschaffen und im Februar 2014 Erweiterungen erlassen, die für Gin und destillierten Gin durch die Festlegung von Höchstmengen für den Zusatz von Zucker bzw. anderen süßenden Inhaltsstoffen die bislang eher willkürlich verwendete Namens­ergänzung «dry» einschränken.

      Gin (20)

      a) Gin ist eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, der entsprechende sensorische Eigenschaften aufweist, mit Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) gewonnen wird.

      b) Der Mindestalkoholgehalt von Gin beträgt 37,5% Vol.

      c) Bei der Herstellung von Gin dürfen nur natürliche und/oder natu­r­identische Aromastoffe gemäß Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe b ­Ziffern i und ii der Richtlinie 88/388/EWG und/oder Aromaextrakte gemäß Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe c der genannten Richtlinie verwendet werden, wobei der Wacholdergeschmack vorherrschend bleiben muss.

      d) Die Bezeichnung «Gin» kann durch den Begriff «dry» ergänzt werden, wenn der Gehalt der Spirituose an zugesetzten süßenden Erzeugnissen nicht mehr als 0,1 g Zucker je Liter des Fertigerzeugnisses beträgt.

      Destillierter Gin (21)

      a) Destillierter Gin ist

      i) eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die ausschließlich durch erneute Destillation von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs von angemessener Qualität und mit entsprechenden sensorischen Eigenschaften und einem ursprünglichen Alkoholgehalt von mindestens 96% Vol in Destillierapparaten, die herkömmlicherweise für Gin verwendet werden, unter Zusatz von Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) und anderen pflanzlichen Stoffen hergestellt wird, wobei der Wacholder­geschmack vorherrschend bleiben muss, oder

      ii) eine Mischung der Erzeugnisse aus dieser Destillation mit Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs der gleichen Zusammensetzung, Reinheit und gleichem Alkoholgehalt; zur Aromatisierung von destilliertem Gin können auch natürliche und/oder natur­identische Aromastoffe und/oder Aroma­extrakte gemäß Kategorie 20 Buchstabe c verwendet werden.

      b) Der Mindestalkoholgehalt von destilliertem Gin beträgt 37,5% Vol.

      c) Gin, der durch den einfachen Zusatz von Essenzen oder Aroma­stoffen zu Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen wird, darf nicht die Bezeichnung destillierter Gin tragen.

      d) Die Bezeichnung «Destillierter Gin» kann durch den Begriff «dry» ergänzt werden, wenn der Gehalt der Spirituose an zugesetzten süßenden Erzeugnissen nicht mehr als 0,1 g Zucker je Liter des Fertigerzeugnisses beträgt.

      London Gin (22)

      a) London Gin gehört zur Spirituosenart Destillierter Gin:

      i) Er wird ausschließlich aus Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen und weist einen Methanolgehalt von höchstens 5 g/hl r. A. auf; sein Aroma wird ausschließlich durch die erneute Destillation von Ethylalkohol in herkömm­lichen Destilliergeräten unter Zusetzung aller verwendeten pflanzlichen Stoffe gewonnen;

      ii) der Mindestalkoholgehalt des hieraus gewonnenen Destillats ­beträgt 70% Vol;

      iii) jeder weitere zugesetzte Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs muss den in Anhang I Nummer 1 aufgeführten Merkmalen entsprechen, allerdings mit einem Methanol­gehalt von höchstens 5 g/hl r. A.;

      iv) sein Gehalt an zugesetzten süßenden Erzeugnissen darf nicht mehr als 0,1 g Zucker je Liter des Fertigerzeugnisses betragen, und er enthält keine zugesetzten Farbstoffe;

      v) er enthält keine anderen zugesetzten Zutaten außer Wasser.

      b) Der Mindestalkoholgehalt von London Gin beträgt 37,5% Vol.

      c) Die Bezeichnung London Gin kann durch den Begriff «dry» ergänzt werden.

      Gin-Marken

      In diesem Abschnitt können bei Weitem nicht alle Gins vorgestellt werden, die es weltweit gibt. Durch die rasant angestiegene Popularität des Gins waren im Jahr 2010 über 30 neue Marken von europäischen Herstellern herausgebracht worden. Und seit 2012 sind allein auf dem deutschen Markt ca. 30 neue Marken erschienen. Bei dieser starken Dynamik auf dem aktuellen Stand bleiben zu wollen, kann ein Buch nicht leisten, weshalb es durch unsere Website www.gin-buch.de mit fortlaufenden Neuerscheinungen ergänzt wird.

      Dennoch umfasst die Kollektion dieses Buches eine repräsentable Anzahl an Marken, die die stark erweiterte Riege an international etablierten Gins, interessante Neuheiten und ein paar «exotische Lokalmatadore» umfasst. Dabei wird größtenteils mit den Angaben des jeweiligen Herstellers gearbeitet. Die einzelnen Artikel enthalten mitunter auch Geschmacksbeschreibungen, die jedoch keine Bewertungen der Autoren repräsentieren. Des Weiteren werden die Gins auch nicht nach Qualität klassifiziert. Jeder Hersteller und Brandmeister hat die Zutaten für seine Produkte sorgfältig ausgewählt und dabei seine Qualitätsstandards selbst definiert. Der Leser sollte das als Ermutigung auffassen, selbst die ­ansprechendsten Sorten auszuprobieren und sich ein eigenes Bild zu machen, denn wie heißt es so schön? Erlaubt ist, was schmeckt! Dazu mehr in einem späteren Kapitel.

      Erwähnt sei noch ein Gin-Stil, der sich über das letzte Jahrzehnt unter dem Begriff «New Western Dry Gin» eingebürgert hat. Dieser Stil definiert sich durch eine Verschiebung der Balance der Botanicals. Die üblicherweise weithin regierende Dominanz der Wacholderbeere wird einer Vielfalt von teils extravaganten Geschmacksträgern gleichgestellt.

      Zudem sei ein Gin-Stil angeführt, der gelegentlich unter «Coloured Gin» (gefärbter Gin) firmiert. Dem fertigen Gin-Destillat wird in einem abschließenden Herstellungsschritt ein bestimmtes Botanical zum Mazerieren hinzugefügt. Dadurch erhält der Gin eine Färbung und letzte Aromatisierung. Durch diesen zusätzlichen Arbeitsgang mit dem eigentlich schon fertigen Produkt dürfen solche Gins laut Gesetz nicht «London Dry Gin» auf dem Etikett tragen und werden deshalb nur als «Gin» oder «Dry Gin» ausgewiesen.

      Aviation

      Land: USA / Oregon

      Hersteller: House Spirits Distillery

      Es war Sommer 2005, als sich die Wege von Lee Medoff und Christian Krogstad von der House Spirits Distillery und des Bartenders Ryan Magarian kreuzten. Ein Jahr später war es dann so weit, als nach 30 Test­läufen der Aviation Gin geboren war und als «New Western Dry Gin» Style vorgestellt wurde. Er vollzieht absichtlich eine Abkehr vom traditionellen London Dry Style und soll die neue Generation der Gin-Genießer ansprechen.

      Der Name selbst ist einerseits dem Aviation-Cocktail entlehnt, der Anfang des 20. Jahrhunderts von Hugo Ensslin kreiert wurde, einem Bartender im New Yorker Hotel «Wallick». Hauptsächlich soll dieser Name aber «das Erwachen der wahren Mixbarkeit» dieser Spirituose zum Ausdruck bringen.

      Bevor im 400-Gallonen-Stahlapparat destilliert wird, werden die Botanicals für 48 Stunden in Neutralalkohol aus Roggenbrand mazeriert. Verwendet werden Wacholderbeeren, Anissamen, Kardamom, Koriandersamen, ­getrocknete Schalen der Süßorange, Lavendel und indische Sarsaparille (Stechwinden).

      Mit entionisiertem, entmineralisiertem und entsalztem Wasser wird das fertige Destillat auf eine Trinkstärke von 42% Vol gebracht.

      Beefeater

      Land: Großbritannien / England

      Hersteller: Beefeater Distillery

      Markeneigner: Pernod Ricard Group