Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus. Jürgen Dittberner

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Название Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus
Автор произведения Jürgen Dittberner
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783838275116



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einmal auf nach „Methoni“ in Griechenland.

      Aber vorerst fuhren sie auf die Schwäbische Alp.

      Die Reise begann früh mit dem PKW. Auf der Fahrt gab es viele Umleitungen. Erst abends waren Silke und Andor – die Kinder waren schon nicht mehr mitgekommen – in „Lonsingen“ auf der Schwäbischen Alp und trafen sich mit Freunden. Dort wanderten sie unter Anleitung eines echten Schwaben, der erzählte, dass an einer Stelle hier Vieh weide, welches im Frühjahr aus dem Allgäu geholt würde. Als die angereisten Großstädter darüber nicht staunten, staunte der Schwabe umso mehr.

      Danach fuhren die Stolps so richtig in den Süden. Es ging über „Ravensburg“ und „Bregenz“, über den „San Bernardino“, vorbei an „Lugano“, „Como“ und „Mailand“. Sie rasteten schließlich in „Salso-maggiore Terme“ in der Nähe „Parmas“. Dort fanden sie ein kultiviertes kleines Hotel mit einem witzigen Patron und „1a-Speisen“. Es hatten gerade Bridge-Weltmeisterschaften stattgefunden; Stolps konten noch Damen in Nerzmänteln und Ferraris bewundern. Sie waren eben wieder in Italien! Die Beiden bestaunten eine alte Therme und freuten sich, dass sie diese Sommerfrische der Italiener in den Bergen entdeckt hatten. In diesem „Nest“ ließ es sich gut schlummern.

      Morgens ging es aber (noch immer per PKW) fix nach „Ancona“. Pünktlich um einundzwanzig Uhr verließen sie auf einer Fähre den Stiefel und waren am folgenden Abend in Griechenland in „Igoumenitsa“. Am Ende stiegen sie im Hafen von „Patras“ aus. Er war größer als der von „Igoumenitsa“, und Silke fand ihn „hässlich“. Nun kam das Auto wieder zum Einsatz.

      Die Fahrt wurde wegen ständig steigender Temperaturen unangenehm. Klimaanlagen in Autos waren in Europa noch unüblich. Schließlich erreichten die beiden aber doch „Methoni“ (ihr Ziel) und nahmen „ihr“ Ferienhaus in „Besitz“. Sie gingen sofort baden.

      Griechenland erwies sich von Anfang an als sehr, sehr heiß!

      Da wechselten Silke und Andor Strandgänge mit Besichtigungen ab. Sie besuchten eine Venezianische Festung sowie einen kleinen Ort am Meer namens „Finikoudas“. Dort machten sie Bekanntschaft mit der umstrittenen griechischen Küche: Es gab mit Reis gefüllte Tomaten und weiße Bohnen, dazu kaltes Wasser.

      Das Essen war die eine Sache – die andere war, dass in der Taverne brüllend laute Musik plärrte. Überall (Das merkten die Stolps bald.) quoll diese Musik aus allgegenwärtigen Lautsprechern. Besonders beliebt war die griechische Version des deutschen Kinderliedes vom „Hasen Agustin“. „Schrecklich!“ fanden Silke und Andor das.

      Blieb die Flucht nach „Kovoni“, wo die beiden eine alte Burg sahen. Im Innern derselben waren ein Kloster sowie Gärten und ein weites, offenes Feld. Alles war sehr geruhsam unter dieser brütenden Hitze. Da tauchte ein Gärtner auf und verschenkte an die Gäste reife Tomaten – die schmeckten so wunderbar, dass aller Groll der Stolps erlosch: Hitze und Lärm waren vergessen.

      Langsam fuhren die Besucher durch Berge zurück zum Ferienhaus.

      Später ging die Fahrt nach „Olympia“. Ein Mythos stand auf dem Programm! Für die zweihundertzehn Kilometer brauchten sie viereinhalb Stunden. Aber so hatte sich Ihnen die Bergwelt der „Peloponnes“ erschlossen. Jetzt waren sie im berühmten „Arkadien“. Alles schien verklärt zu sein, und in „Olympia“ selberschien es noch heißer zu sein als im Umfeld. Beim Besichtigen der Reste des Stadions und der Tempel sannen die Stolps darüber nach, wie es wohl in der Antike gewesen sein mag, als Athleten aus „Athen“ und „Kreta“ hier ihre Kräfte maßen. Die Sportstätte war umstanden von alten Pinien und Olivenbäumen, die Schatten warfen. Alles erschien so unspektakulär: Doch das war der Ort, wo vor zweitausend Jahren eine mittlerweile aktuelle Weltidee geboren wurde!

      Einige moderne Griechen grüßten die Besucher mit „Kalimera“ und warfen einen mitleidigen Blick auf das Auto ohne Klimaanlage, so als wollten sie sagen: „Und damit seid Ihr aus Deutschland hierhergekommen? – Ihr Armen!“

      Bei „Methoni“ liegt ein Berg namens „Likódlinmon“. Er ist 959 Meter hoch, und von ihm aus kann man das stillgelegte Kloster „Chrissokellarias“ erreichen. Hier entdeckten Silke und Andor wahrhaft arkadische Landschaften. Auch Nestors Palast nördlich von „Pilos“ war in der Nähe. Dort sahen die Stolps eifrigen Ausgrabungen zu. Zu Hause wurde schon Alarm geschlagen, wenn ein dreihundertjähriger Stein in der Erde lag; hier aber ging es um dreitausend Jahre.

      Nach so viel Gestein und Geschichte fanden sie neben ihrem Ferienhaus eine einsame Bucht, wo sie sogar ohne Textilien baden konnten. Sie schwammen hinein in die Bucht und waren plötzlich weit vom Ufer entfernt. Ein Flüsschen, das sie ursprünglich nicht gesehen hatten, hatte sie hinaus gespült. Nun mussten sie schwimmen, was das Zeug hielt und erreichten auch das Ufer, aber sehr erschöpft.

      In einem Holzboot und einem „Fischer“ als Piloten wagten sich die Urlauber danach vermeintlich gesicherter auf’s Meer hinaus. Das Boot hatte einen Außerbordmotor, und da dieser nicht recht gehorchte, füllte der „Fischer“ (brennende Zigarette stets im Mund) ständig Benzin aus einem Plastikkanister nach. Der Motor sprang dadurch nicht an, das Boot flog aber auch nicht in die Luft.

      Schließlich fuhren Silke und Andor in Richtung „Patras“. Es ging wieder nach Hause. Im Hafen suchten sie die „Talos“ und schipperten über die „Adria“. Die Fähre war fast leer, und so konnten sie alles (die Kabine mit Klimaanlage, die Abwesenheit von Mücken und anderem Geziefer) in Ruhe genießen.

      Wieder in Italien, in „Ancona“, tauschten sie Lira ein, und dann ging es auf die „Autostrada“: „Rimini“, „Bologna“, „Modena“, „Verona“ lagen an der Route. Es folgten „Bozen“ und „Kaltern“. Dann kam wieder der „Brenner“. Es blieb heiß. Aber, was war das? Selbst im nördlichen gelegenen Bayern war es auch heiß. Danach erst kam Regen: Die Heimat grüßte.

      (1995)

      Italien und Griechenland waren „abgehakt“. Aber um richtig mithalten zu können im großen Reisestrom der Zeit, fehlte noch ein Land: Spanien. Andor Stolp hatte von den „Kanarischen Inseln“ gehört. Dahin machten sich mehr und mehr Urlauber auf. Wie man hörte, lagen diese geheimnisvollen Inseln weit außerhalb des spanischen Festlandes irgendwo im Atlantik. Diese Inseln hatten exotisch klingende Namen wie „Lanzarote“, „Teneriffa“, „La Gomera“, „La Palma“, „Fuerteventura“ oder „Gran Canaria“. Dass diese Inseln nicht mit dem Auto erreichbar waren, war klar. Mit dem Schiff zu fahren, würde aber den ganzen Urlaub in Anspruch nehmen: Also kam das Flugzeug ins Spiel. Die Massenfliegerei war entstanden. Entsetzte Flugbegleiter lästerten über das „Palma-Pack“.

      Andor Stolp betrat in einem Januar ein Reisebüro mit Namen „Teneriffa-Reisen“: Er wolle mit seiner Frau in Urlaub reisen, jetzt im Februar, und er habe gehört, es gäbe Gegenden, in denen da jetzt Sommer sei. „Ja, auf Teneriffa zum Beispiel!“, erwiderte die Verkäuferin. „Da blühen jetzt die Rosen, und Sie können in kurzen Hosen gehen.“„Ja, da will ich hin!“: Die Reise war gebucht.

      Zu Hause kramte Vater Stolp den alten Schulatlas hervor und studierte ihn mit seiner Frau. „Wo liegt denn eigentlich dieses Teneriffa?“ – „Da, vor der Westküste Afrikas!“ – Sie hatten ein neues Stück von der Welt entdeckt.

      Dann wurde es ernst. Punkt 6:30 Uhr kam die Taxe und um 9:15 Uhr startete der Flieger einer Urlaubsgesellschaft. Er war voll. Eine Flugkapitänin erklärte gleich nach dem Start, „Teneriffa“ hätte dreiundzwanzig Grad. Der Flieger musste einen „Zwischenstopp“ in „Malaga“ zum Auftanken machen, dann währte der Flug weitere Stunden. Beim Anflug erkannten die Urlauber den 3718 Meter hohen „Teide“, dessen Spitze weiß und weiter unten wolkenumkränzt war. Sie wussten bereits: „Das ist der höchste Berg Spaniens“, denn auf diese Reise hatten sie sich vorbereitet. Ein wenig staunten sie schon über den Schnee auf dem Gipfel – so viel näher am Äquator als zu Hause!

      Vom Rollfeld aus konnte