Roter Mond. Miranda Gray

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Название Roter Mond
Автор произведения Miranda Gray
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783943793499



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hieß sie sich in Bewegung setzen. Der Wagen zischte in einem Aufblitzen des Sonnenlichts über den Wald dahin, bis er zu einem Lichtpunkt in der Ferne wurde. Eva winkte stürmisch, sah wie die kleine silhouettenhafte Gestalt der Königin sich umwandte und noch einmal winkte, bevor sie verschwand und das Tageslicht mit sich nahm. Eva blieb zurück, die Arme noch erhoben, ein Ruf auf ihren Lippen. Langsam ließ sie die Arme sinken und eine leichte Traurigkeit überkam sie; sie hatte Boadicea sehr gemocht.

      Wieder einmal stand Eva im mondbeschienenen Wald, und neben ihr stand ruhig die Herrin des Mondes. Gemeinsam gingen die beiden nun schweigend weiter durch den Wald, bis sich in Eva die Energie der Fahrt mit Boadicea in ein intensives Gefühl der ruhigen Zuversicht, des Selbstvertrauens und der Harmonie verwandelt hatte.

      Die Herrin des Mondes führte sie hinaus zu einer Lichtung, in deren Mitte ein wunderschöner Baum mit einem rosasilbrigen Stamm stand. Der Stamm teilte sich in zwei ausladende Äste mit Zweigen, an denen eine Fülle roter Früchte hing. Der Vollmond schien in seinen oberen Zweigen zu ruhen, und sein Licht spiegelte sich in einem Teich mit dunkelblauem Wasser, das die kleine Insel umgab, auf der der Baum wuchs. Verschlungene Wurzeln rankten sich aus dem Erdreich hinab ins Wasser des Teiches.

      »Dies ist dein Baum des Schoßes«, sagte die Herrin des Mondes und berührte Evas Bauch knapp unter dem Nabel. Eva spürte, wie in Reaktion auf diese Berührung der Bereich um ihre Gebärmutter zunehmend warm wurde. Und ebenso reagierte auch der Baum des Schoßes darauf und glühte vor Energie. »Der Wasserteich ist dein Unterbewusstsein, und die Wurzeln des Baumes des Schoßes reichen weit hinunter in seine Tiefe. Dein Bewusstsein und dein Leib sind miteinander verbunden, und was sich in deinem Bewusstsein abspielt, spiegelt sich in deinem körperlichen Innern wider.«

      Eva fühlte sich in Frieden und Harmonie mit dem Baum und zu ihm hingezogen. Sie ging zum Rand des Wassers, sah in die Zweige, wollte sie berühren. Die Blätter des Baumes, dessen Zweige über den Teich hinüberreichten, raschelten und flüsterten ihren Namen.

      »Eva, Eva«, sagten sie, »pflück eine Frucht von deinem Baum.«

      Sie langte zu einem Zweig hinauf, der tief über dem Wasser hing, doch dann stockte ihr der Atem, und sie zog rasch die Hand zurück. Zwischen den Blättern und Früchten lag zusammengerollt eine kleine goldgrüne Schlange. Sie hob ihren dreieckförmigen Kopf und zischte.

      »Ich bin die Hüterin des Baumes.« Ihre kleinen Augen blinkten im Mondlicht wie Edelsteine. »Wenn du dir diese Frucht nimmst, wirst du zur Frau werden und alle Kräfte erben, die das Frausein mit sich bringt. Du wirst mit dem Zyklus des Mondes bluten; du wirst zyklisch werden, nie unveränderlich sein, dich immer mit den Phasen des Mondes wandeln. In deinem Körper werden die Kräfte der Schöpfung und der Zerstörung erwachsen, und intuitiv wirst du in dir ein Wissen über die inneren Mysterien bewahren. Dein Leben wird zu einem Weg zwischen zwei Welten, der inneren und der äußeren Welt, und jede wird Forderungen an dich stellen. Alle Gaben des Frauseins müssen akzeptiert und geachtet werden; wenn nicht, können sie dich zerstören.« Die Schlange entrollte sich. »Es ist nicht leicht, dieses Geschenk anzunehmen; es wäre sehr viel leichter, ein Kind zu bleiben.«

      Eva hielt inne, reichte dann spontan hinauf und pflückte eine Frucht. Da schoss die Schlange, noch bevor Eva reagieren konnte, auf sie zu und glitt in ihren Körper hinein bis hinunter zu ihrem Bauch. Sie fühlte eine Wärme zwischen ihren Beinen, und ein Regenbogen an pulsierenden Energien quoll wie Wasser aus ihrer Vagina hervor. Diese Energien strömten aus ihrem Körper, berührten ihren Kopf, ihre Kehle, ihre Hände und Füße. In ihrem Innern hörte sie einen einzigen Ton widerhallen, der von ihren Füßen aufstieg und ihren ganzen Körper mit Klang erfüllte. Sie spürte, wie diese Energie sich außerhalb ihres Körpers ausdehnte, alles berührte und sie eins mit der Schöpfung werden ließ. Gleichsam in einem Schwebezustand wurde sie zum Angelpunkt zwischen dieser Energie und der sie umgebenden Welt. Sie hob die Arme hoch über den Kopf und schrie in reinem Entzücken, entließ die Energie in die Welt, schickte sie in Form von Tönen spiralförmig nach oben. Und sie spürte mit ungeheurer Gelassenheit, wie diese Energie in ihr schlafend ruhte, und merkte, dass sie die Fähigkeit besaß, sie willentlich wieder zu erwecken. Sie blickte an sich hinab und sah die Schlange in ihrem Körper unterhalb des Bauches zusammengerollt liegen. Sie wandte sich um und fand die Herrin des Mondes neben ihr stehen.

      »Du hast dich nun der Kräfte des Frauseins bemächtigt. Wenn du mehr Erfahrungen mit deinem Zyklus gemacht hast, wirst du herausfinden müssen, wie du diese Energien am besten in deinem Leben nutzen kannst. Aber bei dieser Suche bist du nicht allein. Da sind jene im Innern, die dich während deines ganzen menstruellen Lebens führen und unterstützen werden. Es gibt noch viele weitere Dinge, die meine Schwestern und ich dir in dieser Nacht zeigen werden und die dir helfen werden, dieses Geschenk zu nutzen. Berühre noch einmal deinen Baum.«

      Eva reichte zum Baum hinauf und berührte sanft einen Zweig. Als ob diese Berührung eine Tür geöffnet hätte, tat sich im Baumstamm ein großer blutrot ausgekleideter Spalt auf. Darin stand eine nackte Frau mit geschlossenen Augen, und ihr lockiges kastanienbraunes Haar bildete Kapillaren in der Auskleidung des Baumes. Eva spürte, wie sich der Baum in ihr bewegte, um sich mit ihrem Schoß zu vereinen. In ihrem Innern fühlte sie, dass die Baumwurzeln sie mit ihrem Schoß verbanden und dass der Mond sowohl in ihrem Geist wie auch in den Zweigen ihres Schoßes ruhte. Die Frucht in ihrer Hand löste sich langsam in nichts auf, und sie stand allein auf der dunklen Lichtung.

      Ihre Blicke wurden von etwas, das weiß aufblitzte, angezogen, und Eva nahm einen großen weißen Hasen vor sich wahr. Der von seinem Fell ausgehende Glanz erhellte die Lichtung mit einem sanften silbrigen Licht. Dunkle Augen voller Sterne und Wissen blickten zu ihr auf, und Eva bemerkte, dass er ein schmales, mit roten Edelsteinen besetztes Halsband trug. Und ebenso bemerkte sie im vom Fell des Hasen ausgehenden Licht, dass die Lichtung nicht mehr leer, sondern mit allen möglichen Tieren erfüllt war, die sie schweigend beobachteten. Ihre Schönheit und Kraft nahmen ihr den Atem; jedes Tier strahlte Anmut und Intelligenz aus, und alle waren sie von diesem weichen Licht in Weiß getaucht. Dunkle Augen funkelten voller Humor, und Eva fühlte sich ohne Angst von ihnen angezogen, so, als ob sie sie schon seit sehr langer Zeit kenne. Unter ihnen sah sie einen riesigen und machtvollen Stier, ein wildes Pferd mit rauem Fell, ein silbern schimmerndes Einhorn, eine weiße Taube, eine kleine grüne Schlange und einen wunderschönen Schmetterling. Die meisten Tiere schienen in irgendeiner Form Schmuck zu tragen oder hatten ein Geschenk oder einen Gegenstand bei sich. Eva wusste, dass sie ihr antworten würden, wenn sie sie ansprach. Der Hase sprang hinüber und ließ sich furchtlos zwischen zwei Löwinnen nieder. Ein Gefühl der Liebe und des Verstehens verband alle Tiere mit diesem Hasen, der nun Eva ebenfalls in seinen Bann zog.

      »Das sind die Mondtiere«, sagte der Hase, und seine Stimme war so weich und silbrig wie sein Fell. »Sie bergen die Mysterien des Mondes in sich und bringen Botschaften aus deiner inneren Welt. Sie leben in deinen Träumen und in den Reichen der Feen und Elfen, in denen sprechende Tiere zu magischen Wundern und Quellen uralter Weisheit führen.«

      Eine schneeweiße Eule flog herbei und landete mit einem Rauschen dicht neben Eva. Sie wandte ihr ihr Gesicht zu und in ihren Augen fand sie alles Wissen der Zeit.

      »Sie bieten Führung und Rat an, denn sie bewahren das instinktive Wissen deines Zyklus. Sie bringen Anmut und Harmonie mit sich, die daraus entstehen, dass du in Einklang mit deiner wahren Natur lebst. Ein Mondtier kann in deinen Träumen deinen Eisprung oder deine Blutung ankündigen oder dir Träume bringen, deren Bilder dich zu deinem Zyklus führen und dir helfen, eine bewusste Verbindung mit deinen eigenen Rhythmen aufrechtzuerhalten. Erinnere dich an diese Träume, bringe sie in dein Leben im Wachzustand ein. Erinnere dich vor allem in dieser Nacht an deine Träume, denn ein Tier, von dem du zum Zeitpunkt deiner ersten Blutung träumst, kann dein ganzes Leben lang eine besondere Beziehung zu dir haben.«

      Eva schien es, dass der Hase lächelte, während er sprach. Das Tier wandte sich um und hoppelte dann sehr langsam auf Eva zu, wobei es sorgsam etwas im Mund trug. Es ließ das Geschenk vor Evas Füßen fallen und setzte sich dann auf seine Hinterläufe. Eva sah ein kleines weißes Ei, das in ein hellrotes Band eingewickelt war. Als sie es aufhob, spürte