Название | Beschützerin des Hauses (Neuauflage) |
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Автор произведения | Marlene Klaus |
Жанр | Историческая литература |
Серия | |
Издательство | Историческая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862827565 |
Katharina hob den Becher an die Lippen, nahm einen gehörigen Schluck. »Liebestolle Weiber sind net anders als liebestolle Mannsbilder: unberechenbar und verblendet. Nimm dich in Acht!«, warnte sie schließlich.
Sie schwiegen. Barbara wusste wohl um Agnes’ Vernarrtheit in Friedgard. Sie nahm sie nicht ernst. Sie räusperte sich. »Was bleibt, ist mein Gefühl, dass Zahn etwas mit des Lehrers Unfall zu tun hat. Du bist Baumanns Freund, Friedgard, gibt es etwas, das die beiden miteinander zu schaffen haben?«
Verblüfft sah Friedgard sie an. »Nein. Was sollte das sein?«
»Zahn schien bei Baumann etwas zu suchen.« Sie zögerte. »Er fragte ›Wieso hier?‹.«
Nachdenklich schüttelte Friedgard den Kopf.
»Wo war Baumann gestern?«, fragte Katharina geradewegs.
Friedgard zauderte.
»Ohne Antwort kein Mittagessen!«, sagte Katharina in gespielt strengem Ton.
Da lachte Friedgard und auch Barbara musste schmunzeln.
»Also gut«, begann er. »Er wollte in St. Leon bei einer Familie vorstellig werden, an die ihn sein einstiger Mentor aus Heidelberg empfahl. Er …« Friedgard stockte und sah sie abwechselnd an. »Ach was soll’s. Hartmann möchte sich verheiraten und sucht ein geeignetes Mädchen. Auf Vermittlung seines einstigen Mentors hin hat er mit der Familie in St. Leon Verbindung aufgenommen. Sie haben eine Tochter, der Vater ist ebenfalls Lehrer …«
Katharina lachte schnarrend. »Der Gute wandelt auf Freiersfüßen!«
»So weit ist es ja noch nicht«, beschwichtigte Friedgard. »Es sollte der erste Besuch sein.«
»Na!«, machte Katharina und gönnte sich einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.
»Aber er wollte eigentlich gestern Abend zurück sein. Jetzt, da die Arbeit draußen wieder anfängt, kommen zwar nicht mehr so viele Schüler zu ihm, doch einige der Jüngeren wären sicher angetrabt.«
Der junge Lehrer hielt in seiner Wohnstube Schule ab, und tatsächlich hatten Barbara und Bader Bastian mehre Jungen und Mädchen fortschicken müssen, die am Morgen zum Unterricht gekommen waren.
»Vielleicht liefen die Gespräche vielversprechend und er blieb über Nacht?« Katharina grinste vieldeutig.
Friedgard zuckte die Schultern. »Möglich«, meinte er, doch so lahm, wie er es sagte, schien er das für unwahrscheinlich zu halten.
Barbara stand auf, ging zum Herd hinüber und äugte in den Topf mit Hirsebrei. »Das erklärt alles nicht, was Zahn damit zu schaffen hat.«
»Hartmann war in Heidelberg. Er hatte Bücher beim Buchhändler bestellt. Von Heidelberg wollte er am Nachmittag nach St. Leon. Er mietete von Zahn ein Pferd.«
Barbara nickte abwesend und ging zum Wandbord hinüber. Sie griff nach den Tonschalen. Einen Augenblick starrte sie auf die irdenen Salbtöpfe, die glasierten Tiegel und die drei Medizinfläschchen aus grünem Waldglas, als müsse sie sich besinnen, was diese Gefäße dort zu suchen hatten. Sie wandte den Kopf und sah Friedgard über die Schulter hinweg an, den Arm mit den Schalen in der Luft. »Zahn schien etwas zu suchen, was dein Freund bei sich haben müsste. Und der Eifer, mit welchem er die Untersuchung betreibt, ist auffällig.«
»Das mag noch andere Gründe haben«, bemerkte Friedgard.
Barbara stellte die Schalen auf dem Tisch ab und sah ihn erwartungsvoll an.
»Na?«, machte Katharina, als er nicht sprach.
»Die vielen Unwetter«, hob Friedgard schließlich an. »Die Hexensekte, die dafür verantwortlich sei … er will, dass Untersuchungen gemacht werden, damit die endlich aufhören!« Er seufzte, es klang missbilligend.
»Zahn weiß, dass das Gerede über die Hexensekte Unfug ist. Was glaubt er, in Heidelberg ausrichten zu können? Der Oberrat wird ihn auslachen, das muss ihm doch klar sein!«
»Ich fürchte nicht«, entgegnete Friedgard. »Durch die Sache mit Herrnsheim ist auch der Oberrat sehr darauf bedacht, die Anschuldigungen zu entkräften. Er muss alles tun, um Vorwürfe, die Kurpfalz decke das Treiben der Unholde in ihrem Territorium, zu widerlegen. Es wird vermehrt Untersuchungen geben. Es sind Schreiben aus Heidelberg gekommen, die diese Sache betreffen.«
Barbara hatte den Vorfall vom Februar noch in lebhafter Erinnerung. Rasch hatte die Runde gemacht, dass bei der Hinrichtung einiger Hexen zu Herrnsheim, einem Flecken, der zur Dalbergischen Herrschaft nordwestlich von Worms gehörte, der Dalbergische Gerichtsschreiber öffentlich erklärt hatte, es werde alles nicht helfen und guttun, wenn die Obrigkeit zu Herrnsheim allein das Übel strafe, das Beste tue und hinwegbrenne, wenn es andere Obrigkeiten nicht auch endlich angingen und angriffen. Das war ein deutlicher Hieb gegen die Kurpfalz gewesen, die natürlich in aller Schärfe gegen solche Reden protestiert hatte, die den Eindruck erwecken mussten, man vernachlässige obrigkeitliche Pflichten und lasse Verbrechen ungestraft.
»So glaubt man inzwischen auch in Heidelberg, Menschen machten die Unwetter? Niemals!« Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich etwas an der Haltung ihres Landesherren und seiner Berater ändern sollte. Seit sie denken konnte, verurteilte man in der Kurpfalz das Gerede um die Möglichkeit des Unwettermachens. Das würde gegen die Allmacht Gottes sprechen. Mensch und Tier konnte man schaden, aber niemandem war es möglich, ein Unwetter heraufzubeschwören. Diese Glaubenssätze hatte man ihr gründlich mit dem Katechismus eingetrichtert. Und obwohl sie der calvinistischen Lehre nicht zugetan war, glaubte sie doch fest an diesen Grundsatz. Und dass der Zentgraf Untersuchungen in dieser Sache anstellen wollte? Nun, wenn Heidelberg das vorgab, würde Zahn sich danach richten müssen. Was aber hatte das mit dem verletzten Lehrer zu tun? Glaubte Zahn ernsthaft, Baumann wäre von Hexen angegriffen worden? Das war doch Unsinn!
»Ich dürfte darüber gar nicht mit Euch reden.«
»Du hast nichts gesagt«, erwiderte Katharina mit Unschuldsmiene.
»Seltsam aber, dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag von Herrnsheim höre«, sagte Barbara nachdenklich. »Deine Mutter sprach auch davon heute Morgen. Allerdings auf sehr unschöne Art.«
»Na!«, machte Katharina verächtlich.
Friedgard schaute verlegen drein. »Meine Mutter ist Euch nicht hold«, bekannte er schließlich.
»Das ist nett ausgedrückt!«
Friedgard schürzte die Lippen. Was sah er herzzerreißend ratlos aus! Barbara unterdrückte erneut den Drang, ihm durchs Haar zu wuscheln. Er war jetzt ein Amtmann, dem Achtung gebührte, auch wenn er für sie immer der Junge bleiben würde, den sie einst ins Herz geschlossen hatte. Sie ging hinüber zum Herd, nahm den Topf herunter und trug ihn zum Tisch. Friedgard beeilte sich, die Löffel aus der Lade zu holen, etwas, das er seit seiner Knabenzeit tat, und wofür er sich auch jetzt nicht zu alt oder zu fein war, auch wenn es weder seinem Geschlecht noch seinem Stand angemessen war.
»Muss noch Grünzeug rein«, meinte Katharina, als Barbara den Topf auf dem Tisch abstellte. Ächzend erhob sie sich, um im Garten einige der frühen Kräuter zu holen.
Friedgard verteilte die Löffel und sagte mit gesenktem Kopf: »Es war ja früher schon so. Dass ich mit Euch im Wald umherzog, gefiel ihr nicht. Und als Ihr mir an jenem verhängnisvollen Abend noch dazu das Leben rettetet, ich denke, das hat sie nie verwunden. Dabei müsste sie Euch dankbar sein. Und nun bin ich ein angesehener Amtmann seiner kurfürstlichen Gnaden und Ihr …« Er unterbrach sich selbst, sah sie an und hob die Hände in einer Geste, die ihr sagen sollte, dass ihm der Standesunterschied gleich war. »Ich erzähle ihr nicht, dass ich zu Euch gehe«, schloss er.
Barbara setzte sich und fuhr mit dem Daumennagel Ritzen in der Tischplatte nach. Wer soll es Margarete verdenken, dachte sie. Wäre nicht auch ich zornig gewesen auf ein Weib, mit dem mein Kind mehr Zeit zubringt als mit mir? Kaum dass Herwarts nach Hockenheim gezogen waren, war ihr Friedgard nicht von der Seite gewichen. Er hatte sie im Wald entdeckt und zu seiner Mentorin auserkoren. Zehn war er da gewesen, ihr sonniger