Название | Lenins Sohn |
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Автор произведения | Marco Richter |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347054073 |
Es kam der Tag, an dem meine Eltern eine blendende Idee hatten. Sie beratschlagten wie sie wohl mein Benehmen in die für sie richtigen Bahnen lenken könnten. Sie stellten fest, dass meine Mutter einen Bruder hatte, welcher ein in der DDR, sehr erfolgreicher Judoka war. Sie waren der festen Überzeugung, dass das doch bestimmt auch für mich etwas sei. Sie meinten: " Da wird ihm Disziplin beigebracht, Kampfsport bildet und formt einen guten Charakter und Respekt anderen gegenüber. Austoben kann er sich dort auch und dann wird er wenigstens ein bisschen ruhiger und ist nicht mehr so hyperaktiv. Da müssen wir uns weniger Sorgen um ihn Machen. Ja und aufgeräumt ist er auch und wir müssen uns einen Nachmittag weniger kümmern und haben mehr Zeit für uns." So wurde es dann beschlossen. Im Nachhinein muss ich sagen, war das für mich eine richtig, richtig gute Entscheidung. Im Übrigen, hat mir dieser Sport wirklich bei meiner Charakterbildung geholfen, mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir respektvollen Umgang anderen gegenüber, den richtigen Umgang mit Lob und Tadel, sowie, trotz dass es ein Einzel- also Mann gegen Mann-Sport ist, Teamgeist und Begeisterung und Anerkennung wenn einer besser ist beigebracht. Aber ich war immer noch manchmal rüpelhaft und aggressiv. Das ging auch in der Schule so weiter. Vielen gleichaltrigen war ich im Intellekt etwa gleich, im Fleiß und der Ordnung und Sorgfalt und Akribie meilenweit unterlegen dafür in Aggressivität und Gereiztbarkeit sowie Ungehorsam um einiges voraus. Und so war ich bestimmt kein einfacher Mitschüler in meiner Klasse. Vieleicht fiel es mir ja gar nicht schwer mit mich mit anderen anzufreunden aber den anderen fiel es vielleicht schwer sich mit so einem wie mir anzufreunden. Sie kannten ja nicht die Umstände, die Hintergründe oder die Abgründe in meiner Seele oder meine Gefühle warum ich so war.
Warum ich manchmal der lustige Klassenkasper und witzige Clown war, der hinter dieser Maske nur seinen eigenen Schmerz und seine eigene Verletzlichkeit versteckte oder warum manchmal dieser aggressive miese Kotzbrocken war mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Ich kannte die Gründe ja selber auch nicht. Es fiel mir sehr schwer dies zu akzeptieren. Ich litt unter dieser Situation, kam überhaupt nicht damit klar. So war ich nicht nur bei einigen Mitschülern gebrandmarkt als der Depp über den man sich im besten Falle mal lustig macht, falls man ihn überhaupt einmal beachtet, sondern auch bei den Lehrern. Bei denen war ich abgestempelt als der unmögliche Schüler bei dem man nicht so gern in die Klasse geht, um dort Vertretungsunterricht zu machen. Aber ich hatte gerade am Anfang meiner Schulzeit nach einem schweren Unfall, ein richtig tolles Hammererlebnis, welches ich den Mitschülern in meiner Klasse und vor allem meiner damaligen Klassenleiterin Frau Kurt zu verdanken habe....
Es war Sonntag, der zwölfte April 1981. Ein wunderschöner warmer sonniger Frühlingstag, nach einem langen harten Winter. Ich bin gerade in eine neue Schule gekommen, weil wir umgezogen sind. Unsere alte Wohnung war zu klein. Wir waren mittlerweile eine fünfköpfige
Familie. In unserer Stadt wurde ein neues Wohngebiet gebaut mit Schule und Kaufhalle und
Spielplätzen und Kindergarten mit Kindergrippe und so weiter. Wir waren bei meinen
Großeltern zu Besuch. Diese wohnten unweit dieses Neubaugebietes. Ich nutze das schöne Wetter um in diesem Jahr die ersten Runden mit dem Fahrrad zu drehen. Das Fahrrad bekam ich von meiner Schwester. Sie hatte ein neues Klapprad bekommen und so bekam ich in der Zwischenzeit ihr altes. Ich fuhr so ein bisschen vor dem Haus, wo meine Großeltern wohnten umher. Es war eine verkehrsberuhigte Wohngebietszone. Ich fuhr ganz unbeschwert und sorglos umher, als ich urplötzlich ein richtig laut aufheulendes Motorengeräusch. Es war unglaublich laut und erschreckend. Man hörte, dass da jemand mit dem Gas eines Mopeds vom Typ Simson S50 spielte und zwar so heftig das sich das anfängliche Knattern überschlug und sich in ein wirklich lautes Heulen verwandelte. Von der sonntäglichen Ruhe war nichts mehr zu spüren. Dann sah und hörte man wie das Moped losfuhr. Ich war total erschrocken und durch das laute Motorengeräusch so eingeschüchtert, das ich nicht wusste wohin und in Panik geriet. Ich drehte mich um, denn das ohrenbetäubende Motorengeheule kam aus der Richtung hinter mir. Es wurde immer lauter und ich wurde immer panischer und ängstlicher. Ich fühlte mich durch die hohen Bordsteinkanten wie gefangen auf dieser kleinen
Vorhausstraße. Ich war irgendwie in dieser ausweglosen Situation unbeholfen. Der Mopedfahrer musste mich gesehen haben, denn es war eine total übersichtliche und kerzengerade Straße und ich war ganz allein. Auf der Straße war auch kein anderes Hindernis, welches eventuell den Fahrer hätte irritieren können. Ich dachte mir ich muss hier irgendwie wegkommen, denn das Moped näherte sich unheimlich schnell. Es war aus zu schließen, dass die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30km/h eingehalten wurde. Da ich mich mit dem Fahrrad so ziemlich in der Mitte der Straße befand und mit dem Rad nicht so reaktionsschnell und etwas behäbig und bewegungseingeschränkt war, versuchte ich mit Armraushalten anzudeuten, dass ich die Straße in einen angrenzenden Zugangsweg verlassen wollte. Ich drehte mich ängstlich um, um zu sehen wo das Moped ist, da sah ich es scheinbar direkt auf mich zurasen. Ich war geschockt und vor Schreck zur Salzsäule erstarrt. Ich war wie gelähmt konnte mich nicht mehr rühren. Das Moped hielt voll auf mich zu und machte keinerlei Anstalten mir auszuweichen oder anzuhalten oder mir ein Zeichen zugeben, dass mir keine Gefahr droht. Ein brutal lauter Knall, den ich bis heute nicht vergessen habe, beendete das laute Motorengeräusch und es war für einen Augenblick absolute Stille. Man konnte fast sagen Totenstille. Der Augenblick währte nicht lang und wich einem lauten jämmerlichen und apathischen Geschrei. Das Moped und der Fahrer, ich erinnere mich sogar noch an seinen Namen, Steffen O., lagen ca. zehn Meter entfernt von mir. Ich weiß nicht was ihn geritten haben muss, einfach so in ein Kind hinein zu rasen. Vielleicht wollte er mich nur erschrecken oder beeindrucken und angeben. Keine Ahnung, aber jedenfalls hatte er mich voll erwischt. Die Wucht des Aufpralls war so groß das der Stahlrahmen des Fahrrads gestaucht und total verbogen war. Jetzt könnte man meinen was war dann erst wohl mit mir passiert. Ich hatte mir das Schien- und Wadenbein gebrochen. Das war glaub ich Glück im Unglück. Ich schrie wie am Spieß, denn die Schmerzen waren brutal und aus irgend einen Grund fiel ich nicht in einen Schmerzschock, sondern spürte die ganze Zeit den kompletten Schmerz. Das Geschrei war so laut, dass man wahrscheinlich nicht einmal einen Notarzt telefonisch rufen musste, wahrscheinlich hätte er es auch so gehört. Auf jeden Fall war es so laut, dass fast alle Fenster der Bewohner des Häuserblocks aufgingen und die Leute interessiert und neugierig herausschauten. So auch meine Großeltern und da mein Großvater ein Ausgebildeter und stadtbekannter Sanitäter und Sanitäterausbilder war, lief er sofort heraus und wusste was zu tun war. Er leistete Erste Hilfe und schiente mir das Bein. Es war ein geschlossener Bruch, daher bis auf die Schürfwunden kaum Blut. Die Verletzung an meinem Bein sah aus wie eine Sprungschanze, weil der Knochen zwar rauspießte aber die Haut nicht durchdrang. Dann kam doch der Notarzt. Ich wusste wirklich nicht ob den jemand gerufen hat oder ob er wirklich durch mein Geschrei verständigt wurde. Ich schrie immer wieder das ich nicht sterben wolle und auch nicht ins Krankenhaus. Ich bekam auch noch mit, dass mein Großvater dem Unfallverursacher seine enorm große Hand angeboten hat. Aber nicht um ihn zu beglückwünschen sondern um sie in seinem Gesicht zu verewigen. Das tat er aber nicht. Mein Großvater war voll Herr der Lage und hatte sich und das Geschehen unter Kontrolle. Das war zehn Tage vor meinem Geburtstag. So also musste ich meinen siebten Geburtstag im Krankenhaus verbringen. Meine Eltern und Verwandten kamen mich besuchen und brachten mir die ganzen Geschenke mit ins Krankenhaus. Es waren sehr viele Bastelsachen und verschiedenste Baukästen. Ich liebte es Dinge zusammen zu bauen und zu konstruieren. Ich war aber auch eines von drei Geschwistern und hatte gelernt zu teilen und bei den unzähligen Kinderpatienten auf der Kinderstation des Krankenhauses,