Lenins Sohn. Marco Richter

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Название Lenins Sohn
Автор произведения Marco Richter
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347054073



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nicht mehr für möglich gehalten hätte. Hammergeiles Gefühl. Die Zeit schien still zu stehen für einen Moment. Aber so lang war dieser Moment nun auch wieder nicht. Das Karussell wurde immer langsamer und hielt schließlich an. Ich erinnerte mich an meine Beobachtungen vom Anfang und wusste ich muss da jetzt leider wieder aussteigen. Während ich das realisierte und auch tat, sah ich schon das nächste Objekt der Begierde. Ein Karussell mit Eisenbahn und zwar so richtig mit Lokomotive und Hängern. Wahnsinn. Ich kannte das bisher nur wenn ich mit meinen Eltern oder mit meinem Großvater, väterlicherseits, Ausflüge machten. Ich wartete den richtigen Moment ab bis das Karussell still stand, um dann sofort und zielstrebig mich mit meinen kleinen Kinderbeinchen in die Lok zu schwingen. Haha, jetzt war ich am Ziel, jetzt war ich der Lokführer, der große Mann der dies Lok führt, steuert und bedient, um die Leute, welche in den angehängten Wagen saßen an den Ort ihrer Begierde zu transportieren. Au ja, das wollte ich gern auch machen, wenn ich mal groß und alt genug dafür bin, um im richtigen Leben genau das zu tun. Ich nahm mir vor das Vorhaben, gleich wenn ich zu Hause bin, meinen Eltern kundzutun. Ich legte mir in Gedanken schon die Worte zurecht: " Papa, Papa, wenn ich mal groß bin, werde ich Lokführer und fahr dich dann in die Arbeit, weil du doch so krank bist. " Mein Vater litt zu der Zeit an einer psychischen Erkrankung, welche bei ihm körperliche Krampfanfälle bei Überbelastung, egal welcher Art, hervorrief, ausgelöst vermutlich durch einen Vergiftungsanschlag auf ihn durch die Stasi, während seiner Zeit bei der Armee in der DDR. Diese Anfälle schockierten mich jedes mal. Ist doch klar, wenn so ein kleiner Junge seinen Vater sieht, wie es ihn ohne Vorwarnung auf den Boden wirft und vor Schmerz und Krämpfen gekrümmt auf dem Boden umherwälzt und im Raum

      herumschleudert. Ich stand jedes Mal, wie angewurzelt zur Salzsäule erstarrt da. Ich vermute schon, dass mich diese Erlebnisse auch ein bisschen traumatisiert haben. Kaum hatte ich so vor mich hingeträumt, war die kleine Karussellrundreise schon zu Ende und ich musste wieder aussteigen, der nächste Junge stand schon da und wollte rein, vermutlich mit ähnlichen Gedanken. Ich sah eine kleine Menschentraube mit Kindern und Erwachsenen die vor einem kleinen Stand standen. Dort war ein Mann in weißer Kochkleidung zu sehen, welcher Holzstäbe in so einen lustigen Apparat hielt und darin herumrührte und wie von Zauberhand bildete sich um diesen Holzstab eine weiße Wattewolke. Er übergab diesen Wolkenstab einem Kind, welches schon erwartungsvoll ganz vorn in der Schlange stand. Das Kind fing sofort an mit weit geöffnetem Mund, mit der Zungenspitze irgendwie Teile von der Watte abzureißen. Ich stellte mich auch hinten an der Schlange an und wartete darauf auch endlich an der Reihe zu sein. Jetzt war es soweit. Der Mann fragte mich: " Na, auch ne Zuckerwatte? ". Ah, Zuckerwatte heißt das Zeug. Ich antwortete ihm erwartungsvoll und bejahend mit einem Nicken. Er verlangte dafür das größere meiner zwei letzten Geldstücke und überreichte mir diesen Zuckerwattestab.

      Hmm...war das lecker, aber irgendwie kam in meinem Mund scheinbar Nichts so richtig an, weil der Zucker sich sofort auflöste, aber trotzdem schmeckte ich etwas. Für mich war das Alles irgendwie wie Zauberei im Zirkus. Dann erblickte ich einen Stand wo ich sofort erkannte was es da gab, Eis. Ich nahm mein letztes Geldstück und hoffte, dass das reicht. Ich lief hin, reckte dem Verkäufer das Geld hin. Der schmunzelte und gab mir so ein kleines Waffelschälchen mit so einem kleinen spitzen Häufchen Softeis in zwei Farben. Gelb mit Vanilleeis und braun mit Schokoeis. Lecker. Ich schmatzte genüsslich das Eis in mich hinein ohne darauf zu achten ob überhaupt alles in meinem Mund landet oder in einem größeren Umkreis um meinen Mund herum verteilt wird. Nach diesen Augenblicken des vollkommenen Glückes kam so langsam wieder die Ernüchterung. Das Geld war alle und wie jetzt weiter? Meine Schwester hab ich immer noch nicht gefunden, und wo bin ich hier....? Wie komm ich nur hier wieder weg und am liebsten nach Hause. Überall sind Leute und es kam mir irgendwie so vor als würden sie immer größer werden und mich alle übersehen. Ich fühlte mich wie ein winzig um nicht zu sagen winzigst kleiner Käfer der ängstlich hin und her lief um nicht von den riesigen Elefanten, in deren Gehege sich der Käfer befand, niedergetrampelt und zerquetscht zu werden. Irgend wie, in sich immer weiter steigernder Panik, entfernte ich mich mehr und mehr von diesem Ort, der auf diesen anscheinend spannenden und fröhlichen Namen " Rummel " hört. Was soll ich nur machen? Ich fing wieder mit winseln an. Es steigerte sich immer mehr, über ein tiefes Schluchzen bis es schließlich in ein völlig hysterisches Geschrei ausartete. Aufgeregt und hilfesuchend lief ich ziellos umher. Ich wusste ja auch nicht wohin. Ich war ja noch nie allein irgendwo und so wusste ich ja auch nicht wie ich von da wieder weg, also nach hause kommen sollte. Heulend und immer lauter schreiend ging ich in irgendeine Richtung. Vor lauter Tränen in den Augen konnte ich nicht mal etwas sehen. Da spürte ich plötzlich wie behutsam eine Hand mich an der Schulter berührte. Durch die Tränen in den Augen erkannte ich verschwommen die Umrisse einer älteren Frau. " Na...Du bist doch der kleine Richter? Ich bin die Lehrerin von der Claudia. Deine Schwester heißt doch Claudia?" Schluchzend und ein bisschen Rotz schniefend nickte ich bejahend. " Ja, was ist denn los mit Dir? Warum Weinst Du denn? " " Ich weiß nicht wie ich heim komme, ich hab mich verlaufen und meine Schwester ist weggerannt und hat mich alleine gelassen....Ich will nach Hause zu meiner Mama!" Rief ich zu ihr mit immer lauter weinender Stimme. "Och das ist Doch nicht so schlimm" sagte Die Frau zu mir." Ich weiß wo ihr wohnt. Soll ich Dir helfen? Ich kann dich nach Hause begleiten, wenn Du willst." "Jaaa..."weinte ich ihr entgegen" Ich will zu meiner Mama!!!" Sie nahm mich liebevoll an die Hand und ging mit mir nach Hause. So langsam kam mir die Umgebung immer bekannter vor. Und da waren wir endlich. Wir standen vor der Hausnummer 42 der Sorgaer Straße in der Weltberühmten Maschendrahtzaunstadt Auerbach. Sie Drückte die

      Klingel mit der Aufschrift" Richter". Ich konnte zwar noch nicht lesen, kannte aber den Klingelknopf, weil meine Schwester mir sagte wenn ich rein wollte ins Haus sollte ich da drauf drücken. Immer zweimal. Dann verabschiedete sich die nette Frau bei mir und ging. Nach ca. einer Minute hörte ich wie jemand mit stampfenden Geräuschen das Treppenhaus herunterlief. Ich spürte irgendwie das, dass nichts Gutes zu bedeuten hatte. Ganz plötzlich flog die Hauseingangstür auf. Mein Vater stand in der Tür. Ich sah dass er ein Gesicht zog, welches ich bei ihm so noch nie gesehen hatte." Reeeiiinn" schrie er mich an. Erschrocken zuckte ich zurück. Pfatsch...mit einem lauten Klatschen, hatte ich die Erste sitzen. Ich wusste gar nicht was los war. Ich hatte noch gar keine Zeit den ersten Schmerz zu verarbeiten und loszuheulen, da fing ich mir schon die die nächste. Jetzt platzten mir die ersten Schreie raus und ich versuchte irgendwie an meinem Vater vorbei ins Treppenhaus zu kommen um vielleicht irgendwo zu verstecken. Ich schrie

      "Maaam..." eine Faust traf mich in der Magengegend und nahm mir die Luft, so dass ich nicht zu Ende rufen bzw. schreien konnte. Irgendwie hatte meine Mutter meinen Hilferuf doch vernommen. " Jetzt bin ich sicher..."dachte ich zumindest." Wo kommstn Du jetzt her?" fauchte sie mich an. Ich erstarrte. Total verdutzt hielt ich kurz inne. Rumms..., ich spürte wie irgendein fester Gegenstand auf meinem Rücken einschlug. Keine Ahnung ob das ein Schlüssel, eine Faust oder irgendetwas anderes war. Auf jeden Fall nahm es mir erneut die Luft. " Es reicht" fuhr sie meinen Vater an. Er schrie " Wo du jetzt herkommst will die Mutter wissen!!!". Ich schluchzte, dass ich vom Rummel käme, und das auf dem Hinweg meine Schwester zusammen mit ihrer Freundin weggerannt sei und mich alleine hat stehen lassen. Nach dem Rummelbesuch habe ich dann Claudias Lehrerin getroffen, welche mich dann freundlicherweise nach hause gebracht hat, weil ich ja noch nie alleine irgendwo war und nicht wusste wie ich wieder heim kommen sollte. " Du Lügner " schrie mich mein Vater an und pfefferte mir noch eine, und zwar in dem selben Moment. " Deine Schwester ist schon längst da. Sie hat uns gesagt, dass es genau umgekehrt war und du weggerannt bist. Außerdem hat sie eine Zeugin, ihre Freundin hat das bestätigt. Warum sollte ich ihr also nicht glauben he? Ich mag keine Lügner, das ist ein ganz schlechter Charakter." fuhr er mich weiter an. " Und jetzt ab ins Bett und zwar ohne Abendbrot und ohne Sandmann, und zwar sofort! ". Das tat ich dann auch und verschwand sofort in meinem Zimmer, welches ich mir mit meiner Schwester teilen musste. Ihr begegnete ich auf dem Weg dorthin und sie konnte sich ihr hämisches Grinsen nicht verkneifen. Also ging ich ins Bett. Natürlich konnte ich nicht einschlafen. Natürlich schossen mir sämtliche Eindrücke dieses scheinbar traumatischen Tages durch den Kopf, und ich stellte fest, mein Vater hasst Lügen und Lügner. Und,...Wenn ich lüge bekomme ich Dresche, lügt jemand anders und ich sage die Wahrheit, und der Andere war schneller mit seiner Lüge, bekomme ich auch die Dresche. Also das Fazit oder die Moral dieses Tages, war für mich : " Egal was ich mache oder sage, und egal was jemand anderes macht oder sagt,