Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Название Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Эротическая литература
Серия
Издательство Эротическая литература
Год выпуска 0
isbn 9783745205985



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Anja, so früh, bist du verrückt! Ich habe einen schrecklichen Kater. Was ist los?«

      Das Mädchen schob sie erst mal wortlos in die Wohnung und schloss hinter sich die Tür. Sie lehnte sich dagegen und atmete schnell und flach.

      »Werner ist zurückgekommen!«

      »Au Backe, wann?«

      »Gestern Abend schon!«

      »Himmel, hat er etwas gemerkt?«

      »Nein, ich habe ihm gesagt, wir wären im Kino gewesen und anschließend seien wir bei dir im Sessel eingeschlafen. Er hat es mir geglaubt.«

      »Gut, ich werde mich danach richten. Hast recht getan, es mir zu sagen. Hätten uns ja mal zufällig im Treppenhaus begegnen können. Na, da haben wir ja noch mal Glück gehabt.«

      »Ja, ich habe aber eine Angst ausgestanden. Bin bald verrückt darüber geworden. Aber was ich noch sagen wollte, kannst du mir zweihundert Mark pumpen? Werner will das Geld einzahlen.«

      »Natürlich, wir sind ja jetzt Freundinnen. Ich geb’ sie dir gerne, und du kannst sie mir ja auch bald wieder zurückzahlen. Wir machen doch weiter zusammen?«

      Anja sah Sybille nicht an. Sie wollte sie jetzt nicht kränken, sie brauchte jetzt so schnell wie möglich das Geld. Alles andere würde man später regeln. Nein, mitgehen, diese Angst noch einmal ausstehen? Niemals mehr!

      Sybille ging ins Schlafzimmer und brachte das Geld.

      »Du siehst aus wie der Tod. Mach doch nicht so erschrockene Augen! Hast dich ja ’rausreden können. Was willst du mehr? Meiner hätte sich bestimmt nicht mit so einer lapidaren Ausrede so einfach abspeisen lassen, der nicht. Da muss ich ihm schon ganz anders kommen. Aber zum Glück kommt der nicht unverhofft nach Hause, das wäre ja noch schöner!«

      Für ein längeres Gespräch hatte Anja jetzt keine Zeit mehr. Sie musste in ihre Wohnung zurück.

      »Noch einmal, vielen Dank, ich zahl’ es dir so schnell wie möglich zurück!«

      »Klar, viel Spaß, und verplappere dich nicht!«

      »Nein, nein!« Und damit huschte sie über den Flur in ihre Wohnung zurück.

      »Anja, endlich!«

      Sie schrak so mächtig zusammen, dass sie bald umgesunken wäre. Werner verstand seine Frau nicht mehr. Kopfschüttelnd betrachtete er sie und wunderte sich sehr.

      »Warum bist du auf einmal so schreckhaft? Früher warst du es doch nicht! Und überhaupt, ich denke, du bist in der Küche. Ich rede mit dir, keiner gibt Antwort, ich gehe nachschauen, und die Tür ist offen. Wo warst du denn jetzt schon wieder?«

      Sie schluckte. In der Hand hielt sie das Geld zusammengeknüllt. Das Herz ging rasend.

      »Ich hatte etwas vergessen, ich meine bei Sybille, entschuldige, es fiel mir auf einmal wieder ein. Wollte dich nicht extra belästigen, du warst doch am Lesen. Warum hast du mich gesucht? «

      »Ich will jetzt in die Stadt, sonst wird mir das nachher zu spät. Hast du mir alles zurechtgelegt?«

      »Warte, ich suche die Anweisung heraus. Du nimmst sie doch mit?«

      »Selbstverständlich.«

      Wenig später überreichte sie ihm das Geld. Sie schloss für einen Augenblick die Augen und stöhnte innerlich tief auf. Dieses unselige Geld. Warum nur hatte sie es verlieren müssen! Eine Lüge baute sich auf die andere. Doch jetzt war sie so weit gegangen, nun musste sie es auch zu Ende führen. Woher sie das Geld zaubern sollte, das war ihr noch ein Rätsel. Aber beschaffen musste sie es.

      5

      Sybille stemmte die prallen Arme in die Hüften und sah sie herausfordernd an.

      »Wieso kannst du nicht mitgehen? Das verstehe ich nicht ganz. Du hast mir heute Morgen noch gesagt, dein Mann sei wieder für zwei Tage unterwegs. Also, was hindert dich?«

      Anja krümmte sich wie ein getretener Wurm und hielt sich an der Tür fest. Sybille stand im Hausflur mit funkelnden Augen und wartete auf eine Antwort.

      »Das ist es nicht. Natürlich ist Werner fort, aber ich kann einfach nicht. Sybille, ich kann es nicht mehr. Es war einfach zu schrecklich für mich. Versteh’ mich doch richtig! Ich … es sträubt sich alles in mir. Ich bin einfach nicht in der Lage, mitzugehen.«

      »So, kneifen willst du also? Hältst dich also für besser, wie? Willst mich womöglich noch verpfeifen, was?«

      »Nein, nein, natürlich nicht«, sagte sie rasch und kam einen Schritt näher.

      »Natürlich wirst du das bei der nächsten Gelegenheit tun. Aber da kennst du mich schlecht, mitgegangen, mitgehangen, kapiert? Du gehst mit, ich habe dir schließlich aus der Patsche geholfen mit meinem Geld.«

      »Sybille, ich kann nicht!«, rief sie gequält.

      »So, du kannst nicht! Kannst du mir dann auch sagen, wie du mir das Geld wiedergeben willst?«

      »Du bekommst es ganz bestimmt zurück, nur nicht sofort. Hör mich doch: Ich kann es nicht auf einmal bezahlen, aber du bekommst es. Glaubst du, ich bleibe es dir schuldig?«

      »Nein, das nicht, aber ich brauche das Geld sofort. Ich kann nicht darauf warten«, erwiderte sie listig.

      Anja wusste, dass sie log. Aber was sollte sie machen? Sie saß nun in dieser Klemme und konnte nicht mehr heraus. Ach, hätte sie doch nie auf die Nachbarin gehört. Nie, nie, nie! Aber nun war es zu spät.

      »Ich brauche heute noch das Geld, verstehst du. Ich muss die Lichtrechnung bezahlen, und dann habe ich keinen Pfennig mehr. Und bis zum Ersten ist es ja noch ein paar Tage. Du kannst unmöglich von mir verlangen, dass ich hungere.«

      »Wann willst du, dass ich mitgehen soll?«, sagte Anja müde. Ihr war nun alles egal.

      »Heute, gleich, ich habe dein Kleid schon zurechtgelegt. Komm, sei doch kein Sauertopf! Das erste Mal hat es dir doch so gut gefallen. Und schließ einfach die Augen zu, wenn die Kerls kommen! Denk’ nur an das Geld, das hilft!«

      »Wenn ich das tue, komm’ ich mir vor wie eine Nutte«, sagte Anja langsam. »Und bei Gott, ich glaube, wir sind es auch bald, wenn wir nicht aufhören.«

      »Du bist bekloppt. Komm lieber in meine Wohnung und zieh dich um! Statt dass du mir dankbar bist, machst du auch noch Zicken. Versteh’ einer die Menschheit.«

      Und Anja ging mit. Sie schloss hinter sich die Wohnungstür, zog sich wieder das rote Kleid über und kämmte sich das Haar, schminkte sich und verließ mit der Nachbarin die Wohnung. Auf der Straße nahmen sie ein Taxi. Sie fuhren zur gleichen Nachtbar wie das erste Mal. Der Portier war wieder derselbe und grinste sie vertraulich an. Anja verstand gar nicht, dass sie das erste Mal so aufgeregt gewesen war.

      In der Bar selbst war noch nicht viel Betrieb. Einige Männer standen an der Theke und tranken bedächtig. Für einen kurzen Augenblick wünschte sie sich Klaus herbei. Aber dann war sie doch froh, ihn nicht zu sehen. Sie hatte ihm ja versprochen, damit aufzuhören. Der konnte gut reden, der hatte Geld genug, konnte sich wohl eine so fatale Situation gar nicht vorstellen. Ihre Augen wanderten durch den Raum. In einer Nische sah sie zwei hochgewachsene Männer. Sie mussten so alt wie Werner sein. Der eine hatte eisgraue Augen, das konnte sie genau von ihrem Platz aus sehen. Sie sahen zu ihrem Tisch herüber, machten aber keine Anstalten zu kommen.

      Das Programm lief, und die Gäste füllten den Raum. Es war ein müdes Programm. Ein kleines junges Ding mit sehr wenig an war auf der Bühne und versuchte einen Stepptanz.

      Sybille wurde schon ganz kribbelig, da sich noch immer kein zahlungskräftiger Freier gezeigt hatte.

      »Hoffentlich haben wir uns nicht umsonst in Schale geschmissen«, knurrte sie böse vor sich hin.

      Ein Hoffnungsschimmer keimte in Anja auf.

      »Ist es dir denn schon mal passiert, dass keiner angebissen