Название | Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745208979 |
Dann ein Schlag, als hätte Bount einen Baum gerammt, und noch mal drehten die Räder durch. Ein wilder, tierischer Schrei. Und da stand Reiniger auch schon wieder. Und stehen bleiben und aus dem Auto springen war eins.
In diesem Moment kam der Chinese erneut heraus in die Gasse, mit einem weiteren Eimer in der Hand. Und gleichzeitig fiel ein breiter Lichtbalken aus dem Gebäude, genau auf das Wagenheck zu.
Der Chinese schrie möglicherweise noch lauter als Mel Ferrer.
10
Kurz darauf kam Bruce Wallaby um die Ecke, seinen klobigen Colt in der noch klobigeren Faust schwingend. Er stockte, als wäre er gegen eine Mauer gerannt, die Situation jedoch übersah er offenbar auf einen Blick.
Im Zeitlupentempo ließ er den Revolver sinken. Hinter dem schreienden Chinaman drängten mittlerweile noch mehr Menschen ins Freie. Alle hatten sie mehr oder weniger weiße Kittel an. Und der Zwischenfall lockte immer noch mehr Leute von einer gesamten Küchenbrigade heraus auf die Gasse. Die ersten von ihnen wandten sich bereits wieder ab. Einer übergab sich neben den Müllcontainer.
»Was, zum Teufel, ist hier los?«, röhrte der Sheriff. Seine Stimme klang dem Resonanzkörper seiner Brust und seines Wanstes entsprechend. Ein elektrisch verstärktes Megaphon konnte es auch nicht besser.
Bounts Gedanken rasten. Doch hauptsächlich rasten sie im Leerlauf.
Ferrer lag mit offenen Augen da. Das durchdrehende Hinterrad hatte nicht viele seiner Rippen heil gelassen. Doch er lebte noch. Die Lippen formten Worte, die keiner verstand. Als Wallaby näher trat, hob er noch kraftlos einen mehrfach gebrochenen Arm. Anklagend, wie es Reiniger schien.
Er hatte schon geschäftsmäßig seinen Ausweis gezückt. Das Adrenalin verlief sich allmählich wieder.
»Reiniger, mein Name. Bount Reiniger. Privatdetektiv aus New York. Ich schätze, Sie sollten künftig besser auf Ihre Gefangenen aufpassen, Sheriff, wenn Sie schon am Abend mit ihnen spazieren fahren.«
Bount hatte ihm da eine Eselsbrücke gebaut. Und Wallaby betrat sie.
Für dumm hielt er sich dennoch keineswegs. Er nutzte seine vermeintliche Chance. Angesichts all dieser Zeugen, von denen er nicht einmal wusste, wie viel sie nun wirklich beobachtet hatten, blieb ihm auch gar keine andere Wahl. Doch er schoss einen wütenden Blick auf Bount ab. In seinen schmalen, in Fettwulste gebetteten Augen blitzte es scharf.
»Privatdetektiv aus New York, yeah?«
Er wollte Zeit gewinnen.
»Sehr richtig, Sheriff. Und dieser arme Kranke hier ist der gemeingefährliche Psychopath Mel Ferrer, der gestern Nacht hier in Las Vegas ein paar Gäste so schwer verprügelt hat, dass einer von ihnen bis vor Kurzem sogar noch in Lebensgefahr schwebte. Aber Sie kennen den Mann ja. Sie haben ihn schließlich selbst festgenommen und ihm dabei am Gebiss verletzt, nicht wahr?«
»Woher wissen Sie ...«
Bruce Wallaby beendete seinen Satz nicht. Stattdessen biss er sich in die Unterlippe. Er bebte nicht nur innerlich vor Zorn.
»Aus der Zeitung natürlich«, behauptete Reiniger dreist. »Woher sonst?«
»Hmrbrmm«, knurrte der Sheriff. »Sie halten sich auf jeden Fall zu meiner Verfügung. Sie werden mir sehr viel zu erklären haben!«
»Sie auch, Mister Sheriff«, meinte Bount betont ruhig. »Allerdings nicht mir, sondern Mister Lionel Lister. Er hat mich schließlich engagiert.«
Das saß!
Bount sah, wie dieser monströse Mensch auf einmal tatsächlich um eine Idee kleiner wurde. Noch mehr Schweiß perlte auf der Stirn. Unter seinen Achseln waren dunkle Flecken, die jedenfalls nicht nach Rosen rochen.
»Brauchen Sie mich hier noch?«
»Aber natürlich. Was ist hier vorgefallen?«
Bount steckte sich eine Zigarette an.
»Das fragen Sie mich, Sheriff? Sie haben einen gemeingefährlichen Verbrecher laufen lassen, wie ich bereits erwähnte. Und Mel Ferrer fiel nichts Dümmeres ein, als auf mich loszugehen. Ich wehrte mich. Das Ergebnis sehen Sie ja selbst. Kein Richter dieser Welt wird mir einen Strick aus meinem Verhalten drehen können. Vor allem nicht nach dem, was gestern vorgefallen ist. Die internationale Presse wird jetzt über Sie herfallen, Sheriff. Was glauben Sie, wie das den Kasinobossen gefällt! Es ist ja nun wirklich nicht so, dass ich keine Beziehungen hätte. Und die Schuld an dieser Misere liegt letztendlich einwandfrei bei Ihnen.«
»Sie ... Sie!«
»Ja, bitte? Ich stehe Ihnen jederzeit im All America Hotel zur Verfügung. In Mister Listers Privatapartment, um genau zu sein.«
Jetzt schwitzte Wallaby nicht mehr. Er löste sich auf.
11
Es war noch nicht Mitternacht, als Bruce Wallaby sich bei Lion meldete. Allerdings nur telefonisch. Der aktuellen Entwicklung der Dinge wegen, hatte Bount auch Toby wieder aus dem Bett geholt. Er saß übernächtigt da, blinzelte schief und schabte den Stoppelbart an seinen Hängewangen.
Doch wozu hätte Bount ihn schonen sollen? Seine Schuld war es doch, dass er sich nun hier in Las Vegas herumschlug, während Mr. Captain Rogers es vorzog, in der Zwischenzeit von den Schönheiten dieser Stadt zu träumen. Von den zweibeinigen vermutlich, denn auch er war noch längst nicht jenseits von Gut und Böse. Auch wenn er offenbar nur wenig Gebrauch davon machte.
Lister hatte den Zimmerlautsprecher eingeschaltet, sodass Reiniger und Rogers das Gespräch mithören konnten.
»Unglaublich«, meinte der Lion gerade, und das in einem Ton, der nicht daran zweifeln ließ, dass er Wallaby tatsächlich kein Wort glaubte. »Sie wollten den armen Jungen also vom Stadt- ins Landesgefängnis überführen. Und das mitten in der Nacht und ohne weitere Begleitung. Und weil er so zarte Gelenke hat, der arme Junge, haben Sie ihn auch nicht mit Handschellen traktiert. Aber wie mir das alles einleuchtet, Sheriff!«
»Wenn es aber doch so war! Ich habe alle entsprechenden Papiere.«
Wallaby klang weinerlich wie ein Bub, der sich die Hosen nass gemacht hat und sich nun furchtbar schämt. Er tat Bount kein bisschen leid.
»Da bin ich sicher, Wallaby. Aber nun besteht Mister Reiniger darauf, den Vorfall an die große Glocke zu hängen, und Sie wissen ja, was das bedeutet. Sie kennen doch die Struktur unserer Konzerne. Sie ...«
Lion sagte noch mehr in dieser Richtung. Und was er sagte, lief darauf hinaus, dass es hin und wieder zu tödlichen Unfällen kam, von denen maßgeblich Menschen betroffen wurden, die sich jenen Konzernstrategien widersetzten oder sie auch nur aus Dummheit unterliefen.
»Unsere Wüste ist weit, Wallaby. Und unsere Berge sind abgelegen«, schloss Lister seinen kleinen, aber dennoch ungeheuer informativen Vortrag. »Wenn Mister Reiniger nun wirklich ... Aber sprechen Sie doch selbst mit ihm. Er ist hier bei mir.«
Der Kasinodirektor lächelte freundlich zu Reiniger herüber. »Hier, Bount. Ich denke, der Sheriff brennt darauf, ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln.«
Bount nahm den Hörer auf. Worte wechseln wollte er jedoch keineswegs. Nur welche sagen.
»Jetzt passen Sie mal gut auf, Sie übergewichtiger Unglücksrabe«, begann er. »Ich weiß ja nun nicht genau, welcher Satan in Sie gefahren ist, als Sie Mel Ferrer auf mich hetzten. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie Private Eyes und Captains von New Yorker Morddezernaten lieben. Doch wenn Sie nicht ab sofort an einem Strang mit uns ziehen, dann sind Sie die längste Zeit Sheriff von Clark County gewesen. Das ist ein Versprechen!«