Название | Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745208979 |
Rogers war scheinbar enttäuscht. Der angespannte Ausdruck verschwand wieder aus seinem rot und blau geäderten Biergesicht. Bount dagegen rutschte in seinem Sessel höher. Lister hätte nicht die Notbremse gezogen und in New York angerufen, wenn seine Bedenken nicht Hand und Fuß gehabt hätten.
»Angler fanden die Leiche«, fuhr er auch schon fort. »Etwa zwei Tage nach seinem Verschwinden. Der Gerichtsmediziner konnte die Todesursache einwandfrei bestimmen. In Kellys Magen wurde außerdem Nitroglyzerin entdeckt. Diesmal allerdings in Form eines Medikaments. Die meisten infarktgefährdeten Personen tragen es ständig bei sich. Vorausgesetzt natürlich, sie wissen um ihre Gefährdung.«
»Wo liegt der Haken?«
Lister seufzte.
»Kelly starb oben am Lake Mead. Fast fünfzig Kilometer von hier und Meilen von jeder Ansiedlung entfernt. Und Kelly hatte kein Auto. Dafür trug er noch seinen Anzug, den er auch im Kasino anhat.«
»Ein ausdauernder Spaziergänger«, brummte Captain Toby dazwischen. Also hatte er sich doch noch nicht abgemeldet. Nur ein wenig die Falten in seiner Mimik ausgeruht. Er paffte genüsslich an der Zigarre. »Es soll schon Leute gegeben haben, die sich zu Tode erschraken. Denkst du an so was, Lion?«
»In der Tat. Das tu ich.«
»Dann wirst du auch einen Grund dafür haben ...«
Diesmal klang Listers Seufzer noch herzzerreißender. Vor einem Infarkt brauchte er dennoch keine Angst zu haben. Anstelle von Whisky schenkte er sich jetzt Sodawasser ein. Denn er litt zur Zeit allenfalls unter einem trockenen Gaumen.
»Einen Abend vor seinem Verschwinden kam Kelly zu mir«, sagte er dann. »Er behauptete, etwas über diese mysteriösen Gewinne der Hongkonger Gruppe zu wissen.«
»Na also! Dann ist doch alles in Butter!«
»Eben nicht! Er verlangte Hunderttausend für seine Information.«
Rogers verschluckte sich am Rauch. Seine Wangen liefen krebsrot an. »H..., h..., hunderttausend?«
Bount Reiniger verstand den Freund.
Die Summe entsprach in etwa seinem dreifachen Jahresgehalt.
Brutto.
«Aber ich konnte mich doch nicht von ihm erpressen lassen«, fuhr Lister in einem Anflug von Traurigkeit fort. Vermutlich bereute er seine Ablehnung. »Deshalb lachte ich ihn aus und setzte ihn auf die Straße.«
»Sie hielten ihn nicht unter Beobachtung?« Bount hatte gefragt.
Der Lion fixierte ihn mit seinen eisblauen Augen.
»Darum ging es nicht«, meinte er schließlich. »Mir war lediglich die Summe zu hoch. Ich nahm fest an, er würde wiederkommen und zu Kreuze kriechen. Ansonsten hätte ich natürlich nichts gegen diesen Deal gehabt. Informationen kosten eben.«
»Aber Sie bedachten nicht, dass es am Ort eventuell noch weitere Interessenten geben könnte?«
»Freut mich, dass Sie so kräftig mitdenken, Bount«, meinte Lister. Es klang überhaupt nicht erfreut. »So verhält es sich tatsächlich.«
»Und Sie haben keine Ahnung, wer das sein könnte?«
»Nicht die geringste. Aber nun ist es schon mal passiert.«
»Was denkt Sheriff Wallaby über den Tod Jerome Kellys?«
»Wallaby hasst mysteriöse Todesfälle. Für ihn ist alles klar. Tod ohne Fremdverschulden. Er hat seine Akten geschlossen. Was schert ihn schon der Tod eines herzkranken Croupiers? Der Mann wurde nicht einmal ausgeraubt. Er hatte beinahe hundert Dollar in den Taschen.«
»Und euer Drei-Zentner-Sheriff fühlt sich nur fürs Grobe zuständig.«
»Genauso verhält es sich. Er würde sein Gesicht verlieren, wenn ihr beide jetzt etwas anderes herausfändet. Deshalb dürft ihr von ihm auch keinerlei Unterstützung erwarten.«
»Deshalb der Empfang am Flughafen? Woher, zum Teufel wusste er überhaupt davon?«
»Las Vegas ist ein Dorf, Bount. Und Wallabys Spitzel sitzen überall. Normalerweise haben wir ja nichts dagegen. Aber ...«
»... aber jetzt hielten Sie es für besser, wenn wir den Kopf einzögen?«
»Nur Sturzhelme aufsetzen, Bount.« Wieder dieses feine Lächeln. »Nur Sturzhelme aufsetzen ...«
7
Bount Reiniger und Captain Rogers setzten die Konferenz untereinander fort, denn Lionel Lister war ein vielbeschäftigter Mann mit einem Sechzehnstunden-Arbeitstag, wenngleich er einen Großteil davon recht angenehm verbrachte, indem er mit Besuchern essen ging, mit ihnen anregend plauderte und hin und wieder auch eines der neuen Mädchen testete, die ebenso wie in den anderen Casinos auch, als »Anreißerinnen« arbeiteten. Das waren junge, bildhübsche Damen, die mit dem Geld des Casinos spielten, wenn an den Tischen mal weniger los war, freizügig gekleidet waren, viel und verlockend lächelten und so die männlichen Spieler anzogen wie die Motten das Licht.
Zwar mussten sie nicht mit den Gästen schlafen, doch meist taten sie es, denn der Job war von allen im offiziellen Gewerbe am schlechtesten bezahlt. Auch das eine wohldurchdachte Manipulation der Geschäftsführung.
Die Leute wollten bei der Stange gehalten werden, und nicht jeder schätzte eine »Professionelle«. Sie wussten nicht, dass diese Mädchen, die sie so zärtlich über ihre Verluste hinwegtrösteten ebenfalls mit dem goldenen Bleistift bezahlt wurden.
»Was sagst du dazu?«
Auf dem Tisch vor Toby lagen fünf Zigarren aus Listers Vorrat. Sie saßen in seiner Suite, die zwar nicht so luxuriös war wie das Direktionsapartment, aber im New Yorker Sheraton immer noch um die 1000 Dollar pro Nacht gekostet hätte. Ohne Frühstück selbstverständlich. Inzwischen war auch das Gepäck vom Flughafen da.
Zwei einsame Reisetaschen.
Bount schwieg. Er angelte gerade nach der seinen und packte seine 38er Automatic aus. Er hatte das Gefühl, er könne die Waffe in den nächsten Tagen noch brauchen.
Rogers sah ihm verdrossen dabei zu.
»Ist das deine Antwort?«, fragte er, während Reiniger prüfend den Schlitten zurückschob und ihn metallisch klickend wieder einschnappen ließ.
»Schade, dass Lister diesen Jerome Kelly nicht bezahlte. Ich denke, das hätte uns beiden Hübschen einen Haufen Ärger erspart. Es gehört eine Menge Schrecken dazu, um daran zu sterben. Sogar für einen Herzkranken.«
»Und keinerlei Anhaltspunkte.«
»Nicht solange dein örtlicher Kollege unsere Arbeit blockiert», meinte Reiniger, in kaum weniger besserer Stimmung.
»Ein Sheriff ist kein Kollege«, blaffte Toby und hatte recht damit.
Sheriffs waren Wahlbeamte und traten in der Regel umso selbstherrlicher auf, je weiter man nach Westen kam. Bis sich in Kalifornien dann wieder zivilisiertere Verhältnisse einstellten. Auch Bount hatte schon des Öfteren mit Vertretern dieser Spezies zu tun gehabt und durch die Bank alles andere als erfreuliche Erfahrungen mit ihnen gemacht.
Und hier schienen sie nun wieder auf einen Mann jenes Kalibers gestoßen zu sein, der noch der Tradition des ehemaligen Wilden Westens anhing, der gar so gezähmt ja auch heute noch nicht war, das Leben in den meisten Großstädten von 500000 Einwohnern aufwärts einmal ausgenommen. Und leider lag Las Vegas noch weit unterhalb dieser Grenze.
»Außerdem bin ich hier in Urlaub«, fügte Rogers bärbeißig hinzu. »Ich fürchte, meinen Vorgesetzten