Название | Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis |
---|---|
Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745208979 |
Wallaby traf auch sofort den richten Ton. »Hi, Ferry«, sagte er. »Deinen Suff ausgeschlafen?«
»Aber klar doch, Sheriff.«
Mel Ferrer spürte instinktiv, dass dieser Mann es gut mit ihm meinte. Vielleicht hätte er diesen Japsen doch nicht in die Betonmischmaschine stopfen sollen. Sie waren ja so zierlich, diese Püppchen. Gar nicht den Aufwand wert, wenn man es so recht und bei Tageslicht betrachtete. So ganz ohne dieses Summen im Kopf, das ihn immer dann überkam, wenn er zufällig mal ein Gläschen zu viel intus hatte. Aber wer ist schon vollkommen.
Dieser eindrucksvolle Sheriff trug einen mächtigen Schlüsselbund in der einen Hand und hatte eine dünne Akte unter den anderen Arm geklemmt. Seinen Colt ließ er stecken, und das freute Mel Ferrer gleich noch mehr.
»Ist er verreckt, der Japs?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Was für’n Japs?«, fragte Wallaby zurück. »Ich weiß nichts von ’nem Japs. Du musst Halluzinationen gehabt haben.«
»Ehrlich?«
Ferrer war enttäuscht. Doch diese Enttäuschung dauerte nicht lange, weil Wallaby jetzt die Zelle aufsperrte und sich auf seine Pritsche setzte. Wie ein wirklich echter Kumpel.
»Nun, komm schon, Mel. Ich hätte da eine Kleinigkeit mit dir zu besprechen. Und vergiss die Sache von gestern Nacht. Du hast geträumt.»
Ferrer fühlte nach seinen Zähnen. Einer fehlte. Hatte er den eventuell weggeträumt? In seinem Kopf begann dieses seltsame Summen wieder.
Dabei hatte er doch heute noch keinen einzigen Schluck getrunken!
Der Hüne setzte sich gehorsam neben den Sheriff. Die Pritsche ächzte höchst gefährlich, doch das Gewicht hielt sie aus. Wallaby achtete auf Spitzenqualität in seinem Jail. Nicht einmal da durfte es Pfusch in irgendeiner Form geben, und wer hätte sich schon besser als Testperson geeignet als er selber, der er doch satte drei Zentner auf die Waage brachte?
Die Tür zum kahlen Korridor blieb offen, und auch der Aktendeckel wurde aufgeklappt. Am Anfang nichts als ein leeres Blatt. Stopp. Ein Name stand drauf. Doch Daddys Liebling war nun mal nicht gut im Lesen. Deshalb schaute er lieber den Sheriff an. Erwartungsvoll.
»Yeah ...?«
»Du hast deine Brille nicht dabei, ich weiß«, erklärte Wallaby salbungsvoll wie ein Priester, selbstverständlich keiner der gängigen Religionen. Da war er neutral.
Er legte das erste Blatt der Akte um. Das zweite zeigte eine halbe Seite der New York Post. Da war ein Mann darauf abgebildet. Sehr scharf und sehr deutlich.
Bount Reiniger hatte es schon immer gehasst, so oft in der Presse zu erscheinen. Reiniger war alles andere als glücklich darüber.
»Präg dir dieses Bild ein«, sagte Sheriff Wallaby. »Kannst du das?»
»Na klar doch, Chef.»
»Dann stell dir außerdem noch vor, er sei ein Japs ...«
Sheriff Wallaby war unter anderem auch noch ein hervorragender Psychologe.
6
Bount Reiniger hatte ebenso wie Toby Rogers noch im Auto 5000 Dollar in schwarzen 100-Dollar-Jetons bekommen. Keine großartige Geste von Lionel Lister, denn selbstverständlich waren sie zum Verlieren gedacht. Das Geld blieb also im All America.
Wahrscheinlich kannte der Lion Toby Rogers doch nicht so gut, wie er dachte. Denn der fleischige Captain war ein eingefleischter Geizhals. Keine zehn Pferde würden ihn auch nur an einen Spielautomaten bringen, an einen jener >One armed Bandits<, wie sie in Las Vegas zu Tausenden herumstanden, sogar in den Damentoiletten.
Das Hotel war schon eine kleine Stadt für sich, am Nordrand des Strip gelegen, der einzigen Verkehrsader der Stadt. Hier schlug auch ihr einziger Puls. Millionen von bunt zuckenden Lichtern gaben den Rhythmus an. Golden Nugget, Horse Shoe, Tropicana und wie sie noch alle hießen, schrien schon an diesem frühen Nachmittag ihre immerwährende Reklame in einen wolkenlosen Himmel. Blau-schwarz die Berge ringsherum. Ein Gegensatz, wie er grotesker kaum sein konnte.
Reiniger war schon öfter hier gewesen, natürlich, doch jedes Mal faszinierte ihn diese Stadt aufs neue. Es gab keinen vergleichbaren Fleck auf dieser Erde.
Lister hatte seinen eigenen Privatlift hinauf in sein Apartment, wie er sagte, wobei die Bezeichnung Apartment eine horrende Untertreibung war. Das Innere seines luxuriösen Caddys musste einem wie die kärgliche Ausstattung eines Armenhauses dagegen erscheinen.
Reiniger wohnte auch nicht schlecht, doch das hier schlug alles. Die Ausstatter von Hollywood-Filmen hätten hier noch in die Lehre gehen können. Ein chinesischer Seidenteppich spannte sich von Wand zu Wand, bestimmt mehr als 500 Jahre alt. Er schimmerte grün wie flüssiges Kupfer im Schein der gelben Abendsonne, was allein schon ein Kunststück war. Beim Modigliani hinter dem Schreibtisch hatte der Impressionist wahrscheinlich einen besonders guten Tag gehabt. Die abgebildete nackte Frau lag ausgesprochen lasziv. Bount hörte auf, herumzuschauen, ließ sich lieber nach Listers Aufforderung in einen indischen Sessel sinken. So was fand man sonst nur noch bei Maharadschas.
Der Drink allerdings stammte aus Irland, einem unaussprechlichen Ort namens Glegvienndahnocca. Er schmeckte so, wie das Zimmer aussah.
Hervorragend. Ultrahervorragend.
»Mister Reiniger?«
»Cheers.«
»Cheers.«
Sogar Rogers nippte andächtig, obwohl er sonst von Whiskys nicht viel verstand. Ganz sichtlich jedoch plagten ihn andere, bisher noch unausgesprochene Gedanken. Und ein Arbeitstier war er auch, Müßiggang ihm ein Fremdwort. Endlich Zeit, zur Sache zu kommen. Schließlich hatte er diese Reise nicht angetreten, um Plastikgeld geschenkt zu bekommen.
Er wollte schon spielen. Das ja. Aber doch um Himmels willen nicht mit Geld. Mit Schicksalen schon viel eher. Das lag seinen Neigungen näher.
»Was liegt an, Lion?«, fragte er jetzt zu Bounts Überraschung. »Du hast dich am Telefon verteufelt mysteriös ausgedrückt. Dass die Scheiße brennt, oder so ungefähr. Und dass du Hilfe gebrauchen könntest. Nun gut. Ich bin da. Und Bount hab’ ich auch mitgebracht. Er ist der perfekte Feuerlöscher. Und da wir Freunde sind ...«
Der Rest blieb unausgesprochen, doch Reiniger war nun klar, warum sich Rogers die vielen Stunden im Flugzeug über so einsilbig gegeben hatte. Er wusste selbst noch nicht genau, worum es hier eigentlich ging. Doch er war trotzdem sofort losgetigert. Das passte zu ihm.
Und Verstärkung hatte er wohlweislich gleich mitgebracht.
Das passte auch.
Lionel Lister hatte sich ebenfalls gesetzt. »Das mit diesem brennenden Dingsda ist eine sehr freie Übersetzung von dir, Toby«, sagte er, »aber es haut dem Nagel eins auf den Kopf. Ich bin in Nöten.«
Bount hörte nur zu, hielt sein Gehirn in Reserve.
Captain Rogers schwieg ebenfalls erwartungsvoll, und so war Lister gezwungen, weiterzusprechen.
»Ihr wisst doch wohl, wie der Ablauf hier funktioniert«, sagte er. »Es wird ehrlich gespielt in unseren Casinos. Aber am Schluss ist es immer das Haus, das gewinnt. Wir nennen das edge. Den vorprogrammierten Gewinn. Er liegt bei zwanzig Prozent im Durchschnitt. Bei Keno etwas mehr, bei Bakkarat etwas weniger, bei Craps und Blackjack müssen fünfzehn herauskommen. Das kannst du von jedem Computer nachrechnen lassen. Und weil das so ist, spielt man auch ehrlich in Las Vegas.«
An diesem Punkt legte Lister seine Stirn in nachdenkliche Falten. »Mit Einschränkungen. Es kommt hin und wieder vor, dass der eine oder andere Croupier übers Ziel hinausschießt. Dann zieht er beispielsweise das zweite