Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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»Er ist längst tot.«

      »Abgetaucht oder tot. Die Kollegen sollen alle unbekannten Toten der letzten elf Monate und … wie viele Tage? … na, der letzten zwölf Monate überprüfen und mit Elvedin Saqqaf vergleichen. Ebenso die der letzten zwei Monate mit Hamed Bakhtari. Bayernweit und Österreich dazu. Kümmere dich bitte drum.«

      »Sollten wir mit ihren Fotos einen öffentlichen Zeugenaufruf starten?«

      »Und welcher Richter soll uns das mit welcher Begründung genehmigen?«

      »Ich meine ja nur«, sagte Bella Hemberger. »Froggy könnte es zum Beispiel an die Presse geben, ohne dein Wissen. Er ist ja gerne mal überaktiv und schießt über sein Ziel hinaus. Und dann muss er eben auch die Konsequenzen tragen ….«

      »Du bist böse, Annabella Hemberger. Sehr böse.« Pfeffer lachte.

      »Ich habe den besten Lehrmeister.«

      »Redest du von mir? Danke. Egal, wie … Handyortung können wir auch vergessen, das genehmigt aktuell kein Richter.« Pfeffer grübelte. »Ach, ich habe eine Idee. Diese Tante von den Münchner Nachrichten …«

      »Giselle von Dettmann.«

      »Genau die kommt doch seit Neuestem immer zu unseren Pressekonferenzen. Ich habe da einen Job für dich, Bella, nach der heutigen Pressekonferenz.«

      Bella lachte kurz auf und nickte. Es versprach grenzwertig zu werden, da war sie gerne dabei.

      »Mensch, Polina, du kleines kasachisches Mädchen«, seufzte Pfeffer, »was hast du mit den beiden Männern zu tun? Vor allem, warum hattest du den Armreif? Den hast du nicht zufällig gefunden. Nie im Leben.«

      Bella Hemberger schaute in ihr Notizbuch. »Ich habe da so eine Ahnung«, sagte sie und hielt Max Pfeffer die Seite vor die Augen, auf der der kleine Esat Onkel Robbies Namen (mit einem Blümchen über dem I) und Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Darunter stand mit schiefen Blockbuchstaben ein weiterer Name mit Telefonnummer und »Nord-Schwabing«.

      »Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich mir das gleich beim ersten Mal, als von Onkel Robbie die Rede war, gedacht habe?«, sagte Pfeffer.

      »Dir glaube ich das sogar.«

      »Und der andere überrascht mich da auch nicht mehr.«

      19

      Mortimer Olberding erschien in Begleitung des Familienanwalts, Doktor Ludger Bohm, rotgesichtig. schnurrbärtig und feist, klassischer Amigotyp, CSU-gestählt. Max Pfeffer beschloss, die Befragung des Jungen alleine zu übernehmen.

      »Mein Mandant hat mir gesagt, dass Sie ihn bereits ohne Beisein eines Anwalts vernommen haben«, sagte Doktor Bohm zur Begrüßung. »Ich glaube, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass Sie sich damit gewissen Ärger eingehandelt haben.«

      »Habe ich nicht«, antwortete Pfeffer. »Ich habe Herrn Olberding nicht ohne Anwalt vernommen, sondern mich nur mit ihm beim Sonnenbaden locker unterhalten, ergo: Ich habe mir keinen Ärger eingehandelt. Und außerdem haben wir hier keine Vernehmung, sondern nur eine Befragung. Herr Olberding ist möglicherweise Zeuge eines Mords. Und ich möchte Sie, Doktor Bohm, auch darauf hinweisen, dass Herr Olberding mich bereits gebeten hat, ihn zu duzen und mit Mo anzusprechen. Espresso, die Herren?«

      Nachdem alle einen Espresso vor sich hatten, berichtete Mortimer im Wesentlichen das, was er Max Pfeffer schon an der Isar erzählt hatte. Er präzisierte auf Nachfragen seine Angaben, wann Hamed bei Beppo Schubert sein Praktikum gemacht hatte, die Daten stimmten mit den Angaben der Heimleiterin und des Gärtners überein. Und er betonte, dass er Polina mehrfach dabei gesehen habe, wie sie heimlich Fotos von Hamed Bakhtari gemacht hatte. Als Pfeffer ihm ein Foto von Elvedin Saqqaf vorlegte, schüttelte Mo den Kopf. Nie gesehen. Ebenso den silbernen Armreif.

      »Ich glaube, ich muss dann noch was sagen«, druckste Mortimer schließlich herum und sah zu seinem Anwalt. Der nickte. »Ich glaube, dass Robert Nowak auf Polina stand oder sogar etwas mit ihr hatte.«

      Pfeffer zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Nämlich?«

      »Er hat sie ein paar Mal fotografiert. Nicht heimlich wie bei Polina und Hamed, sondern so richtige Pseudo-Fotoshootings mit Posen und so. Da hat er mit seinem Smartphone gestellte Fotos von ihr gemacht. Angeblich, um neue Foto-Apps und -Filter auszuprobieren. Und Polly hat mitgemacht. Sie wurden auf gewisse Weise ziemlich vertraut miteinander. Und ich bin mir sicher, dass dann zwischen den beiden was lief.«

      »Mo, bitte überleg nun genau: Hast du jemals gesehen, wie Polina Komarowa und Robert Nowak Zärtlichkeiten ausgetauscht haben, sich geküsst haben oder auch nur berührt?«

      »Nein, habe ich nicht, aber ich bin mir fast sicher …«

      »Das reicht«, mischte sich der Anwalt ein. »Drängen Sie meinen Mandanten nicht zu Spekulationen. Wir dürften damit ohnehin fertig sein, nicht wahr?«

      »Fast.« Pfeffer lächelte sibyllinisch. »Noch einen Espresso? Nein? Gut. Mo, wir haben in Polinas Leichnam Cathinone und Cannabinoide nachweisen können.«

      Der junge Mann zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zusammen.

      »Wir haben außerdem die Aussage einer Zeugin, der gegenüber du dich als Polinas Dealer zu erkennen gegeben hast …«

      »Was für ein Unsinn«, sagte Anwalt Bohm laut. »Jetzt reicht es, Herr Kriminalrat.«

      »Ich habe noch keine Frage gestellt …«

      »Und wenn?«, sagte der Anwalt. »Da gibt es eine, eine Aussage einer angeblichen Zeugin. Wie weit, glauben Sie, dass Sie damit kommen? Im Zweifel wird es Aussage gegen Aussage sein. Und der junge Herr Olberding hat eine ausgezeichnete Reputation.«

      »Aber von Herrn Olberding haben wir ja noch gar keine Aussage.«

      »Die wird er auch nicht machen!«

      »Nun, dann wird uns Herr Olberding zumindest erklären können, warum wir darauf seine Fingerabdrücke gefunden haben.« Max ­Pfeffer legte das Tütchen Kräutermischung, das er bei Polina im Schmuckkasten gefunden hatte, auf den Tisch.

      »Da will jemand meinem Mandanten etwas unterschieben«, sagte der Anwalt.

      »Sie hat mir davon was angeboten«, sagte Mo plötzlich. »Das war zwei Tage vor ihrem Tod. Ich habe das Ding da kurz in der Hand gehabt, das stimmt. Aber ich habe es nicht ihr gegeben. Sie hat es aus ihrer Handtasche gezogen und mir angeboten, einen mit ihr zu rauchen.«

      »Und?«

      »Was und? Ja, wir haben einen geraucht. Das haben wir immer wieder mal. Ab und an. Selten. War nice. Sie hat mich immer dazu eingeladen! So what?«

      »Und Badesalz? Hast du Badesalz konsumiert oder vertickt?«

      »Ich verticke nichts«, antwortete Mo und setzte sein Idealer-Schwiegersohn-Lächeln auf. »Ich gebe zu, dass ich mit Polina ein paar Mal einen geraucht habe. Punkt. Macht doch jeder. Ich habe weder ihr oder sonst jemandem Drogen verkauft. Durchsuchen Sie mich. Los.«

      20

      »Wir sind ein bisschen weiter, Chef«, sagte Bella Hemberger. Sie setzte die Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. Froggy setzte sich an den Besprechungstisch. Bella blieb zunächst stehen. »Robert Nowak ist ein ganz heißer Kandidat. Er folgte Polina auf TikTok, ebenso auf der russischen Plattform und Instagram. Bei TikTok hatte Polina ihn blockiert. Bei der russischen Facebook-Kopie und Insta nicht. Vielleicht hat sie dort vergessen, ihn zu blocken, oder er hat sie dort nicht belästigt. Wir konnten zumindest keine Kommentare von ihm finden. Robert Nowak hat auf seinem Insta-Profil drei Fotos von Polina gepostet, tatsächlich mit Filtern bearbeitet. Er hat irgendwas mit ›Photoshop-Skills‹ dazugeschrieben. Unser Mortimer ist Polina bis gestern auch auf Instagram gefolgt. Gestern hat er sich entfolgt. Übrigens ebenso Robert Nowak, kaum war Polina tot, entfolgen sich die Verdächtigen. Interessant auch, dass Polina auf Insta unserem Hamed Bakhtari gefolgt ist! Die beiden haben aber nicht kommuniziert.«

      »Moment«, sagte Pfeffer, »muss man bei diesen Plattformen nicht die